Die germanische Blutsbrüderschaft (eBook)

Ein typologischer und völkerkundlicher Vergleich
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2018
256 Seiten
Edition Roter Drache (Verlag)
978-3-96426-018-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die germanische Blutsbrüderschaft - Leopold Hellmuth
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Unter Blutsbrüderschaft wird ein in vielen Völkern verbreitetes Ritual bezeichnet bei dem durch das Vermischen von Blut ein verwandtschaftsähnliches Verhältnis zwischen den Beteiligten geschaffen wird. Leopold Hellmuth beschreibt und erklärt in diesem Buch die nordgermanische Form der Blutsbrüderschaft, die eine besondere Nähe zur Person und zum Kult Odins aufwies.

Neben den verschiedenen nordischen Quellen untersucht der Autor die einzelnen Elemente dieses Rituals und die damit verbundenen sozialen Konsequenzen (Rache, Totenfolge, Frieden, Erbrecht). Zudem vergleicht er die Merkmale der nordgermanischen Blutsbrüderschaft mit denen anderer Völker, um deren Gemeinsamkeiten wie die symbolische Blutmischung, aber vor allem deren Besonderheiten herauszuarbeiten, deren spiritueller Charakter und Familienferne.

Dieses Werk liefert somit nicht nur die bloße wissenschaftliche Darstellung der historischen germanischen Blutsbrüderschaft, sondern macht diese für die Moderne wieder praktisch greifbar.

I. EINLEITUNG 11
Skizzierung der Belegsituation – relativ langes Fortbestehen der Blutsbrüderschaft
in Skandinavien – Art und Beschaffenheit der Quellen – mögliche
Ursachen für das Verschwinden der nordgermanischen Blutsbrüderschaft –
keine prinzipielle Unverträglichkeit von Christentum und Blutsbrüderschaft
– skandinavische Blutsbrüderschaft offenbar schon vor der Christianisierung
im Schwinden begriffen – weitere Ursachen für die Seltenheit von Beschreibungen:
bei etwas (noch) allgemein Bekanntem genügen Andeutungen – erst
später: Darstellungen von Verbrüderungen als Legitimierung der Kenntnis der
Vorzeit – unmittelbare Hauptschwierigkeit bei der Erforschung der germanischen
Blutsbrüderschaft: Rekonstruktion des Rituals – Rasengang-Forschung
– verschiedene Formen „künstlicher“ Brüderschaft bei den Nordgermanen –
kaum voneinander abzugrenzen – Blutsbrüderschaft im Mittelpunkt – eine der
beiden Hauptaufgaben: Beschreibung und Deutung der germanischen Blutsbrüderschaft
– weltweite Verbreitung der Blutsbrüderschaft – Ausformung eines
Elementargedankens? – Vergleichbarkeit der Blutsbrüderschaften verschiedener
Kulturbereiche – zweite Hauptaufgabe: inwieweit ist die germanische
Blutsbrüderschaft „typisch“? (auf die germanische Blutsbrüderschaft bezogene
Typologie) – Verwendung von „typisch“ und „atypisch“ – Unsicherheitsfaktoren
in den ethnologischen Beschreibungen

II. BELEGSITUATION 23
A) Die germanischen Belege für Blutsbrüderschaft 25
Lokasenna, Str. 9 – Brot af Sigurðarkviðu, Str.17 – Völsunga saga, Kap. 28 u.
32 – Snorra Edda, Skáldskaparmál, Kap. 39 – Gísla saga Súrssonar, Kap. 6
– Saxo Grammaticus, Haddingssaga – Egils saga einhenda ok Ásmundar berserkjabana,
Kap. 6; Árán und Ásmundr – Þorsteins saga Víkingssonar, Kap.
21; Beli und Angantýr – Illuga saga Griðarfóstra, Kap. 1 – Die Belege germanischer
Blutsbrüderschaft in Tabellenform
B) „Künstliche“ Brüderschaft im heidnischen Skandinavien 46
Fóstbroeðra saga, Kap. 2 – Sörla Þattr, Kap. 4 – Saxo Grammaticus, Höginus
und Hithinus – Gull-Þóris saga, Kap. 2 – Þattr Orms Stórólfssonar, Kap. 6 –
Sturlaugs saga Starfsama, Kap. 13 – Haralds Rímur Hringsbana – Saxo Grammaticus,
Asmund und Asvit – Bjarnar saga hítdoelakappa, Kap. 29 – Þorsteins
saga Víkingssonar, Kap. 7; Viking und Njörfi – Þorsteins saga Víkingssonar,
Kap. 20, Þorstein und Beli – Snorri Sturluson: Magnúss saga blinda ok Haralds
Gilla, Kap. 3 – die Belege „künstlicher“ Brüderschaft in Tabellenform
– Blutsbrüderschaft in den Rechtsbüchern nicht erwähnt – Eidbrüderschaft
nur im Gulathingsrecht – Erwähnungen von „Brüdern“ auf Runeninschriften
– Begriffsbestimmung und mögliche Entwicklung der altnordischen Brüderschaftsterminologie
– eiðbróðir, svarabróðir, fostbróðir – félagi – Umstrukturierung
noch vor der Jahrtausendwende – Gilde und „Brüder“bünde – analoge
Entwicklung bei den Kelten und Südslawen – Existenz mehrerer Brüderschaftsformen
nebeneinander – als Parallele dazu: verschiedene Formen der
Wahlbrüderschaft auf dem Balkan – eiðbróðir und svarabróðir als Beispiele für
das Oberhandnehmen der „juristischen Perspektive“

III. TYPOLOGIE
A) VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN ZUM RITUAL
DER BLUTSBRÜDERSCHAFT 69
a) Das germanische Ritual der Blutsbrüderschaftsschließung 69
Blutmischung in Verbindung mit anderen rituellen Handlungen – Blut aus der
Innenfläche der Hand – „Wecken des Blutes“ – Vermischen des Blutes – Blutmischung
unter dem Rasenbogen – Blutmischung in der Fußspur – Sinn des
Blutmischens – Deutungsversuch des „láta renna blód í spor“ – Bluttrinken bei
den Germanen offenbar unbekannt – „ganga undir jarðarmen“ – Divergenzen
in den Quellen – die verschiedenen Anwendungsarten des Rasenganges und
die Prioritätsfrage – Bestrafung von Schuldigen durch das „ jarðarmen“ – Veranstaltung
des „ganga undir jarðarmen“ – Praktische Schwierigkeiten bei der
Ausführung – Deutungen des Rasengangrituals – K. Maurer – M. Pappenheim
und J. De Vries – Verhältnis von Fußspurenritus und Rasengang – Alter
und Entwicklung der Riten – schließen Rasengang und Fußspurenritus einander
aus? – Der Eidschwur und seine Problematik
b) Das Ritual der Blutsbrüderschaft –
Außergermanische Gegenstücke 95
unmittelbare Blutmischung durch Aufeinanderpressen der Wunden – „Trinken“
des Blutes durch wechselseitiges Aussaugen der Wunden – Blut in einem
Gefäß vermischt und pur getrunken – Vermischung des Blutes mit einem anderen
Stoff und nachfolgende – Blutmischung ohne jede – Vergleich mit dem
germanischen Blutsbrüderschaftsritual – Schlußfolgerung: atypischer Charakter
des germanischen Verbrüderungsrituals

B) BLUTSBRÜDERSCHAFT ALS SOZIALES PHÄNOMEN –
TYPOLOGISCH BETRACHTET
(TYPOLOGIE DER KONSEQUENZEN) 128
a) Rachepflicht 128
Erwähnungen der Rachepflicht bei den Nordgermanen – wichtigste Konsequenz
der nordgermanischen Blutsbrüderschaft – „absolute“ Gültigkeit – Umwandlung
der Rache – betrifft nur die Blutsbrüder selbst – Rachepflicht bei
den Südslawen – keine Erwähnung bei den Kelten – völkerkundliche Gegenstücke
– Schlußfolgerung
b) Totenfolge 133
Mitbegraben mit dem toten „Bruder“: Asmund und Asvit bzw. Ásmundr und
Árán – eine altirische Parallele: CúChulainn und Ferdiad – Totenfolge nach
Ausweis des völkerkundlichen Materials offenbar keine typische Konsequenz
der Blutsbrüderschaft – ein vereinzeltes Beispiel symbolischen Mitbegrabens
– Schlußfolgerung
c) Friedenstiftende bzw. Frieden bewahrende Funktion
der Blutsbrüderschaft 139
„Fostbrodersituation“- Beispiele für die „Fostbrodersituation“ mit unentschiedenem
Kampfausgang – die zweite Art der „Fostbrodersituation“: Verbrüderung
mit dem besiegten Gegner – Fälle, in denen die Situation durch den „fóstbroðir“
eines der beiden Kämpfenden herbeigeführt wird – völkerkundliche
Belege für die friedenstiftende Funktion der Blutsbrüderschaft – Blutsbrüderschaft
zwischen Bluträcher und Mörder – Blutmischung vor Racheexpeditionen
und Verschwörungen – friedenstiftende Funktion der Blutsbrüderschaft
kann als typisch gelten
d) Gütergemeinschaft (zur Frage der Frauengemeinschaft
und des Erbrechtes) 156
félag und fóstbroeðralag – völkerkundliche Gegenstücke zur Gütergemeinschaft
von Blutsbrüdern – Frauengemeinschaft – gegenteilige Belege – zur Problematik
des Erbrechts – Resümee
e) Verbindlichkeit der Blutsbrüderschaft 163
südslawische, keltische und außereuropäische Beispiele – Verwünschungen und
Beschwörungen als Teil des Verbrüderungsrituals – „automatische“ Bestrafung
im Falle eines Treuebruchs – Blutsbrüderschaft enger als die natürliche Brüderschaft
– Vererbung der Blutsbrüderschaft – nicht gehaltene Blutsbrüderschaften
– auch zufällig entstandene Blutsbrüderschaft ist gültig – Beispiele aus
Irland, Zentralafrika und Australien – absoluter Charakter des nordgermanischen
fóstbroeðralag
f) Blutsbrüderschaft und Familie 177
zum Verwandtschaftscharakter der Blutsbrüderschaft – Heiratsverbot zwischen
den nächsten Verwandten von Blutsbrüdern – vereinzelte Ausnahmen – „brüderlicher“
Charakter des Blutbundes – Mitglieder derselben Familie können
nicht Blutsbrüder werden – Heiratsverbot auch für die Kinder von Blutsbrüdern
– südslawische Beispiele für den Verwandtschaftscharakter der Blutsbrüderschaft
und das daraus entspringende Heiratsverbot – irische Beispiele für
das Heiratsverbot und den verwandtschaftlichen Charakter der Blutsbrüderschaft
– das nordgermanische fóstbroeðralag zog keine Heiratsbeschränkungen
nach sich

IV.
ZUR DEUTUNG DER GERMANISCHEN
BLUTSBRÜDERSCHAFT 191
fóstbroeðralag kein Hineingeborenwerden in die Familie – Familiennähe oder
Familienferne des nordgermanischen Blutsbrüderschaftsverhältnisses – Konfliktsituationen
zwischen Sippe und fóstbroeðralag: Hamletsage, Njörfi und
Viking, Nibelungenkreis – Ergebnis: Blutsbrüder standen einander näher als
ihren Verwandten – Rachepflicht betraf nur die Blutsbrüder selbst – Fehlen
des Heiratsverbotes in Skandinavien – germanische Beispiele für Ehen mit der
Schwester des Blutsbruders – Blutsbrüderschaft zwischen natürlichen Brüdern
und nahen Verwandten – deutliche Familienferne des fóstbroeðralag – zum
Begriff der „kultischen“ Brüderschaft – Beispiele für Brüderschaftsverhältnisse
aufgrund der Teilnahme an denselben Kulthandlungen – cognatio spiritualis
– Tod und Neugeburt beim Abschluß von Blutsbrüderschaften: bei englischen
Zigeunern, in Angola und auf Madagaskar – Blutmischung bei Initiationen in
Kultbünde – „Passage“-Charakter gewisser Blutriten – volkskundliche Parallelen
zum Rasengang: Heilriten des Durchkriechens etc. – Rituelle Neugeburt
aus der Erde auf dem Balkan – Auflegen von Rasenstücken in magischen Praktiken
des Volksaberglaubens und in Sagen – Fähigkeit, Unsichtbares zu sehen –
grundlegende Wandlung durch den Eintritt unter die Erde: höhere Begabung
– Verstehen der Vogelstimmen – Eintritt unter die Erde als Eintritt in eine höhere
Seinsform – fóstbroeðr als Söhne einer spirituellen Macht – Odin und das
fóstbroeðralag – Odin als Stifter und Beschirmer von Blutsbrüderschaften – zur
Strophe 9 der Lokasenna – fóstbroeðralag nicht nur ein individuelles Verhältnis
– vorchristliche skandinavische „Brüder“-Bünde: Rökstein, Bären-Brüder der
Gesta Danorum, andere Runensteine – Odin, Gott der Bünde – unterschiedliche
Anzahl von fóstbroeðr – die Teilnehmerzahl gestattet keine Trennung zwischen
dem fóstbroeðralag und umfassenderen Brüderscharen – Anführer von
Brüderscharen zugleich Bruder unter Brüdern – Odin als Patron von Einzelmenschen
– Odin als „fóstri“ der fóstbroeðr – Bedeutungsambivalenz von an.
„fóstbroðir“ – Etymologie der entsprechenden Wortfamilie – Beispiele für die
Doppelbedeutung – Versuche, sie zu erklären – fóstbroeðralag als Brüderschaft
„in“ Odin? – Christliche Entsprechungen – Gründe für die Familienferne des
fóstbroeðralag und das Fehlen von Heiratsbeschränkungen – Zusammenfassung

Bibliographie 228
Sachverzeichnis 242
Autorenverzeichnis 249

Erscheint lt. Verlag 7.3.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Ethnologie Völkerkunde (Naturvölker)
Schlagworte Blutsbrüder • Germanen • Odin • Völkerkundliche Vergleich
ISBN-10 3-96426-018-5 / 3964260185
ISBN-13 978-3-96426-018-5 / 9783964260185
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