Das Pashtunwali zwischen Tradition und Moderne. Eine Studie zur zweiten Generation der Paschtunen in Deutschland
Diplomica Verlag
978-3-96146-596-5 (ISBN)
Muska Haqiqat wurde 1985 in Wiesbaden geboren. Ihr Studium der Ethnologie und Islamwissenschaften an der Universität Hamburg schloss die Autorin im Jahre 2017 mit dem akademischen Grad der Magistra Artium erfolgreich ab. Seit ihrem Studium befasst die Autorin sich stärker auf kulturwissenschaftlicher Ebene mit ihrem Heimatland Afghanistan. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Migration, Transnationalismus und Diaspora. Sie absolvierte 2015 eine Ausbildung zur Schreibberaterin und arbeitete in dieser Funktion an der Universität Hamburg. Sie veröffentlichte als Co-Autorin im Jahre 2015 die Bücher "Thematischer Grundwortschatz Deutsch-Paschtu Band 1 & Band 2" und 2016 "Großer Lernwortschatz Deutsch-Afghanisch / Paschtu für Deutsch als Fremdsprache (DaF)".
Textprobe: Kapitel 5.1. Inhaltliche Analyse von Pashtunwali Die einzelnen Komponenten des Pashtunwali sind nang, namus, tura, badal, melmastia, nanawatee und sharm. Ich stelle nachfolgend die Komponente des Pashtunwali im Einzelnen vor: 5.1.1. Nang Kern des Pashtunwali ist nang. Nang ist das ganze Spektrum des Pashtunwali, welches nämlich Ehre, Würde, Mut, Tapferkeit, aber auch Schande, Scham Schutz und Verteidigung umfasst (Janata/Hassas 1975: 85). In der Paschtu-Literatur wird häufig nang-i pukhtana verwendet, was mit Pashtunwali gleichgesetzt wird. Mit nang-i pukhtana wird diese Bandbreite demnach auch in der Literatur reflektiert. Nang weist ein altruistisches Element auf und impliziert den Dienst der Gemeinschaft (Steul 1981: 138). Dieser Dienst besteht insbesondere im Schutz und in der Verteidigung der Familie, der Lineage, des Clans und des Stammes, aber auch die Heimat eines Paschtunen, "[...] um nicht in Schmach und Schande unterzugehen und so seinen Platz in der Gesellschaft zu verlieren" (Janata/Hassas 1975: 85). Ahmed konstatiert: "It is the Pukhtun who is `maddened by nang and the Pukhtun who gives his life to uphold nang. Pukhtun themselves are acutely conscious of this madness and quote the saying `Pukhto is half-madness (Pukhto nim liwantob day) [...] (1980: 98). " Wenn ein Mann all die oben aufgelisteten Forderungen erfüllt, wird er als nangialai, "[...] dem Superlativ aller Lobworte für den Paschtunen", tituliert (Janata/Hassas 1975: 85). Nangialai bedeutet mutig, mannhaft und drückt aus, dass der Mann Verteidiger, Beschützer, der Kühne, Tapfere, Held, Waghals ist. Einen Mann als be nanga laut und vor Zeugen zu bezeichnen ist die denkbar schwerste Beleidigung und seine Ehre kann er traditionell nur durch die Tötung desjenigen, der diese Beleidigung ausgesprochen hat, wieder herstellen. Ghairat wird in der Umgangssprache meistens von den Paschtunen aus der Stadt als synonymer Begriff für nang verwendet. Jedoch fehlt in der Bedeutung der Begriff Schande. Janata/Hassas (1975: 85) übersetzen das Wort ghairat so: "Gefühl der eigenen Würde, Selbstachtung; Ehrgefühl, Stolz; Eifer, Fleiß; Heldenmut, Mannhaftigkeit; Tapferkeit; Entrüstung, Empörung; Bescheidenheit." Auch das Lobeswort nangialai verschwindet langsam aus dem Sprachgebrauch der Stadtpaschtunen und wird ersetzt durch "ghairatman" (ebd. 1975: 85). Verständnis der Informanten von nang Sieben Befragte kannten sowohl ghairat als auch nang, wohingegen sechs Befragte nur den Begriff ghairat kannten, drei von ihnen hatten jedoch schon einmal etwas von nang gehört, drei der Befragten war der Begriff nang unbekannt. S.P. (m., 28) sagte: "Nang ist sehr sehr wichtig. Es ist die Grundlage des Bausteins meines Lebens. Ohne nang gibt es kein Pashtunwali." B.B. (m., 25) äußerte sich zu nang so: "Ghairat ist Mut, Ehrgefühl, Stolz. Es gibt noch die Bezeichnung nangialai. A.H. (m., 18) erzählte: "Nang ist Ehre, man ist ehrlos, wenn man nicht für sein Vaterland oder seine Gruppe kämpft. Es ist eine Haltung. Nang bedeutet auch seine Familie zu schützen. Eine positive Tat ist ehrenhaft." Zwei weibliche Befragte assoziierten das Wort ghairat mit Männer. F.H. (w., 24) sagte: "Es ist Richtung Ehre. Ghairat kenne ich im Bezug auf Männer. Man sagt ja auch 'Er hat nicht mal ghairat'." L.S. (w., 29) erzählte: "Ghairat ist mir eher bekannt. Der Begriff ist vielfältig. Es ist Stolz. Ich verbinde diesen Stolz mit Männern. Also der Stolz, den die Männer immer haben und dass sie ihren Ehefrauen bspw. Sachen verbieten und ihnen sagen, was sie dürfen und was nicht." Die Grundlage von Pashtunwali ist nang. In ihr wird die Gesamtheit von Pashtunwali ausgedrückt. Wenn ein Paschtune sich vorbildlich verhält, wird er als nangialai oder ghairatman bezeichnet. So bezeichnete S.P. nang als die Basis seines Lebens. Zudem erwähnte er als Einziger das Wort ghairatman, jedoch im Zusammenhang mit badal.23 A.H. war der Einzige, der nang im Zusammenhan
Erscheinungsdatum | 12.02.2018 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 184 g |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Ethnologie ► Volkskunde |
Schlagworte | Afghanistan • Afghanyat • Asylrecht • Ehrenkodex • Gastrecht • Interview • Islam • Kultur • Migration • Paschtu • Pathan • Rechtskodex • Sharia • Stammesgesetz |
ISBN-10 | 3-96146-596-7 / 3961465967 |
ISBN-13 | 978-3-96146-596-5 / 9783961465965 |
Zustand | Neuware |
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