Zum Denken verurteilt -  Robert Geischläger

Zum Denken verurteilt (eBook)

Das Feuer weitergeben
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2017 | 1. Auflage
Morawa Lesezirkel (Verlag)
978-3-99070-249-9 (ISBN)
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Dieses Buch hat der Autor auch als 'Lesebuch' bezeichnet. Lesebücher, das waren früher Bücher, die kurze Texte über verschiedene Themen beinhalteten. Hier sind es sorgfältig ausgewählte Texte zur Zeitgeschichte in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, die wie gute Lesebücher früher, zum Denken anregen sollen, denn wir alle sind aufgefordert zu denken oder können gar nicht anders. - Wer nicht mehr denkt, der wird gedankenlos. Die unangenehmste Form der Gedankenlosigkeit ist die Demenz. Daher ist dieses Buch auch köstliche Nahrung für Ihre Gedanken und damit Gesundheit fördernd.

Da ich die Herausgeberin bin, schreibe ich das Profil für Dr. Robert Geischläger: Der Autor war nicht nur der beste aller Ehemänner sondern auch ein Mann ganz im sokratischem Sinn, dem es um Einsicht und Wahrheit und um seine Seele ging "dass sie werde so gut als möglich". Er war geradlinig und lauter, sanftmütig und kämpferisch wenn dies nötig war. Da er "das Gras wachsen" hörte, war er besorgt um die Zukunft. Den Zeitgeist, den er als Ursache für das Sinn entleerte Leben vieler Jugendlichen (siehe Drogen) ansah, versuchte er zu bekämpfen. Er bekannte sich als ausübender Katholik und fungierte Jahrzehnte lang als Landesobmann für Wien der "Una Voce Austria" die Meßfeier in lateinischer Sprache am Leben zu erhalten. Im ÖCV Norica war er der Bundesbruder "Perikles".

Wie schön der Mensch ist! Schöne
neue Welt, die solche Bürger trägt.
Aldous Huxley „Schöne Neue Welt“

ZWEITES KAPITEL: DER MENSCH


Es war nicht zufällig, dass das vorherige Kapitel mit der Stufenfolge der Bewusstheit geendet hat, die der Aufgliederung der geistigen Haltung des Menschen gewidmet war. Die drei Selbstverständlichkeiten gibt es tatsächlich, wenn sie auch nicht immer so bezeichnet werden. Jeder Mensch durchschreitet diese Phasen, und zwar sowohl in der Entwicklungsperiode als auch später bei 1.000 Einzelheiten. Wir wollen kurz rekapitulieren: Zunächst wird der Mensch geboren und hat seine Anlagen, die es zu entwickeln gilt. Weder physiologisch noch psychologisch noch intellektuell ist er Spitze, er hat bloß die Anlagen dazu, mehr oder weniger Spitze zu werden. Mit dem besten Gedächtnis ausgestattet, hat er zwar die Möglichkeit, sich etwas zu merken, aber noch keinen Vorrat an Gemerktem. Der Instinkt ist vorhanden und die Reflexhandlungen entstehen korrekt.

Es ist die Zeit, da die Gefühle und das Erlebnis vorherrschen. Mit dem Wachsen der Intelligenz, des Gelernten und der Erfahrung tritt der Jugendliche in die Phase der Spaltung und Entfaltung oder der Selbstentfremdung. Es ist die Pubertätszeit, in der er sich selbst nicht einmal kennt und er auch von seinen nächsten Verwandten oft nicht verstanden wird. Erst in der dritten Phase der „zweiten Selbstverständlichkeit“ überwindet der Mensch die Spaltung, findet zu sich selbst zurück und versteht viele Dinge eher, die er während der Pubertät für anfechtbar gehalten hat.

In der Analyse des Menschen wollen wir im Folgenden kurz zeitlich wie auch funktionell vorgehen. Da ist zunächst etwas, das den Menschen vor dem Tier auszeichnet:

1.) Die Sprache


Beim Kleinkind eher als Aufruf, denn als Verständigung oder gar Ausdrucksweise verstanden, wird sie für den Heranwachsenden von größerer Bedeutung. Ja, es steht fest, dass die Sprache überhaupt das Instrument ist, das den Menschen in seiner Eigenschaft vom Tier unterscheidet. Es ist ein äußeres und doch das wichtigste Unterscheidungsmerkmal. In der Sprache und mit der Sprache, ja durch die Sprache denkt der Mensch, er fühlt, er gibt Freude oder Leid Ausdruck, er offenbart oder spricht zu sich selbst. Merkwürdig immerhin ist, dass die Sprache, die den Menschen als solchen charakterisiert und eigentlich einen sollte, in der Realität trennt. Freilich, gäbe es nur eine Sprache auf der Welt, würde diese ein wesentliches Einigungsmerkmal darstellen können. Die Verschiedenheit der Sprachen ist ein wesentlicher Grund für Zwiespalt. So berichtete auch das Alte Testament, dass Gott den Sprachenwirrwarr unter die Menschen gestreut hätte, weil sie durch den Turmbau von Babel sich der Größe Gottes zu nähern suchten. Um jene Hoffart zu strafen, wäre die Sprachenvielfalt gekommen.

Bedenkt man, was die Sprache für den Menschen bedeutet, so ist es selbstverständlich, eine Anzahl von Konsequenzen zu ziehen, nämlich:

a) Aus der Liebe zur eigenen Sprache muss auch die Hochachtung zur fremden Sprache entstehen. Das heißt nun nicht nur, dass man gut daran tut, Sprachen zu lernen, denn so viele Sprachen man kann, so viel Mal Mensch ist man. Es heißt auch Entgegenkommen im wahrsten Wortsinn jenen Minderheiten gegenüber, die eine andere Sprache sprechen. Weiß man um die Bedeutung der eigenen Sprache, wird man um die der fremden wissen oder um die Bedeutung, die diese Sprache für die Andersredenden hat.

b) Sprache wird aber nicht nur gesprochen, sondern auch geschrieben. Es ist daher wichtig, alles zu fördern, was das Analphabetentum beseitigt. In Westeuropa existiert nur mehr eine geringe Anzahl von Analphabeten. In anderen Kontinenten steht dies nicht zum Besten. Hier einen Akt der Solidarität zu setzen, wäre überlegenswert, wenngleich nicht auf Anhieb eine Lösung zur Verfügung stehen wird.

2.) Beziehungen


Meist bereits im Kleinkindesalter tritt irgendeine Beziehung zwischen Mensch und Tier auf. Entweder streichelt das Kleinkind die Katze, spielt mit dem Hund oder reißt einer Fliege die Beine aus. So eng liegen die Gegensätze Tierliebe und Tierquälerei beisammen in der „naiven“ Phase. Es wird hier nötig sein, dem Kind den alten Spruch „Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz“, zu erklären. Natürlich geht es auch darum, dem Kind zu erklären, dass es kein Leben ohne Schmerz gibt, auch für den Menschen nicht und dass am Ende jedes Lebens der Tod steht. Und da das Kind vermutlich ebenso gerne Wurst isst, wie die Eltern, wird man beizeiten darauf hinweisen müssen, dass das Tier geschlachtet werden musste, um dem Menschen Nahrung zu geben, dies jedoch im Sinne des Schöpfungsauftrages geschieht und unter großer Rücksichtnahme. Diese Rücksichtnahme wird ja unter Umständen das Einschläfern eines todkranken vierbeinigen Freundes erleichtern. Wenn wir von klein auf nichts zulassen, was zu einem psychopathischen Verhalten – sei es auch im Unbewussten – führen könnte, werden wir sehr viel für das weitere Leben gewinnen.

3.) Elternhaus, Kirche, Schule


Bereits in den zartesten Anfängen des Menschenlebens wird in allen christlichen Ländern vom Christkind gesprochen. Es ist dies ein Anlass, die Kinderaugen fröhlich strahlen zu lassen, von der Güte Gottes zu reden und dem Kind das Wunder der Schöpfung ins Herz zu legen. Die Realität spielt hier noch keine Rolle. In späteren Jahren wird dann dem Kind erklärt, dass zu Weihnachten das Christkind nicht wirklich gekommen ist, wenn die Gaben unter dem Christbaum lagen. Es stellt aber eine wunderbare Erinnerung an jenes große Ereignis dar, als das Jesuskind selbst in den Stall von Bethlehem kam, um den Menschen das Tragen seiner Last zu erleichtern.

Elternhaus, Kirche und Schule erziehen nicht nur den Verstand des Heranwachsenden, sondern auch seine Seele. Aber manches wird dann in der Pubertät „hinterfragt“, ohne dass genug Antworten zur Verfügung stehen. Die große Frage ist dann:

4.) Die Frage nach dem Sinn des Lebens


Das Leben selbst ist voller Sinnangebote!
Viktor E. Frankl

Wenn heute jemand darüber einen Vortrag hält, so sind ihm volle Säle gewiss. Nicht immer befriedigen die Antworten, können sie das überhaupt? In diesem Zusammenhang wollen wir uns kurz der klassischen Philosophie zuwenden, wo bereits folgende Unterscheidung getroffen wurde, nämlich, dass es die Causa efficiens und die Causa finalis gibt. Das heißt, dass in nahezu allen Fällen eine zweifache Ursache existiert, nämlich die im engeren Sinn bewirkende und die auf lange Sicht Ziel gebende. Ein Beispiel macht das klar: Jemand nimmt seinen Wagen und fährt. Warum – weil der Motor läuft, warum – weil er in die Markthalle will. Ersteres war also die bewirkende Ursache, Letzteres das Ziel der Unternehmung.

Es besteht heute die Gefahr, dass die Jugend, und im Laufe der Zeit weitere Kreise, die Causa finalis, also den Endzweck oder den Sinn des Lebens nicht mehr erkennt. Auch hier wäre es wichtig, sich an die „Stufenfolge der Bewusstheit“ zu erinnern. Nach der ersten Phase, der naiven Selbstverständlichkeit – ein Zustand also, in dem Kinder der Naturvölker sich befinden – kommt der pubertäre Mensch in die Phase der Entfaltung und Spaltung. In dieser Phase kann sich aber auch der Erwachsene befinden, wenn er in einer Zivilisationsstufe lebt, die ihm mehr Zweifel als Klarheit bringt. Die Zeit der Spaltung ermöglich zwar eine Entfaltung, zieht sie aber nicht zwingend nach sich. Dem religiös gebundenen Menschen wird hier üblicherweise die Lehre seiner Religionsgemeinschaft zu Hilfe kommen. Der „Freigeist“ bedeutet Mut in Zeiten von Zweifel, Trübsinn oder zumindest Gleichmut. Das Mindeste wäre, dass er seinen Blick umherschweifen lässt und die Wunder der Natur, der Schöpfung, die Wunder Gottes, die aufzuzählen nicht Gegenstand dieser Betrachtung ist, in seiner Seele aufnimmt und reflektiert.

Mit menschlichem Denken wird klarerweise niemand den Dingen auf den Grund kommen. Aber die Anerkennung des Geheimnisses, das Erfühlen des Schöpfers wird sehr weiterhelfen. Gleicht doch ein gläubiger Mensch einem Fahrer in einer Allee, deren Ende zwar im Nebel verhangen, aber deren Richtung klar vorgezeichnet ist. Dieser Mensch wird zwar das Ziel noch nicht erkennen können, er wird aber wissen, wie er es anstrebt und dass dieses Streben sinnvoll ist. Man kann natürlich die Frage nach dem Sinn des Lebens auch anders angehen, wie ein Bericht über Kranke und Schicksalsbetroffene schreibt. Der namhafte Psychiater Viktor Frankl6 forderte, wie die Wiener Zeitung vom 14.5.1982 berichtet, in Übereinstimmung mit Elisabeth Lukas7 aus deren Werk über Logotherapie:

„Der Verlust des Lebensinhaltes soll nicht totgeschwiegen werden ... der Patient, dessen Lebensziel in Brüche ging, schleudert die Sinnfrage dem Psychotherapeuten offen ins Gesicht. Der Psychologe muss Antwort geben, Der Psychotherapeut muss dem Patienten dabei offen in die...

Erscheint lt. Verlag 22.11.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-99070-249-1 / 3990702491
ISBN-13 978-3-99070-249-9 / 9783990702499
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