Post von Karlheinz (eBook)

Wütende Mails von richtigen Deutschen – und was ich ihnen antworte

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018
272 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-22661-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Post von Karlheinz - Hasnain Kazim
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Wie man gekonnt auf Hassmails antwortet
Täglich bekommt Hasnain Kazim hasserfüllte Leserpost. Doch statt die Wutmails einfach wegzuklicken, hat er beschlossen zurückzuschreiben - schlagfertig, witzig und immer wieder überraschend. Dieses ebenso unterhaltsame wie kluge Buch versammelt seine besten Schlagabtäusche mit den Karlheinzen dieser Welt und beweist, warum man den Hass, der im eigenen Postfach landet, nicht unkommentiert lassen sollte. Denn, wie Hasnain Kazim schreibt: »Wenn wir schweigen, beginnen wir, den Hass zu akzeptieren. Also, reden wir!«

Hasnain Kazim ist gebürtiger Oldenburger und Sohn indisch-pakistanischer Einwanderer. Er wuchs im Alten Land, vor den Toren Hamburgs, und in Karatschi in Pakistan auf, studierte Politikwissenschaften und schlug eine Laufbahn als Marineoffizier ein. Er schrieb unter anderem für das dpa-Südasienbüro in Delhi und von 2004 bis 2019 für den SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE, die meiste Zeit davon als Auslandskorrespondent in Islamabad, Istanbul und Wien. Für seine Arbeit wurde er bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter der »CNN Journalist Award«. Er lebt als freier Autor nach wie vor in der österreichischen Hauptstadt und hat mehrere Bücher veröffentlicht, unter anderem »Grünkohl und Curry«, »Plötzlich Pakistan« und »Krisenstaat Türkei«. Das Taschenbuch »Post von Karlheinz« (2018), das seine Dialoge mit wütenden Leserinnen und Lesern versammelt, stand viele Wochen auf der Bestsellerliste. »Auf sie mit Gebrüll!« (2020), eine Anleitung zum richtigen Streiten, wurde ebenfalls direkt nach Erscheinen ein Bestseller. Zuletzt erschienen »Mein Kalifat. Ein geheimes Tagebuch, wie ich das Abendland islamisierte und die Deutschen zu besseren Menschen machte« und das dazugehörige »Kalifatskochbuch. Weisheiten und Rezepte«.

Die CSU spricht davon, es müsse ein »Vorrang für Zuwanderer aus unserem christlich-abendländischen Kulturkreis« gelten. Ich fühle mich, da ich Sohn von Einwanderern aus dem vorwiegend islamischen Pakistan bin, die eben nicht aus diesem »christlich-abendländischen Kulturkreis« stammen, angesprochen und schreibe ihr am 12. September 2016 auf SPIEGEL ONLINE einen offenen Brief:

Liebe CSU,

moin nach Bayern! Ich lese, dein Vorstand hat am Wochenende ein Papier beschlossen, in dem es heißt: »In Zukunft muss gelten: Vorrang für Zuwanderer aus unserem christlich-abendländischen Kulturkreis.« Gestatte mir ein paar Worte dazu, da ich mich mit Eltern, die eben nicht aus dem »christlich-abendländischen Kulturkreis« stammen und nach Deutschland eingewandert sind, angesprochen fühle.

Meine Familie hat in der Helmut-Kohl-Zeit jahrelang um die deutsche Staatsbürgerschaft kämpfen müssen. Schon damals ließen die Behörden uns spüren, dass wir als Zuwanderer nicht erwünscht sind. Mit deiner Äußerung bringst du diese Haltung auf den Punkt: Schweden, Norweger oder Engländer wären noch okay, aber Pakistaner, Nigerianer oder Chinesen?

In deiner Haltung, die du in einen Mantel der kulturellen Differenzierung hüllst, steckt eine hässliche Portion Rassismus. Und deine Spitze, liebe CSU, ist intelligent genug zu wissen, dass sie genau mit diesen rassistischen Elementen spielt, um Wähler am rechten Rand für sich zu gewinnen. »Ist doch nur Wahlkampfgetöse«, magst du mir jetzt antworten. Und: »Fühlen Sie sich doch nicht gleich getroffen, Leute wie Sie meinen wir doch gar nicht!«

Ich verstehe das, CSU. Du lotest nur die Grenzen des Sagbaren aus. Das ist die Masche von Rechtspopulisten, und du bist dir nicht zu schade, dich zu ihnen zu zählen. Aber weißt du, was das Problem ist? Viele deiner Fans nehmen deine Worte für bare Münze. Und weißt du, was sie dann tun? Sie fühlen sich von deiner feindseligen Rhetorik ermutigt, Menschen wie mich in der S-Bahn als »dreckiges Ausländerpack« zu beschimpfen. Menschen in aller Öffentlichkeit zu bespucken. Oder mich wissen zu lassen, man müsste mir »tüchtig eins in die Fresse hauen«, wie mir einer deiner Fans per E-Mail schrieb, »weil Fremde wie du aus Deutschland rausgeprügelt gehören!«.

Mit deinen Worten beförderst du eine Radikalisierung der Sprache, du beflügelst die Gewalttätigen. Und das alles nimmst du nur für deine absolute Mehrheit in Bayern in Kauf? Du willst wirklich nach »kultureigener« und »kulturfremder« Herkunft selektieren? Solch eine Haltung, liebe CSU, finde ich, ist einer Demokratie unwürdig. Das ist weder christlich noch sozial. Aber mir scheint, das interessiert dich nicht. Dir geht es nur um Aufmerksamkeit, um Zustimmung der dumpfen Wählerschaft.

Wir alle, du wie ich, wissen, dass es, was die Zuwanderung angeht, Herausforderungen gibt. Dass es zum Beispiel unter Muslimen Islamisten gibt, also Menschen, die den politischen Islam befürworten und eine Islamisierung aller gesellschaftlichen Bereiche wollen. Dass es unter diesen wiederum einen Teil gibt, der bereit ist, Gewalt anzuwenden. Wir müssen diese Terroristen gemeinsam bekämpfen.

Dazu wäre es nötig, gerade in den islamischen Ländern die demokratischen Kräfte zu stärken. Stattdessen stößt du alle, die nicht genauso sind wie du in deinem »christlich-abendländischen Kulturkreis«, vor den Kopf. Für deinen eigenen kurzfristigen Erfolg opferst du etwas viel Größeres.

Diese Heuchelei ist man von dir leider gewöhnt. Denn natürlich müsste man zum Beispiel mit Saudi-Arabien, einem Land, dessen Staatsideologie jener der Terrororganisation »Islamischer Staat« gleicht, ganz anders umgehen. Du hingegen befürwortest Handel, ja sogar Waffenexporte dorthin, denn bei all dem Erdöl und all der Kaufkraft ist dir das Kulturfremde dann doch egal. Wenn’s um den eigenen Wohlstand geht, ist der »Kulturkreis« plötzlich zweitrangig, gell?

Deutschland – und auch Bayern – wird immer bunter, liebe CSU. Immer mehr Menschen mit Wurzeln aus fremden Ländern nennen sich Deutsche. Und weißt du was? Das ist gut so. Es ist der Lauf der Dinge. Wir sollten das gemeinsam gestalten. Was sind deine konstruktiven Vorschläge?

Ein herzliches Grüß Gott und Asalamaleikum,

Hasnain Kazim

Tatsächlich antwortet mir die CSU am 15. September 2016 per E-Mail, was wir mit Einverständnis der Partei ebenfalls auf SPIEGEL ONLINE veröffentlichen:

Lieber Hasnain Kazim,

du hast auf SPIEGEL ONLINE einen Artikel über mich geschrieben. Es interessiert dich bestimmt, was ich über diesen Artikel denke.

Zuerst mal finde ich: Du hast dir echt Mühe gegeben, dass man nicht merken soll, wie sehr du dich über mich ärgerst. Dass du mich deine »liebe CSU« nennst, bin ich von dem Nachrichtenmagazin, für das du schreibst, nun wirklich nicht gewohnt. Aber wenn man deinen Text genauer liest, merkt man halt doch, dass du ihn mit ziemlich viel Ärger im Bauch geschrieben hast.

Du hast dich geärgert über meinen Satz »Vorrang für Zuwanderer aus dem christlich-abendländischen Kulturkreis«. Du findest, dass in diesem Satz eine hässliche Portion Rassismus steckt. Nun weißt du ja selber, dass ich »Kulturkreis« geschrieben habe und nicht Rasse. Und du weißt natürlich auch, dass Kulturkreis eine andere Sache ist als Rasse. Leider schreibst du nicht, was Kulturkreis mit Rassismus deiner Meinung nach zu tun hat. Warum also derjenige, der über Kulturkreise redet, ein Rassist sein soll. Eigentlich geht es dir ja auch nur darum, mich mit dem Wort Rassismus zu bedenken.

Ich finde das schade, dass du gleich zu Anfang deines Textes zu diesem Totschlagargument greifst. Ich hätte es besser gefunden, wenn du stattdessen eine intellektuelle Diskussion versucht hättest. Zum Beispiel darüber, warum sich bei uns bestimmte Kulturkreise schwerer integrieren lassen als andere. Warum zum Beispiel aus dem islamischen Kulturkreis die meisten Abbrecher von Integrationskursen kommen. Oder die meisten Parallelgesellschaften. Gerade mit deinem kulturellen Hintergrund hätten mich deine Erfahrungen dazu sehr interessiert. Du weißt zum Beispiel bestimmt, wie im islamischen Kulturkreis oder im chinesischen Kulturkreis über den westlichen Kulturkreis geredet wird. Nämlich was für große Unterschiede und Unvereinbarkeiten es da gibt. Und ich weiß nicht, ob du das als Rassismus bezeichnen würdest.

Noch etwas, woran du vielleicht nicht gedacht hast: Wir haben schon einen Vorrang für Zuwanderer aus dem christlich-abendländischen Kulturkreis, nämlich mit der Freizügigkeit innerhalb der EU. Das finden alle ganz normal, und da regt sich auch keiner drüber auf. Es käme auch keiner auf die Idee, diese Freizügigkeit auf Pakistaner, Nigerianer oder Chinesen zu erweitern. Und ich glaube, dass selbst du nicht auf die Idee kommen würdest, der EU deswegen eine hässliche Portion Rassismus vorzuwerfen.

In dem Nachrichtenmagazin, für das du schreibst, wird ja in der Flüchtlingsdebatte immer wieder intellektuelle Redlichkeit eingefordert. Völlig zu Recht. Aber dazu passt es halt schlecht, wenn man andere, über die man sich gerade ärgert, als Rassisten verunglimpft. Oder die Wählerschaft als dumpf beleidigt. Das ist vielleicht gut für die Auflage oder die Klickrate, aber bestimmt nicht für das öffentliche Meinungsklima. In einer Demokratie sollten wir andere Meinungen aushalten und nicht eine Meinungsdiktatur errichten wollen. Ich halte deine andere Meinung ja auch aus.

Ich glaube nicht, dass dir dafür der Scharfblick fehlt, immerhin schreibst du ja für ein großes deutsches Nachrichtenmagazin. Aber vielleicht hast du da einfach ein bisschen Angst vor der Wahrheit.

Ich habe gestern im Leitartikel der FAZ gelesen: Deutschland muss Deutschland bleiben. Daran schloss sich der Gedanke, dass jedes Land die Kontrolle über die Zusammensetzung seiner Bevölkerung beanspruchen sollte. Ich finde das einen interessanten Gedanken. Über den könnte man sich mal austauschen. Argumentativ meine ich, ohne Totschlagargumente.

Was meinst du?

Ein herzliches Servus aus Bayern nach Wien,

Deine CSU

CHRISTLICH-SOZIALE UNION

CSU-Landesleitung

Ich antworte ihr am selben Tag auf Facebook:

Liebe CSU,

vielen Dank für deine Antwort, sie freut mich, ganz ehrlich! Dass ich dich mit »Liebe CSU« anrede, verwundert dich? Warum? Es sollte selbstverständlich sein, dass man sich unter Demokraten auch dann mit Respekt begegnet, wenn man unterschiedlicher Meinung ist. Dass man also nicht Leute ins Gefängnis werfen lässt, nur weil sie einem nicht passen, so wie man das in vielen Ländern erlebt und so wie du damit ja auch in den Sechzigerjahren Erfahrung gemacht hast, da du schon den SPIEGEL erwähnst.

Aber das ist lange her, und ich will nicht von der Gegenwart ablenken. Du hast recht, ich habe mich über deine Formulierung »Vorrang für Zuwanderer aus dem christlich-abendländischen Kulturkreis« geärgert. Du wiederum echauffierst dich nun über meinen Rassismus-Vorwurf, und den will ich dir gerne erläutern.

Du sagst nämlich – absichtlich? – nicht, was du mit »christlich-abendländischem Kulturkreis« meinst. Wer genau soll also deiner Meinung nach bei der Zuwanderung nach Deutschland bevorzugt werden? Die Nonne aus Bangladesch? Der Priester aus Nigeria? Und Christen aus den USA, sind die für dich auch noch »Abendland« oder schon...

Erscheint lt. Verlag 25.4.2018
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Ausländerfeindlichkeit • eBooks • Fremdenfeindlichkeit • Hassmails • Hate Poetry • Internet • Leserpost • Migration • Shitstorm • Türkei
ISBN-10 3-641-22661-9 / 3641226619
ISBN-13 978-3-641-22661-9 / 9783641226619
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