Die Zeichen des Todes (eBook)

Neue Fälle von Deutschlands bekanntestem Rechtsmediziner
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
352 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45031-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Zeichen des Todes -  Prof. Dr. Michael Tsokos
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Rechtsmedizin im Dienst der Verbrechensaufklärung: Forensik-Spezialist Professor Michael Tsokos, Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner hilft, spektakuläre Kriminalfälle aufzuklären - am Tatort, auf dem Obduktions-Tisch, im Labor und vor Gericht. In seinem neuen Sachbuch geht es um Mord und Totschlag, um Verbrechen und rohe Gewalt. Ein bekannter Politiker bringt einen Freund um, transportiert dessen Leiche in seine Wohnung und tötet sich dann selbst. Ein Mann ertränkt seine Frau in der Badewanne und inszeniert den Mord als Unfall. Ein Arzt verstümmelt sich selbst und täuscht einen Überfall vor. Mit seinen rechtsmedizinischen Gutachten konnte Michael Tsokos den Ermittlungsbehörden bei diesen Kriminalfällen entscheidende Hinweise geben. Denn immer geht es um die Frage: War es Mord, Suizid ein Unfall - oder war es ein natürlicher Tod? Hautnah und packend schildert Tsokos rätselhafte Verbrechen, an deren Aufklärung er selbst maßgeblich beteiligt war. Der Forensik-Spezialist folgt den Spuren des Verbrechens und fügt die Indizien zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammen, das zur Rekonstruktion des Kriminalfalles führt. Das ist bester True Crime.

Prof. Dr. Michael Tsokos, Jahrgang 1967, ist Professor für Rechtsmedizin und leitet das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berlin. Michael Tsokos ist der bekannteste deutsche Rechtsmediziner und regelmäßig als Experte im In- und Ausland tätig, beispielsweise für das BKA bei der Identifizierung der Opfer von Terrorangriffen und Massenkatastrophen. Seine bisherigen 26 Bücher waren allesamt SPIEGEL-Bestseller.  Folgen Sie Michael Tsokos auf Instagram: @dr.tsokos

Michael Tsokos, 1967 in Kiel geboren, ist Professor für Rechtsmedizin und international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Forensik. Seit 2007 ist er Direktor eines renommierten Berliner rechtsmedizinischen Instituts. Seine Bücher sind allesamt Bestseller und wurden bereits mit hochkarätiger Besetzung verfilmt. Mit dem Schauspieler Jan Josef Liefers ist er in der Doku-Reihe »Obduktion« bei RTL+ zu sehen. Weitere TV-Produktionen sind in Arbeit. Folgen Sie Michael Tsokos auf Instagram: @dr.tsokos

Rückblende: Der Stalker und sein Opfer – Ende 2011 bis Mitte 2016


Gerwald Claus-Brunner und Jan Mirko L. kannten sich schon mindestens seit dem Jahr 2011, als den Piraten der triumphale Einzug ins Abgeordnetenhaus geglückt war. Jan Mirko L. war Mitglied der Piraten-Partei und begeisterte sich für deren utopische Parolen. Bereits in den Monaten nach dem Wahlerfolg soll er mehrfach an Claus-Brunners Seite im Abgeordnetenhaus aufgetaucht sein. Doch welcher Art die Beziehung der ungleichen Männer damals war, ist unklar.

Im Jahr 2014, als Claus-Brunner ein Kiezbüro in seinem Wahlkreis Steglitz-Zehlendorf eröffnete, stellte er jedenfalls Jan Mirko L. als seinen persönlichen Mitarbeiter ein. Mirko war ein verträumter, idealistischer Typ. Er stammte aus einem gutbürgerlichen Elternhaus, seine Mutter war promovierte Lehrerin, der Vater Psychologe. Beide Eltern waren erleichtert, als ihr Sohn die Anstellung bei Claus-Brunner bekam. Bis dahin hatte Mirko in den Tag hineingelebt. Er hatte die Schule vorzeitig verlassen, eine Lehre abgebrochen und noch nie regelmäßig gearbeitet.

Für Mirko war der Ältere damals wohl so etwas wie ein großer Bruder. Er bewunderte Claus-Brunner für dessen Mut und scheinbare Geradlinigkeit. Und wohl auch für seine Prominenz. Vermutlich fühlte er sich von dem Interesse des Politikers an seiner Person geschmeichelt. Faxe half Mirko bei einem Umzug, fuhr mit ihm zusammen in Urlaub. Spätestens da zeigte sich allerdings, dass er mehr von Mirko wollte als Freundschaft und politische Gefolgschaft. Der Politiker hatte sich heftig in seinen jungen Mitarbeiter verliebt.

Mirkos Mutter wird später bei der Polizei aussagen, ihr Sohn habe öfter schwule Freunde und Verehrer gehabt, aber da sei nie etwas Sexuelles gewesen. »Ein Komponist wollte was von ihm«, gab sie zu Protokoll, doch Mirko habe sich die Männer »vom Hals gehalten«. Allerdings scheint er ihre Zuneigung genossen zu haben, obwohl ihm klar sein musste, dass er bei seinen Verehrern falsche Hoffnungen weckte. Dass derlei Spiel mit dem Feuer gefährlich werden kann, wird jeder erfahrene Kriminalbeamte bestätigen.

Auch Jan Mirko L. wusste im Grunde, dass Faxe keinerlei Grenzen akzeptierte. Das musste ihm spätestens Ende 2014 bewusst geworden sein, als Claus-Brunner im Krankenhaus lag. Mirko sollte ein paar Sachen aus der Wohnung des Piraten holen. Claus-Brunners PC war eingeschaltet, auf dem Bildschirm waren Fotos zu sehen, die Freunde von ihm auf seiner Toilette zeigten.

Der junge Mann war schockiert. Um den Politiker zu schützen und der »gemeinsamen Sache« nicht zu schaden, verschwieg er seine Entdeckung. Er sprach auch Claus-Brunner nicht auf die Fotos und die versteckte Kamera an. Dabei musste er sich eigentlich darüber im Klaren sein, dass jemand, der ihm nahestehende Menschen heimlich beim Toilettengang fotografiert, nicht nur Straftaten begeht, sondern auch psychisch schwer gestört ist.

Doch Mirko stellte Faxe nicht zur Rede, sondern kündigte nur seine Stelle als persönlicher Assistent. Zur Begründung sagte er, dass er Claus-Brunners Gefühle nicht erwidere und es ihm leichter machen wolle, darüber hinwegzukommen. Der Verschmähte reagierte verletzt und wütend. Er bat und drohte, aber Mirko nahm seine Kündigung nicht zurück. Faxe war ja nicht der erste männliche Verehrer, dem er auf seine sanfte Art einen Korb gab. Anfangs glaubte er wohl, dass auch der Pirat sich schließlich damit abfinden würde.

Nachdem er seine Stelle aufgegeben hatte, fiel Mirko zunächst in seine frühere ziellose Lebensweise zurück. Er lebte von Hartz IV, kümmerte sich um seine betagte Großmutter und besuchte hin und wieder das Meditationszentrum einer Inderin, von deren menschenfreundlichen Visionen er sich angezogen fühlte. Dort lernte er eine afghanische Flüchtlingsfamilie kennen und fand eine neue Aufgabe, die zwar kein Geld einbrachte, aber seinem Idealismus entsprach. Er passte auf die Kinder auf, wenn die afghanische Mutter zum Sprachunterricht ging. Mit dem Familienvater ging er einkaufen. Ansonsten spielte er zu Hause in seiner Wohnung Brettspiele und stellte Kritiken dazu ins Netz. Mirko war zwar kein fanatischer Spieler wie Faxe, aber dessen Leidenschaft für (Fantasy-)Brettspiele teilte er durchaus.

In den folgenden Monaten ging er Claus-Brunner nach Möglichkeit aus dem Weg.

Im Mai 2015 war er auf der Geburtstagsfeier des Politikers, der ihn per SMS, Mail und Twitter mit Liebesbekundungen traktierte. Die Mehrzahl dieser verbalen Ergüsse ignorierte Jan Mirko L., einige »likte« er, aus Mitleid oder vielleicht auch, weil ihn die hartnäckige Zuneigung des stadtbekannten Exzentrikers schmeichelte. Doch die Nachstellungen des Piraten wurden immer aufdringlicher. Claus-Brunner lauerte ihm vor seiner Haustür auf, verfolgte ihn auf Bahnhöfe, versuchte seine Freunde auszuhorchen.

Jan Mirko L. fühlte sich weiterhin nicht gefährdet, sondern nur zunehmend belästigt. Erst als er im Frühjahr 2016 eine versteckte Kamera im Duschkopf seines eigenen Badezimmers entdeckte, schien auch für ihn eine rote Linie überschritten. Diesmal schwieg er nicht mehr, um den Politiker zu schützen, sondern erzählte im Bekanntenkreis, er sei sich sicher, dass Claus-Brunner heimlich in seine Wohnung eingedrungen sei und die Kamera installiert habe.

So erfuhr auch der Pirat, dass ihm Mirko auf die Schliche gekommen war und sich zu wehren begann. Daraufhin erstattete er am 1. Juni 2016 Strafanzeige gegen Jan Mirko L. – wegen angeblicher »Verleumdung«. »Die Anzeige dient meinem Selbstschutz, um den falschen Verdächtigungen etwas entgegenzusetzen, weil damit meine Reputation und mein Leumund nachhaltig beschädigt wird«, erklärte er seinen Schritt bei einer der wenigen Fraktionssitzungen, an denen er zuletzt noch teilnahm. Jan Mirko L. erzähle überall herum, er sei mehrfach in dessen Wohnung eingebrochen und habe dort »Spionage-Videokameras« eingebaut. »Herr Mirko L. sollte ob dieser paranoiden Wahnvorstellung einen Facharzt aufsuchen, da hier offensichtlich eine schwere Persönlichkeitsstörung vorliegt.« Eine Diagnose, die sich wohl eher auf Claus-Brunner selbst beziehen ließ.

Diese Strafanzeige wurde von der Polizei so wenig verfolgt wie die Anzeige, die Jan Mirko L. seinerseits vier Wochen später gegen Gerwald Claus-Brunner erstattete. Am 28. Juni 2016 suchte er eine Polizeiwache in Berlin-Kreuzberg auf und zeigte den Politiker wegen Stalkings an. Dessen Nachstellungen würden »langsam ungeheuerlich«, gab er zu Protokoll. Er fühle sich »erheblich in seiner Lebensqualität eingeschränkt und fürchte, dass die Situation eskalieren könnte, da er dem Tatverdächtigen körperlich unterlegen« sei. Mehrfach habe er Claus-Brunner gebeten, ihn in Ruhe zu lassen, doch der habe ihm daraufhin angedroht, »richtigen Terror« zu machen.

Aber damit war Mirkos Wut anscheinend auch schon wieder verraucht. Die Kamera in seinem Bad und die Toiletten-Fotos auf Claus-Brunners PC erwähnte er bei seiner Anzeige mit keinem Wort. Einen Fragebogen, den er Wochen später von der Kriminalpolizei zugeschickt bekam, füllte er nicht aus. Damit die Staatsanwaltschaft tätig werden konnte, hätte er außerdem einen Strafantrag stellen müssen, da es sich bei Stalking um ein sogenanntes Antragsdelikt handelt. Doch Mirko stellte keinen Strafantrag. Und so legte die Amtsanwaltschaft die Angelegenheit wenig später zu den Akten.

Dabei hätte die Polizei auch ohne Strafantrag aktiv werden können: Die sogenannte »Gefährderansprache«, durch die der mutmaßliche Stalker nachdrücklich auf die Strafbarkeit entsprechender Übergriffe hingewiesen wird, erfüllt oftmals bereits den gewünschten Zweck. Ob sich Claus-Brunner auf diese Weise hätte zur Ordnung rufen lassen, ist allerdings zweifelhaft. Aufgrund der Anzeige von Jan Mirko L. erkannte die Polizei ohnehin keine konkrete Gefährdung. Hätte das Opfer das Eindringen des Stalkers in seine Wohnung angeführt, hätten die Beamten Claus-Brunner vielleicht doch auf sein Verhalten angesprochen – auch wenn ihr Drang, dem rabiaten Stadtpolitiker die Stirn zu bieten, sich vermutlich in Grenzen hielt.

 

Das englische Wort Stalking stammt ursprünglich aus der Jägersprache. Der Stalker pirscht sich an Wildtiere an und verfolgt sie. Laut deutschem Strafgesetzbuch ist der Stalker eine Person, die einem anderen Menschen gegen dessen Willen nachstellt und ihm Gewalt androht. Allein im Jahr 2015 waren ausweislich der Polizeilichen Kriminalstatistik mehr als 21 000 Menschen hierzulande von Stalking betroffen. Die offiziellen Fallzahlen gehen zwar seit Jahren zurück, aber die Dunkelziffer ist hoch. Aus Furcht, Scham oder falscher Rücksichtnahme schrecken viele Opfer davor zurück, ihren Stalker anzuzeigen. 80 Prozent der Stalker sind Männer, 80 Prozent der Opfer Frauen.

Oftmals werden Prominente aus Showbusiness, Sport und Politik von Stalkern verfolgt und angegriffen. Berühmt wie berüchtigt ist der Fall der Hollywood-Schauspielerin Jodie Foster, der bereits im Teenageralter ein Stalker nachstellte. Der geistig gestörte John Hinckley jr. hatte sie in dem Film Taxi Driver gesehen und identifizierte sich daraufhin mit dem von Robert De Niro gespielten Amokläufer, der im Film ein Attentat auf einen Politiker verübt. Am 30. März 1981 feuerte Hinckley sechs Schuss auf US-Präsident Ronald Reagan ab, verletzte ihn allerdings nur durch einen Querschläger.

Dagegen endete die Begegnung des 25-jährigen Stalkers Mark David Chapman mit John Lennon für diesen tödlich: Chapman erschoss den...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2017
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
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ISBN-10 3-426-45031-3 / 3426450313
ISBN-13 978-3-426-45031-4 / 9783426450314
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