Generation Weltuntergang (eBook)

Warum wir schon mitten im Klimawandel stecken, wie schlimm es wird und was wir jetzt tun müssen
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
272 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44057-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Generation Weltuntergang -  Stefan Bonner,  Anne Weiss
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Ungewöhnlich heiße Sommer, Superstürme, Dauerregen, Überschwemmungen - der Klimawandel ist da. Das Bestsellerduo Bonner/Weiss ('Generation Doof') nimmt sich in 'Generation Weltuntergang' die Erderwärmung und den Klimawandel vor und sagt, wie es so weit kommen konnte, wie sehr uns die klimatischen Veränderungen betreffen und was wir jetzt tun müssen. Obwohl in den Nachrichten Daueralarm herrscht, das Wetter Kapriolen schlägt, der Meeresspiegel steigt und die Pole schmelzen, wettern Scharfmacher allerorten gegen die Klimawissenschaft, und die Politiker haben keinen Plan. Und wir selbst sehen dem Geschehen hilflos zu oder stecken den Kopf in den Sand. Denn was können wir schon tun? Eine ganze Menge, sagen Stefan Bonner und Anne Weiss. In 'Generation Weltuntergang' erzählen sie auf aufrüttelnde und zugleich leicht verstehbare Weise die Geschichte des Klimawandels und sagen, welche Konsequenzen er für unser aller Leben hat. Denn letztlich geht es um nichts weniger als die Frage: Ist die Menschheit noch zu retten oder sind wir die die Letzten unserer Art?

Stefan Bonner, Jahrgang 1975, studierte Germanistik, Anglistik und Geschichte in Bonn. Er arbeitete als Journalist und Verlagslektor, bevor er sich als Buchautor selbständig machte. Mit Anne Weiss schrieb er höchst erfolgreich mehrere Bücher, darunter 'Generation Doof', 'Wir Kassettenkinder' und 'Generation Weltuntergang'. 

Stefan Bonner, Jahrgang 1975, studierte Germanistik, Anglistik und Geschichte in Bonn. Er arbeitete als Journalist und Verlagslektor, bevor er sich als Buchautor selbständig machte. Mit Anne Weiss schrieb er höchst erfolgreich mehrere Bücher, darunter "Generation Doof", "Wir Kassettenkinder" und "Generation Weltuntergang".  Anne Weiss, Jahrgang 1974, studierte Sprachen und Kulturwissenschaften in Bremen. Sie arbeitete lange als Verlagslektorin und leitete eine Schreibschule. Inzwischen lebt sie als Autorin, Ghostwriterin und Coach in Berlin, entwickelt neben Sachbüchern auch fiktionale Formate und schreibt für verschiedene Magazine. Sie ist in Umweltinitiativen aktiv, setzt sich für Tierrechte ein und hält bundesweit Vorträge zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Mit Stefan Bonner zusammen schrieb sie höchst erfolgreich mehrere Bücher, darunter "Generation Doof", "Wir Kassettenkinder" und "Generation Weltuntergang". Zuletzt erschien von ihr bei Knaur "Mein Leben in drei Kisten".

Kapitel 2


Global Warning


Wo der Klimawandel schon in vollem Gang ist

Uns bleiben 100 Jahre,

um einen neuen Planeten
zu finden.

Stephen Hawking

James Balogs Leben hängt am seidenen Faden, als er sich auf dem Bauch liegend mit der Kamera in der Hand an den Rand der Gletscherspalte robbt. Jedenfalls sieht es so aus, denn das einfache Seil, mit dem er gesichert ist, wirkt im Vergleich zu den gigantischen Eismassen um ihn herum wie dünner Zwirn. Unter ihm stürzt ein türkisfarbener Wasserfall aus Schmelzwasser durch die Gletscherspalte in die Tiefe. Bricht die Eiskante, stürzt Balog hinab. Doch das interessiert ihn nicht, genauso wenig wie seine Knie, die er auf Rat seines Arztes nach einer Operation eigentlich schonen sollte. Balog hat Wichtigeres zu tun. Er will für den Rest der Welt, also für uns, dokumentieren, wie es wirklich um unseren Planeten steht. Deshalb quält er sich auf Krücken durch Schneestürme, kraxelt in Gletschern herum und tut das, was er am besten kann: Fotos machen. Davon, wie das Eis zerfällt.

Balog ist Geowissenschaftler und einer der besten Naturfotografen weltweit. Und er hat selbst lange nicht an den Klimawandel geglaubt. »In den Neunzigern habe ich die Berichterstattung über globale Erwärmung verfolgt, und offen gestanden gehörte ich auch eine Zeit lang zu den Skeptikern«, sagt er. »Schließlich ließ ich mich überzeugen, dass der Klimawandel sehr real ist.«

2007 gründet er deshalb ein Projekt, das er Extreme Ice Survey nennt, kurz und knackig: EIS. Mit Forschern, Fotografen und dem Regisseur Jeff Orlowski reist er mehrere Jahre nach Montana, Alaska, Island und Grönland, um in den entlegensten und bitterkältesten Winkeln der Welt Kameras mit Zeitschaltuhren und automatischen Auslösern zu installieren. Die Geräte sollen über einen längeren Zeitraum in regelmäßigen Abständen Bilder von Gletschern und Eismassen schießen und so die Veränderungen erfassen.

Klingt nach einer ziemlich abenteuerlichen Idee.

Doch sie funktioniert.

Aus Balogs Aufnahmen entsteht unter anderem die mehrfach prämierte Doku Chasing Ice. Die Fotos der Gletscher sind darin im Zeitraffer zu sehen. So werden Prozesse sichtbar, die sich über lange Zeiträume hin­ziehen und dem Auge des Betrachters normalerweise verborgen bleiben.

Die Botschaft der Bilder ist so eindeutig wie erschreckend: Das Eis rund um den Nordpol schmilzt. Und zwar massiver und schneller, als sich selbst viele Wissenschaftler in ihren düstersten Prognosen dies ausgerechnet haben.

Der isländische Sólheimajökull-Gletscher schrumpfte unter den Blicken von Balogs Kamera in etwas mehr als vier Jahren wie ein Soufflé. Der Columbia-Gletscher in Alaska zog sich sogar im Winter zurück, wenn sich das Eis üblicherweise ausdehnt, und verlor in drei Jahren vier ­Kilometer an Länge.

Balogs Beobachtungen schließen perfekt an die Analysen der University of Alberta in Kanada an, in denen es um die Veränderung von Gletschern im Yukon-Gebiet zwischen 1958 und 2008 ging: Von rund 1400 Gletschern, die es 1958 gab, vergrößerten sich vier. Etwa 1000 Gletscher aber wurden deutlich kleiner. Und über 300 verschwanden komplett. Der grönländische Eisschild, die zweitgrößte permanent vereiste Fläche nach der Ant­arktis, verliert nach neuesten Berechnungen der NASA jährlich 286 Gigatonnen an Masse. Das ist ungefähr fünfmal der Bodensee, der sich da jedes Jahr in den Ozean ergießt.

Um den Eisdeckel ganz oben auf dem Planeten steht es schlecht: Nach Berechnungen von Ted Scambos vom National Snow & Ice Data Center in Colorado ist das arktische Meereis in den vergangenen fünfzig Jahren dreimal schneller geschmolzen als zuvor in Computermodellen simuliert. Läuft es also richtig blöd, meint er, ist schon 2020 im Sommer kein Meereis mehr da.

Nun könnte man sich ja freuen, dass dann die sagenumwobene Nordwestpassage endlich befahrbar wäre. Der Haken an der ganzen Sache ist nur: Das Schmelzwasser der Gletscher löst sich nicht einfach in Luft auf – es lässt den Meeresspiegel steigen. Weltweit haben sich die Ozeane seit 1901 im Schnitt um etwas mehr als zwanzig Zentimeter angehoben – und sie steigen jedes Jahr weiter um rund drei Millimeter.

Wie rasant das Eis sich in Wasser verwandelt und die Meere füllt, zeigen James Balog und sein Team sehr eindrucksvoll am Beispiel des grönländischen Ilulissat-Gletschers. Zwischen 1902 und 2001 hat er sich um zwölf Kilometer zurückgezogen. Allein von 2000 bis 2010 dann um weitere 14,5 Kilometer. Noch mal zum Mitschreiben: Der Eiskoloss verlor also innerhalb von zehn Jahren mehr Masse als in den vorangegangenen einhundert Jahren.

Es schmilzt. Auf breiter Front. Mit zunehmender Rasanz.

»Ich hätte nie gedacht, dass so große Massen in so kurzer Zeit verschwinden könnten«, sagt Balog in seinem Film und hält eine SD-Karte hoch. »Dies ist die Erinnerung an eine Landschaft, die für immer verschwunden ist. Nie wieder in der Menschheitsgeschichte wird jemand sie sehen können.«

Schuld an dem Desaster ist die globale Erwärmung.

Durch den Ausstoß von Klimagasen wie CO2 und Methan, unter anderem aus Auspuffen und Fabrikschornsteinen, hat sich die Erde laut dem Sonderbericht des Weltklimarats IPCC von 2018 seit der Zeit der Industrialisierung durchschnittlich um 1 Grad Celsius erwärmt.

1 Grad.

Klingt harmlos.

Ist es aber nicht.

Erstens, weil die Temperaturen nicht überall gleich schnell steigen – in Europa ist es zum Beispiel schon 1,3 Grad wärmer als in vorindustriellen Zeiten, Kanada hat sich allein in den vergangenen 63 Jahren um 1,8 Grad erwärmt und die Arktis im gleichen Zeitraum sogar ­­um rund 3 Grad, womit sie eine der sich am schnellsten erwärmenden Regionen der Erde ist. Weltweit war die Zeit seit Beginn der Achtziger mit einiger Wahrscheinlichkeit die wärmste Periode in den vergangenen 1400 Jahren. Und die Fieberkurve steigt weiter.

Zweitens, weil bereits das Ergebnis dieser gering scheinenden Erwärmung gravierend ist. Und das können wir uns inzwischen rund um den Globus ansehen. 1 Grad – das verändert das Wetter, das Klima und ganze Landschaften. Überall.

In diesem Kapitel machen wir eine Reise um eine Welt, die schon ziemlich im Eimer ist. Betroffen sind nicht nur entlegene Eilande, sondern Regionen, die zu unseren liebsten Urlaubsländern zählen. Sie stehen stellvertretend für eine Vielzahl von Schäden, die das veränderte Klima anrichtet, nicht nur dort, sondern in vielen Gegenden rund um den Globus.

Während man woanders auf der Welt noch debattiert, ob der Klimawandel nicht eine Erfindung der Chinesen oder der Solarbranche ist und vielleicht mehr Vorteile als Nachteile mit sich bringt, eint die Menschen in den betroffenen Gebieten die Gewissheit: Das Klimasystem spielt verrückt.

Die Wetterkapriolen, mit denen sie zu kämpfen haben, lassen in ihrer Häufung und Heftigkeit nämlich nur einen Schluss zu: dass genau das geschieht, wovor Klimaforscher immer gewarnt haben. Und dass es vielleicht keine gute Idee ist, die globale Temperatur, wie auf der Pariser Klimakonferenz beschlossen, noch weiter bis auf zwei Grad steigen zu lassen, falls die 1,5 Grad sich nicht halten lassen.

Die globale Erwärmung verändert die Biosphäre und schickt sich an, ehemals sichere und fruchtbare Regionen in unbewohnbare Katastrophengebiete zu verwandeln. Auch bei uns zu Hause in Deutschland.

Aber fangen wir von vorne an, dort, wo die Dinge buchstäblich ihren Lauf nehmen.

78° 13’ N, 15° 38’ O
LONGYEARBYEN, SPITZBERGEN
DIE GROßE SCHMELZE

Longyearbyen ist einer der nördlichsten Orte der Welt und das Tor zu den arktischen Inseln. Klingt ziemlich entlegen, ist es aber nicht. Es ist die größte Stadt und das Verwaltungszentrum von Spitzbergen, und man erreicht es mit einem Flug der Scandinavian Airlines von Berlin, Hamburg oder München aus. Jedes Jahr starten neben Norwegern, Schweden, Briten, Dänen, Franzosen und Niederländern auch Tausende von uns Deutschen von diesem Ort aus mit Hurtigruten zu Fjorden, Gletschern, Eisbären und Polarlichtern.

Longyearbyen, das eingekuschelt in einem der für diese Gegend typischen Trogtäler zwischen schneebedeckten Plateaus liegt, ist auch die Heimat von Eva Grøndal, die hier seit fast zehn Jahren eine Galerie führt. Und nun könnten ihre Tage im Eis gezählt sein, das hat sie vor Kurzem begriffen.

2015. Es ist später Samstagvormittag, kurz vor Weihnachten, und Eva ahnt nicht, was da buchstäblich auf sie zurollt. Die Galeristin hat es sich im Wohnzimmer gemütlich gemacht, während draußen ein heftiger Schneesturm tobt, tatsächlich der schlimmste seit dreißig Jahren, wie die Meteorologen später feststellen werden. Die Bretter und Balken ihres kleinen roten Holzhauses knarzen, während Eva die letzten Geschenke verpackt. Normalerweise müsste sie um diese Jahreszeit zwei oder drei Lagen dicker Klamotten tragen, weil die betagte Heizung nicht mehr gegen die Temperaturen ankommt, die hier oben auf den Inseln am Rande der Arktis gerne mal Tief­kühlfachniveau erreichen. Doch in diesem Jahr genügen ein Pulli und ein Paar warme Puschen, denn der Winter 2015 ist ungewöhnlich mild. Die Jahresmitteltempera­turen sind hier oben in den vergangenen fünfunddreißig Jahren um knapp drei Grad gestiegen, und in diesen ­Tagen schwankt das Thermometer gerade mal um den Gefrierpunkt.

Als Eva in die Küche geht, um Tee...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2017
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Anne Weiss • Antarktis • Artensterben • Carola Rackete • Chaos • CO2 • CO2 Emissionen • Die Menschheit schafft sich ab • Donald Trump • Energiewende • Erderwärmung • Extinction Rebellion • #FridaysForFuture • Fridays For Future • FridaysForFuture • Generation Doof • gesellschaft heute • Gletscherschmelze • Greta Thunberg • Harald Lesch • Humor • Kapitalismus • Kapitalismuskrise • Karen Duve • Klima • Klimaaktivismus • Klimaaktivistin • Klimaforschung • Klimagipfel • Klimaschutz • Klimaveränderung • Klimawandel • Klimawandel Sachbuch • Krise • Pariser Abkommen • Planlos • Politische Analyse • Populismus • Schulstreik • Soziale Ungleichheit • Stefan Bonner • Treibhauseffekt • Umwelt • umweltkonferenz • Umweltschutz • Warum die Sache schief geht • weltklimakonferenz • Welt retten • Weltuntergang • Wir Kassettenkinder
ISBN-10 3-426-44057-1 / 3426440571
ISBN-13 978-3-426-44057-5 / 9783426440575
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