Die Verdammten der Stadt (eBook)
XL, 325 Seiten
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (Verlag)
978-3-658-02680-6 (ISBN)
Die Verdammten der Stadt führt uns mitten ins schwarze Ghetto im Inneren Chicagos und in die sich deindustrialisierende Banlieue in den Außenzonen von Paris und entdeckt, dass städtische Marginalität nicht überall gleich ist. Auf Grundlage von Feld-, statistischen und historischen Daten zeigt Wacquant, dass die Rückbildung der innerstädtischen Gebiete in den Vereinigten Staaten im Anschluss an die 1960er Jahre nicht durch die Entstehung einer underclass erklärt werden kann, sondern durch den gemeinsamen Rückzug von Markt und Staat, der von einer staatlichen Politik der Rassentrennung und der Aufgabe der Städte gefördert wurde. In den europäischen Städten dagegen läutet die Ausbreitung von 'Problemquartieren' nicht die Entstehung von Ghettos amerikanischen Stils ein. Sie rührt vielmehr von der Zersetzung der Arbeiterklassegebiete, von Massenarbeitslosigkeit, der Prekarisierung von Beschäftigung und der ethnischen Durchmischung von bislang getrennten Populationen, wodurch städtische Formationen hervorgebracht wurden, die eher 'Anti-Ghettos' sind.
Der Vergleich zwischen dem US-amerikanischen 'Schwarzen Gürtel' und dem 'Roten Gürtel' Frankreichs zeigt, dass staatliche Strukturen und Politiken eine entscheidende Rolle bei der Artikulation von Klasse, Rasse und Raum auf beiden Seiten des Atlantiks spielen. Er zeigt auch die Kristallisation eines neuen Regimes von Marginalität, die von der Fragmentierung der Erwerbsarbeit, dem Rückzug des Sozialstaates und der Konzentration benachteiligter sozialer Kategorien in stigmatisierten Distrikten angeheizt wird, die über kein kollektives Idiom der Identität verfügen. Diese diffamierten Bezirke sind nicht nur die Senkgruben einer vergangenen ökonomischen Ära, sondern auch die Brutstädte des Prekariats im Zeitalter des neoliberalen Kapitalismus.
Loïc Wacquant lehrt als Professor für Soziologie an der University of California, Berkeley und forscht am Centre de sociologie européenne (CSE) in Paris.
Loïc Wacquant lehrt als Professor für Soziologie an der University of California, Berkeley und forscht am Centre de sociologie européenne (CSE) in Paris.
Inhaltsverzeichnis 6
Vorwort zur deutschen Ausgabe 8
Klasse, Ethnizität und Staat bei der Erzeugung von Marginalität. Eine Neubetrachtung von Territorien städtischer Verbannung 9
1 Vom Ghetto zum Hyperghetto, oder die politischen Wurzeln schwarzer Marginalität 11
2 Präzisierung und Widerlegung der „Konvergenzthese“ 13
3 Formulierung und Bestätigung der Emergenzthese 17
4 Ein Bourdieusches Model einer komparativen Soziologie städtischer Ungleichheit 22
Ghetto, Banlieue, Favela … Instrumente der Neubetrachtung städtischer Marginalität 27
Ghetto, Banlieue und der Staat 28
Eine vergleichende Soziologie städtischer Marginalität 34
Prolog: Ein altes Problem in einer neuen Welt? 41
1 Die Wiederkehr des Verdrängten. Aufstände, „Rasse“ und soziale Spaltung in drei fortgeschrittenen Gesellschaften 42
Gewalt von unten: Rassenunruhen oder Brotrevolten? 46
Gewalt von oben: Entproletarisierung, Verbannung, Stigmatisierung 52
Politische Entfremdung und die Dilemmata der Strafverfolgung 60
Coda: Eine Herausforderung für die Staatsbürgerschaft 68
Teil IVom Gemeinschaftsghettozum Hyperghetto 71
2 Zustand und Schicksal des schwarzen Ghettos am Ende des Jahrhunderts 72
Von Rassenunruhen zu stillen Unruhen 73
Abschied vom ewigen Ghetto 76
Drei Vorbehalte vorweg 79
Vom „Gemeinschaftsghetto“ der 1950er Jahre zum „Hyperghetto“ der 1990er 82
Physischer Verfall und Gefahr im städtischen Kerngebiet 84
Entvölkerung, Entproletarisierung und Zusammenbruch der inneren Organisation des Ghettos 89
„Hustling“ und das alltägliche Überleben in der informellenÖkonomie 94
Ökonomische und politische Wurzeln der Hyperghettoisierung 102
Desinvestition, polarisiertes Wachstum und rassische Segmentierung dequalifi zierter Lohnarbeit 104
Rassentrennung, Wohnungspolitik und die räumliche Konzentration schwarzer Armut 109
Die Beschneidung des geizigen Wohlfahrtsstaates 116
Politische Marginalität und die „planmäßige Schrumpfung“ der innerstädtischen Bezirke 119
Schlussfolgerung: Politische Umgestaltungen rassischer Herrschaft 125
3 Die Kosten der Rassen- und Klassenausschlusses in „Bronzeville“ 129
Deindustrialisierung und Hyperghettoisierung 133
Lebenskosten im Hyperghetto 142
Klassenstruktur im Zentrum und außerhalb des Ghettos 144
Klasse, Geschlecht und Sozialhilfebiographien 147
Unterschiede im ökonomischen und fi nanziellen Kapital 151
Soziales Kapital und Armutskonzentration 153
Schlussfolgerung: Die soziale Strukturierung Armut im Hyperghetto 157
4 West Side Story Ein Hoch-Unsicherheitstrakt im Ghetto von Chicago 160
Staatsarmut und Straßenkapitalismus 163
Die schaurige Tötungslotterie 169
Sechs Fuß unter die Erde oder im Knast 173
Teil IISchwarzer Gürtel, roter Gürtel 176
5 Von der Verwechslung zum Vergleich. Parallelen und Unterschiede zwischen französischen Banlieues und US-amerikanischen Ghettos 177
Die Moralpanik vor den „ 180
sind keine Ghettos amerikanischen Stils 188
Oberfl ächliche Ähnlichkeiten in der morphologischen Entwicklung und der gelebten Erfahrung … 188
… verdecken tiefgreifende Unterschiede in Ausmaßen, Struktur und Funktion 193
Disparate organisatorische Ökologien 193
Rassische Einkapselung und Uniformität versus ethnische Verteilung und Diversität 196
Abweichende Armutsraten- und Grade 199
Kriminalität und Gefahr 200
Stadtpolitik und die Verschlechterung der alltäglichen Lebensbedingungen 202
Fazit: Das französischen „Ghetto“ ist eine soziologische Absurdität 204
6 Stigma und Teilung. Vom Stadtzentrum Chicagos an die Stadtränder von Paris 207
Die „Amerikanisierung“ von Armut in den Städten Europas? 209
Territoriale Stigmatisierung: Erfahrung, Ursachen und Auswirkungen 214
Von räumlicher Stigmatisierung zu sozialer Aufl ösung 224
Soziale Vision und Division im Ghetto und in der 231
Die Vermischung von sozialen Gruppen, kollektiven Entwicklungslinien und „ethnischen“ Spannungen 237
Schlussfolgerung: Die mentalen Strukturen der Marginalität 244
7 Gefährliche Orte. Gewalt, Isolation und der Staat 246
Der Vergleich städtischer Gräben 248
Delinquenz, Straßengewalt und das Schrumpfen des öff entlichen Raums 252
Institutionelle Isolation versus organisierte Verödung 262
Organisatorische Dichte und institutionalisierte Isolation in der Cité des Quatre Mille 263
Verfall des öff entlichen Sektors und organisatorische Verödung des Ghettos 267
Schlussfolgerung: Die wiederholte Bekräftigung der Verpfl ichtungen des Staates 273
Teil IIIBlick nach vorne.Städtische Marginalität im 21. Jahrhundert 277
8 Der Aufstieg fortgeschrittener Marginalität. Spezifizierungen und Auswirkungen 278
„Underclass“ und „Banlieue“: Zwei Gesichter der fortgeschrittenen Marginalität 278
Sechs distinkte Merkmale des neu entstehenden Marginalität 283
Implikationen für Stadttheorie und Stadtforschung 298
Für eine Revolution der Sozialpolitik 304
Die soziale Sackgasse von Wal-Mart 305
9 Logiken urbaner Polarisierung. Der Blick ‚von unten‘ 309
Symptome der fortgeschrittenen Marginalität 313
Vier strukturelle Logiken schüren die neue städtische Armut 316
Das Phantom der transatlantischen Konvergenz 326
Der Umgang mit fortgeschrittener Marginalität: Die Wende zum strafenden Staat 330
10 Postskript. Theorie, Geschichte und Politik in der Stadtanalyse 335
Danksagung und Quellen 344
Literatur 348
Erscheint lt. Verlag | 30.8.2017 |
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Reihe/Serie | Interkulturelle Studien | Interkulturelle Studien |
Zusatzinfo | XL, 325 S. 1 Abb. |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Recht / Steuern ► Strafrecht ► Kriminologie |
Sozialwissenschaften ► Soziologie | |
Schlagworte | Devianzforschung • Ghettoisierung • Soziale Ungleichheit • Stadtsoziologie • Teilhabe • urban geography and urbanism |
ISBN-10 | 3-658-02680-4 / 3658026804 |
ISBN-13 | 978-3-658-02680-6 / 9783658026806 |
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