Kopf hoch, Deutschland! (eBook)

Mit dem Morning Briefing durch stürmische Zeiten
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
200 Seiten
Knaus (Verlag)
978-3-641-22427-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kopf hoch, Deutschland! -  Gabor Steingart
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Orientierung und Welterklärung in Kurzform:
Das Beste aus Gabor Steingarts 'Morning Briefing'

Welche E-Mail lesen Deutschlands Manager, Schüler und Politiker schon um 6 Uhr morgens?
Das 'Morning Briefing' des 'Handelsblatt'-Herausgebers und Bestsellerautors Gabor Steingart. Steingart erklärt das Weltgeschehen und hat bei seinen über 500.000 Abonnenten Kultstatus. Sein Markenzeichen: Themen setzen, kommentieren, pointiert, kritisch, aber immer mit Zuversicht.
Der Wert des Geschriebenen zeigt sich, wie bei einem guten Tagebuch, erst in der Rückschau. Für sein Buch 'Kopf hoch, Deutschland!' hat Steingart das Beste aus seinem morgendlichen Weckruf zusammengestellt, überarbeitet und thematisch neu geordnet: Entstanden ist ein kluger und inspirierender Blick auf unsere Welt, wie sie wirklich ist.



Gabor Steingart, geboren 1962, ist einer der profiliertesten deutschen Sachbuchautoren und mehrfach ausgezeichneter Journalist. In seinem täglichen Podcast und Newsletter »Steingarts Morning Briefing« kommentiert er das aktuelle Welt- und Wirtschaftsgeschehen, bietet Nachrichten sowie exklusive Interviews mit Meinungsbildnern aus Politik, Wirtschaft und Kultur.

Sein Werdegang: 1990 bis 2010 SPIEGEL-Journalist in Leipzig, Bonn, Hamburg, Berlin und Washington D.C. Von 2010 bis 2018 zunächst Chefredakteur, später Herausgeber, Geschäftsführer und Mitgesellschafter der Handelsblatt Media Group. 2018 gründete er die Medienmarke ThePioneer für unabhängigen und werbefreien Journalismus.

Auswahl der Bestseller: »Deutschland - Der Abstieg eines Superstars«, »Weltkrieg um Wohlstand«, »Die Machtfrage«, »Unser Wohlstand und seine Feinde«, »Weltbeben«.

ABFINDUNG

 

Winterkorn übernahm erst die Verantwortung und dann eine millionenschwere Abfindung. So sehen moderne Wunder aus: Jesus verwandelte Wasser in Wein, Winterkorn eine Sauerei in Geld.

 

 

ABHÖRGESETZ

 

Der Preis der Freiheit darf niemals die Freiheit selbst sein.

 

 

ABSCHIED

 

Heute Morgen müssen wir uns selbst betrauern. Die Welt ohne den Welterklärer Helmut Schmidt hat sich in einen zugigen Ort verwandelt. Wenn Leben Verstehen bedeutet, dann hat auch unser Licht zu flackern begonnen.

Es wäre untertrieben zu sagen, der Verstorbene habe ein erfülltes Leben gelebt. In Wahrheit waren es mindestens drei in einem. Er war Politiker, Staatsmann und Publizist. Mensch war er auch. Und was für einer!

Vielleicht ist sogar sein leidenschaftliches Mensch-Sein der Schlüssel zu allen anderen Erfolgen. Schmidt besaß die Gabe des Zuhörens und des Staunens. Neuigkeiten erschöpften ihn nicht, sie luden ihn auf.

Gerade als Herausgeber der »Zeit« pflegte er das, was er lange zuvor begonnen hatte: das Gespräch mit seinen Landsleuten. Der typische Schmidt-Ton war deutlich, oft scharf und ironisch, zuweilen spitzbübisch, und dennoch war da immer ein milder Unterton, der wärmte. »Schmidt Schnauze« hat man ihn in seinen jungen Abgeordnetenjahren genannt. Es handelte sich um eine Schnauze, die an Herz und Hirn angeschlossen war. Dieser Schmidt sprach mit uns über Politik, übers Kettenrauchen, über diesen »Scheißkrieg«, wie er sich ausdrückte, und schließlich – als 96-Jähriger – sogar über das Fremdgehen: »Ich hatte eine Beziehung zu einer anderen Frau«, beichtete Schmidt der Nation nach 68 Ehejahren mit seiner Loki.

So konnte nur einer reden, der Mensch, nicht Engel war, mit allem, was das bedeutete, wenn man in das Jahr 1918 hineingeboren war: Nazi-Verführter, Kriegsteilnehmer, Kriegsverletzter, schließlich Europäer aus Scham und Überzeugung. Geschichte vergeht nicht, war seine Überzeugung, weshalb er auch in der Nachkriegs-SPD und nicht bei den Nachkriegskonservativen vom Schlage Strauß, Filbinger und Dregger seine Heimat fand.

Wenn die heutige SPD und ihr Vorsitzender sich nur eine der Schmidt’schen Eigenschaften einverleiben dürften, dann sollte es diese sein: Haltung. Schmidt war eben nicht das Fähnchen im Wind, sondern der Fahnenmast. Er liebte die Menschen mehr als die Partei. »Rate den Mitbürgern nicht das Angenehmste, sondern das Beste«, hat er mal gesagt.

Die Welt braucht die Alten und Weisen, ihren historisch begründeten Optimismus und auch ihre in den Strömungen der Zeitläufe geformte Nachsicht gegenüber jenen, die erst noch so werden wollen, wie sie waren. Deshalb ist heute – da hilft jetzt auch der Verweis auf das biblische Alter des Verstorbenen nicht mehr viel – ein trauriger Tag. Allzu viele im Schmidt-Format hat es in der bundesdeutschen Geschichte nicht gegeben.

[11.11.2015]

 

 

ACHSE,
DEUTSCH-FRANZÖSISCHE

 

Die deutsch-französische Achse rotiert wieder, wobei der Motor der Ideen derzeit vor allem aus Paris seine Energie bezieht: Macron treibt, Merkel dreht sich mit.

 

AFD

 

Aus Nichtwählern wurden Wutbürger und schließlich AfD-Wähler. Da stehen sie nun mit ihren Trillerpfeifen und bevölkern den rechten Rand des politischen Marktplatzes.

 

Im neuen Bundestag wird erstmals eine rechte Partei vertreten sein, die den Weltkriegssoldaten als Helden und den Ausländer als Sündenbock betrachtet. Damit hat das Parteiensystem keine Alternative, sondern eine Missgeburt hervorgebracht.

 

Die Funktionäre der AfD müssen gar nicht stigmatisiert werden. Sie stigmatisieren sich fortlaufend selbst. Sie werden uns niemals regieren, nur immer wieder beschämen.

[25.9.2017]

 

 

AIDA

 

Das Konzept eines schwimmenden Freizeitclubs hat die Welt der Kreuzschifffahrt revolutioniert. Bis zur Erfindung der »Aida«-Partyschiffe galt für die Kreuzfahrer der triste Dreiklang: Landgang, Tischgang, Stuhlgang.

 

 

AJATOLLAHISIERUNG

 

Trump und die radikalisierten Religionsführer sind sich in ihren Reaktionsschemata ähnlicher, als sie wahrhaben wollen. Die Ajatollahisierung hat von Teheran auf Washington übergegriffen – und wirkt von dort zurück.

 

 

AKTIEN

 

Die Deutschen spielen lieber Lotto, als Aktien zu kaufen. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, beim Lotto einen Totalverlust zu erleiden, die höchste.

 

 

AKTIENKURS

 

In den Aktienkursen ist die Zukunft enthalten – und wahrscheinlich auch schon die Zeit danach.

 

 

AKTIENMARKT

 

Jede Überdosis kann schädlich sein, auch eine Überdosis Optimismus.

 

 

AKTIONÄRE

 

Bedauerlich ist, dass die Mehrzahl der Deutschen keine Aktionäre sind. Die Gewinne sprudeln, aber sie sprudeln an ihnen vorbei.

 

 

ALEXA

 

Eine Herrin, die sich als Dienerin ausgibt.

 

Alles wird digital und virtuell. Nur ärgern tun wir uns bis ans Ende unserer Tage – analog und in echt.

 

 

ALLIANZ-VERSICHERUNG

 

Das einzige Beruhigungsmittel, das an der Börse verkauft wird und nicht in der Apotheke.

 

 

ALTERNATIVE

 

Es gibt Alternativen zur militärischen Eskalation, die unserem Land bekömmlicher sind. Deutschland braucht an der Spitze kein hartes Gesicht, sondern einen klugen Kopf.

 

 

AMERICA FIRST

 

Die Weltgeschichte kennt keine unverzichtbaren Mächte.

 

Amerika hat begonnen, jene Ordnung einzureißen, die es selbst geschaffen hat.

 

Ich bin auf dem Rückflug von New York, während ich diese Zeilen schreibe. In der Absicht, mich zu zerstreuen und der Gegenwart zu entkommen, lese ich, was die amerikanische Dichterin Sylvia Plath vor mehr als einem halben Jahrhundert über »The Great Gatsby« geschrieben hat: »Dragon goes to bed with princess«.

Unwillkürlich muss ich an Trump denken, der mit seinem neureichen Imponiergehabe Amerika verführt hat. Ich denke aber auch an die Zehntausende von Frauen, die sich nicht haben verführen lassen, die durch New York marschiert sind, die uns veranlasst haben, aus dem Taxi zu springen, um mit ihnen zu gehen. »Not my President«, stand auf einem der Plakate.

Wäre Angela Merkel in New York gewesen, hätte sie dieses Schild in unser aller Namen hochhalten können. Not our President. Es geht dabei nicht um Zu- oder Abneigung, es geht um Interessen. Dieser 45. Präsident – und darin liegt die historische Zäsur seiner Machtübernahme – stellt seine Interessen über unsere. Wir dürfen Amerika dienen oder uns trollen. Amerika kommt zuerst – und danach lange nichts.

Bei einem Notfall ruft man in Deutschland normalerweise die Notrufzentrale 110 an. Wenn in den internationalen Beziehungen Gefahr im Verzug ist, haben sich Israelis und Araber, Weltbankpräsidenten, IWF-Direktoren und deutsche Bundeskanzler angewöhnt, die 001-202-456-1414 zu wählen, die Nummer des Weißen Hauses.

Dort fanden die Ratlosen Rat, die Geldknappen Geld, und wenn es sein musste, lieferte Amerika auch Raketen und Schnellfeuerwaffen. Alle Präsidenten seit Woodrow Wilson, Initiator des Völkerbundes und Friedensnobelpreisträger, verstanden sich als Globalisten. »Ich benutze nicht nur das eine Gehirn, das ich habe, sondern auch all die anderen Gehirne der Welt, die ich anzapfen kann«, sagte Wilson, dessen Amerika andere Nationen ein- und nicht ausschloss.

Doch unter der bisherigen Telefonnummer ist kein Anschluss mehr. Trumps Einzug im Weißen Haus beginnt mit einem Rückzug Amerikas. Die USA sehen sich nicht länger als Global Leader, sondern als eine Export-Import-Agentur im Auftrag der amerikanischen Arbeiter. »America first« ist das Versprechen, mit dem Trump rund 62 Millionen Wählerinnen und Wähler für sich gewinnen konnte. The dragon goes to bed with princess.

Wie erstarrt steht unsere Kanzlerin da, von innen und außen unberührbar. Weltfremdheit kann auch ohne eigenes Zutun entstehen, zum Beispiel dadurch, dass die Welt sich von der Kanzlerin entfernt.

Es geht für die deutsche Regierungschefin nicht in erster Linie darum, Trump zu kritisieren. Es geht darum, ihn zu erkennen. Wo steht Deutschland nach dieser Zäsur in Amerika? Wem folgen wir, wenn die USA als Vorhut ausfallen?...

Erscheint lt. Verlag 13.11.2017
Zusatzinfo durchgehend vierfarbig, mit Illustrationen von Berndt A. Skott
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Abstieg eines Superstars • eBooks • Handelsblatt • Politischer Kommentar • SPIEGEL-Bestseller • Tagespolitik • Weltbeben • Wirtschaft
ISBN-10 3-641-22427-6 / 3641224276
ISBN-13 978-3-641-22427-1 / 9783641224271
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