SzenenKonstruktStrukturAnalyse heutiger Mischszenen am Beispiel der deutschen Manga- und Animeszene - Eva Mertens

SzenenKonstruktStrukturAnalyse heutiger Mischszenen am Beispiel der deutschen Manga- und Animeszene

Eine neue Sicht auf Szene als Konstrukt: Wechselwirkungen, Zusammenhänge, Beeinflussungen, Mechanismen

(Autor)

Buch | Softcover
260 Seiten
2017
Diplomica Verlag
978-3-96146-539-2 (ISBN)
39,50 inkl. MwSt
Großszenen wie die deutsche Manga- und Animeszene sind ein soziales Zuhause für Tausende von Fans, sie sind Prägungs-, Lern- und Sozialisationsinstanzen, aber auch stabile Märkte, Kommunikations- und Präsentationsplattformen, Wegweiser, Trendmacher sowie Phänomene mit globaler Reichweite. Großszenen (wie auch Gothic, Punk, Street-Art etc.) bilden mit der Zeit Szenen in der Szene aus - die Subszenen. Ihre Entstehung ist nicht zeitlich beliebig und sie stehen auch nicht in einer beliebigen Anordnung zueinander. Sie stellen vielmehr Spezialisierungen dar, wobei sie - bei allen Unterschieden - der Interessensgegenstand der Mutterszene eint. Allerdings kann der Umgang mit diesem ausgesprochen unterschiedlich sein. Jedes dieser Subkonstrukte übt eine ganz spezifische, aber auch kategoriale Funktion im Großverband aus und stabilisiert diesen damit. Kein anderes Subkonstrukt und keine andere Szenenkategorie ist in der Lage, diese spezifische Funktion zu übernehmen. Die SzenenKonstruktStrukturAnalyse - oder kurz SKSA - ist eine Methodologie, mit der man genau solche Zusammenhänge aufdecken kann und dieses Buch ist ein erster Versuch, die theoretischen Zusammenhänge darzustellen.

Eva Mertens hat erst sehr spät in ihrem Leben begonnen, Lehramt zu studieren. Im Verlauf dieses Studiums entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Forschung und das Schreiben. 2009 gründete sie, noch mitten in ihrem Studium, das Ani-Ma-Projekt, dessen erstes Ziel es war, die deutsche Manga- und Animeszene zu erforschen. Sie kann auf diesem Gebiet mit Fug und Recht als Expertin bezeichnet werden. Inzwischen jedoch haben sich ihre Forschungen auch auf Szenenkonstrukte im Allgemeinen ausgedehnt. Sie richten sich hier derzeit auf Bildungsmechanismen, strukturelle und prozessuale Zusammenhänge, Abhängigkeiten, Funktionen von Konstrukten in Konstrukten, Relevanzen etc.

Textprobe: Kapitel 6.1 Strukturelle Kopplung im Kontext der SKSA: Der Begriff "strukturelle Kopplung" ist von nicht zu unterschätzender Tragweite und Relevanz im Kontext einer SKSA. Seine Bedeutung wird jedoch ohne die Hinzunahme einiger anderer Begrifflichkeiten nicht deutlich. Die strukturelle Kopplung ist vor allen Dingen durch die Systemtheorie Niklas LUHMANNs bekannt geworden. Für die vorliegende Arbeit wird er jedoch auf seine wesentlichen Merkmale reduziert und aus dem Kontext der Systemtheorie weitestgehend entbunden. Synonym findet man auch den Begriff des "Brückenelements" oder "Bindeglieds" im Verlauf der Arbeit. Die strukturelle Kopplung ist fest mit der Systemtheorie verbunden, wobei er, nach LUHMANN, ursprünglich von MATURANA eingeführt wurde (Luhmann, 2009, S. 119). Systeme funktionieren, sagt der Systemtheoretiker, über Kommunikation und bilden spezifische Kommunikationsformen aus, im Prinzip eine eigene Sprache, die sich an den Systemfunktionen orientiert. Hierdurch kommt es zu einer Differenz zwischen Umwelt und System. Über die Differenz wird ein System insofern aktiv, als dass es selbst Grenzen erzeugt, die sogenannte "operative Geschlossenheit". Diese Geschlossenheit ist Ausdruck bzw. Ergebnis der systemischen Regeneration, der Autopoiesis. Das hat jedoch den Nachteil, dass sie dazu führt, dass ein System nicht mit einem anderen direkt kommunizieren kann, wobei Kommunikation die Art und Weise ist, in der ein System, nach LUHMANN, operiert und sich dadurch selbst erhält. Andererseits läuft auch der Aufbau und Erhalt der systemeigenen Strukturen als Prozess der operationalen Geschlossenheit ab, d. h. das System organisiert sich selbst. LUHMANN spricht deshalb in diesem Zusammenhang auch von "Selbstorganisation". Auch diese Strukturen sind hierbei auf das jeweilige System abgestimmt und finden sich in dieser Form in keinem anderen System wieder (Luhmann, 2009, S. 92, 93). Wenn aber Strukturen und Operationen auf das System begrenzt bleiben und dessen Grenzen nicht überschreiten können, das System jedoch "Dinge" aus anderen Systemen - oder allgemeiner gefasst seiner Umwelt - benötigt, weil es sie nicht selbst erzeugen kann, dann wird etwas, was auch immer, benötigt, das über diese Fähigkeit verfügt. Es muss demnach ein Etwas, ein Element (abstrakt oder konkret) geben, das nicht nur die Grenzen beider betroffener Systeme überschreitet. Es muss vielmehr zusätzlich in der Lage sein, die operationale Geschlossenheit, d. h. die spezifische Kommunikation sowie die genauso spezifischen Strukturen beider Systeme zu erkennen, zu analysieren und zu verstehen. Es übernimmt hierbei einerseits eine Dolmetscherfunktion im Hinblick auf die Kommunikation, also in Bezug auf Sprache im weitesten Sinne. Andererseits aber auch eine erklärende Funktion, also eine Art von abstrakter Dolmetscherfunktion, in Bezug auf die Strukturen. In beiden Fällen stellt dieses Element ein Bindeglied und Schlüsselmoment für jedwede Kommunikation und Operation zwischen zwei Systemen dar. Dieses Element nennt LUHMANN "strukturelle Kopplung" (Luhmann, 2009, S. 118-141). Wie diese Elemente jedoch in Erscheinung treten, welche Ausprägung sie haben, bzw. welches Aussehen sie annehmen, kann ausgesprochen unterschiedlich sein und dies in ihrer Ausprägung wie auch zeitlichen Dimension. Strukturelle Kopplungen können sich über lange Zeiträume manifestieren, aber sie können aufgrund ihrer jeweiligen Funktion und Einbettung auch völlig anders in Erscheinung treten. LUHMANN äußert sich wie folgt: So gibt es zahllose ereignishafte operative Kopplungen [oder auch strukturelle], die ein ständiges Herstellen und Wiederauflösen von Systemzusammenhängen bewirken. Geldzahlungen etwa sind und bleiben stets Operationen des Wirtschaftssystems im rekursiven Netzwerk vorheriger und späterer Zahlungen. Aber sie können in gewissem Umfange zu politischer Konditionierung freigegeben werden im rekursiven Netzwerk politischer Vorgaben

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 190 x 270 mm
Gewicht 477 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Schlagworte Anime • Animeszene in Deutschland • Community • Fanforschung • Funktionsträger • Manga • Mangaszene in Deutschland • SKSA • Strukturanalyse • strukturelle Kopplung • Subszene • Szenenkonstrukt • Szenenstrukturmodell
ISBN-10 3-96146-539-8 / 3961465398
ISBN-13 978-3-96146-539-2 / 9783961465392
Zustand Neuware
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