Exklusive Gesundheit (eBook)

Gesundheit als Instrument zur Sicherstellung sozialer Ordnung

(Autor)

eBook Download: PDF
2017 | 1. Aufl. 2017
VIII, 310 Seiten
Springer Fachmedien Wiesbaden (Verlag)
978-3-658-17930-4 (ISBN)

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Exklusive Gesundheit - Bettina Schmidt
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Über Gesundheit zu reden funktioniert auf Fachkongressen und im Wartezimmer genauso gut wie auf Partys und Parteitagen. Interessant an all diesen verschiedenen Gesundheitserzählungen sind folgende Fragen: Worüber wird geredet? Wer redet viel und wer wenig? Warum und mit welcher Wirkung wird geredet? Die Erzählforschung untersucht die Funktionsweisen von alltäglichen und wissenschaftlichen Erzählungen und ihre Potenziale, die Wirklichkeit nicht nur zu beschreiben und zu erklären, sondern auch zu beeinflussen. Das Thema Gesundheit unter Erzählperspektive zu beleuchten ist gewinnbringend, denn während die fachlichen Inhalte des Gesundheitsnarrativs sehr weitreichend erkundet werden, sind seine begleitenden erzählerischen Elemente kaum beforscht, obwohl sie z.B. Aufschluss darüber geben können, warum der Waschbrettbauch den Wohlstandsbauch als sichtbares Zeichen von erfolgreicher Lebensführung ablösen konnte und wie das Erzählen diese Wirklichkeitstransformation begleitet hat. Beim faktual-fiktionalen Gesundheitsnarrativ geht es also nicht um die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, sondern erzählt wird eine spannende Geschichte über Wohlsein und Wehklagen, tugendhafte und sündige Lebensweisen, fitte Gewinner und matte Verlierer.



Dr. Bettina Schmidt ist Professorin für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen an der EvH Rheinland-Westfalen-Lippe.

Dr. Bettina Schmidt ist Professorin für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen an der EvH Rheinland-Westfalen-Lippe.

Inhaltsverzeichnis 6
1 Einführung: Hauptsache Gesundheit 10
Zusammenfassung 10
1.1Gesundheitsvorstellungen im Wandel aus Erzählperspektive 11
1.2Von vollständigem Wohlbefinden und normativer Gesundheitstüchtigkeit 13
1.3Die Erzählung von der Biogesundheit ist eine Eliteerzählung 15
1.4Das vorliegende Werk 17
Literatur 17
2 Diskurse, Geschichten, Erzählungen 19
Zusammenfassung 19
2.1Einführung: Das Erzählen über die plurale Wirklichkeit 20
2.1.1Funktionsweise von Erzählungen 21
2.1.2Erfolgreiche Erzählungen gewinnen den Wettkampf 24
2.1.3Diskurse und Geschichten machen Erzählungen 26
2.1.4Gesundheit narrativ betrachten 28
2.2Kennzeichen erfolgreicher Erzählungen 30
2.2.1Reduktion von Komplexität 30
2.2.2Flexibilität gegenüber Ungereimtheiten 32
2.2.3Professionelle Erzähler und aktive Zuhörer 35
2.3Wissenschaftliches Erzählen 37
2.3.1Wissenschaft erzählt mit Hilfe von Fakten und Fiktion 39
2.3.2Wissenschaft erzählt über interessengeleitetes Teilwissen 40
2.3.3Wissenschaft erzählt von Problemen 40
2.3.4Wissenschaftlichen Erzählungen kann man trotzdem glauben 41
2.4Die Macht des Erzählens 43
2.4.1Gesellschaftlicher Wandel wird erzählerisch grundiert 44
2.4.2Das ökonomische Narrativ als Beispiel einer machtvollen Erzählung 45
2.4.3Erzählen als politische Macht 47
2.4.4Die erzählerische Macht der Eliten 48
2.4.5Die Macht des Schweigens 51
2.4.6Die Macht von Gegenerzählungen 52
2.4.7Die Erosion machtvoller Erzählungen? 54
Literatur 57
3 Die Geschichte der tugendhaften Reinheit 61
Zusammenfassung 61
3.1Reinheit: allgegenwärtig und kaum sozialwissenschaftlich beforscht 62
3.1.1Reinheit als Begriffsgebilde 63
3.1.2Die sozialwissenschaftliche Reinheits-Forschung 65
3.1.3Reinheit und Unreinheit 67
3.1.4Äußere und innere Reinheit und Unreinheit 69
3.1.5Reinheit, Unreinheit und Hygiene 70
3.1.6Unreinheit und ihre soziale Wirkmacht 72
3.2Reinheit als Legitimierungsargument im Prozess der Zivilisation 74
3.2.1Zivilisation und Affektkontrolle 75
3.2.2Zivilisierende Prozesse – die Beispiele Ernährung und Sexualität 78
3.3Reinlichkeit als Tugend 82
3.3.1Reinlichkeit als christlich sittliche Tugend 84
3.3.2Reinlichkeit als bürgerlich sittliche Tugend 86
3.4Reinlichkeit als Ziel der gemeinen Volkserziehung 89
3.4.1Bürgerliche und proletarische Reinlichkeit 90
3.4.2Bürgerliche Reinlichkeit, von Kindesbeinen an 92
3.4.3Erziehungsratgeber fördern Reinlichkeit und Ordnung 93
3.4.4Die Unreinen 97
3.5Reinheit, Ordnung und soziale Ordnung 99
3.5.1Reinheit und Ordnung, Unreinheit und Unordnung 99
3.5.2Reinlichkeit als individueller Auftrag zwecks Passung in die soziale Ordnung 100
3.5.3Reinlichkeit als Merkmal der Zugehörigkeit zur Gesellschaft der Respektablen 102
3.5.4Unreinlichkeit als Abgrenzungsinstrument gegen unerwünschte Andere 104
3.5.5Soziale Unordnung und Neuordnung 106
3.6Tugendhafte Reinlichkeit bis heute 108
3.6.1Reinlichkeit – kein Thema mehr? 108
3.6.2Reinliche Tugendentfaltung: Und alle machen mit 110
3.6.3Zivilisierte Reinlichkeit bis heute 112
3.6.4Tugendhafte Reinlichkeit hier und anderswo 115
Literatur 117
4 Die Erzählung von der guten Gesundheit 121
Zusammenfassung 121
4.1Gesundheit ist die neue Reinheit 123
4.1.1Das gepflegte Mahl, ein reines Vergnügen 126
4.1.2Ernährung im Wandel persönlicher Inszenierungsbedürfnisse 128
4.1.3Ernährung als distinktiv wirksame Alltagspraxis 131
4.1.4Kochshows und Putzkammern 134
4.2Gesundheit als Tugend – guter Grund oder gut begründet? 136
4.2.1Gesundheit als unscheinbare Tugend 137
4.2.2Gesundheit als praktische Tugend 138
4.2.3Stillen als ein Beispiel gesundheitsmoralischer Tugendhaftigkeit 140
4.3Gesundheit und ihre Tugendmacher 142
4.3.1Verantwortliche Eliten und die Wirklichkeit 143
4.3.1.1 Die Eliten 144
4.3.1.2 Die ungleichen Machtmöglichkeiten von Eliten und Nichteliten 146
4.3.1.3 Gesundheitspolitik als elitäre Konsenspolitik 148
4.3.1.4 Tugendhafte Gesundheitszivilisierung als Ziel elitärer Konsenspolitik 150
4.3.2Verantwortliche Eliten und die Wissenschaft 152
4.3.2.1 Wissensproduktion in gelehrsamen Räumen 152
4.3.2.2 Gesundheitswissenschaftliches Wissen und Unwissen 156
4.3.2.2.1 Alternative Wissensproduktion 157
4.3.2.2.2 Umgang mit Nichtwissen 161
4.3.2.3 Gesundheitswissenschaftler und -nichtwissenschaftler 162
4.4Die Hauptrolle der modernen Gesundheitserzählung: Das souveräne Subjekt als Selbstversorger seiner Gesundheit 166
4.4.1Der fitte Selbstunternehmer 169
4.4.1.1 Der fitte Selbstunternehmer brilliert im Job 169
4.4.1.2 Der fitte Selbstunternehmer brilliert bei der biopsychosozialen Gesundheit 171
4.4.2Der präventive Zukunftseroberer 174
4.4.2.1 Jeder kann ein präventiver Held sein, heute vernünftig, morgen gesund 174
4.4.2.2 Prävention als Vergnügen und Wellness 177
4.4.2.3 Die Grenzen des präventiven Heldentums 178
4.4.3Der stilvolle Gesundheitsperformer 180
4.4.3.1 Doing Health 180
4.4.3.2 Doing Health per verkörpertem Sport 182
4.4.3.3 Doing Health and Wellness und ihre Anleihen an die antike Selbstsorge 183
4.4.4Der mündige Kunde 187
4.4.4.1 Gesundheits-Apps 188
4.4.4.2 Gesundheitskonsumisten 189
4.4.4.3 Body- und Neuro-Enhancement 192
4.4.5Der souveräne Kranke 195
4.4.5.1 Der professionelle Patient hat nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten 196
4.4.5.2 Der Profipatient betrachtet sich durch die Augen des Arztes 197
4.4.5.3 Der Profipatient ist auf Augenhöhe mit dem Arzt 198
4.4.5.4 Der Profipatient ist nicht nur souverän, sondern auch heiter 200
4.4.6Die unsouveränen Anderen 202
4.4.6.1 Der Idealtypus unsouveräner Ungesundheit: der dicke Mensch 203
4.4.6.2 Der unsouveräne Kranke 207
4.4.6.2.1 Der Ungesunde ist verdientermaßen krank: externe Zuschreibungen 207
4.4.6.2.2 Der Ungesunde ist schuldbewusst und beschämt: interne Zuschreibungen 210
Literatur 212
5 Von der reinen Gesundheit zu lässigem Wohlsein 222
Zusammenfassung 222
5.1Gesundheit ist Element, nicht Essenz gelingenden Lebens 223
5.1.1Gesundheit als Zentralziel der Verwöhnten 224
5.1.2Robustheit als Zentralziel der Normalmenschen 225
5.1.3Unbedingte Krankheitsvermeidung – oder es irgendwann einmal gut sein lassen? 227
5.1.4Gesundheit – kunterbunt statt gut oder schlecht 229
5.1.5Krankheit – nicht kunterbunt, aber auch nicht grau in grau 230
5.2Gesundheit, einmal anders erzählt 232
5.2.1Die Geschichte der Familie K. 233
5.2.2Die Geschichte vom real existierenden Durchwurstler 253
5.2.2.1 Durchwurstelndes Unterengagement gegenüber Gesundheitsgehorsam 255
5.2.2.2 Alle wursteln sich durch, keiner redet darüber 258
5.2.3Die Geschichte vom agesunden Dissidenten 259
5.2.3.1 Agesunde als Impulsgeber für die Neuverhandlung des strikten Gesundheitsregimes 260
5.2.3.1.1 Doing Agesundheit 260
5.2.3.1.2 Agesundheit als Wegbereiter für plurale gesundheitliche Inklusion 261
5.2.3.2 Der „Proll mit Klasse“ als Beispiel eines Agesunden 263
5.3Die Reaktion der Mehrheitsgesellschaft auf Gegenerzähler 268
5.3.1Gegenerzähler – abweichende Andere, die auf Abstand gehalten werden 269
5.3.2Ressentiments gegen Prolls aller Art 270
5.3.3Moral Panic 272
5.3.4Die Erzeuger moralischer Panik 275
5.3.5Moral Panic im Gesundheitskontext 278
5.4Benutzerfreundliche Gesundheitenförderung wider die Maximalgesundheitserzählung 281
5.4.1Gesundheiten fördern bei vorhersehbaren Fehlleistungen 283
5.4.1.1 Gesundheitsregularien haben es schwer 284
5.4.1.2 Gesundheitsregularien und die Angst, ein (männlicher) Trottel zu sein 285
5.4.2Gesundheiten fördern durch fehlerfreundliches Risikomanagement 289
5.4.2.1 Fehler- bzw. benutzerfreundliche Gesundheitsförderung – libertär und paternalistisch 291
5.4.2.2 Argumente für eine benutzerfreundliche Gesundheitsförderung 294
5.4.2.3 Argumente gegen eine benutzerfreundliche Gesundheitsförderung 298
5.4.3Gesundheit – eine Geschichte für oben 306
Literatur 309

Erscheint lt. Verlag 24.5.2017
Reihe/Serie Gesundheit und Gesellschaft
Gesundheit und Gesellschaft
Zusatzinfo VIII, 310 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Erzählforschung • gesundheitliche Ungerechtigkeit • gesundheitliche Ungleichheit • Gesundheitswissenschaften • Soziale Schicht
ISBN-10 3-658-17930-9 / 3658179309
ISBN-13 978-3-658-17930-4 / 9783658179304
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