Pseudowissenschaft Terlusollogie®. Ein Beitrag zum Demarkationsproblem für Studierende der Sozialen Arbeit - Uwe Janatzek

Pseudowissenschaft Terlusollogie®. Ein Beitrag zum Demarkationsproblem für Studierende der Sozialen Arbeit

(Autor)

Buch | Softcover
200 Seiten
2017
Diplomica Verlag
978-3-96146-516-3 (ISBN)
29,99 inkl. MwSt
Die Soziale Arbeit als Sozial- und Handlungswissenschaft hatte über Jahrzehnte mit dem Vorwurf mangelnder Wissenschaftlichkeit, zu geringer Empirie und Anfälligkeit für fragwürdige Praxismethoden zu kämpfen. Obwohl es auch heute noch vereinzelte Kritik an bestimmten Aspekten gibt, hat sich die Soziale Arbeit doch mittlerweile ihren Stand als anerkannte Wissenschaft erkämpft. Umso wichtiger erscheint es, gerade in der Ausbildung, dem wissenschaftlichen Studium, im Rahmen der Propädeutik nicht allein Zitationsweisen, sondern tatsächlich wissenschaftliches Denken zu lehren, um den erreichten Stand zu sichern. Dazu gehört auch das Nachdenken über das Demarkationsproblem, also die Frage, was Wissenschaft von anderen Feldern der Erkenntnis- und Wahrheitssuche unterscheidet.
Der vorliegende Text soll dazu einen Beitrag leisten, indem anhand einer Pseudowissenschaft im tatsächlichen Sinne aufgezeigt wird, welche Kriterien dazu geeignet sein könnten und welche weiteren Aspekte bedenkenswert erscheinen.
Der Text richtet sich dabei sowohl an Lehrende im Bereich der Propädeutik und Wissenschaftstheorieinteressierte als auch an Studierende der Sozialen Arbeit und angrenzender Fächer.

Uwe Janatzek, MA (Sozialmanagement), Dipl.-Sozialarbeiter, Dipl.-Sozialpädagoge, ist zurzeit als Doktorand an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Bielefeld, als Dozent für Propädeutik und Sozialinformatik an der Evangelischen Hochschule RWL (Bochum) sowie in beratender Funktion im Rahmen der dortigen Studierwerkstatt tätig.

Textprobe:
Kapitel 5.2.1 - Kritik zu (2) Atemtypen und "Prägung im Moment der Geburt":
Es ist offensichtlich, daß hier sowohl definitorisch wie auch faktisch eine der Hauptannahmen der Terlusollogie, nämlich die "Prägung" des Atemzentrums an einem bestimmten Zeitpunkt zu einem bestimmten "Atemtyp" hin, von den Tatsachen und der Komplexität der Wirklichkeit überholt wird.
Dies beginnt bereits mit dem Begriff der Geburt. Da die Terlusollogie den Anspruch erhebt, eine Erfahrungswissenschaft zu sein, muß sie sich auch an den herkömmlichen wissenschaftlichen Standards messen lassen, die auch für den Bereich der exakten Definition gelten. Wenn also mit Begriffen wie dem Geburtszeitpunkt argumentiert wird, so stehen die Terlusollogen in der Pflicht, zu definieren, was damit genau gemeint ist. Denn 'Geburt' stellt (zumindest beim Menschen und bei höheren Säugetieren) nicht einen genau ermittelbaren Zeitpunkt dar, sondern einen phasierten Prozeß. Strittig ist dabei schon, wann die Geburt einsetzt. In der medizinischen Fachliteratur werden dafür mehrere Möglichkeiten angegeben, so entweder der Zeitpunkt des Einsetzens der Eröffnungswehen, oder bei regelmäßigen, alle zehn Minuten auftretenden Wehen, welche über eine halbe Stunde anhalten und die Portio ganz oder teilweise aufgebraucht ist, oder beim Beginn einer regelmäßigen, schmerzhaften sowie anhaltenden Wehentätigkeit, auch könnte der Blasensprung (mit oder ohne Wehen) als Geburtsbeginn definiert werden, wobei es eine Latenzzeit zwischen Blasensprung und Eröffnungswehen von mehreren Tagen oder Wochen geben kann, sofern ein früher, vorzeitiger Blasensprung (vor der 37. SSW) erfolgt . Hinzu treten juristische Definitionen, die jedoch je nach Rechtslage eines Staates unterschiedlich sein können und hier weniger von Belang sind, was auch für den Zeitpunkt des Geburtsabschlusses gilt. Nach Schwegler & Lucius (2011: 398 f) besteht die Geburt aus der Eröffnungs- und Austreibungsphase (die Eröffnungsphase beginnt mit regelmäßigen Wehen im Abstand von 15 bis 20 Minuten, die Austreibungsphase mit der vollständigen Öffnung des Muttermundes), wobei zur Austreibungsphase auch die Nachwehen gehören, bei der die Plazenta und die Eihäute ausgetrieben werden, was 30 bis 60 Minuten dauern kann. Die Dauer der Eröffnungsperiode kann dabei schwanken (bei Erstgebärenden bis zu zwölf Stunden, ansonsten ca. fünf bis sieben Stunden), die Austreibungsphase (ohne Nachgeburt) ca. 15 bis 60 Minuten (ebd.: 399). Der Geburtsprozeß kann also tatsächlich viele Stunden dauern, wobei auch Tageszeiten wechseln können oder die Datumsgrenze überschritten werden kann. Jedoch ist auch offensichtlich, daß sich dieser Prozeß definitorisch an der Mutter orientiert. Das allerdings stellt die Terlusollogie vor ein definitorisches Problem, da, wie zu sehen, der Geburtsprozeß eben wegen der Austreibung auch die Nachgeburt erfaßt, also einen Zeitpunkt, zu dem das Kind bereits vollständig aus dem Mutterleib ausgetreten und die Abnabelung im Normalfall bereits erfolgt ist. Für das Kind endet die Geburt (Abnabelung) also zu einem anderen Zeitpunkt als für die Mutter. Deshalb muß die Aussage der Terlusollogen schon rein sachlich falsch sein, wenn sie behaupten, eine "Atemtypsprägung" fände "im Moment der Geburt" statt, da es ein solches Moment überhaupt nicht gibt, sofern man nicht den gesamten, mutterorientierten Geburtsprozeß als "Moment" verstehen will. Dagegen ließe sich jedoch einwenden, daß es unsinnig sei, dies an der Mutter festzumachen und nicht am Kind - doch für dieses endet die Geburt eben schon früher, so daß auch hier kein "Geburtsmoment" auszumachen ist, da ja die "Prägung" des Atemzentrums erst beim ersten Atemzug geschehen soll, ein Zeitpunkt, der im Normalfall nach der Abnabelung und damit nach dem kindbezogenen Geburtsprozeß liegt. Somit erweist sich das "Moment der Geburt" eher als Rückgriff auf eine Mystifikation denn als erfahrungswissenschaftlich b

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 325 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Sozialpädagogik
Schlagworte Atemtypenlehre • demarkationsproblem • Gesangspädagogik • Interdisziplinär • Irrlehre • Musikpädagogik • Propädeutik • Pseudowissenschaft • solar/lunar • Sozialarbeit • Soziale Arbeit • Studium • Terlusollogie • Wissenschaftstheorie
ISBN-10 3-96146-516-9 / 3961465169
ISBN-13 978-3-96146-516-3 / 9783961465163
Zustand Neuware
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