Kollektive Identitäten, Selbstbilder und Fremdwahrnehmungsmuster von Deutschen und Spaniern - Bettina Witt

Kollektive Identitäten, Selbstbilder und Fremdwahrnehmungsmuster von Deutschen und Spaniern

(Autor)

Buch | Softcover
108 Seiten
2015 | Erstauflage
Diplomica (Verlag)
978-3-95934-781-5 (ISBN)
44,99 inkl. MwSt
Die im Rahmen dieser Studie behandelte Fremdwahrnehmung ist beeinflusst durch Klischees und einer damit verbundenen Wertigkeit. Um diesen Begriff erfahrbar zu machen, sollen sowohl die deutsche als auch die spanische Identität sowie ihre Gemeinsamkeiten festgelegt werden. Eine Schwierigkeit bei der Einbeziehung von Klischees besteht darin, den Bezug zur Wirklichkeit nicht zu verlieren. Als Arbeitsgrundlage dienen darüber hinaus Bereiche, die Einfluss auf die Ausprägung nationaler Eigenarten haben. Genannt seien auszugsweise kulturelle Werte, soziale Strukturen und historische Prozesse. Studien- und Meinungsumfragen dienen dazu, die sich ergebenden Identitäten auf ihre Aktualität hin zu überprüfen.

Textprobe:
Kapitel 4.1, Das Bild der Deutschen im Ausland:
Die Karikatur des 'typischen Deutschen' (Abb. 4-1) entspricht im Ausland dem gängigen Klischee über Deutschland. So bringen japanische Touristen von ihren Deutschlandreisen Dirndlkleider und Lederhosen oder wenigstens die entsprechend ausgestatteten Trachtenpüppchen mit. In Amerika gelten Erscheinungsformen der bayerischen Volkskultur erst recht als typisch deutsch. Hier zieren Männer mit Lederhosen, Trachtenjanker, Gamsbart am Hut und Maßkrug in der Hand die Werbeplakate in Reisebüros. Selbst an der entfernten Westküste Amerikas wurde mit der Spezialität 'Oktoberfestwurst' geworben. Somit funktioniert als Heterostereotyp, als vereinfachte Typisierung von außen, die Inszenierung: Bayern für Deutschland.
Und obwohl Deutschland die meisten Nachbarstaaten Europas aufzuweisen hat, ist es erstaunlich, dass nur wenige Nachbarn die Deutschen wirklich kennen. In einigen Ländern werden sie als 'krauts' (Kraut) und 'moffen' (Muff), 'boches' und 'Piefkes' bezeichnet. All diese Ausdrücke sind jedoch keineswegs liebevoll gemeint, sondern spiegeln vielmehr Vorurteile wider. Der Begriff 'krauts' ist eine meist stereotypisiernde Bezeichnung, die vor allem während des Zweiten Weltkrieges in England gebräuchlich war. Wahrscheinlich ist der Begriff vom Sauerkraut abgeleitet worden, dass als typisch deutsche Speise angesehen wurde. Den Beinamen 'moffen' erhielten die Deutschen von den Niederländern. Zogen sie doch drei Jahrhunderte lang in die Niederlande, um dort Arbeit zu suchen. Dort wurden sie Dienstmädchen, Grasmäher und Torfstecher, Matrosen und Ziegler, bekamen also die groben und schlecht bezahlten Jobs.
Der Begriff 'boche' hat seinen etymologischen Ursprung wahrscheinlich im Wort 'alboche , einer Zusammensetzung aus dem Präfix al - abgekürzt für 'allemand' 'deutsch' - und boche für 'caboche' ('Dickschädel'). Im 19. Jahrhundert diente die Redewendung 'tête de boche' dazu, jemanden als Dickkopf oder Holzkopf zu beschimpfen, da ursprünglich eine 'boche' eine Holzkugel war. Als Namenspate des Schmähbegriffs 'Piefke' gilt der Kapellmeister Gottfried Piefke, der am 16. Juli 1866 mit der siegreichen preußischen Armee den Boden des heutigen Österreich betrat. Er dirigierte beim Sturm auf die Düppeler Schanzen an vorderster Front sein 300-köpfiges Musikkorps, mit gezogenem Degen schlug er den Takt zum Yorkschen Marsch von Beethoven.
Das Allensbacher Demoskopische Institut befragte vor mehr als einem Jahrzehnt über tausend Franzosen und ebenso viele Briten nach den für Deutsche typischen Eigenschaften.
Als Ergebnis der Studie kam heraus, dass 53 Prozent der Franzosen den Deutschen das Stichwort 'fleißig' zuordneten. Die Briten hingegen gaben diese Eigenschaft in Verbindung mit den Deutschen mit nur 17 Prozent an. Insgesamt waren die Briten mit der Zuordnung der Eigenschaften zurückhaltender und vorsichtiger als die Franzosen. Ein weiterer Gegensatz wurde bei der Bewertung des Charakteristikums 'arrogant' deutlich. Hier gaben nur 13 Prozent der Franzosen an, die Deutschen für arrogant zu halten und 7 Prozent stimmten mit der Bezeichnung 'Angeber' überein. Die Briten hingegen lagen mit ihrem Urteil viel höher. 38 Prozent hielten die Deutschen für 'arrogant' und 21 Prozent für 'Angeber'.
Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2006 der GfK Marktforschung (Nürnberg), in der rund 12.000 Bürger in Deutschland, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Frankreich, Österreich, Polen, Russland, Tschechien und der Türkei befragten wurden, ergab, dass die Deutschen vor allem für gut organisiert, akkurat und leicht pedantisch gehalten werden. Weitere genannte Eigenschaften waren: Zuverlässigkeit, Umgänglichkeit und Geselligkeit. So beschrieb jeder fünfte Niederländer die Deutschen als nette und freundliche Menschen. Immerhin gaben in Russland acht Prozent der Menschen an, dass sie die Deutschen mögen. Auf der anderen Seite hält allerdings nahezu jede

Erscheinungsdatum
Zusatzinfo 6 Abb.
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 171 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Sozialwissenschaften Soziologie Spezielle Soziologien
Schlagworte Klischee • Nationale Identität • Tugend
ISBN-10 3-95934-781-2 / 3959347812
ISBN-13 978-3-95934-781-5 / 9783959347815
Zustand Neuware
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