Aus dem bürgerlichen Heldenleben (eBook)

Bissige Satire über die Moralvorstellungen des Bürgertums der wilhelminischen Zeit: Die Hose + Bürger Schippel + Der Snob + 1913 + Das Fossil
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2015 | 1. Auflage
115 Seiten
e-artnow (Verlag)
978-80-268-3406-9 (ISBN)

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Aus dem bürgerlichen Heldenleben -  Carl Sternheim
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Dieses eBook: 'Aus dem bürgerlichen Heldenleben' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Carl Sternheim (1878-1942) war ein deutscher Dramatiker und Autor von Erzählungen und Gedichten. In seinen Werken griff er besonders die Moralvorstellungen des Bürgertums der Wilhelminischen Zeit an. Die Hose ist der Titel eines bürgerlichen Lustspiels von Carl Sternheim. Die Uraufführung dieses Theaterstücks am 15. Februar 1911 löste einen Skandal aus. Die rüde Direktheit und der ätzende Spott gegen den deutschen Spießbürger führten zu einem zeitweiligen Verbot des Stückes. Mit einem Stück Damenunterwäsche betrieb Sternheim den von ihm geforderten Abbruch der Ideologie, enttarnte er den wohlanständigen Bürger als einen in gesellschaftlichen Konventionen gefangenen Typus, der alles daran setzt, die Tarnung seiner wahren, sinnlichen Natur aufrechtzuerhalten. Der Snob ist eine Komödie in drei Aufzügen des Zyklus aus dem bürgerlichen Heldenleben. Sie folgt als zweiter Teil der Maske-Trilogie auf Die Hose. Als dritter Teil folgt 1913. Das Theaterstück wurde 1914 unter Regie von Max Reinhardt uraufgeführt. 1913: Im Mittelpunkt des Stücks stehen der inzwischen geadelte Christian Maske von Buchow und seine drei Kinder. Der siebzigjährige, kranke Konzernchef Maske sieht sein Ende kommen, kann aber die Verantwortung für sein Erbe nicht im Geringsten aus der Hand geben.

Vierter Auftritt


Scarronöffnet die Tür von außen und tritt auf Welche himmlische Heiterkeit. Vom Regen trete ich mitten in Tropensonne.

Luiseleise zur Deuter Bleiben Sie!

Deuter Einen Augenblick, dann muß ich hinunter.

Scarron Mittels meines Flurschlüssels dringe ich unaufgefordert in Ihre lustigen Beziehungen und zerreiße sie. Lachen Sie weiter; wenn ich darf und mich eigne, möchte ich teilnehmen. Worüber war es?

Luise Fräulein Deuter – Scarronverneigt sich Luise Und ich sprachen von dem Barbier.

Scarron Von welchem Barbier?

Luise Von Mandelstam natürlich.

Deuter Ihr sei er zu häßlich, meinte Frau Maske, empfahl ihn mir als Liebhaber.

Luise Das Wort kam nicht von meinen Lippen.

Deuter Gott weiß, sie empfahl ihn mir in dem Sinn.

Luise Scherzhaft.

Scarron Ernsthaft ging es nicht an. Er ist nicht, was man einen Mann nennt.

Deuter Immerhin für eine ältere Jungfer gut.

Scarron Wer soll das sein?

Luise Sie will eine Artigkeit.

Deuter Nichts dergleichen, doch Ihr Urteil über diesen Stoff, Herr Doktor. Was ist’s?

Scarron Batist wohl. Was soll’s damit?

Deuter Hosen gibt’s für die junge Frau; Verzeihung: Beinkleider sagt man in Ihren Kreisen.

Luise Fräulein Deuter!

Deuter Sie störten uns im Maßnehmen.

Luise Fräulein Deuter!

Deuter 66 Zentimeter, das nenne ich doch schlanke Hüften, Herr Doktor.

Scarron Ein so süßes Geschäft hätte ich Ihnen nicht aufhalten dürfen.

Luise Herr Scarron!

Deuter Nur noch die Länge brauche ich. Bückt sich und mißt 63 bis über die Knie.

Luise Genug. Was tun Sie!

Scarron Darf ich, da ich in so zarte Begebenheit geriet, einen Rat geben? Die Frauen, die nichts als Putz und Mode wissen, den Ton in allen Fragen des Geschmacks angeben, würden vielleicht nicht ganz so weit wie Sie, mein Fräulein, hinuntergemessen haben, hätten den Punkt etwa zwei bis drei Zentimeter oberhalb des Knies gefunden.

Deuter Gehen Sie uns zur Hand. Auf solche Kenntnisse rechnete ich. Ob dann unsere Weite von achtzehn dem neuesten Schnitt entspricht?

Scarron Man läßt das Beinkleid unten möglichst weit, legt es nach oben fester an.

Deuter Bliebe die Frage – Luisefliegt ihr an die Brust Trude, jetzt schweigst du; ich wäre ewig böse!

Scarronzu Deuter Und Sie selbst sind mit dieser wichtigen Angelegenheit betraut? Alles geschieht von Ihren Händen?

Deuter Sie würden mir ein Kompliment nicht vorenthalten, hätten Sie, das Fertiggestellte im Sitz zu bewundern, Gelegenheit.

Scarron Wie verdiene ich Ihre Freundschaft?

Deuter Merken Sie, ich bin zu Ihren Gunsten da!

Scarron Sie scheinen Patin eines Glücks sein zu wollen, das die schützende Hand nötiger als der Vogel hat, der nicht flügge ist.

Deuter Was aber fliegen will – Luise Und nicht zu fliegen weiß?

Deuter Ich bin sozusagen nur ein halber Vogel, der zur rechten Zeit den Mut nicht hatte, in der Dachrinne sitzen blieb. Von mir darfst du Unterweisungen nicht erwarten.

Scarron Deren bedarf es nicht.

Deuter Übrigens befleißigt sich das Nesthäkchen. Fand ich es gestern schon flatternd in inniger Berührung mit den höheren Regionen.

Scarron Wagen wir den Flug!

Deuter Ein Stößer kreist am Horizont! Nicht der alte fette Uhu, der nur nachts zu fürchten ist. Eine schlanke hungrige Wolke, die blitzschnell in Verstecke fällt.

Scarron Wer?

Deuter Eine Wolke Seifenschaum, ein Schaumschläger.

Scarron Der Barbier!

Luise Stellt mir nach! Passe auf, dulde nichts, rief er mir ins Gesicht. Ich bin unglücklich!

Deuter Da das Wort fiel, gehe ich. Vorsicht!

Scarron Dank!

Deuter Ich will mein möglichstes tun.

Exit

Scarron Luise!

Luise Ich habe Angst.

Scarron Setz dich zum Tisch.

Luise Mir fallen die Füße fort.

Scarron Jeder darf zur Tür herein, denn ich berühre dich nicht. Dir mehr als zwei Ozeane entfernt, bin ich an diese Bergwand gelagert. Vom Leben in zwei blauen Sonnen ausruhend. Sie entsenden Willensströme, versengen das Nächste, entzünden Ferneres mit freudiger Wärme. Deine zusammengerollte Hand hat gegriffen, genießt den hinschmelzenden Gedanken. Der Busen wallt schon auf. Ich sehe den Musselin sich schieben. Und jetzt entblätterst du von der Krone zur Wurzel, Luise, bist vom Schicksal hingeschlagen!

Luisehat, wie eine Schlafende, den Kopf in die Arme auf den Tisch vergraben.

Scarron Das Leben begann mit Vater und Mutter. Geschwister bewegten sich bedeutend auf mich zu, vom Vater kam ein kaum unterbrochener Laut. Wo blieb das plötzlich? Nur noch den bittend geschwungenen Arm der Mutter sah ich, stand in einem Tosen, das den Boden zerriß, Himmel auf mich warf, lief mit einem Ziel ohne Wege. Steh auf, Weib, ich komme in falsche Leidenschaft hinein! Ganz etwas anderes muß ich dir sagen: Herrliche Frauen gibt’s auf der Welt, Luise. Blonde, mit blaßroten Malen, wo man sie entblößt, dunkle, die wie junge Adler einen Flaum haben, denen im Rücken eine Welle spielt, reizt man sie. Manche tragen rauschendes Zeug und Steine, die wie ihre Flüssigkeiten schimmern. Andere sind knapp geschürzt, kühl wie ihre Haut. Es gibt Blonde, die einen Flaum haben, dunkle mit blassen Malen. Demütige Brünetten, stolze Flachsige. Der Himmel ist voller Sterne, die Nächte voller Frauen. Sublim schön ist die Welt – aber! Große abgerissene Geste Luisehat sich erhoben.

Scarron Du bist die Schönste, die mir erschien. Gewitter erwarte ich von dir, Entladung, die meine letzten Erdenreste schmilzt, und in den Wahnsinn enteilend, will ich meinen entselbsteten Balg zu deinen aufgehobenen Füßen liebkosen. Er ist dicht an sie getreten Bevor du deine Hand in meine senkst, besieh sie flüchtig. Möglich ist es, Gott läßt aus ihr unserm gemarterten Lande Muttersprache in guten neuen Liedern fließen. Wardst du inne: ich liebe dich inbrünstig Luise? Es darf daran kein Zweifel sein.

Luise Ich bin dein!

Scarron Wie antik die Geste! In drei Worte hüllt sich ein Schicksal. Welche Menschlichkeit! Gelänge es, sie im Buch festzuhalten – neben den Größten müßte ich gelten.

Luiseneigt sich Laß mich dein sein!

Scarron Tisch, Feder an dein Wesen heran; schlichter Natur angenähert, muß das Kunstwerk gelingen.

Luise Dein!

Scarron So sei es! In einem Maß, das über uns beiden ist. Nie innegewordenes Feuer bläst mich an, Glück kann nicht mehr entlaufen. In Rhythmen schwingend, fühle ich mich selig abgewendet. Dir auf Knien zugewendet, will ich der Menschheit dein Bild festhalten, und es dir aufzeigend, den ganzen Lohn deiner Gnade fordern. Entläuft in sein Zimmer Luise Warum – ? Was?

Sie tritt an Scarrons Tür, lauscht. Nach einigen Augenblicken nimmt sie sich ein Herz, klopft. Mein Gott! Warum ?

Haucht sie, lauscht, nähert sich, dann dem Tisch, von dem sie, mit Blick auf Scarrons Tür, Mandelstams Halstuch hebt, das sie an ihr Gesicht führt. In diesem Augenblick taucht Mandelstam vor der Flurtür auf. Man sieht, wie er sein Gesicht an dieselbe preßt. Dann öffnet er leise, tritt herein.

Fünfter Auftritt


Mandelstam Himmel, mein Tuch! Tritt dicht zu Luise Luise Wie bin ich erschrocken! Wo kommen Sie her?

Mandelstam Erschrocken?

Luise Sich so herzuschleichen.

Mandelstam Ist das mein Tuch?

Luise Weiß Gott.

Mandelstamküßt sie Luise!

Luiseohrfeigt ihn Unverschämter!

Mandelstam Verzeihung!

Luiseist an Scarrons Tür getreten und hat laut an dieselbe geklopft.

Scarrons Stimme Noch fünf Minuten!

Luisesteht verwirrt.

Mandelstam Ich flehe Sie an! Es riß mich hin. Nie wieder! Ich töte mich!

Luiseauf ihr Zimmer zu.

Mandelstamwird ohnmächtig.

Luise Heiland! Läuft zu ihm Wasser! Sie holt Wasser und flößt ihm ein Mandelstam Wie gut mir ist!

Luise Am Kinn bluten Sie. Was ist das für eine Spitze?

Mandelstam Ein Bohrer!

Luise Wie durften Sie ihn in die Tasche stecken! Tödlich hätte es Sie verwunden können.

Mandelstam Wenn es Sie bewegte!

Luisesich erhebend Ein junger Mensch voll Hoffnungen. Was sind das für tolle Geschichten! Legen Sie sich einen Augenblick ins Sofa.

Mandelstamlegt sich Zu allen Zeiten wird er mir verraten, was im Zimmer des Herrn Scarron vorgeht!

Luise Sie wollen –?

Mandelstam Die Wand durchlöchern! Ich bin rasend, tobe, Luise, vor Eifersucht, kenne mich nicht mehr. Was trieb Sie gerade an die Tür dieses Elenden? Verkennen Sie mich nicht! Trotz meiner Schwäche werde ich ihn ermorden!

Luise Welches Recht –!

Mandelstam Ich liebe Sie, Luise!

Sechster Auftritt


Scarronschnell aus seinem Zimmer Ton, Farbe, Valeurs stehen, bis ins kleinste mir nicht mehr zu entreißen, fest. Ich komme, ganz Dankbarkeit und Liebe – – Er bemerkt Mandelstam Pardon!

Siebenter Auftritt


Theobaldtritt schnell ein Mahlzeit, meine Herren!


Vorhang

Dritter Aufzug


Erster Auftritt


Der gleiche Raum. Alle sitzen um den mit Resten...

Erscheint lt. Verlag 4.4.2015
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Denis Diderot • Frank Wedekind • Franz Kafka • Friedrich Maximilian Klinger • Goethe • Gottfried Benn • Gustav Freytag • Ludwig Thoma • Molière • Oscar Wilde
ISBN-10 80-268-3406-2 / 8026834062
ISBN-13 978-80-268-3406-9 / 9788026834069
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