Sexuelle Kommunikation: Wie die Sexualform One Night Stand aus weiblicher Sicht erlebt wird - Christine Kailing

Sexuelle Kommunikation: Wie die Sexualform One Night Stand aus weiblicher Sicht erlebt wird

Buch | Softcover
116 Seiten
2015
Diplomica Verlag
978-3-95934-594-1 (ISBN)
39,99 inkl. MwSt
Heutzutage wird von einer individualisierten und sexuell liberalisierten Gesellschaft gesprochen, die eine zunehmende Pluralisierung der Beziehungs- und Sexualformen für beiderlei Geschlechter ermöglicht. Ob in serieller oder synchroner Form, ob als Dyade oder Gruppe, ob mit wechselnden oder beständigen SexualpartnerInnen, ob in einer Beziehung oder außerhalb, ob hetero- oder homosexuell, ob im zwischenmenschlichen Face-to-Face-Kontakt oder anonym im Internet: Im Bereich der zwischenmenschlichen Sexualität stehen den Individuen der heutigen Gesellschaft eine Vielfalt an Begehrensformen zur Verfügung, um ihre Sexualität auszuleben. Auch das bis dato noch unerforschte Konstrukt "One Night Stand" kann als eine mögliche Sexualform angesehen werden, die den beteiligten Individuen die sexuelle Begegnung ermöglicht.
Wie wird nun das Konstrukt ONS ge- und erlebt? Um sich einer Antwort auf diese Frage anSnähern zu können, müssen die folgenden Fragenkomplexe auf theoretischer und empirischer Ebene Betrachtung finden: Welche Handlungsphasen begleiten den ONS? Welche Funktionen lassen sich für den ONS ableiten? Gibt es Unterschiede im sexuellen Erleben und Verhalten bei Männern und Frauen? Welche Indikatoren, Merkmale und Dimensionen können das Konstrukt ONS beschreiben?

Textprobe:
Kapitel 2.2, Weshalb wird frau (one night) intim?:
Die Frage, weshalb sich eine junge Frau für einen ONS entscheidet, welche Erwartungen sie daran stellt, welche dahinterliegenden Motive sie zu der Entscheidung bringen, mit einem anderen Menschen eine Nacht zu verbringen und mit ihm sexuell zu kommunizieren, lässt sich wissenschaftlich so einfach nicht beantworten. Zunächst muss die zugrundeliegende Frage gestellt werden: Weshalb kommt es zwischen zwei Individuen zur einmaligen sexuellen Interaktion, und noch essentieller: Weshalb werden Individuen generell in unserer Gesellschaft sexuell aktiv?
2.2.1, Sexualität:
Erotik, Sex, Liebe, das Sexuelle, und nicht zuletzt die Sexualität selbst sind Begriffe und Konzepte, die im Alltags-, aber auch im wissenschaftlichen Sprachgebrauch, viele ähnliche, aber auch teils unterschiedliche Bedeutungen besitzen.
Allein schon wegen der thematischen Nähe zu dem Untersuchungsgegenstand des ONS aus weiblicher Sicht, bietet sich der Begriff Sexualität in dieser Arbeit an, als Oberbegriff zu fungieren und einer näheren Betrachtung unterzogen zu werden. Zudem macht die folgende Begriffseingrenzung auf ein generelles Problem aufmerksam, dass sich einstellt, wenn man sich näher mit dem Themenkomplex der Sexualität beschäftigt: Es gibt bis heute keine grundlegende Sexualtheorie, auf die sich die Sexualwissenschaft und alle angrenzenden Wissenschaften ausschließlich beziehen. Um die Komplexität des Sexualitätsbegriffs zu verdeutlichen, wird er im Folgenden zunächst anhand dreier, von Dressler und Zink (2003) eingeführten Grund-Dimensionen ausschnittsweise vorgestellt.
Wie in Tab. 4 verdeutlicht, kann der Begriff Sexualität in drei Dimensionen grob unterteilt werden: die a) somatische/natürliche, die b) psychische und die c) soziokulturelle. Die einzelnen Dimensionen sind hierbei oft miteinander verquickt und somit nicht klar voneinander abzugrenzen (vgl. Dressler & Zink, 2003, S. 485f.).
a) Das natürliche Moment der Sexualität.
Der Begriff Sexualität wurde erstmals durch die Botaniker August Henschel und Franz Schelver (1820) in dem Buch Von der Sexualität der Pflanzen eingeführt. Sie benutzten ihn, um die Geschlechtlichkeit und Fortpflanzung von Pflanzen zu beschreiben (vgl. Henschel & Schelver, 1820). Diese Beschreibung wurde dann im Laufe des Jahrhunderts auf die menschliche Zweigeschlechtlichkeit übertragen. So entwarf Charles Darwin im Jahr 1838 die Evolutionstheorie, laut der die menschliche Sexualität, nicht anders als die tierische, der geschlechtlichen Fortpflanzung diene (vgl. Meston & Buss, 2010, S. 17).
Durch die introspektive Psychologie wurde die Sexualität Ende des 19. Jahrhunderts als triebhafte Erscheinung beschrieben, die sich gewissermaßen bewusst dämpfen oder hemmen lasse, im Wesentlichen aber ein unbewusstes, biologisches Phänomen sei. Damit wurde die Sexualität ausschließlich auf das Feld der Biologie gelegt (vgl. Buda, 1977, S. 20).
Der Biologe und Sexualforscher Alfred C. Kinsey (1955) definierte Sexualität lediglich als "jedes Verhalten [...], das in einen Orgasmus mündet" (Kinsey, 1955, zitiert nach Lautmann, 2002, S. 23) - eine wahrlich biologisch-medizinische Operationalisierung des Sexualitätsbegriffs, der das psychische, sowie das soziale Moment unberücksichtigt lässt.
Die biologische Dimension als maßgeblichen Wirkmechanismus für das menschliche Sexualverhalten betrachtend, jedoch die psychosozialen Aspekte einbeziehend, schlugen Masters, Johnson und Kolodny 1982 vorsichtig vor, "unter Sexualität vielleicht doch eher den persönlichen Spielraum, die persönliche Bandbreite individueller Verwirklichungsmöglichkeiten [zu] begreifen als das rein körperliche erotisch-sexuelle Reaktionsvermögen eines Menschen" (Masters, Johnson & Kolodny, 1993, S. 9).
b) Das individuell-psychische Moment der Sexualität.
Für den Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud war Sexualität ein essentieller Begriff seiner bis heut

Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 198 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Sozialwissenschaften Soziologie Spezielle Soziologien
Schlagworte Geschlechtsidentität • Intimität • Kommunikationspsychologie • Sexualität
ISBN-10 3-95934-594-1 / 3959345941
ISBN-13 978-3-95934-594-1 / 9783959345941
Zustand Neuware
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