Geschlechterstereotype in der Presseberichterstattung: Eine linguistische Analyse der Perspektivierung und Evaluierung von Frauen in Führungspositionen - Isabelle Köntopp

Geschlechterstereotype in der Presseberichterstattung: Eine linguistische Analyse der Perspektivierung und Evaluierung von Frauen in Führungspositionen

Buch | Softcover
104 Seiten
2015
Diplomica Verlag
978-3-95934-552-1 (ISBN)
44,99 inkl. MwSt
Die vorliegende Studie hat die sprachliche Darstellung von Geschlechterstereotypen in der deutschsprachigen Presseberichterstattung aus Sicht der Kognitiven Medienlinguistik zum Gegenstand. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Berichterstattung über Frauen in Führungspositionen in Politik und Industrie - zwei Bereiche, die stark von Männern geprägt sind, in denen sich jedoch seit geraumer Zeit ein Wandel abzeichnet.
Es wird herausgearbeitet, welche Perspektivierungen und Evaluierungen gegenwärtig von TextproduzentInnen in der Boulevard- sowie der seriösen Presse vorgenommen werden. Damit einhergehend werden persuasive Aspekte der Berichterstattung betrachtet. Bestandteile der Untersuchung sind ein Überblick über den interdisziplinären Forschungsstand, die linguistische Einordnung der Thematik, eine terminologische Abgrenzung sowie die Analyse und Auswertung von Textbeispielen. Übergeordnet steht die Frage nach der potenziellen Wirkung sprachlich inszenierter Stereotype auf die Einstellungen von RezipientInnen.

Textprobe:
Kapitel 4.1.2, HAUSFRAU und SONNYBOY:
Mit der Realisierung stereotyper Vorstellungen von Frauen und Männern in Politik und Industrie geht eine unterschiedliche Darstellung ihrer beruflichen Kompetenz einher. Politikerinnen werden häufig als passiv perspektiviert, Politiker hingegen als aktiv und tatkräftig. Insbesondere bei der Berichterstattung über von der Leyen fällt auf, dass weibliche "Tatkraft" - sofern sie thematisiert wird - auf die stereotype Vorstellung der HAUSFRAU zurückgeführt werden kann. Auch diese Vorstellung muss nicht unbedingt ein Vorurteil sein, da es sich bei der HAUSFRAU zwar um ein Stereotyp handelt. Es ist jedoch interindividuell verschieden, ob HAUSFRAU mit einer positiven oder abwertenden, negativen Einstellung verknüpft wird.
(17) Von der Leyen mistet bei der Bundeswehr aus - Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) räumt bei der Rüstung auf.
[...] Als die Verteidigungsministerin am Donnerstagmorgen die Fachleute ihrer Koalition über das Großreinemachen im Rüstungsressort informierte, erzählte sie eine Anekdote von einer Parlamentsanfrage zum Aufklärungssystem ISIS [...]. (bild.de, 10.01.2014, Hanno Kautz).
(18) Rüstungsprojekte: Wie von der Leyen aufräumen will.
Die Verteidigungsministerin versucht, was keiner ihrer Vorgänger geschafft hat: Sie will das undurchschaubare Netz zwischen Verteidigungsministerium, nachgeordneten Dienststellen und Industrie entwirren. [...] Sie will den undurchschaubaren Komplex aus ministerialer Rüstungsabteilung, dem gigantischen Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr sowie der Industrie gründlich aufräumen. [...] Thomas de Maizière hatte es versucht. Nach der Affäre um das gescheiterte Drohnenprojekt Euro-Hawk wollte sich der Vorgänger von der Leyens im Sommer 2013 gegen weitere böse Überraschungen wappnen (faz.net, 20.02.2014, Lorenz Hemicker).
(19) Ursula von der Leyen - Sie lässt nichts anbrennen.
Ursula von der Leyen sichert sich gegen einen Karriereknick ab, den ihr Vorgänger Thomas de Maizière erleben musste (faz.net, 20.02.2014, Jasper von Altenbockum).
(20) Ursula von der Leyen hat gleich mal aufgeräumt im Verteidigungsministerium, personell jedenfalls (sz.de, 18.12.2013, Christoph Hickmann).
In (17) bis (20) wird auf von der Leyen durch die Boulevard- sowie Qualitätspresse in gleicher Weise durch Lexeme referiert, die sich der stereotypen Kategorisierung als HAUSFRAU zuordnen lassen: Die Politikerin räumt auf, mistet aus, macht Großreine und lässt nichts anbrennen. Die Übertragung stereotyper Eigenschaften des Konzepts HAUSFRAU auf das Individuenkonzept VON DER LEYEN geschieht durch entsprechende konventionelle Metaphorik. Hierbei handelt es sich um eine eindeutig geschlechtsspezifische Darstellung. Gerade solch konventionelle Metaphern haben eine "diskursstabilisierende Funktion" (KIRCHHOFF 2010: 126), da "durch sie ein standardisierter Bedeutungstransfer realisiert werden und gewohnheitsmäßiges Denken bestätigt werden kann" (BECKER 2013: 39), wie dies bei der Aufrechterhaltung von Stereotypen erforderlich ist.
In (21) wird die Politikerin - jenseits des HAUSFRAU-Stereotyps - passiv dargestellt: Sie zeigt sich besorgt. Im Vergleich dazu mahnt, appelliert und reformiert Justizminister Maas (sowie Mißfelder) in (21) bis (24). In (18) wappnet sich de Maizière.
(21) Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat sich besorgt über die russische Militärübung an den Grenzen zur Ukraine gezeigt. "Wir sehen das mit Sorge und mit Aufmerksamkeit"[...] Der außenpolitische Sprecher der Union, Philipp Mißfelder, mahnte unterdessen zur Besonnenheit [...] (faz.net, 27.02.14).
(22) Debatte um Kinderfotos Maas appelliert an Vernunft der Eltern (sz.de, 02.03.14).
(23) Debatte über doppelte Staatsbürgerschaft - Maas mahnt eigene Partei zu Koalitionsdisziplin (sz.de, 08.02.2014).
(24) Rechtsverständnis aus Nazi-Zeiten - Maas will Strafrecht bei Mor

Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 181 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Sozialwissenschaften Soziologie Spezielle Soziologien
Schlagworte Kognitive Linguistik • Medien
ISBN-10 3-95934-552-6 / 3959345526
ISBN-13 978-3-95934-552-1 / 9783959345521
Zustand Neuware
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