Das Bild Brasiliens in der deutschen Presse: Eine inhaltsanalytische Studie der Amtszeit von Präsident Lula in den Jahren 2003 bis 2010 - Monika Skarzynska

Das Bild Brasiliens in der deutschen Presse: Eine inhaltsanalytische Studie der Amtszeit von Präsident Lula in den Jahren 2003 bis 2010

Buch | Softcover
144 Seiten
2015
disserta Verlag
978-3-95425-930-4 (ISBN)
49,99 inkl. MwSt
Brasilien ist das einzige Land in Lateinamerika, mit dem Deutschland eine strategische Partnerschaft hat. Die deutsch-brasilianischen Beziehungen sind politisch, wirtschaftlich und kulturell breit verankert. Beide Länder verfolgen außenpolitisch gemeinsame Ziele. Neben der Reorganisation der Vereinten Nationen und der Erweiterung des Sicherheitsrates treiben Brasilien und Deutschland eine Reform der globalen Finanzordnung voran. Auch für die internationale Klimaschutz- und Umweltpolitik zeigt man ähnliche Interessen. Diese basieren auf gemeinsamen Werten wie Sicherheit, Stabilität und Wohlstand.
Brasilien ist der wichtigste Handelspartner Deutschlands in Lateinamerika. Mit mehr als 1000 Unternehmen ist São Paulo einer der größten Standorte der deutschen Wirtschaft weltweit. Durch zahlreiche bilaterale Projekte und den Austausch von Wissenschaftlern wurde die Kooperation auch im Bereich von Kultur und Bildung vertieft.
Obgleich die deutsch-brasilianischen Beziehungen befriedigend und vielversprechend sind, kommen den Deutschen bei Brasilien zuallererst Samba, Fußball und Sonnenschein in den Sinn. Solche Einstellungen zu kulturspezifischem Verhalten entstehen aus einem Mangel an interkulturellen Kompetenzen, aus Unwissenheit oder durch die Verknüpfung von in den Medien vermittelten Informationen mit vorhandenem Wissen.

Textprobe: Kapitel 2.3.3, Nationenbild in der Presse Das Bild, das die Presse über ein Land erzeugt und vermittelt, kann als Presseimage bezeichnet werden. Nationenbilder in der Presse sind nie vollständig, vielmehr vereinfa-chen sie häufig, was daraus folgt, da sich die vielfältigen Ereignisse nicht in Gänze dar-stellen lassen. Neben Platz-, Zeit- und Auslandskorrespondentenmangel spielt dabei die Zuarbeit durch Presseagenturen sowie die Redaktionspolitik, das Zeitungsprofil oder ein schwaches Image einer bestimmten Nation eine Rolle. Somit ist das Pressebild eines Landes eine den Lesern aufgedrängte Realitätsvorstellung eines jeden Mediums. Rezi-pienten bilden ihre Meinungen aufgrund der erhaltenen, aufgenommenen und verar-beiteten Informationen. 2.3.4, Bedeutung der Medien für die Imagebildung Wie Medien die Imagebildung beeinflussen, lässt sich gut an der Fußball-Europameis-terschaft 2012 nachzeichnen. ,Polen glänzt oder ,Polen ist ein dynamisches, enthusi-astisches und reizvolles Land titelten ,Le Monde und ,The Telegraph . Die Medien vermittelten hier ein neues Polenbild. Hatten Polen zuvor das Image, dass sie gläubig, konservativ und immer unzufrieden seien, wurde während des Turniers herausgestellt, dass sie fleißige, kreative Menschen voller Ideen und Unternehmergeist sind. Die Euro-pameisterschaft 2012 macht erneut deutlich, dass auch Nationen (genau wie Personen und Produkte) über Images verfügen, die veränderbar sind. Images werden in verschiedener Weise konstruiert. Sie kommen entweder durch direkte Umweltwahrnehmung (Primärerfahrung) oder durch die Vermittlung von Wissen und Erlebnissen verschiedener Instanzen (Sekundärerfahrung) zustande. Je größer das Wissen über einen bestimmten Sachverhalt, desto realitätskonformer und ,bunter sind Images. Bilder benötigen stets die öffentliche Meinung, um erfolgreich sein zu können, das heißt sie müssen an virulente Vorstellungen und Haltungen in einer Gesell schaft anknüpfen. Die heutige Wissensgesellschaft ist so komplex und fragmentiert, dass es nicht leicht ist, das räumlich und zeitlich entfernte Weltgeschehen zu verfolgen. Daher nimmt der öffentliche Kommunikationsprozess bei der Entstehung von Images immer größere Bedeutung ein. Bei der Bildung, Vermittlung und Verbreitung der Bilder spielen die Medien eine herausragende Rolle. Insbesondere in der internationalen Be-richterstattung haben sie großen Einfluss auf die Imagegestaltung. Die Medien sind oft die einzige Quelle für Informationen aus fremden Ländern und Kulturen. Durch den Zeitdruck unterliegen auch sie immer mehr dem Einfluss von Images und Stereotypen. Journalisten pflegen (nationale) Stereotype, so dass die (Natio-nen-)Images folglich sehr stark durch die Berichterstattung geprägt werden. Und das periodische Erscheinen ist eine erfolgreiche Medienstrategie zur Beeinflussung des Bil-des der weit entfernten Wirklichkeit. Das heben auch Galtung und Ruge hervor: ,[ ] the regularity, ubiquity and perseverance of news media will in any case make them first-rate competitors for the number-one position as international image-former. Massenmedien sind jedoch nicht im Stande, die gesamte Realität zu erfassen und abzu-bilden. Informationen, die nach verschiedenen Faktoren durch Journalisten ausgewählt und verarbeitet werden, können Images entweder unberührt lassen oder modifizieren. Auch bei den Rezipienten findet ein Auswahlprozess während der Informationsauf-nahme statt. Jeder Mensch nimmt aus dem kontinuierlichen Strom von Botschaften be-stimmte Informationen auf, die seiner Betrachtungsweise entsprechen. Je prägender eine Nachricht ist, desto ausschließlicher ist der Zugang zur Realität, die sie bildet. Der In-formationssuchende selektiert unterbewusst dissonante Nachrichten aus, um sich zu schützen. Somit sind unsere Images ausschlaggebend dafür, welche Informationen ab-gelehnt und welche verbreitet werden. Die Imagebildung in den Medien kann auf verschiedene

Erscheint lt. Verlag 5.2.2015
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 242 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Schlagworte Bild • Brasilien • Fußball • Inhaltsanalyse • Ronaldo • Samba
ISBN-10 3-95425-930-3 / 3954259303
ISBN-13 978-3-95425-930-4 / 9783954259304
Zustand Neuware
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