Religion und Politik

Analysen, Kontroversen, Fragen

Doron Kiesel, Ronald Lutz (Herausgeber)

Buch | Softcover
468 Seiten
2015
Campus (Verlag)
978-3-593-50319-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Religion und Politik -
52,00 inkl. MwSt
War Religion lange Zeit eine eher randständige Kategorie in der Politik, so erscheint spätestens seit dem 11. September 2001 das Verhältnis von Religion und Politik in einem veränderten Licht: Ist Religion ein Aspekt der Politik, wird sie gar für politische Zwecke instrumentalisiert oder führt die Säkularisierung zur "Verbannung" der Religion in den privaten Bereich?

Mit Beiträgen von: Christoph Bultmann, Birgit Heller, Geert Hendrich, Anja Hennig, Hans G. Kippenberg, Jörg Rüpke, Ariane Sadjed, Nikolaus Schneider, Wolf Wagner, Michael Wermke, Christian Wiese u.a.
War Religion lange Zeit eine eher randständige Kategorie in der Politik, so erscheint spätestens seit dem 11. September 2001 das Verhältnis von Religion und Politik in einem veränderten Licht: Ist Religion ein Aspekt der Politik, wird sie gar für politische Zwecke instrumentalisiert oder führt die Säkularisierung zur »Verbannung« der Religion in den privaten Bereich?

Mit Beiträgen von: Christoph Bultmann, Birgit Heller, Geert Hendrich, Anja Hennig, Hans G. Kippenberg, Jörg Rüpke, Ariane Sadjed, Nikolaus Schneider, Wolf Wagner, Michael Wermke, Christian Wiese u.a.

Ronald Lutz und Doron Kiesel sind Professoren an der FH Erfurt University of Applied Sciences.

Inhalt

Einführung11
Ronald Lutz/Doron Kiesel

Zugänge

Religion und Politik - Umrisse und Grundfragen19
Wolf Wagner

Religion als Sinnstifter und Wertevermittler in der Moderne41
Geert Hendrich

Religion und Politik in Europa: Eine Geschichte von Konflikt und Kooperation54
Anja Hennig

Religion als Hoffnung71
Ronald Lutz

Kontexte

Könige, Priester, Propheten, Gotteskrieger: Bilder religiöserAutoritäten in der Bibel103
Christoph Bultmann

Religion und Politik - Prägungen durch die Reformationszeit, geschichtliche Transformationen und Impulse126
Gury Schneider-Ludorff

Unheilige Allianz von Religion und Politik138
Walter Fleischmann-Bisten

Revolution und Kirche in der DDR: Politischer Wandel in kirchlicher Perspektive155
Christian Dietrich

Reformation und Politik: Vom Segen der Subsidiarität - Das Verhältnis von Religion und Politik als bleibende Gestaltungsaufgabe 184
Nikolaus Schneider

Juden und Politik197
Stephan J. Kramer

Zur politischen Dimension des Theologischen: Kontinuität und Diskontinuität von christlichem Antijudaismus und politischem Antisemitismus207
Christian Wiese/Doron Kiesel

Lebenswelten

Chancen der Vielfalt: Perspektiven zur Ausgestaltung der Rechtsverhältnisse zwischen Staat und Religionsgesellschaften257
Friso Ross

Öffentliche Festkultur und Ritual267
Jörg Rüpke

Religiöse Bildung in der postsäkularen Gesellschaft287
Michael Wermke

"Beste Freunde"? Religionen, Politik und Geschlechterordnung 303
Birgit Heller

Religion und Medien - Religion als explizites und implizites Thema in Kinder- und Jugendmedien317
Sandra Fleischer/Peter Kroker

Interreligiöse Dialog-Initiativen: Zur auswärtigen Kulturpolitik islamischer Staaten331
Sabine Riedel

Brennpunkte

Ritus, Religion und Konflikt - am Beispiel der Beschneidungsdebatte359
Thomas Eppenstein

Religion und Revolution: Hypothese eines beidseitigen Einflusses377
Annamarie Bindenagel Sehovic/Ulrike Niens

Brasilien: Wirtschaft - Politik - Religion: Aufbruch und Krise eines Schwellenlandes393
Erhard S. Gerstenberger

Der Islamische Staat und die Säkularisierung: Die iranische Erfahrung407
Katajun Amirpur

Islam und (Ir-)Rationalitäten westlicher Governance423
Ariane Sadjed

Entgrenzung kampfbereiter Gemeinschaftsreligiosität: Ermittlung eines Typus religiöser Gewalt438
Hans G. Kippenberg

"Islamischer Staat": Vom Terror zum Kalifat - Wie der asymmetrische Krieg wieder symmetrisch wird457
Bernd Rheinberg

Autorinnen und Autoren466

Einleitung

Ronald Lutz, Doron Kiesel

Religion war in der öffentlichen Wahrnehmung über einen längeren Zeitraum eine eher randständige Kategorie der politischen Praxis. Doch spätestens seit den Anschlägen vom 11. September 2001 wird das Verhältnis von Religion und Politik neu betrachtet und erscheint inzwischen in einem veränderten Licht. Aktuell scheinen sich Religionen wieder verstärkt im Leben der Menschen auszubreiten und Einfluss auf Politik zu nehmen, wie es die Vielfalt der Publikationen zeigen, die als Sensor einer neuen Aufmerksamkeit zu sehen sind.
Die erkennbare Breite reicht vom wachsenden Fundamentalismus der Weltreligionen, über die weltweite Ausbreitung von Pfingstkirchen und evangelikalen Strömungen bis hin zu neuen religiösen Bewegungen und sogenannten Migrationskirchen. Dabei scheint auch die Einflussnahme auf Politik ein neuerliches Thema der Aufmerksamkeit zu werden, es ist nicht nur der aktuelle Papst Franziskus, der politisch herausfordernde Reden hält und von der Politik als ein Moment der Beunruhigung wahrgenommen wird. Vielleicht war das ja auch nie anders und wird jetzt lediglich neu beleuchtet, aber: "Weltweit nehmen sowohl traditionelle Kirchen wie neue religiöse Bewegungen Einfluss auf die Politik, ein Trend, der sich schon jahrzehntelang angedeutet hat oder vielleicht nie aufgehört hatte" (Riesebrodt: 2007, 252).
Allerdings geschieht dies in unterschiedlicher Intensität und in völlig heterogenen Kontexten und Bezügen, es sind vor allem Legitimitätsverluste politischer Regime (Riesebrodt: 2007, 256) und Folgen von Modernisierungsprozessen (Schmidt: 2013), die das Wachstum und die neuerliche Politisierung der Religionen befördern. Eine vehement und kontrovers geführte Diskussion zum Verhältnis von Moderne und Religion hat völlig neue Themen aufgeworfen (Willems u.a.: 2013). Darin wird vor allem auch die Frage diskutiert, ob Prozesse der Säkularisierung, von Weber einstmals als "Entzauberung" begriffen, tatsächlich zu einem Ver-schwinden der Religion beziehungsweise zu deren "Verbannung" als Zivilreligion in den privaten Bereich beigetragen haben (Beck: 2008; Hinsch: 2013; Pollack: 2013).
Inzwischen gibt es eine Fülle an Positionen, die von dem vielfach diagnostizierten Trend der Moderne zur Säkularisierung abrücken. Religion ist offenkundig noch immer als Idee und Praxis präsent, und das weltweit: "Die erwartete Säkularisierung hat nicht stattgefunden, zumindest hat sie nicht so stattgefunden, wie es weltweit erwartet wurde" (Riesebrodt 2007, 11). Riesebrodt will zwar nicht behaupten, dass Religion ein absolut notwendiger Bestandteil menschlicher Existenz sei, doch ihr Verschwinden sei äußerst unwahrscheinlich (Riesebrodt: 2007, 239).
Schon 2000, und das war noch vor dem 11.09.2001, sprach er angesichts eines wachsenden Fundamentalismus in den Religionen von einer "Rückkehr der Religionen" (Riesebrodt: 2000): Überrascht wären wir, nicht auf eine Revitalisierung vorbereitet, entscheidend sei aber, dass weder eine Entscheidung für noch eine gegen Säkularisierung weiter helfe; vielmehr wäre zu hinterfragen warum beide Prozesse, Säkularisierung und die Persistenz beziehungsweise Verstärkung von Religiosität, gleichzeitig stattfänden und wie sie zusammenhängen könnten.
In der scheinbaren Rückkehr der Religionen bleibt einiges ziemlich unklar: Führte Religion wirklich nur ein Schattendasein und kommt sie nun in ihrer Bedeutsamkeit wieder oder war sie nie "abgetaucht" und wurde lediglich nicht diskursiv in den Blick genommen, da die Säkularisierungsthese dominierte? Und was könnten "Gründe" für die neuerliche Verstärkung der Präsenz von Religion und deren Thematisierung sein? Es soll hier nicht darüber entschieden werden, aber diese Spannung prägt die vorliegenden Diskurse in essenzieller Weise, vor allem hinsichtlich der ungeheuerlichen Herausforderung des Denkens, wie die vielfältigen Prozesse miteinander verflochten sein könnten - gemeint ist eine verstehe

Erscheint lt. Verlag 11.5.2015
Co-Autor Annmarie Bindenagel Sehovic, Christoph Bultmann, Sandra Fleischer, Walter Fleischmann-Bisten, Erhard S. Gerstenberg, Birgit Heller, Geert Hendrich, Anja Hennig, Ansgar Hense, Doron Kiesel, Hans G. Kippenberg, Stephan J. Kramer, Ronald Lutz, Jörg Rüpke, Ariane Sadjed, Nikolaus Schneider, Gury Schneider-Ludorff, Wolf Wagner, Michael Wermke, Christian Wiese, Hartmut Zinser
Zusatzinfo 2 Abbildungen
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Maße 140 x 213 mm
Gewicht 580 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Schlagworte 11. September • Gesellschaft • Glaube • Gott • Gotteskrieger • Kirche • Moderne • Politik • Religion • Säkularisierung • Spannungsverhältnis • Zivilreligion
ISBN-10 3-593-50319-0 / 3593503190
ISBN-13 978-3-593-50319-6 / 9783593503196
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich
Geschichte, Vordenker, Organisationen

von Tilman Seidensticker

Buch | Softcover (2023)
C.H.Beck (Verlag)
12,00