Pressefreiheit oder Fremdenfeindlichkeit?

Der Streit um die Mohammed-Karikaturen und die dänische Einwanderungspolitik

(Autor)

Buch | Softcover
380 Seiten
2015
Campus (Verlag)
978-3-593-50309-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Pressefreiheit oder Fremdenfeindlichkeit? - Jana Sinram
52,00 inkl. MwSt
Brennende dänische Fahnen, verwüstete Botschaften, Hunderttausende wütende Muslime auf den Straßen arabischer und asiatischer Länder: Die zwölf Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung Jyllands-Posten beschäftigten 2006 wochenlang die Weltöffentlichkeit.

Jana Sinram beleuchtet ausführlich die Hintergründe des Konflikts, zeigt, was in den Jahren vor der Veröffentlichung der Zeichnungen und in den Monaten danach in Dänemark geschah, und erklärt, wie sich der Streit zu einer globalen Krise entwickeln konnte. Sie deckt bisher weitgehend unbekannte Zusammenhänge mit der restriktiven dänischen Einwanderungspolitik auf, räumt Mythen und Missverständnisse aus und macht deutlich, dass es beim Karikaturenstreit um viel mehr ging als nur um die Pressefreiheit.
Brennende dänische Fahnen, verwüstete Botschaften, Hunderttausende wütende Muslime auf den Straßen arabischer und asiatischer Länder: Die zwölf Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung Jyllands-Posten beschäftigten 2006 wochenlang die Weltöffentlichkeit. Jana Sinram beleuchtet ausführlich die Hintergründe des Konflikts, zeigt, was in den Jahren vor der Veröffentlichung der Zeichnungen und in den Monaten danach in Dänemark geschah, und erklärt, wie sich der Streit zu einer globalen Krise entwickeln konnte. Sie deckt bisher weitgehend unbekannte Zusammenhänge mit der restriktiven dänischen Einwanderungspolitik auf, räumt Mythen und Missverständnisse aus und macht deutlich, dass es beim Karikaturenstreit um viel mehr ging als nur um die Pressefreiheit.Ausgewählt für die Shortlist des Opus Primum - Förderpreis der VolkswagenStiftung für die beste Nachwuchspublikation des Jahres 2015

Dr. phil. Jana Sinram studierte Politikwissenschaft, Nordische Philologie und Europäische Ethnologie in Kiel, Stockholm und Münster und besuchte die Deutsche Journalistenschule in München. Sie arbeitet als Nachrichtenredakteurin beim Deutschlandfunk in Köln

Inhalt
Vorwort und Danksagung7
1.Dänemark, der Karikaturenstreit und die Einwanderung9
Einleitung9
Stand der Forschung15
2.Theoretischer Bezugsrahmen32
Migration und Einwanderung32
"Wir" und "die Anderen" - zur Konstruktion von Gemeinschaft und Feindbildern48
Skandale und die Mechanismen der Skandalisierung53
3.Die Ausgangslage in Dänemark58
Dänische Innenpolitik58
Das dänische Selbstbild68
Der skandinavische Wohlfahrtsstaat - das dänische Modell79
4.Dänemark - ein Einwanderungsland?91
Die dänische Einwanderungspolitik von 1960 bis heute93
Immigranten in Dänemark - Zusammensetzung und Situation119
Rechtliche Rahmenbedingungen140
Strategiepapiere dänischer Regierungen153
Zwischenfazit160
5.Die dänische Einwanderungsdebatte163
Dänische Parteien und Einwanderung164
Die dänische Einwanderungsdebatte in Politik und Medien185
Zwischenfazit241
6.Der Karikaturenstreit245
Die Karikaturen und die Hintergründe ihrer Veröffentlichung247
Von einem dänischen zu einem internationalen Konflikt268
Gewaltsame Eskalation des Konflikts308
Entwicklung nach dem Frühjahr 2006317
7.Hat der Karikaturenstreit Dänemark verändert?327
8.Fazit338
10.Literatur348

1. Dänemark, der Karikaturenstreit und die Einwanderung
Einleitung
"This is a clash of cultures and, in its essence, a debate about how much the receiving society should be willing to compromise its own standards in order to integrate foreigners. On the other hand, how much does the im-migrant have to give up in order to be integrated?" Ein Kampf der Kulturen und eine Frage von Integration und Assimilation - so beschrieb der dänische Journalist Flemming Rose im Februar 2006, um was es seiner Meinung nach im Streit um die Mohammed-Karikaturen seiner Zeitung Morgenavisen Jyllands-Posten ging. Das Blatt hatte Ende September 2005 im von Rose verantworteten Kulturteil zwölf Zeichnungen des islamischen Propheten veröffentlicht. Vier Monate später gingen Bilder brennender dänischer Fahnen und wütender Demonstranten im Nahen Osten und in Asien um die Welt. Es gab Dutzende Tote und Verletzte, die Karikaturisten wurden mit dem Tod bedroht, die dänische Wirtschaft sah sich in vielen muslimischen Ländern einem Warenboykott ausgesetzt. In dem Konflikt um zwölf Karikaturen einer dänischen Regionalzeitung schien sich der von Samuel P. Huntington vorhergesagte Kulturkampf zwischen dem islamischen und dem westlichen Kulturkreis nach dem 11. September 2001 und den Terroranschlägen von Madrid und London zu bestätigen. Wenige Tage, nachdem Demonstranten in der syrischen Hauptstadt Damaskus die dänische Botschaft niedergebrannt und die Proteste die ersten Todesopfer gefordert hatten, versuchte US-Präsident George W. Bush die Lage zu beruhigen: "I call upon the governments around the world to stop the violence, to be respectful, to protect property, protect the lives of innocent diplomats who are serving their countries overseas" - mit diesen Worten zitierte ihn am 08. Februar 2006 die New York Times. Gleichzeitig betonte Bush, der gemeinsam mit dem jordanischen König Abdullah vor die Medien trat, sein Land glaube an die Pressefreiheit, diese müsse aber mit Verantwortungsbewusstsein einhergehen. Dass eine als Satire gedachte Veröffentlichung einer dänischen Regionalzeitung es auf die Agenda der US-Regierung schaffte, für die das kleine Dänemark in der Regel eine eher untergeordnete Rolle spielen dürfte, zeigt das Ausmaß der Krise: Jyllands-Posten hatte mit den Mohammed-Karikaturen einen globalen Wertekonflikt nie dagewesenen Ausmaßes provoziert.
Neun Jahre später haben sich die Ereignisse tief im kollektiven Gedächtnis der Weltöffentlichkeit eingeprägt. Der Karikaturenstreit wird immer wieder bemüht, um Differenzen zwischen islamisch-religiösen und freiheitlich-westlichen Werten und damit verbundene Probleme zu illus-trieren. Gleichzeitig sind Mohammed-Karikaturen zu einem Symbol geworden; kaum etwas scheint Islamgegnern geeigneter zur Provokation. So demonstrierte 2012 die rechtspopulistische Partei Pro NRW im nordrhein-westfälischen Landtagswahlkampf mit Zeichnungen des Propheten vor Moscheen. Als im selben Jahr der islamfeindliche Film Die Unschuld der Muslime Proteste in islamischen Ländern auslöste, druckte die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo als Reaktion neue Mohammed-Karikaturen ab. Die Argumente für solche Aktionen sind immer dieselben: Für uns hier im Westen ist der Prophet nicht heilig, wir haben - im Gegensatz zu muslimischen Ländern - eine freiheitlich-demokratische Grundordnung, deshalb können wir zeigen, was wir wollen und wie wir es wollen, und diese Freiheit werden wir uns von religiösen Fanatikern nicht nehmen lassen. Der Westen solle, so die regelmäßig wiederholte Forderung - in diesem Fall von der somalischstämmigen Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali im Zusammenhang mit den Protesten gegen den oben erwähnten islamfeindlichen Film - "endlich aufhören mit der moralischen Relativierung und damit beginnen, seine Werte zu verteidigen" .
So gesehen scheinen die Konfliktlinien völlig klar zu sein: Säkularismus gegen Religiosität, demokratische Werte gegen religiöse Gefühle, der Westen gegen den Rest de

Erscheint lt. Verlag 9.2.2015
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Maße 140 x 213 mm
Gewicht 470 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Kommunikation / Medien Journalistik
Sozialwissenschaften Kommunikation / Medien Kommunikationswissenschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Europäische / Internationale Politik
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Schlagworte Ausländerhass • Dänemark • Dänemark; Politik/Zeitgeschichte • Einwanderung • Einwanderung / Immigration • Einwanderungspolitik • Fremdenfeindlichkeit • Fremdenhass • Immigration • Integration • Islam • Kulturkampf • Mohammed-Karikaturen • Opus Primum • Pressefreiheit • Wertekonflikt • Xenophobie
ISBN-10 3-593-50309-3 / 3593503093
ISBN-13 978-3-593-50309-7 / 9783593503097
Zustand Neuware
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