Wohlfahrtsmärkte

Die Privatisierung von Bildung und Rente in Deutschland, Schweden und den USA

(Autor)

Buch | Softcover
439 Seiten
2015
Campus (Verlag)
978-3-593-50272-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wohlfahrtsmärkte - Stephan Köppe
57,00 inkl. MwSt
Wohlfahrtsstaaten werden zunehmend von Marktmechanismen beeinflusst. Politische Parteien, Versicherungsgesellschaften, Banken und Kirchen versuchen, die Wohlfahrtsmärkte nach ihren Interessen zu formen. In der Folge steigen private Anbieter in vormals öffentliche Bereiche ein. Der Einzelne hat dadurch zwar die freie Wahl zwischen privaten und staatlichen Leistungsträgern, muss aber auch häufiger
in die eigene Tasche greifen. Stephan Köppe zeigt mit einem Vergleich von Deutschland, Schweden und den USA eindringlich, wie Renten- und Bildungsmärkte in das nationale Wohlfahrtsregime eingebettet werden.
Wohlfahrtsstaaten werden zunehmend von Marktmechanismen beeinflusst. Politische Parteien, Versicherungsgesellschaften, Banken und Kirchen versuchen, die Wohlfahrtsmärkte nach ihren Interessen zu formen. In der Folge steigen private Anbieter in vormals öffentliche Bereiche ein. Der Einzelne hat dadurch zwar die freie Wahl zwischen privaten und staatlichen Leistungsträgern, muss aber auch häufigerin die eigene Tasche greifen. Stephan Köppe zeigt mit einem Vergleich von Deutschland, Schweden und den USA eindringlich, wie Renten- und Bildungsmärkte in das nationale Wohlfahrtsregime eingebettet werden.

Stephan Köppe ist Lecturer in Social Policy am University College Dublin, Irland.

Inhalt


Vorwort 9
1 Einleitung 11

2 Wohlfahrtsmarkt als politikwissenschaftliches Konzept 23
2.1 Ökonomische und soziologische Marktdefinitionen 24
2.2 Wohlfahrtsmarkt 28
2.2.1 Literaturüberblick der Wohlfahrtsmarktkonzepte 29
2.2.2 Soziale Güter und Marktmechanismen 38
2.2.3 Vermarktlichung 51
2.2.4 Wohlfahrtsmarkttypen 55
2.2.5 Fazit 61

3 Wohlfahrtsmärkte im Vergleich 63
3.1 Fallauswahl 65
3.1.1 Länder: Deutschland, Schweden, USA 67
3.1.2 Politikfelder: Renten- und Bildungsmärkte 69
3.1.3 Zeitraum: 1990-2010 74
3.2 Untersuchungsmethoden 75
3.3 Erklärungsansätze zur Entstehung und Varianz von Wohlfahrtsmärkten 78


4 Expansion des Marktvolumens 95
4.1 Rente 107
4.1.1 Internationaler Vergleich der Rentenmärkte 107
4.1.2 Vermarktlichung öffentlicher Rentensysteme in Deutschland, Schweden und den USA? 116
4.1.3 Vermarktlichung in allen Dimensionen - Ausblick auf die Rentenmärkte 145
4.2 Bildung 148
4.2.1 Internationaler Vergleich der Bildungsmärkte 148
4.2.2 Ausbau der Privatschulen in Deutschland, Schweden und den USA 155
4.2.3 Zusammenfassung - Subventionierte Privatschulen 187
4.3 Wachstum des Marktvolumens ohne Rückzug des Staates - Eine Zusammenfassung 188

5 Regulierung der Wohlfahrtsmärkte 193
5.1 Analytischer Rahmen 196
5.2 Deutschland - Brüche und Kontinuität 203
5.2.1 Rentenmarkt: Das Erbe Bismarcks in der Riester-Rente 203
5.2.2 Bildungsmarkt: Die religiösen Ursprünge der Privatschulfinanzierung 227
5.2.3 Fazit - Rekalibrierung deutscher Sozialpolitik? 247
5.3 Schweden - Die Neuerfindung des schwedischen Modells 253
5.3.1 Rentenmarkt: Universelle Prämienrente und sozialdemokratischer Konsens 254
5.3.2 Bildungsmarkt: Freie Schulen - Vereinheitlichung, Dezentralisierung und Privatisierung 278
5.3.3 Sozialdemokratische Neuerfindung des schwedischen Modells 303
5.4 USA - Pionier und regulative Vielfalt 306
5.4.1 Rentenmarkt: Flexibel und übertragbar 307
5.4.2 Bildungsmarkt: School Choice zwischen Konflikt und Konsens 328
5.4.3 Fazit - Liberale Einbettung 359

6 Wachstum, Varianz und Einbettung im Vergleich 363
6.1 Historischer Vergleich 365
6.2 Vergleich der Politikfelder 373
6.3 Ländervergleich 376
6.4 Diskussion der Grundannahmen und Fazit 379

7 Konklusion und Ausblick 383
7.1 Wohlfahrtsmarkt als flexibles Konzept 383
7.2 Wohlfahrtsmarktexpansion trotz Vertrauenskrise 385
7.3 Einbettung und Innovation 388

Tabellenverzeichnis 391
Abbildungsverzeichnis 393
Literatur 394

Vorwort

Als ich die Arbeit über Wohlfahrtsmärkte begann, merkte ich schnell, dass sowohl Kollegen als auch Freunde und Bekannte mit dem Begriff zum Teil wenig anfangen konnten und keine Vorstellung von meinem Forschungsfeld hatten. Mein Standardbeispiel in Konversationen wurde schnell die deutsche Riester-Rente, um die Vermarktlichung und Privatisierung von Sozialprogrammen zu illustrieren.
Normalerweise würgen solche Themen jedes Gespräch ab, weil keiner über komplexe Finanzanlagen über einem Bier oder bei Kaffee und Kuchen sprechen möchte. Ich erlebte aber das Gegenteil. Schnell kamen Fragen auf, ob ich denn auch schon eine Riester-Rente abgeschlossen hätte und welchen Anbieter beziehungsweise welches Produkt ich empfehlen würde. Ich musste meine Gesprächspartner immer enttäuschen, weil ich ihnen zwar ans Herz legte eine Riester-Rente abzuschließen, aber selber noch keine abgeschlossen hatte. Für Betriebsrenten habe ich mich nie aktiv entschieden, sondern war immer automatisch versichert. Häufig waren meine Gesprächspartner an dieser Stelle enttäuscht, weil sie hofften, Insidertipps zu bekommen, um auch endlich eine Entscheidung über ihre private Vorsorge zu treffen.
Ich erläuterte dann meist etwas beschämt und umständlich, dass ich lediglich die Regulierung und den politischen Entstehungsprozess der Vermarktlichung untersuche. An dieser Stelle wurden die Gespräche wieder lebhafter und es folgten zum Teil stundenlange Debatten über das Für und Wider von Privatisierungen und Märkten. All diese Gespräche waren hilfreich, um zu erkennen, wie politisch umstritten die Einführung von Wohlfahrtsmärkten ist. Ebenso wird an meiner eigenen Versichertenlaufbahn deutlich, wie irrational Menschen in Wohlfahrtsmärkten agieren und welchen Einfluss die Regulierung der Märkte hat. Trotz besseren Wissens habe ich nie eine Riester-Rente abgeschlossen. Die Diskussionen darüber haben zu meinem Verständnis beigetragen, welchen Einfluss die Regulierung der Wohlfahrtsmärkte auf das Verhalten von Menschen hat und wie politisch umkämpft das Feld ist. Mein Dank gilt also diesen vielen Gesprächspartnern auf Konferenzen, Feiern und ähnlichen Anlässen.
Die Hauptarbeit ist am Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) der Universität Bremen entwickelt und durchgeführt worden. Weitere institutionelle Unterstützung erhielt ich von der Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS), dem Swedish Institute for Social Research (SOFI, Universität Stockholm) und den Universitäten Edinburgh, St Andrews und Dundee. Außerdem gilt mein Dank dem ZeS und der Phorms Education SE für Druckkostenzuschüsse. Dabei möchte ich betonen, dass die finanzielle Unterstützung keinerlei Einfluss auf den Inhalt der Arbeit hatte.
Viele Kollegen haben mich an verschiedenen Stellen der Arbeit unterstützt und viele sind gute Freunde geworden. Maßgeblich haben Frank Nullmeier und Herbert Obinger diese Arbeit von Anfang an begleitet und meine Argumente kritisch und konstruktiv beleuchtet.
Namentlich möchte ich vor allem Hayley Bennett, Catherine Blair, Florian Blank, Stefanie Börner, Irene Dingeldey, Benjamin Ewert, Karin Gottschall, Ralf Götze, Karl Hinrichs, Gitta Klein, Tanja Klenk, Clémence Ledoux, Stephan Leibfried, Steffen Mau, Ingela Naumann, Jonas Pieper, Tanja Pritzlaff, Patrick Sachweh, Peter Starke, Thomas Wachtendorf und Philine Weyrauch für konstruktive Kommentare zu Entwürfen und Ideen in verschiedenen Arbeitszusammenhängen danken. Viele weitere Menschen haben diese Arbeit begleitet und geholfen sie erfolgreich abzuschließen, auch ihnen sei hiermit gedankt.
Besonderer Dank gilt Karl Loxbo von der Linnaeus Universität (Växjö, Schweden), dessen Experteninterviews ich einer Sekundäranalyse unterziehen konnte. Ebenso wäre die Arbeit nicht ohne die ausführlichen Informationen meiner Interviewpartner möglich gewesen. Persönlich möchte ich mich bei Simone Lempart bedanken, die mich ermunterte überhaupt eine Promotion anzugehen.

Erscheint lt. Verlag 5.3.2015
Reihe/Serie Schriften des Zentrums für Sozialpolitik Bremen ; 28
Zusatzinfo zahlreiche Abbildungen und Tabellen
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Maße 140 x 213 mm
Gewicht 530 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Vergleichende Politikwissenschaften
Sozialwissenschaften Soziologie Mikrosoziologie
Schlagworte Bildung • Bildungsmärkte • Bildungspolitik • Deutschland • Deutschland,Schweden,USA • Gesellschaft • Innenpol • Leistungsträger • Marktmechanismus • Politikwissenschaft • politische Parteien • Privatisierung • Rente • Rentenmärkte • Rentensystem • Schweden • Sozialpolitik • Sozialpolitik,Bildungspolitik,Sozialstaat,Bildungsmärkte,Rentenmärkte,Wohlfahrtsstaatsforschung,Rente,Bildung • Sozialstaat • USA • Vergleich • Wohlfahrt • Wohlfahrtsmarkt • Wohlfahrtsstaat • Wohlfahrtsstaatforschung
ISBN-10 3-593-50272-0 / 3593502720
ISBN-13 978-3-593-50272-4 / 9783593502724
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich
Geschichte, Vordenker, Organisationen

von Tilman Seidensticker

Buch | Softcover (2023)
C.H.Beck (Verlag)
12,00