Der lange Sommer der Theorie
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Philipp Felsch folgt in seinem grandios geschriebenen Buch den Hoffnungen und Irrwegen einer Generation, die sich in den Dschungel der schwierigen Texte begab. Für drei Jahrzehnte gehörte der Theorieband als Vademekum in jede Manteltasche.
Es war die Zeit der apokalyptischen Meisterdenker, der glamourösen Unverständlichkeit und der umstürzenden Lektüreerlebnisse. In einer Welt, die im Kalten Krieg erstarrte, ging nur von großen Ideen Bewegung aus. Je schwieriger die Texte, desto intensiver die Lektüre, je abstrakter die Argumente, desto relevanter für die Wirklichkeit.
Heute, wo die intellektuellen Energien von '68 in schwach glimmende Substanzen zerfallen sind und viele der einstigen Akteure ihre Memoiren geschrieben haben, ist es Zeit zurückzublicken: Was war Theorie?
In West-Berlin versorgte der Merve Verlag die Leser von den Kadern der Studentenbewegung über Spontis und Punks bis zu den Avantgarden des Kunstbetriebs mit ihrer Ration von wildem Denken.
Philipp Felsch schreibt die Geschichte einer geistigen Revolte, indem er den Abenteuern der Büchermacher und ihres Umfelds folgt. Vor allem aber vertraut er sich der Geschichte ihrer Leser an, um eine Epoche wiederauferstehen zu lassen, in der das Denken noch geholfen hat.
Philipp Felsch, Jahrgang 1972, ist Juniorprofessor für Geschichte der Humanwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin.
lt;p>"Es ist eine Geschichte, die Westberlin so erzählt, wie die Serie 'Mad Men' es für New York tat."
Tobias Rapp, Literatur Spiegel, Dez 15/Jan 16
"Eine Archäologie der Merve-Kultur als Lebensform, gleichzeitig ein spannender und höchst anregender Berlin-Roman."
Mark Siemons, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 12. Juli 2015
"Eine intellektuelle Geschichte von 1960 bis 1990 (...) wenn man nicht fünfzig Bücher lesen will, sondern nur eins, muss man eigentlich das lesen." SRF Literaturclub, Milo Rau
"Eine der aufregendsten und gleichzeitig anspruchsvollsten Neuerscheinungen des diesjährigen Bücherfrühlings."
Wilfried Mommert, dpa, 28. April 2015
"Mit leisem Witz und respektvollem Sicherheitsabstand."
Otto A. Böhmer, Frankfurter Rundschau, 24. März 2015
"Philipp Felsch hat einige Trouvaillen aus den Archiven geborgen, seine Darstellung lebt wesentlich von der Begeisterung des glücklichen Finders."
Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung, 10. März 2015
Andreas Baader, der 1968 wegen Brandstiftung zu drei Jahren Haft verurteilt wurde, entdeckte im Gefängnis das Briefeschreiben. Er schilderte das Elend des Alleinseins, schimpfte über das Wachpersonal und bat seine Freunde, ihn mit dem Nötigsten zu versorgen. Abgesehen von Wurst und Tabak waren das in erster Linie Bücher. Er ließ sich Marx, Marcuse und Wilhelm Reich zuschicken, die Lieblingsautoren der Studentenbewegung, die er bislang nur vom Hörensagen kannte. «Berge von Theorie, was ich nie wollte», schrieb er an die Mutter seiner Tochter. «Ich arbeite und leide, ohne zu klagen natürlich.» Auch später in Stammheim mussten seine Anwälte seinen Lesehunger stillen. Sicher spielte Baader die Rolle des Gefängnisintellektuellen in ähnlicher Weise, wie er vorher den Revolutionär gegeben hatte. Zugleich steckte in seinem Studium aber auch viel Ernsthaftigkeit. Aus seinen Briefen geht hervor, dass er das Bedürfnis hatte, einen Rückstand aufzuholen. Schließlich beruhte der Kampf, für den er sich entschieden hatte, auf theoretischen Grundlagen. Zu einer anderen Zeit hätte Baader vielleicht zu malen begonnen oder den Roman seines Lebens zu Papier gebracht. Doch stürzte er sich – wider seinen Willen – in die Theorie.
Erscheint lt. Verlag | 7.9.2015 |
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Zusatzinfo | mit 28 Abbildungen |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Maße | 139 x 217 mm |
Gewicht | 545 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Zeitgeschichte ab 1945 |
Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft | |
Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► Zeitgeschichte | |
Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Geschichte der Philosophie | |
Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Philosophie der Neuzeit | |
Sozialwissenschaften | |
Schlagworte | 1960er • 1970er • 1977 • 1980er • 68er • 68er-Bewegung (Bundesrepublik Deutschland) • Adorno • Avantgarde • Bewegung • Denken • Deutsche Herbst • Deutschland • Intellektuelle • Kalter Krieg • Kultur • Merve Verlag, Verlagsgeschichte • Revolte • Studentenbewegung • Studentenbewegung 1968 • Theorie • Zeitgeschichte 1968 |
ISBN-10 | 3-406-66853-4 / 3406668534 |
ISBN-13 | 978-3-406-66853-1 / 9783406668531 |
Zustand | Neuware |
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