Leben in der DDR: Zur filmischen Darstellung des Alltags im Sozialismus
Diplomica Verlag
978-3-95850-658-9 (ISBN)
Zu diesem Zweck erfolgt eine Analyse vier historischer DEFA-Filme und einer rezenten Fernsehfilmserie hinsichtlich ihrer Darstellung des Familienalltags. Politische Entscheidungen bezüglich der Kontrolle von Staat und Gesellschaft kommen im täglichen Leben der Menschen am stärksten zum Tragen. Da die ausgewählten Filme zu unterschiedlichen Zeiten entstanden, lässt sich an ihnen die fortschreitende Entwicklung der DDR sowie ihrer Bürger beobachten.
Yvonne Weihrauch, M.A., wurde 1986 in Eisenhüttenstadt geboren. Ihr Studium der Kultur- und Sprachwissenschaft an der Universität Flensburg schloss die Autorin im Jahre 2013 mit dem akademischen Grad Master of Arts erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte sie umfassende praktische Erfahrungen in der Zeitungsbranche. Ihre Faszination für die deutsche Geschichte und den Einfluss der Medien auf den Menschen motivierten sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
Textprobe:
Kapitel 2.3, Die DDR im kollektiven Gedächtnis:
Medien vermitteln Wissen über historische Ereignisse, nehmen Vorstellungen über die Vergangenheit auf und prägen sie zugleich - so auch in Bezug auf die DDR. Was für einen Großteil der westdeutschen und jüngeren ostdeutschen Bundesbürger, die die DDR nicht selbst erlebt haben, häufig nicht viel mehr als historisch-politische Bildung mit hohem Unterhaltungswert ist, wird von betroffenen Ostdeutschen mit persönlichem Erleben und der eigenen Biographie abgeglichen . Letztere sind bei medialen Darstellungen anders angesprochen, da für sie die Geschichte der DDR stets auch eine Thematisierung eines Teils ihrer eigenen Lebensgeschichte und Identität bedeutet.
Ziemlich genau 40 Jahre lang hatte es zwei Staaten deutscher Nation auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik gegeben. Während nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der östlichen Besatzungszone eine sozialistische Volksrepublik nach sowjetischem Vorbild, die Deutsche Demokratische Republik, aufgebaut wurde, setzten die westlichen Besatzungsmächte Großbritannien, Frankreich und die USA bei der Bundesrepublik Deutschland nach 1949 auf Demokratie und freie Marktwirtschaft. In der DDR führten Mangelwirtschaft und Einschränkungen u.a. der Meinungs- und Reisefreiheit zu Unzufriedenheit im Volk. Im Laufe der Jahre wanderten mehrere Millionen DDR-Bürger nach Westdeutschland aus, weil sie sich dort ein wirtschaftlich besseres und freieres Leben erhofften. Ende der 1980er Jahre gipfelte die Missstimmung in einer friedlichen demokratischen Revolution in der DDR durch das Volk . Mit der anschließenden Öffnung der Mauer im November 1989 und dem damit einhergehenden Beitritt des Staatsgebietes der DDR zur BRD vollzog sich in Ostdeutschland eine rasche und tief greifende Transformation . Die bundesdeutschen Strukturen, Institutionen und Normen aus Wirtschaft, Technik, Recht, Medien, Verwaltung u.a. wurden vollständig übernommen. Die Ostdeutschen sind aus ihren gewohnten gesellschaftlichen Zusammenhängen herausgerissen worden. Sie haben ihre Ursprungsgesellschaft überlebt und fanden sich nach der Auflösung bzw. Zerstörung fast des gesamten institutionellen Gefüges und der früheren Sozialstruktur in einer gänzlich anderen Gesellschaft. Sie waren auf einmal fremd im eigenen Land, mussten sich umstellen und vieles neu erlernen.
Im vereinten Deutschland entwickelten sich nach 1990 zwei unterschiedlich geprägte Erinnerungskulturen. Während die Geschichte der alten Bundesrepublik als Erfolgsgeschichte einer geglückten Demokratie erzählt wird, ist die ostdeutsche Erinnerungskultur von der Erfahrung eines radikalen Bruchs geprägt. Dass die Geschichte des realexistierenden Sozialismus in Ostdeutschland ausschließlich ausgrenzend und die DDR als rechtskräftig beendetes Kapitel Feindgeschichte behandelt wurde, nährte nicht nur Totalitarismustheorien, die die zweite Diktatur auf deutschem Boden einem direkten Vergleich mit dem Nationalsozialismus unterzogen. Auf diese Weise wurden auch die persönlichen Geschichten und lebensweltlichen Erinnerungen vieler Ostdeutscher übergangen. Was sie tagtäglich erlebt und erfahren hatten, fand keinerlei Beachtung im öffentlichen kommunikativen Gedächtnis , sodass mehrheitlich zerstreute Erinnerungsgemeinschaften entstanden. Zwar wurden ab Mitte der 1990er Jahre vereinzelt Studien zur Alltags-und Sozialgeschichte der DDR durchgeführt, doch die öffentliche Gedenkpolitik blieb davon noch weitgehend unberührt. Etwa zur gleichen Zeit fand das Bedürfnis zahlreicher ehemaliger DDR-Bürger, ihre individuellen Lebensgeschichten zu bewahren sowie der Abwertung ihres Wertesystems entgegen zu wirken, in einer Welle der nostalgischen Erinnerung an die DDR, auch Ostalgie genannt, ihren Ausdruck. In Anbetracht des Zusammenbruchs und der Abwertung ihrer bisherigen Lebenswelt empfanden sie etwas, das Maurice Halbwachs Heimweh nach der Vergangenheit nannte. Der Wegfall wichti
Sprache | deutsch |
---|---|
Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 196 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Kommunikation / Medien ► Allgemeines / Lexika |
Sozialwissenschaften ► Kommunikation / Medien ► Medienwissenschaft | |
Schlagworte | DEFA-Film • Filmanalyse • Kollektives Gedächtnis • Kulturelles Gedächtnis • Massenmedien • Wahrnehmung |
ISBN-10 | 3-95850-658-5 / 3958506585 |
ISBN-13 | 978-3-95850-658-9 / 9783958506589 |
Zustand | Neuware |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
aus dem Bereich