Irans Kampf um Respekt: Das unkooperative Verhalten bei den Verhandlungen um das Atomprogramm - Isabella Hermann

Irans Kampf um Respekt: Das unkooperative Verhalten bei den Verhandlungen um das Atomprogramm

Buch | Softcover
108 Seiten
2014
Diplomica Verlag
978-3-95850-652-7 (ISBN)
44,99 inkl. MwSt
Während der Verhandlungen um das iranische Atomprogramm in der Regierungszeit von George W. Bush rechtfertigte der Iran sein unkooperatives Verhalten dadurch, keinen angemessenen Respekt von Seiten der USA und der internationalen Gemeinschaft erhalten zu haben. Bezug nehmend auf die bisherige rudimentäre Beachtung von Respekt in der politikwissenschaftlichen Disziplin der Internationalen Beziehungen verfolgt diese Untersuchung folgende zwei Ziele: Erstens soll Respekt von der Peripherie ins Zentrum der Betrachtungen rücken und als Analyseinstrument für staatliches Verhalten im internationalen System eine präzise Definition fern von moralisierenden Implikationen erhalten. Zweitens soll dieses Buch die Relevanz von Respekt als Analyseinstrument und eigenes Handlungsmotiv von Staaten an dem einschlägigen Fallbeispiel des iranischen Atomkonflikts erörtern. Allgemein ist es eine politisch kluge Strategie, einem Staat, den man zur Kooperation bewegen möchte, grundsätzlich respektvolles Verhalten entgegenzubringen.

Textprobe:
Kapitel 4, Der Konflikt um das iranische Atomprogramm von 2003-2008: Der Sicherheitsrat verabschiedet mehr und mehr Resolutionen; Iran baut mehr und mehr Zentrifugen .
Im Folgenden soll deutlich gemacht werden, dass sich der Iran im Allgemeinen und in dem Verhalten bezüglich des Konflikts um sein Atomprogramm nicht von den USA respektiert fühlt. Das Fallbeispiel erscheint sehr prägnant, weil innerhalb eines jeden Respektelements deutlich Mängel ersichtlich sind. Aus Gründen der unangemessenen Berücksichtigung durch die USA zeigt sich der Iran immer weniger kooperativ, so dass sich der bereits bestehende Konflikt zunehmend verschärft. Durch sein Verhalten und die Auseinandersetzung zwingt der Iran die USA jedoch durch die Brisanz des Konfliktes ihn stärker zu berücksichtigen, als sie dies vorher taten.
Zu Beginn soll einführend der Zeitverlauf und die Problematik um das Atomprogramm skizziert werden. Im Anschluss folgt in einem geschichtlichen Abriss eine Darstellung des hohen Selbstbildes des Iran, sowie der Verlusterfahrungen der eigenen Bedeutung im internationalen System in jüngerer Vergangenheit, da beides verstärkend auf einen wahrgenommenen Mangel an Respekt wirkt. Bevor die konkreten Mängel an Respekt im Verhalten der USA anhand der aufgestellten Elemente in dem Konflikt selbst dargestellt werden, folgt eine kurze Zusammenfassung der iranisch-amerikanischen Beziehungen von der Revolution 1979, die die Grundlage für das Verhalten der USA legte, bis zum Beginn der Präsidentschaft von George W. Bush im Jahr 2001, die eine neue Härte in Rhetorik und Außenbeziehungen brachte. Nach der Darlegung des Respektmangels durch die USA folgt ein Hinweis auf vorhandene Double Standards und schließlich wird gezeigt, dass Iran durch sein konfliktreiches, konfrontatives Verhalten bestimmte Respektbezeugungen der USA erzwingen konnte und dass Respekt ein eigenes Handlungsmotiv ist, da der Iran seine materiellen Interessen durch das konfliktreiche Verhalten weniger wirksam durchsetzen kann, oder sogar behindert.
4.1, Die Problematik um das iranische Atomprogramm:
Der Konflikt selbst dreht sich um die Forderung Irans, einen vollständigen Brennstoffkreislauf zur Anreicherung von Uran um nach eigenen Angaben ein rein ziviles Atomenergie-Programm aufbauen zu wollen. Die internationale Gemeinschaft zeigt sich gegenüber diesen Ambitionen Irans sehr skeptisch, weil das Land mit der selbstständigen Anreicherung von Uran heimlich eine Atombombe konstruieren könnte. Der Konflikt besteht folglich nicht nur zwischen dem Iran und den USA allein, allerdings steht außer Frage, dass eine Einigung ob ihrer Stellung im internationalen System wesentlich von den USA abhängt (vgl. El Baradei 2008; Perthes 2008: 128). Hier soll nur eine grobe Einführung gegeben werden, damit für die nachfolgende Analyse die Problematik und der Zeitverlauf des Konflikts deutlich werden.
4.1.1, Die Anfänge des iranischen Atomprogramms:
Ein ziviles iranisches Atomprogramm wurde bereits unter Schah Mohammad Reza Pahlavi mit westlicher Unterstützung gestartet, so halfen die USA schon in den 1960er Jahren beim Bau eines Forschungsreaktors in Teheran. Nach der Gründung der iranischen Atomenergiebehörde (AEOI), schloss Iran im Jahr 1974 mit der deutschen Siemens Kraftwerke Union einen Vertrag über die Errichtung eines Atomreaktors in Busher zur Stromerzeugung ab. Außerdem trat Iran im selben Jahr dem Atomwaffensperrvertrag (NPT) bei und verpflichtete sich dadurch zur rein zivilen Nutzung von Atomenergie (vgl. Lotfian 2008: 159). Nach der islamischen Revolution im Jahr 1979 wurde das Programm gestoppt, weil Ayatollah Khomeini Atomtechnologie und Abhängigkeit vom Westen ablehnte; Massenvernichtungswaffen wurden prinzipiell aus ethischen Gründen als nicht mit dem Islam vereinbar abgelehnt (vgl. Perthes 2008: 89). Ende der 1980er Jahre wurde das Programm jedoch offiziell aus wirtschaftlichen Gründen wieder aufgenommen, um einen optimalen

Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 182 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Vergleichende Politikwissenschaften
Schlagworte Außenpolitik • Außenpolitik / Auswärtige Politik • Iran • Status • USA
ISBN-10 3-95850-652-6 / 3958506526
ISBN-13 978-3-95850-652-7 / 9783958506527
Zustand Neuware
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