Persönlichkeitsbildung durch Musikmedien - Matthias Gante

Persönlichkeitsbildung durch Musikmedien

Auswirkungen von Tonträgern auf den Konsumenten

(Autor)

Buch | Softcover
76 Seiten
2014 | 1. Aufl.
Diplomica (Verlag)
978-3-95850-510-0 (ISBN)
34,99 inkl. MwSt
Jedes Jahr veröffentlicht der Bundesverband Musikindustrie e.V. sein offizielles Jahrbuch Musikindustrie in Zahlen. Normalerweise - so lässt sich den Büchern der letzten Dekade entnehmen - folgen die darin beschriebenen Daten dem Trend der Zeit. Der Absatz an klassischen Tonträgern nimmt kontinuierlich ab, während der Online-Sektor mit Download- und Streaming-Angeboten Marktanteile hinzugewinnt. Eine Entwicklung verdient jedoch besondere Beachtung: das Comeback der Vinyl-Schallplatte. Das Jahrbuch erläutert für 2012: Mit einem Absatzplus von 36 Prozent und fast einer Million verkauften Einheiten erreicht das schwarze Gold einen Höchstwert seit 15 Jahren .
Die vorliegende Untersuchung versucht sich der Frage nach dem Warum dabei aus einer spezifischen Perspektive zu nähern: Tonträger - wie beispielsweise die Schallplatte - üben Macht aus und tragen als ein die Akustik vermittelndes Medium zum Prozess der Subjektivierung bei.
Der Machtbegriff ist hier durchaus im foucaultschen Sinne zu verstehen, d.h. die Macht, die den Tonträgern unterstellt wird, ist nicht zwangsläufig nur kausaldeterministisch zu fassen, sondern sie lässt gezielt Handlungsspielräume für das Subjekt offen. Die das Subjekt umgebenden und durch Tonträger verursachten Machtgefüge zu analysieren, ist eines der zentralen Anliegen dieser Untersuchung.

Textprobe:
Kapitel 2.4, Ära der Digitalisierung:
Die beiden bisher beleuchteten Tonträgerformen Schallplatte und Compact-Cassette wurden noch analog aufgenommen. Mit der Entwicklung des digitalen Aufnahmeverfahrens in den 1980er Jahren kam als erstes digitales Speichermedium die Compact-Disc auf den Markt. Trotz damals bestehender Kulturkritik an der Digitalisierung setzte sich die Compact-Disc bis in die heutige Zeit reichend als führender, physischer Tonträger durch.
2.4.1, Compact-Disc:
Nachdem Philips bereits 1978 das Erscheinen der Compact-Disc (CD) für die frühen Achtziger Jahre angekündigt hatte, wurde sie 1981 in einem Joint Venture von Philips und Sony offiziell vorgestellt. Sony could bring to the table its expertise with digital audio issues, while Philips could share its work on optics (Milner, 2008, S. 211). Ein Jahr später kamen die ersten reproduzierten CDs mit einem Durchmesser von 12 cm auf den Markt. Für Kämmer war dies eine weitere Revolution der Tonspeicherung - wie er enthusiastisch bemerkt: Zunächst spielte sich [die Revolution] im technisch-technologischem Bereich ab, dann aber auch, als Folge davon, in bezug auf die Klangästhetik. Soweit es die Technologie betrifft, ist die Revolution im Wortsinn umwälzend, denn nichts mehr ist, wie es war, rund um die runde Scheibe, alles ist verändert. Nichts mehr erinnert an den Plattenspieler alter Art und nichts außer der kreisrunden Form noch an die runde Platte, die einst aus Emile Berliners Idee der Streckung des Edison-Zylinders entstand (1988, S. 15).
Das neue digitale Aufnahmeverfahren basiert auf dem Prinzip der Pulse Code Modulation (PCM). Dabei werden akustische Wellenformen bzw. deren elektrische Signale über einen digitalen, binären Zahlencode abgetastet und gespeichert. (...) Die auf diese Art und Weise digitalisierten Daten können jetzt über mehrere Bearbeitungsstufen quasi verlustfrei als reine Zahleninformationen weitergegeben werden (Büchele, 1999, S.26). Des Weiteren entfällt der Materialverschleiß beim Hören: Da es bei diesem System keine physische Berührung mit dem Tonträger mehr gibt, entfällt auch das Problem der mechanischen Abnutzung, ein großer Nachteil der altgedienten PVC-Schallplatte (ebd., S. 27). Die Speicherkapazität einer normalen Audio-CD beträgt seither 74 Minuten bei einer Abtastfrequenz von 44,1 kHz in 16 Bit-Einheiten. Der ursprüngliche Richtwert von 44,1 kHz wurde festgelegt, da mit dieser Samplingfrequenz die vom menschlichen Gehör wahrnehmbaren Frequenzen von bis zu 20 kHz abgedeckt werden können (Göttlich & Pflüger, 2008, S. 27). In der Folge wurde von der Firma Teldec das bereits bei der Schallplattenproduktion eingesetzte DMM-Verfahren für die CD-Herstellung entwickelt. Die CD wurde endgültig zum Verkaufsschlager: Den Siegeszug, den diese kleine Kunststoff-Scheibe [seit ihrer Markteinführung] bewältigt hat, hat keiner geahnt, geschweige denn irgendwo als Prognose festgeschrieben (Kämmer, 1988, S. 7).
2.4.2, Exkurs Digitalisierung:
Mit Einführung der Compact-Disc wurden erstmals Musikstücke in digitaler Form verbreitet. Obwohl die Digitalisierung die bereits genannten Vorteile bot (verlustfreie Vervielfältigung bei der Herstellung; kein Materialverschleiß beim Abspielen) war sie unter Puristen einer Kritik ausgesetzt, weil die analogen Schallschwingungen nicht verlustfrei ins Digitale umgewandelt werden können: Je nach Auflösung der Digitalisierung ergibt sich dadurch eine gröbere oder feinere Repräsentation dieser Schwingung. Da eine Digitalisierung nie die Genauigkeit einer unendlichen Menge an Werten besitzen kann, spricht man hier auch von einer verlustbehafteten Konvertierung. (Friedrichsen et al., 2010, S. 18).
Obwohl die digitale Abbildung somit niemals der Qualität von analog aufgezeichneten Klängen entsprechen kann, ist die digitale Musik für den Musikhörer fast unmöglich von einer analogen Aufnahme zu unterscheiden, wie Göttlich & Pflüger unter Berufung

Sprache deutsch
Maße 154 x 220 mm
Gewicht 141 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Ethnologie Volkskunde
Sozialwissenschaften Kommunikation / Medien Kommunikationswissenschaft
Schlagworte Medien • Musik • Persönlichkeitsbildung
ISBN-10 3-95850-510-4 / 3958505104
ISBN-13 978-3-95850-510-0 / 9783958505100
Zustand Neuware
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