Der Letzte macht das Licht aus ... - Klaus Behling

Der Letzte macht das Licht aus ...

Zu Lande, zu Wasser und in der Luft – 250 Fluchtgeschichten aus der DDR

(Autor)

Buch
200 Seiten
2019 | 4. Auflage
Berlin Story Verlag GmbH
978-3-95723-003-4 (ISBN)
16,95 inkl. MwSt
'Der Letzte macht das Licht aus', spottete das DDR-Volk und niemand ahnte, dass dieser Letzte einmal der Staatschef höchstpersönlich sein würde. Als Flüchtling aus dem Osten Deutschlands hatte Erich Honecker am 13. März 1991 das gleiche Motiv, wie Millionen seiner Landsleute vor ihm: Er wollte und konnte nicht mehr in seinem Land leben, weil ihm dessen Verhältnisse nicht mehr gefielen und er politisch verfolgt wurde.60 Jahre nach der brutalen Trennung Deutschlands durch und dem Beginn der Fluchten über die Mauer erzählt dieses Buch 250 spektakuläre, spannende, bedrückende und beeindruckende Geschichten von Menschen, die von Deutschland nach Deutschland in die Freiheit wollten.

Klaus Behling wurde 1949 im pommerschen Damgarten geboren und studierte an der Berliner Humboldt-Universität Asienwissenschaften, spezialisiert auf die Sprache und Kultur Kambodschas. In den Jahren 1972 bis 1977 war er in Kambodscha und Laos als DDR-Diplomat tätig, 1981 bis 1987 ist er DDR-Kulturattache in Rumänien gewesen. 1987 ging Klaus Behling als wissenschaftlicher Oberassistent an das "Institut für Internationale Beziehungen" in Potsdam, wo er sich bis 1991 mit der Indochina-Forschung befasste. Seitdem arbeitet er als Journalist beim Axel Springer Verlag in Berlin.

Vorwort. 7

Der Mauerbau und die sechziger Jahre. 9

Die siebziger Jahre. 75

Die achtziger Jahre und das Ende der DDR. 101

Ein Nachsatz. 190

Quellen. 191

Der Letzte macht das Licht aus.', spottete das DDR-Volk und niemand ahnte, dass dieser Letzte einmal der Staatschef höchstpersönlich sein würde. Als Flüchtling aus dem Osten Deutschlands hatte Erich Honecker am 13. März 1991 das gleiche Motiv, wie Millionen seiner Landsleute vor ihm: Er wollte und konnte nicht mehr in seinem Land leben, weil ihm dessen Verhältnisse nicht mehr gefielen und er politisch verfolgt wurde. So endete die Geschichte der Flucht aus der DDR mit einem Treppenwitz, der wohl einmalig auf der Welt ist. Begonnen hatte sie gleich nach der Gründung der beiden deutschen Staaten. Nach den Statistiken des Bundesministeriums des Innern (1996) verließen bis zum 13. August 1961 insgesamt 2 738 562 Menschen die DDR. Jeder hatte dafür seinen individuellen Grund. Manche zog es zu ihren Familien im anderen Teil Deutschlands, andere wollten am wirtschaftlichen Aufschwung im Westen teilhaben. Wieder andere flüchteten vor Repressionen in der DDR oder sahen ganz einfach in den freiheitlichen und demokratischen Grundstrukturen der Bundesrepublik Deutschland die lebenswertere Alternative. Obwohl diese Bundesrepublik von Anfang an mit dem Anspruch antrat, der Staat aller Deutschen zu sein, machte sie den Landsleuten im Osten den Wechsel in den Westen nicht leicht. Wer sich dort ansiedeln wollte, hatte sich einem 'Notaufnahmeverfahren' zu unterwerfen, dessen Ausgang manchmal ins Abseits führte. Viele DDR-typischen Ausbildungen – vom 'Neulehrer' der ersten Jahre bis zum Abitur der ostdeutschen Schulabgänger – wurden nicht anerkannt, umfangreiche Datensammlungen im Westen gaben Hinweise auf inzwischen vom nunmehrigen Flüchtling vielleicht bedauerte politische Jugendsünden. Heute fast vergessen ist auch, dass es erhebliche Hürden zu überwinden galt, um als 'politischer Flüchtling ' anerkannt zu werden.Gerade angesichts dieser Verhältnisse war das Verlassen der DDR stets mehr als ein Umzug in Deutschland. Die innerdeutsche Migration – auch aus dem Westen kamen rund 500 000 Menschen in den Osten, davon etwa zwei Drittel 'Rückkehrer', die zunächst aus der DDR geflohen waren – kann durchaus als 'Abstimmung mit den Füßen' gewertet werden. Es war in der Summe eine Abstimmung gegen die Deutsche Demokratische Republik und für die Bundesrepublik Deutschland. Mit dem Bau der Mauer in Berlin änderte sich das Motiv der Flüchtlinge. Wer nun in den Westen kam, wollte im Osten einfach nur noch weg. Das gelang bis zum 31. Dezember 1988 immerhin 383 181 Menschen auf dem offiziellen Weg der Ausreise. Eine peinliche Bilanz für die DDR mit einer makabren Dimension: 33 755 ihrer Landeskinder hat die DDR zwischen 1964 und 1989 als Häftlinge an die Bundesrepublik Deutschland verkauft. Aus diesem Menschenhandel kassierte sie rund 3,4 Milliarden Mark, in harter Währung, versteht sich. Doch auch all dass reichte nicht, um die wachsende Unzufriedenheit im 'ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaat' zu bändigen. Weiteren 178 182 Personen gelang die Flucht 'mit mäßigem Risiko', so das Bundesinnenministerium. Für 40 101 Menschen war sie mit tödlichen Gefahren verbunden. Wie diese Gefahren aussahen und was Menschen sich einfallen ließen, um von Deutschland nach Deutschland zu gelangen, wird hier an 250 Beispielen erzählt.

Auf dem Bauch durchs Minenfeld 23. März 1963: Der Zigarettenautomat draußen an der Dorfkneipe ist es, der Rainer Schinzel, damals 17, und seinen Freunden Lothar (18) und Karin (16) nach stundenlangem Umherirren durch die Wälder an der thüringisch-bayrischen Grenze endlich Gewissheit gibt: Es sind West-Zigaretten drin! Sie haben es geschafft! Es ist 1.30 Uhr, als der Wirt noch einmal seine Gaststätte aufschließt. Ein BGS-Mann in Zivil trinkt in der Kneipe zufällig sein Feierabendbier. Er lässt auch den unerwarteten Gästen einen halben Liter hinstellen und sorgt für den Abtransport durch den BGS nach Ludwigstadt. Nach einer Nacht in der Bahnhofsmission folgt dort am nächsten Tag das Verhör durch den BGS. Als die Flüchtlinge erzählen, dass sie in unmittelbarer Nähe der Grenze auf dem Bauch gerobbt sind und dadurch zwei etwa 20 cm über dem Boden befindliche Stolperdrähte umgehen konnten, fragen die Grenzer West ganz genau nach. Dann geht es zur Ortsbesichtigung noch einmal an die Demarkationslinie. Aufgeregt wird getuschelt, ausgestreckte Arme weisen auf die verschiedenen Grenzabschnitte. 'Hier, hier seid ihr durch?' 'Ja, genau hier!' Der BGS-Mann schüttelt fassungslos den Kopf: 'Dann seid ihr mitten durch ein Minenfeld gekrochen!' Mit einer Maß bayrischen Biers wird auf den lieben Herrgott angestoßen, der wohl seine Hand über Rainer Schinzel und seine Freunde gehalten hat.

Erscheint lt. Verlag 18.3.2019
Sprache deutsch
Maße 125 x 205 mm
Gewicht 245 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Geschichte Allgemeine Geschichte Zeitgeschichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Staat / Verwaltung
Schlagworte Biografisch • DDR • DDR-Flüchtige; Berichte/Erinnerungen • Deutschland • Flucht • Geschichte • Mauer
ISBN-10 3-95723-003-9 / 3957230039
ISBN-13 978-3-95723-003-4 / 9783957230034
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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