Argentinien: Gesellschaft, Staat und Steuerpolitik

Die vorliegende im Rahmen einer Dissertation entstandene Arbeit untersucht die Änderungen in der Beziehung zwischen Staat und Gesellschaft, die in Lateinamerika im Zuge der nach der Schuldenkrise eingeleiteten strukturellen Transformationsprozesse stattfanden. Im Mittelpunkt der Analyse steht unter politologischem Gesichtspunkt die Steuerpolitik als allgemein anerkanntes Hauptinstrument zur Finanzierung staatlicher Aktivitäten und zur entsprechenden Durchführung einer Entwicklungsstrategie. Mit Hilfe eines theoretischen Rasters werden zunächst die steuerpolitischen Entscheidungen in den lateinamerikanischen Kontext situiert, anschließend werden zwei Steuerreformen in Argentinien verglichen. Die erste Reform, unter der Regierung Alfonsín, und die zweite, unter der Regierung Menem, haben aus Argentinien – in Bezug auf Steuerreformen – ein Musterland für die internationalen Finanzierungsinstitutionen gemacht. Durch den Vergleich von zwei paradigmatischen Steuerreformen wird sowohl die Rolle der Steuerpolitik als Instrument zur Gestaltung der normativen und faktischen Interaktionsmuster zwischen Staat und Gesellschaft sowie ihr Charakter als Indikator dieser Beziehung deutlich gemacht. Durch die Analyse der Steuerpolitik beabsichtigt die Arbeit letzten Endes die Reichweite und Grenzen solcher Transformationsprozesse einzuschätzen, was wesentlich für die aktuelle Betrachtung Lateinamerikas im Allgemeinen und Argentinien im Besonderen ist.