Friedrich Schiller und die Demokratie. -  Matthias Tresselt

Friedrich Schiller und die Demokratie. (eBook)

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2009 | 1. Auflage
210 Seiten
Duncker & Humblot GmbH (Verlag)
978-3-428-53125-7 (ISBN)
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Wie hat sich Schiller zur Demokratie verhalten? Obgleich politische und staatsrechtliche Debatten das Aufklärungszeitalter prägten und die Französische Revolution eine bedeutende Rolle im zeitgenössischen Denken spielte, ist Schillers Rechtsdenken, sind die Demokratiebezüge in seinem Werk bislang wenig, fast gar nicht beachtet worden. Hier setzt Matthias Tresselt mit seinem Buch an. Der Gang der Darstellung orientiert sich an einem entpolitisierten Ideenbegriff der Demokratie, der sich von den parteipolitischen Vereinnahmungen des ausgehenden 18. Jahrhunderts löst. Dieser Demokratiebegriff enthält den Freiheitsschutz der Bürger, die Teilhabe des Staatsbürgers an der Herrschaft (politische Gleichheit) sowie die internationalen Bezüge der Demokratie. In acht Abschnitten wirft der Autor jeweils ein zeitgenössisches Problem der Staatsrechtslehre auf und stellt dessen Verarbeitung in Schillers Werk dar. Diese acht Abschnitte sind drei Großkapiteln zugeordnet, in denen das Demokratieverständnis Schillers entfaltet wird. Mit Blick auf das dramatische und historiographische Werk zeigt der Verfasser Schillers stete Fixierung auf den Menschen und seine Vorstellung, das Wohl der Gesamtheit hänge vom Schicksal des Einzelnen ab. Schiller legitimiere den Staat vom Individuum her - ein erster wichtiger Schritt in Richtung Demokratie. Tresselt resümiert, Schiller sei - anders als bisher angenommen - ein demokratischer Denker gewesen, der mit der Demokratie und ihrer Struktur vertraut war, ihr offen gegenüber stand und sie unter bestimmten, insbesondere ethischen Voraussetzungen für möglich und erstrebenswert hielt.

Vorwort 6
Inhaltsverzeichnis 8
Einleitung 12
1. Fragestellung und Ziel der Untersuchung 12
2. Methode 14
3. Gang der Darstellung 21
1. Kapitel: Die Substanz der Demokratie: Sicherheit, Selbstbestimmung und Menschenrechte 23
I. Sicherheit als Ausgangspunkt des Staatsdenkens: Staatsgewalt als Mindestbedingung einer demokratischen Gesellschaftsordnung in den Räubern 23
1. Das staatsrechtliche Thema der Räuber: Anarchie oder Verfassungsordnung? 23
2. Das Räubermotiv als Symbol fehlender Staatlichkeit 25
3. Schillers Abneigung gegenüber der anarchistischen Denkart Franz Moors 26
4. Die Selbstjustiz Karl Moors als verfehlte Strategie der Staatsverbesserung 28
5. Staatlichkeit und Staatsgewalt als Mindestbedingung einer demokratischen Gesellschaftsordnung 30
II. Selbstbestimmung als Staats- und Regierungszweck: Die Ausbildung aller menschlichen Kräfte in der Gesetzgebung des Lykurgus und Solon 31
1. Die Frage nach der „Glückseligkeit“ als Staatsaufgabe im Zeitalter des Absolutismus in Deutschland 31
a) „Glückseligkeit“ als Staatszweck im deutschen Territorialabsolutismus 31
b) Naturrecht, Polizei- und Kameralwissenschaften 32
c) Kritische Stimmen in Literatur und Publizistik 34
2. Schillers Kritik am Polizei- und Wohlfahrtsstaat: Beispiele aus den Räubern, Kabale und Liebe und Don Karlos 34
a) Einzelne Aspekte von Schillers Kritik am Bevormundungsstaat 34
b) Generalkritik am Staatszweck „Glückseligkeit“: Don Karlos 37
3. Das Gegenmodell: Gründung und Regierung einer menschlichen Gesellschaftsordnung in der Gesetzgebung des Lykurgus und Solon 40
a) Die Gründung einer humanistischen Gesellschaftsordnung 40
b) Die Regierung eines humanistischen Staates 42
4. Die demokratische Komponente des humanistischen Staatsgedankens 44
III. Menschen- und Bürgerrechte: Freiheitsschutz als Kern einer demokratischen Gesellschaftsordnung in Don Karlos und in Maria Stuart 46
1. Die Bürger- und Menschenrechte am Ende des 18. Jahrhunderts: Verfassungsrechtliche Tendenzen, rechtsliterarische Strömungen 46
2. Achtung der Menschenwürde, Freiheits- und Gleichheitsrechte des Bürgers im Don Karlos 49
a) Die Menschenwürde als Ausgangspunkt des anthropozentrischen Staatsdenkens 49
b) Meinungs- und Pressefreiheit: „Gedankenfreiheit“ als Forderung nach Öffentlichkeit 52
c) Religions- und Gewissensfreiheit: „Gedankenfreiheit“ als Toleranzforderung 56
3. Die Rechte des Bürgers in gerichtlichen Verfahren: Maria Stuart 59
a) Rechte des Inhaftierten: Maria Stuarts Gefangenschaft und die Verletzung des Gastrechts 59
b) Prozessuale Rechte des Angeklagten: Maria und der Hochverratsprozess 63
c) Mögliche Rechtfertigungen für Elisabeths Urteil 65
d) Grundrechtssicherung: Die Forderung nach Gesetzesbindung und Gewaltenteilung 68
e) Der Konflikt zwischen Humanität und Todesstrafe 71
2. Kapitel: Die Struktur der Demokratie: Möglichkeiten, Voraussetzungen und Durchsetzung 77
IV. Demokratie als Möglichkeit: Der Weg zu einer funktionierenden Demokratie in Schillers Tragödien von den Räubern bis zum Wilhelm Tell 77
1. Demokratie als Staats- und Herrschaftsform am Ende des 18. Jahrhunderts 77
2. Die Mehrheitskritik in Schillers Tragödien als verfehltes Indiz einer „antidemokratischen“ Haltung Schillers 78
3. Die Forderung nach Gleichheit vor dem Gesetz in Schillers frühen Dichtungen als Ausdruck einer demokratischen Gesinnung 81
a) Karl Moors Umverteilungsstrategie in den Räubern 81
b) Privilegienfrage und Standesunterschiede in Kabale und Liebe 83
c) Die „gleich ehrwürdge(n) Rechte“ der Bürger im Don Karlos 87
4. Politische Teilhabe an der staatlichen Willensbildung: Don Karlos 89
5. Illustration einer funktionierenden Demokratie im Wilhelm Tell 93
V. Voraussetzungen der Demokratie: Die juristischen und ethischen Vorbedingungen der Demokratie in den historischen und theoretischen Schriften vom Abfall der Niederlande bis zu den Briefen über die Ästhetische Erziehung des Menschen 96
1. Die juristischen Voraussetzungen der Demokratie: Repräsentation und Unabhängigkeit der Abgeordneten 96
a) Repräsentation 96
b) Unabhängigkeit der Volksvertreter 106
2. Die ethische Voraussetzung der Demokratie: Politische Mündigkeit 110
a) Die Notwendigkeit und historische Eingebundenheit der politischen Mündigkeit 110
b) Herstellung der politischen Mündigkeit durch ästhetische Erziehung des Menschen 112
c) Die ästhetische Erziehung im Prozess der Aufklärung 114
3. Demokratie als Idealform einer zukünftigen Gesellschaft 121
VI. Durchsetzung der Demokratie: Das Widerstandsrecht im Wilhelm Tell 123
1. Schillers Revolutionskritik als Ausgangspunkt für das Tell-Drama 123
2. Die Zulässigkeit des gewaltsamen Widerstands im Wilhelm Tell: Widerstand als Notwehr- und Menschenrecht 126
3. Der Rütli-Bund als Möglichkeit einer leidenschaftslosen Erhebung 135
4. Der Rechtsfortschritt im Wilhelm Tell als historisches Gegenmodell zur französischen Revolution 137
3. Kapitel: Die Universalität der Demokratie: Europäertum und Völkerrechtsdenken 142
VII. Europäertum: Europäische Identität und europäischer Frieden 142
1. Schiller im Spannungsfeld von Nation und Europa 142
a) Schiller als Nationaldichter? 142
b) Schiller als Kulturpatriot 144
2. Europäische Identität: Kulturelle Vielfalt und politische Freiheit 146
a) Kulturelle Vielfalt 146
b) Europäische Freiheit und Menschenrechte als wesentliche Bestandteile einer europäischen Identität 147
3. Sicherung der europäischen Idee durch eine europäische Friedensordnung: Geschichte des Dreißigjährigen Krieges 149
a) Europa als politische Schicksalsgemeinschaft 149
b) Das Gleichgewicht der Mächte als wichtigste Voraussetzung für den europäischen Frieden 151
c) Manifestation des europäischen Gleichgewichts durch stabile völkerrechtliche Verträge: Prager Frieden 1635 – Westfälischer Frieden 1648 153
VIII. Völkerrechtsdenken: Humanitäres Kriegsrecht und soldatischer Gehorsam 156
1. Schiller als Vertreter eines humanitären Völkerrechts: Wallensteins Lager, Jungfrau von Orleans, Dreißigjähriger Krieg 156
a) Die Verrechtlichung des Krieges: Wallensteins Lager und die Parallele zu den Räubern 156
b) Mitleid und Menschlichkeit im Krieg: Johannas Kriegsbegegnungen in der Jungfrau von Orleans 160
c) Die Regeln der Kriegsführung: Die kaiserlichen Generäle und Gustav Adolf im Dreißigjährigen Krieg 163
2. Die Grenzen soldatischer Gehorsamspflicht: Wallenstein als historische und dramatische Figur 166
a) Anklage und Urteil: Wallensteins Ungehorsam als Hochverrat an der kaiserlichen Krone 166
b) Der Vertrag zwischen Wallenstein und Kaiser Ferdinand II. als Rechtfertigungsgrund? 168
c) Die Friedenspläne Wallensteins als Rechtfertigungsgrund? 170
d) Vorrang der charismatischen Soldatenordnung vor der dynastischen Kaiserordnung? 172
e) Gerechtigkeit für Wallenstein? 175
Schluss: Zusammenfassung, Würdigung und Ausblick 177
Literaturverzeichnis 193
1. Primärliteratur 193
2. Sekundärliteratur 194
3. Tertiärliteratur 199
Sachverzeichnis 209

Erscheint lt. Verlag 4.9.2009
Reihe/Serie Tübinger Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht
Zusatzinfo 210 S.
Sprache deutsch
Themenwelt Recht / Steuern Allgemeines / Lexika
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Demokratie • Recht und Literatur • Schiller /Demokratie • Schiller, Friedrich von
ISBN-10 3-428-53125-6 / 3428531256
ISBN-13 978-3-428-53125-7 / 9783428531257
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