Die Nietzsche-Rezeption in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Vergleich (eBook)
43 Seiten
GRIN Verlag
978-3-638-19100-5 (ISBN)
mit Hintergedanken, mit offen gelassenen Türen, mit zarten Fingern und Augen lesen...
Meine geduldigen Freunde, dies Buch wünscht sich nur vollkommne Leser und
Philologen: lernt mich gut lesen!“ (Vorrede zur „Morgenröthe“, aus: K. Löwith, Nietzsches
Philosophie der ewigen Wiederkehr des Gleichen, S. 23)
„Ihr sagt, ihr glaubt an Zarathustra? Aber was liegt an Zarathustra! Ihr seid meine
Gläubigen: aber was liegt an allen Gläubigen! Ihr hattet euch noch nicht gesucht: da
fandet ihr mich. So tun alle Gläubigen; darum ist es so wenig mit allem Glauben.
Nun heiße ich euch, mich verlieren und euch finden; und erst, wenn ihr mich Alle
verleugnet habt, will ich euch wiederkehren.“ (F. Nietzsche, „Also sprach Zarathustra“,
S. 114f.)
Durch Nietzsches gesamtes Werk zieht sich dieser eine rote Faden: die Ermahnung
zum Mißtrauen, zum kritischen Lesen, zum Selber - denken, die beharrliche Abwehr
jeglicher Interpretations- und damit Vereinnahmungsversuche. Nietzsche stellte sich
mit erhobenem Zeigefinger vor jedes seiner Bücher und wurde nicht müde, vor sich
selbst zu warnen: Glaubt mir nicht! Hat es etwas genützt? Die meisten seiner Leser
waren doch „menschlich - Allzumenschlich“ und brachten es zuwege, Nietzsche für
so unterschiedliche Bewegungen wie Anarchismus und Konservatismus, Nazismus
und Marxismus, Vegetarismus und Freikörperkultur zu vereinnahmen und als Mythos
auf ihren Altar zu stellen (S. Aschheim, Nietzsche und die Deutschen, S. 7).
Das Schwergewicht in der Nietzsche - Beurteilung hat sich dabei im Laufe der Jahre
immer wieder verlagert - lag es anfangs bei der Anerkennung bzw. Verdammung
des (Im)- Moralisten, wurde es im ersten Weltkrieg zur mythisierten Zarathustra -
Verehrung der jungen Leser, verzerrte sich zu einer grotesken Nietzsche-Karikatur
im Dritten Reich und mündet nach 1945 in der BRD in einer „Anerkennung“ Nietzsches
als Vollender der Metaphysik des Abendlandes (K. Löwith, Nietzsche - Zeitgemäßes
und Unzeitgemäßes, Vorwort).
Unbestritten hat Nietzsches Denken und literarische Produktion einen nicht wegzudenkenden
Einfluß auf die gesamteuropäische Literatur und Denkweise ausgeübt
und das Gesicht des 20. Jahrhunderts entscheidend mit geprägt. Eher selten ist es
dagegen zu verzeichnen, daß sich jemand ohne Wertmaßstäbe und Vorurteile gedanklich
mit Nietzsches Werk auseinandergesetzt hätte. [...]
Erscheint lt. Verlag | 26.5.2003 |
---|---|
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie | |
Schlagworte | Deutschland • Folgen • Gott • Nietzsche • nietzsche_rezeption • Nietzsche-Rezeption • Vergleich • Weltkrieg • Zweiten |
ISBN-10 | 3-638-19100-1 / 3638191001 |
ISBN-13 | 978-3-638-19100-5 / 9783638191005 |
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