Nationalität und Internationalität

(Autor)

Buch | Softcover
84 Seiten
2012
Bernd Müller Verlag
978-3-941731-09-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nationalität und Internationalität - Karl Kautsky
7,95 inkl. MwSt
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Was ist die Nation? Diese Frage wird immer wieder gestellt und meistens nur von konservativen Autoren beantwortet. Kautsky versucht sich dagegen der Fragestellung wissenschaftlich zu nähern. Viele konservative Argumente widerlegt er spielend.
Er gibt einen Überblick über Wesen und Entstehung der Nationen. Anschließend wird die Frage diskutiert, wie ein multinationaler Staat aussehen kann, welche Organisationsformen er aufweisen muss, damit ein friedliches Zusammenleben auf Dauer möglich ist. Der Weg für das weitere Zusammenwachsen Europas wird skizziert.

Vorwort 9
1. Der Begriff der Nation 12
2. Die Konsolidierung der Nation 26
3. Die internationalen Kulturkreise 35
4. Der Nationalstaat 45
5. Der Nationalitätenstaat 56
6. Österreichs Zukunft 61

Der Verlag hat sich entschlossen, Kautskys „Nationalität und Internationalität“ aus dem Jahre 1908 erneut herauszugeben. Das hat zwei gewichtige Gründe: Zum einen soll dokumentiert werden, welches Konzept der Nation der Politik in der Sowjetunion und in anderen sozialistischen Ländern zugrunde lag. Zum anderen scheint es, dass diese Positionen den heutigen Diskurs befruchten können. Die Dokumentation marxistischer Positionen im großen Themenbereich „Nation und Nationalität“ ist unserer Ansicht nach notwendig, da sie einerseits für die Aufarbeitung der Geschichte der sozialistischen Staaten unerlässlich sind und andererseits auch unter Linken eine Unkenntnis über diese Positionen herrscht, die erschreckend ist. Innerhalb der Partei Die Linke und der Rosa-Luxemburg-Stiftung aber auch innerhalb der DKP gab es in den letzten Jahren Diskussionen über die Zukunft Europas und der nationalen Gestaltung eines vereinten Europas. Das Fehlen klarer Positionen und Konzepte wurde schnell deutlich. Erhard Crome von der Rosa-Luxemburg-Stiftung veröffentlichte 2001 eine Studie „Die Linke und ihr Verhältnis zu Nation und Nationalstaat“ in der er behauptete, dass Linke seit Marx‘ und Engels Zeiten ein problematisches Verhältnis zur Nation und im Grunde keine Theorie ausgearbeitet hätten, die sich des Themas der Nation angenommen hätte. Kautskys Schrift zeigt das Gegenteil. Es verwundert nicht, dass Kautsky auf fruchtbare Diskussionen verweist, die seinerzeit geführt wurden, denn damals stand die nationale Gestaltung Österreichs oder Russlands auch auf der Agenda der Arbeiterbewegung. Die Schriften Otto Bauers und Karl Renners sollen nur stellvertretend für die reiche Literatur zur Nationalitätenfrage in der Arbeiterbewegung genannt werden.¬¬ Die Positionen, die von Bauer, Renner und Kautsky entwickelt wurden, fanden ihren Niederschlag u.a. in der sowjetischen Nationalitätenpolitik, die lange Zeit erfolgreich war und schon deshalb eine kritische Würdigung verdient. Die Aufarbeitung der Geschichte der sozialistischen Staaten hat in den letzten 20 Jahren so manche Blüte getrieben. Zum Beispiel hat Thomas Haury in seiner Schrift „Antisemitismus von links“ versucht nachzuweisen, dass die Ideologie des Marxismus-Leninismus antisemitisch ist. Er hat sich augenscheinlich selbst ad absurdum geführt, da er Marx, Engels und Lenin vom Antisemitismusvorwurf freigesprochen hat und keinen Unterschied zwischen ihren theoretischen Positionen und den Positionen des Marxismus-Leninismus aufzeigen konnte. Haurys Theorie fußt auf der Annahme, dass ein Bezug auf die Nation immer Antisemitismus impliziert. Weil es in den sozialistischen Staaten einen positiven Bezug auf die Nation gab, waren die kommunistischen Parteien antisemitisch. Haury gibt sich Mühe, zu zeigen, was eine Nation ist, doch was er analysiert, hat nichts mit der marxistischen Auffassung der Nation zu tun. Die klassischen marxistischen Schriften, die ihren Ausdruck in der Politik der kommunistischen Parteien gefunden haben, werden bei Haury überhaupt nicht analysiert. Würden seine Thesen nicht von der konservativen Seite genutzt, auf Linke einzuprügeln und ihnen Antisemitismus vorzuwerfen, was auch im Bundestag ausgetragen wurde und die Linke wieder zu einer Unterwerfungsgeste nötigte, könnte man sie getrost beiseitelegen. Kautskys Schrift hilft auch in diesem Fall weiter; die Haltlosigkeit der Thesen Haurys springt förmlich ins Auge. Deshalb misst der Verlag „Nation und Nationalität“ einige Bedeutung bei. Kautskys Theorie ist nicht nur aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive interessant, sie gibt auch wichtige Hinweise, wie eine multinationale Gesellschaft organisiert werden kann, ohne das nationaler Zwietracht entsteht und das eine Nation in ihrer kulturellen Eigenart herabgesetzt wird. Kautsky zeigt, dass die heutigen Nationen ein historisches Produkt sind und dass sich die Nationen in ihrem Entwicklungsgang gegenseitig beeinflussen.

Sprache deutsch
Maße 120 x 190 mm
Einbandart Paperback
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Schlagworte Internationalismus • Marxismus • Nation • Nationalismus • Nationalität
ISBN-10 3-941731-09-2 / 3941731092
ISBN-13 978-3-941731-09-7 / 9783941731097
Zustand Neuware
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