Der dritte Bildungsweg (eBook)

Halbwissen leicht gemacht
eBook Download: EPUB
2011 | 1. Auflage
176 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-30342-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der dritte Bildungsweg -  Jürgen Becker,  Dietmar Jacobs,  Martin Stankowski
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Der Bildungsnotstand hat ein Ende - die Humorversity ist eröffnet! Als Hochschullehrer mit rheinischem Humor begeistert Jürgen Becker in der WDR-Fernsehsendung »Der dritte Bildungsweg«. Zusammen mit dem ewigen Studenten Martin Stankowski und dem Co-Autor der Sendung, Dietmar Jacobs, hat er dieses Buch verfasst - und alle drei gehen mit dem gleichnamigen Programm auf Tour. Gemeinsam beleuchten sie zahlreiche Themen des Weltwissens, liefern neue Fakten und erklären Zusammenhänge, wo es bislang keine gab. Und zwar zu recht. Getreu dem Motto: Man muss nicht alles verstanden haben. Aber man muss alles erklären können!

Jürgen Becker, geboren 1959, ist Kabarettist, Moderator und Autor. Er moderierte fast dreißig Jahre die »Mitternachtsspitzen« im WDR, wurde für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Prix Pantheon fürs Lebenswerk. Mit seinen Programmen tritt er in ganz Deutschland auf.

Jürgen Becker, geboren 1959, ist Kabarettist, Moderator und Autor. Er moderierte fast dreißig Jahre die »Mitternachtsspitzen« im WDR, wurde für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Prix Pantheon fürs Lebenswerk. Mit seinen Programmen tritt er in ganz Deutschland auf. Dietmar Jacobs, Dr. phil., geboren 1967, schreibt Theaterstücke, Kabarettprogramme und Drehbücher, u.a. für »Mitternachtsspitzen«, »Stromberg« und »Käpt'n Blaubär«. 2006 erhielt er den Grimme-Preis. Martin Stankowski, geboren 1944, arbeitet als Publizist, Geschichtenerzähler und Rundfunkautor in Köln. Er wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter dem Köln-Literaturpreis.

Wo ist Gottes Gewerbegebiet?


Über die Religion

Gott in Hamm. Man stutzt im ersten Moment. Aber warum sollte man das Göttliche nicht auch dort erleben? Gut, Hamm ist nicht das Paradies. Zumindest nicht unter 2,3 Promille. Aber das stört die Hindus dort nicht, schließlich sind sie daran gewöhnt, viel zu ertragen. Denn der Kernsatz des Hinduismus lautet: »Et hätt noch emmer joot jejange.« Man weiß nur nicht, in welchem Leben. Denn wie es einem geht, hängt im Hinduismus davon ab, wie man sich im letzten Leben verhalten hat. Man ist sozusagen seines Glückes Schmied. Das heißt, wenn Sie zum Beispiel in einem öden Ort leben, ist das nicht schön, aber da können Sie nix für. Das ist die Strafe, weil Sie im letzten Leben eine Arschgeige waren. Deshalb konnte sich in Indien auch das Kastensystem etablieren. Wenn man in eine blöde Kaste hineingeboren wird, dann ist das auch die Konsequenz des letzten Lebens. Das ist Schicksal und man muss in der Kaste bleiben, in die man hineingeboren ist. Ein hinduistisches Prinzip, das wir in Deutschland als »dreigliedriges Schulsystem« kennen. Wer nix hat, der hat es nicht anders verdient. In diesem Punkt ist der Hinduismus inhaltlich ein bisschen wie die FDP. Und nicht nur in diesem. Auch in der Betrachtung der Arbeitnehmerschaft. Für den Hindu ist bei der Arbeit Pflichterfüllung wichtiger als Lohn. Der Hindu macht seine Arbeit, auch wenn er kein Geld bekommt. Ein Prinzip, das eine Firma wie »Schlecker« bei uns in Deutschland seit Jahren praktiziert und das die Politik mit dem Verzicht auf Mindestlöhne unterstützt.

Jetzt werden sich trotzdem einige fragen: Lohnt es sich, zum Hinduismus zu wechseln? Aber diese Frage muss man sich gar nicht stellen. Denn der Hinduismus lässt neben sich noch andere Religionen zu. Man muss nicht wechseln, man kann gleichzeitig katholisch und hinduistisch sein. Zumindest aus Sicht der Hindus. Die Katholiken sehen das bekanntermaßen anders. Zum Beispiel Kölns Erzbischof Kardinal Meisner. Der »Kölner Stadt-Anzeiger« berichtete zum siebzigsten Geburtstag des schmallippigen Kirchenführers, dass auf allen Feierlichkeiten seiner Familie ausschließlich katholische Verwandte zugelassen sind. Zweifler, Geschiedene, Mischehen, Evangelen – sie alle werden aus dem Kreise der Familie verbannt. »Ich kann Protestanten auf den Tod nicht ausstehen«, verriet der kleingeistige Kleriker jüngst wörtlich. Würde dieser Fundamentalismus Schule machen, gäbe es in Deutschland Familienfeste nur noch in homöopathischen Dosen. Kaum eine Familie, in der nicht irgendein entfernter Verwandter mit dem Buddhismus liebäugelt.

Der Dalai Lama ist inzwischen ja auch der beliebteste Religionsführer in Deutschland. Noch vor Hape Kerkeling, Delfinen und Babyrobben. Der beliebteste Vorname in Deutschland ist vermutlich nicht mehr »Kevin«, sondern »Dalai«. Und man will nicht wissen, wie viele Eltern hoffen, dass ihr Nachwuchs als neuer Dalai Lama erkannt wird. Der Mann ist ja auch beeindruckend. Wahrscheinlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis er Bundespräsident wird. Oder eine eigene Fernsehsendung in der ARD bekommt: »Weich aber fair«.

Wobei der Buddhismus natürlich auch deshalb so beliebt ist, weil er Religion perfekt mit Wellness verbindet. Buddhismus – da denkt man an Räucherstäbchen, an Entspannung, an Bergsteigen. Das ist anders als bei den Katholiken. Da verbindet man mit der Religion Sünde, Strafe, Beschränkung. Wie in dem Witz, wo der Mann stirbt und in die Hölle kommt. Da trifft er den Teufel, der mit ihm durch die Gänge geht und ihm die Hölle zeigt. Da kommen die beiden an einem Raum vorbei, in dem Leute bei leckerem Essen, Wein und guter Musik sitzen. Denen geht’s super. Dann gehen sie weiter. Noch ein Raum. Da räkeln sich die Leute auf bequemen Matten und haben Sex. Super-Stimmung. Im nächsten Raum werden Leute massiert und mit ätherischen Ölen eingerieben. Andere sitzen im Whirlpool. Wunderbar. Und schließlich kommen sie zu einem Raum, in dem Leute gefoltert, aufgespießt, gequält werden. Fragt der Mann: »Was ist denn das? Überall ist es so nett in der Hölle. Und hier ist es so eklig …« »Ja«, sagt der Teufel, »das sind die Katholiken. Die wollen das so.«

Wer aber erleben will, dass inzwischen auch bei den Katholiken umgedacht wird, dem sei eine Reise nach Koblenz-Arenberg empfohlen.

Wellness-Kloster

Wenn man die Presseberichte über das Kloster Arenberg durchblättert, fallen schon die Titel der Magazine auf: »Lisa«, »Tina« oder »Liebas Land«, »Echo der Frau«, »Bella« und »Laura«, auch ein »Theo« ist dabei, und eher randständig »Geo« und die »taz«. Arenberg ist ein Konvent der Dominikanerinnen, auf der rechten Rheinseite hinter dem Ehrenbreitstein gelegen, nicht weit von Koblenz entfernt, und wird in der einschlägigen Szene als Wellness-Kloster apostrophiert. Diesen Titel haben die Medien dem Kloster verliehen. Die Nonnen selbst berufen sich auf den katholischen Gesundheitsguru Pfarrer Kneipp und dessen meditative und medizinische Prinzipien, die Leib, Geist und Seele als Einheit sehen. Sie hätten für diese Prinzipien, über Wassertreten und Oberarmduschen hinaus, einen zeitgemäßen Ausdruck gesucht und gefunden.

Wie Jesus übers Wasser laufen?
Oder lieber in den Whirlpool?
Martin Stankowski mit Wellness-Nonne

Da ist zunächst der alte Klosterbau, in dem rund 65 Nonnen leben, die meisten nach bürgerlichen Maßstäben im Rentenalter. Daneben befindet sich ein 2002 neu errichtetes Hotel mit Bäder- und Vitalzentrum. Ein knappes Dutzend Klosterfrauen arbeitet hier zusammen mit rund 65 Krankengymnasten, Ärzten, Pflege- und Hotelpersonal, Therapeuten und Gärtnern. Rundherum eine weite Parkanlage mit Gärten, Lauben und Streuobstwiesen, außerdem Gemüse- und Obstanbau, eine Imkerei und, ganz berühmt, der große Kräutergarten, dessen Produkte im eigenen Laden vermarktet werden. Alles ist eingerichtet nach dem Klostermotto »erholen, begegnen, heilen«. Und eine Preisliste führt alle Leistungen auf, von der teuersten Ganzkörper-Aromaölmassage für 54,50 Euro bis zur günstigsten Wärmebehandlung als »feuchtwarme Leibauflage« für 5,50 Euro.

Wenn man dann das Klosterhotel betritt, entdeckt man Bibliothek und Schwimmbad, Fitnessraum und Kapelle, Meditations- oder Gymnastikräume, Café, Sauna und Lesezimmer – und natürlich die Gästezimmer, deren Einrichtung wie eine Kombi aus Oilily-Outfit und Flötotto-Design anmutet. Die überwiegend weiblichen Gäste wirken gelassen, konzentriert, manche sogar glücklich, die Klosterfrauen sind patent und freundlich, und je mehr man sieht, hört und erlebt, umso mehr fragt man sich, was das alles mit Religion und Gott zu tun hat? Sicherlich: Meditation, Askese, Yoga können Übungen mit religiösem Gehalt sein. Die Dominikanerinnen irritiert diese Frage nicht, wird sie ihnen doch ständig gestellt, weil die Menschen verwundert nach dem suchen, was sie als Bild eines Klosters im Kopf haben. Und dann erklären die Nonnen ihren sowohl ganz traditionellen als auch ganz aktuellen Ansatz der Leib-Seel-Sorge als unteilbarem Ganzen vom Menschen. Die zeitgenössischen Varianten körperlicher, seelischer und intellektueller Not zu erkennen und anzugehen, das ist ihre Strategie. Und so sind Burn-out, Hektik, Stress, Mobbing, Beziehungskrisen und Ähnliches die Schäden, die es zu beheben gilt.

Die Faszination des Wellness-Klosters liegt in der Selbstverständlichkeit, mit der das geschieht. Und weil es zu funktionieren scheint, spielt irgendwann die Antwort auf die Frage nach Religion und Glaube keine Rolle mehr: Hauptsache, den Menschen geht es anschließend besser.

Dominikanerinnen Kloster Arenberg

Cherubine-Willimann-Weg

www.arenberger-dominikanerinnen.de

Was gibt uns wohl den schönsten Frieden,

Als frei am eignen Glück zu schmieden.

Goethe

Katholische Kirche und Wellness: Passt das wirklich zusammen? Schließlich gibt es ja noch die Hölle. Der katholische Pfarrer Franz Meurer aus Köln-Höhenberg ist Spezialist für die Hölle. Und das nicht nur, weil er auf der rechten Rheinseite arbeitet. Wir fragen ihn:

Franz, glaubst du an den Teufel?

Franz Meurer: Ja natürlich! Dann habe ich doch mehr Auswahl. Der Teufel ist ein gefallener Engel, der dem lieben Gott gesagt hat: Leck mich am Arsch, ich mache eine eigene Firma auf!

 

Das kennen viele Meister von ihren Gesellen: Die Besten gehen. Aber der Teufel ist doch im Katholizismus sehr abschreckend. Der hockt da in der Hölle. Das ist doch schrecklich …

Franz Meurer: Nein, es gibt ja einen Ausgang. Die Hölle hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Die Vorstellungen von der Hölle kommen aus der Antike. Aus Griechenland. Da gab es die Oberwelt und die Unterwelt. In der Unterwelt waren die Toten und das Verderben. Und dahin brachte einen der Fährmann Charon.

 

Ja. Wer mal mit einer griechischen Fähre gefahren ist, kann sich vorstellen, wie schrecklich diese Reise gewesen sein muss.

Franz Meurer: Jedenfalls übernahm das Christentum diese Vorstellung von der Hölle.

 

Und Hölle heißt, dass man gebraten wird wie ein Gyros?

Franz Meurer: Ja. Aber das war nur bis etwa 1000 nach Christus so. Denn dann wurde das Fegefeuer erfunden. Mit dem Fegefeuer...

Erscheint lt. Verlag 17.5.2011
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Allgemeinwissen • Bildung • Der dritte Bildungsweg • Deutschland • Halbwissen • Humor • Jürgen Becker • KiWi Köln • WDR-Fernsehsendung • Wissen
ISBN-10 3-462-30342-2 / 3462303422
ISBN-13 978-3-462-30342-1 / 9783462303421
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