Mein Bauch, meine Frau und ich (eBook)

Ein Männerleben mit der Problemzone
eBook Download: EPUB
2011 | 1. Auflage
256 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-20541-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mein Bauch, meine Frau und ich -  George Deffner
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George Deffner erzählt vom Kampf mit den Pfunden - aus Männersicht. Von viel gutem Willen und noch mehr Versagen. Wie es überhaupt so weit kommen konnte, warum es eh nichts werden kann mit dem Abnehmen, wie dicke Männer in ihrem Innersten wirklich ticken und durch welche Problemzonen sie sich mit ihrem Bauch kämpfen müssen: Sport, Sex, Job, Familie, Urlaub, Alltag, Klamotten ... Seine Frau hat natürlich zu all diesen Dingen eine ganz andere Meinung, die sie auch nach jedem Kapitel vehement kundtut. Weshalb die entscheidende Frage letztlich lautet: Wie verliere ich weder Fett noch Frau?

Georg Deffner, Jahrgang 1950, arbeitet als freier Autor fürs Fernsehen, Moderatoren-Coach, Formatentwickler und freier Berater für TV-Produktionsfirmen. Seine Frau, die jedes Kapitel des Buches kommentiert, ist Redakteurin bei einer großen deutschen Tageszeitung.

Georg Deffner, Jahrgang 1950, arbeitet als freier Autor fürs Fernsehen, Moderatoren-Coach, Formatentwickler und freier Berater für TV-Produktionsfirmen. Seine Frau, die jedes Kapitel des Buches kommentiert, ist Redakteurin bei einer großen deutschen Tageszeitung.

Problemzone 1: Sport & Kondition

FITNESS MIT F WIE FOLTER


Wo einem beim Joggen freundliche Massai-Krieger entgegenkommen, von der Schönheit Delmenhorsts, warum Apfelkuchen mit Sahne Heilungsprozesse beschleunigt, wie man es schafft, immer die falschen Schuhe dabeizuhaben, und weshalb Winston Churchill trotzdem recht hatte

 

Ich habe zwei wiederkehrende Albträume, einen Klassiker und einen, sagen wir mal, neumodischen, ausstattungsfixierten Büro-Albtraum.

Im ersten tue ich, was ich im wirklichen Leben nie tue: Ich laufe. Und laufe, und laufe. Andere Leute träumen, sie kämen nicht vom Fleck, ich hingegen träume, ich dürfte nie wieder aufhören. Der Schweiß rinnt mir von der Stirn, meine Füße werden schwer und schwerer, junge, muskulöse Männer mit ausgeprägten, nahtlos geölten Waden überholen mich, milde lächelnd, und aus der Ferne kommen mir – hier vermischt sich der Albtraum für eine kurze Weile mit Out of Africa, als Meryl Streep in der Wüste eine ferne Staubwolke entdeckt – seit ewig und drei Tagen rennende Massai entgegen. Und ich? Ich möchte aufgeben und darf doch nicht.

Wo der Albtraum genau herrührt? Gut, Sigmund Freud hätte wahrscheinlich eine weit klügere Erklärung, ich aber denke, es liegt an meiner Frau. Sie möchte, dass ich Sport treibe; sie träumt von einem durchtrainierten, auch noch im fortgeschrittenen Alter muskelbepackten, laufenden, schwimmenden, tennisspielenden, golfenden, radelnden Wundertier. Ich hingegen lebe nach dem Motto: No sports.

Und ich lebe gut damit. Mehr oder minder. Denn bisweilen ist meine Frau so ungehalten ob meiner vorwiegend sitzenden Lebensführung, dass sie unangenehm wird und mich zwingt, mir Vorträge über Herzverfettung und Bluthochdruck anzuhören. Die Arbeitsteilung sieht dann so aus: Sie doziert über den Zusammenhang von Übergewicht und frühem Tod – und ich schweige. Und träume (dies ist keineswegs ein Alb-, sondern mein Lieblingstraum) von einer geschlossenen Bürotür, hinter der ich am Schreibtisch sitze, ein kühles Glas Wein vor mir, spiegel online auf dem PC, und in der Glotze läuft nebenher ein alter Tatort.

Aber ich bin schwach. Und feige. Und friedliebend. Und zu dick. Also stimme ich am Ende derartiger Vorträge zu, vom nächsten Morgen an täglich um sechs Uhr das Haus zu verlassen. Im Jogginganzug, und nein, auch das verspreche ich hoch und heilig, nicht schlecht gelaunt. Ich verspreche, walken zu gehen. (Meine Frau hat natürlich weiter gehende Pläne, aber sie begnügt sich für unsere Vereinbarung in der Regel mit diesem Versprechen in der Hoffnung, dass mich in der frühen Morgenluft euphorisierende Gefühle ergreifen, ich rasend schnell Gewicht verliere, die Treffen mit unausgeschlafenen Hundebesitzern und manischen Joggern im Morgenrot als erfreuliche Form der Nachbarschaftspflege genieße und bald, sehr bald den Ehrgeiz entwickele, nicht nur walken zu wollen. Sondern zu joggen, zu schwimmen, zu radeln, zu golfen. Von einem solchen Mann träumt meine Frau.)

Ich verspreche das alles also und gehe am nächsten Morgen mit. Zum Walken. Na gut, wenigstens nicht Nordic Walken! Das ist diese außerordentlich lächerlich wirkende Fortbewegungsart, bei der ältere Menschen, zu denen ich mich nicht zähle, mit Skistockspitzen Löcher in den Asphalt oder Waldboden treiben, um eine unübersehbare Spur zu hinterlassen, die von Bergwacht, Polizei und Feuerwehr im Bedarfsfall verfolgt werden kann, um die Herrschaften spätabends doch noch lebend aufzufinden – also eine Art moderne Variante von Hänsel und Gretel, allerdings ohne Brotkrumen. Da Nordic Walker von der Bekleidungsindustrie angehalten sind, grelle Neonfarben zu tragen, sind die Rettungsmannschaften meist nicht auf Brotkrumen angewiesen, die Suche ist ein Kinderspiel.

Meine Frau und ich tun es also ohne Stöcke. Dieses eine Mal, denke ich mir, werde ich das ertragen. Und bete, dass es am nächsten Morgen regnet, dass meine Frau auf Dienstreise ist oder dass sie doch bitte schön ganz plötzlich und unerwartet krank wird. Ja, selbst so etwas denke ich. Denn ich bin nicht nur schwach und feige, sondern auch ein schlechter Mensch. Aus Selbstschutz, selbstredend.

Da Gebete meinerseits so gut wie nie erhört werden, die meiner Frau aber so gut wie immer, treiben mich am nächsten Morgen ein hartes Schicksal und meine Frau aus dem Bett. Sie schweigt, blickt nur vorwurfsvoll und Böses verheißend drein. Und die Blicke, die sie meinem alten, grauen, seit Jahren nur während schwerer Grippeanfälle im Bett getragenen Jogginganzug gönnt, verheißen auch nichts Gutes. Wir walken los.

Die ersten zehn Minuten sind okay, dann wird meine Frau schneller. Ich verfluche sie. Ich schwitze. Ich keuche. Ich entwickele Hassgefühle. Es geht bergauf. Welcher Idiot hat eigentlich Hügel erfunden? Gibt es tatsächlich Menschen, die freiwillig auf Berge steigen? 3000 Höhenmeter in drei Stunden auf die Zugspitze rennen? Wer tut so was?! Und wieso habe ich damals zugestimmt, als wir von Frankfurt am wunderbar waagerechten Main ins Voralpenland gezogen sind? O Delmenhorst, o Stralsund, wie schön wäre es, inmitten von ebenen Flächen mit mehr als 100 Quadratmetern leben zu dürfen!

Meine Frau wird schneller und tut, was sie nie hätte tun dürfen: Sie lacht mich aus. Sagt: «Jetzt schleich doch nicht wie deine eigene Erbtante.» Das ist gemein, denn erstens sollte man ältere Mitbürger nicht beleidigen und zweitens: Ich habe gar keine Erbtante. Leider. Denn wenn eine solche bereits das Zeitliche mit ihrem Ableben und uns mit ihrem Geld gesegnet hätte, dann würde ich diese verdammt steilen Waldwege mit einem luxuriösen, vierradgetriebenen SUV erklimmen und nicht auf den verschlammten Gumminoppen meiner Sportschuhe aus den späten Siebzigern.

Die Demütigung wandelt sich in Wut. Ich würde meine Frau gerne nonverbal attackieren, trete aber, überaus diszipliniert, lieber gegen das Gartentor einer schmucken Villa. Es scheppert gewaltig Punkt 6 Uhr 35. Im ersten Stock geht ein Vorhang zur Seite, und ein hochroter Kopf erscheint – so viel zur frühmorgendlichen Nachbarschaftspflege. Ich werde dem unfreundlichen Herrn von nebenan irgendwann erklären müssen, dass ich mir nur kurz die Schuhe binden wollte an seinem schmiedeeisernen Portal, wobei er mir garantiert unangenehme Fragen stellen wird: «Seit wann laufen Sie denn im Jogginganzug durch die Gegend?» oder «Ich wusste gar nicht, dass Sie Sport treiben!» Tue ich ja auch nicht, der Sport treibt mich. Und meine Frau.

Auf der Flucht bedenke ich sie mit Schimpfwörtern, aus denen schnell recht originelle Flüche werden – und dann erreichen die schlechten Gedanken meinen Muskelapparat. Alle Maschinen stopp! Ich mag nicht mehr. Zwei Kilometer von dieser albernen Hetzerei in einem ausgeleierten Sweatshirt sind mehr, als ein schwergewichtiger Mann in Würde ertragen kann. Ab jetzt wird gegangen. Langsam und gesittet. Meine Frau schweigt, starrt auf die Straße.

Wir begegnen, was die Sache nicht erleichtert, jeder Menge Paare in unserem Alter, die einträchtig den Morgen genießen, vor dem Frühstück schon mal einen flotten Marsch hinlegen, selbstredend Hand in Hand, damit ihre Gesundheit, ihre Verdauung und ihre Liebe befördern, und mit federndem Schritt und einem freundlichen Lächeln an uns vorbeimarschieren. Nicht schlendern, wie es für die Tageszeit und unser Alter angemessen wäre, sondern marschieren. Besonders peinlich sind natürlich jene Pärchen, die uns von hinten kommend überholen. Zuerst hört man nur aus der Weite ein Gurren und Lachen, muntere Wortwechsel ohne jede Atemnot, dann kommen die Gesprächsfetzen näher und näher, bis die Glücklichen auf unserer Höhe sind. Ein netter Morgengruß von der Seite, dazu dieser fragende Blick «Na, warum so langsam unterwegs?» – und schon bereue ich mit allen Fasern meiner sauerstoffarmen Lunge, dass ich mich in diese blöden Fitnessklamotten habe hineinquatschen lassen. Die Tragödie eines nicht nur lächerlichen, sondern unsportlichen Mannes. Kommt noch hinzu, dass diese Paare – manche mit Hund, manche ohne – immer so glücklich aussehen müssen. Selbst die Hunde scheinen beim Vorübergehen zu grinsen.

Nicht so meine Frau. Sie wird tagelang sauer sein. Enttäuscht über mein Versagen. Dem Vortrag über Herzverfettung und frühen Tod (siehe oben) wird ein Vortrag über enttäuschte Hoffnungen und andere, besser aussehende Männer folgen. Aber: Ich habe wieder ein paar Monate Ruhe. Denn selbst die charakterstärkste Frau (und meine gehört unbedingt in diese Liga!) tut sich so etwas nicht öfter an.

Ich bin bisher nicht dazu gekommen, meinen zweiten Albtraum zu erwähnen, den ausstattungsfixierten Bürohorror. Kürzlich also las ich in der Zeitung, eine japanische Firma habe ein Laufband erfunden, das anstelle der Ablage am Kopfende, auf der In-Door-Jogger ihre GQ durchblättern, Platz für ein Notebook vorsieht. Kann mir jemand sagen, wie das gehen soll? Wie soll ein Mensch auf diesem albernen Perpetuum mobile des Grauens, diesen Endlosschleifen aus Gummi in schlechter Luft, joggen – und währenddessen seine zitternden Finger über der Tastatur schweben lassen in dem Versuch, einzelne Buchstaben zu treffen und auf diese Weise einen Brief an die Versicherung oder die Bank zu schreiben? Seit ich diese Meldung gelesen habe, plagt mich die grässliche Vorstellung, meine Frau könnte finden, dies wäre ein perfektes Weihnachtsgeschenk für mein Büro.

Das Weihnachtsgeschenk eines Freundes für dessen Frau wiederum hätte ich, wäre es mir von meiner liebenden Gattin geschenkt geworden, als persönliche Beleidigung empfunden. Die Gabe unterm...

Erscheint lt. Verlag 3.1.2011
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Ernährung / Diät / Fasten
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Abnehmen • dicke Männer • Ehe • Familie • Männerdiät • Problemzonen • Sex • Sport
ISBN-10 3-644-20541-8 / 3644205418
ISBN-13 978-3-644-20541-3 / 9783644205413
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