Die Komplexität der Kriege (eBook)

Thomas Jäger (Herausgeber)

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2010 | 2010
307 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-92453-3 (ISBN)

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Die Komplexität der Kriege -
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Seit das weltumspannende Deutungsmuster des Ost-West-Konflikts für Gewaltauseinandersetzungen in und zwischen Staaten verloren ging, wurde eine intensive Diskussion um die Veränderung des Krieges geführt. Die Entwicklungen der internationalen Ordnung, die Wandlungen von Staatlichkeit, die faktische Ordnungskraft der Globalisierung, die Politisierung von ethnischen Identitäten und Religionen und andere Faktoren bildeten den Rahmen in dem die Gewaltauseinandersetzungen neu beobachtet und interpretiert wurden. Der Krieg wandelte erneut sein Gesicht. Dabei entwickelten und veränderten sich die Mittel der Gewaltanwendung ebenso drastisch wie die Zwecksetzungen der einzelnen Kriegsparteien und Gewaltakteure variierten. Die Komplexität der Kriege wurde in den unterschiedlichen Blickwinkeln auf das Kriegsgeschehen und die Gewaltverhältnisse deutlich und bildet seither die Grundlage, auf der über die neuen Aufgaben zur Herstellung und Gewährleistung von Sicherheit nachgedacht wird.

Prof. Dr. Thomas Jäger ist Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Politik und Außenpolitik der Universität zu Köln sowie Herausgeber der Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik (ZfAS).

Prof. Dr. Thomas Jäger ist Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Politik und Außenpolitik der Universität zu Köln sowie Herausgeber der Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik (ZfAS).

Inhaltsverzeichnis 6
Vorwort 8
Kriegstheoretische Analyse neuer Gewaltformen1 9
1 Einleitung 9
2 Gedankenexperiment 11
a. Modell I: „Reagenzglaskrieg“ 12
b. Modell II: „Politischer Krieg“ 14
c. Zusammenfassung des Gedankenexperiments 19
3 Modell strategischen Handelns 20
a. Die Basis 20
b. Die Handlungsebenen und die Rahmenbedingungen 21
c. Die Strategie 24
d. Strategische Prinzipien 29
e. Theoretische Anknüpfungspunkte bei Clausewitz zur Analyse von Strategien nicht-staatlicherAkteure: Volksbewaffnung und Kleiner Krieg 30
4 Schluss 32
Literaturverzeichnis 34
I. Kriege im Zeichen von Ordnung und Sicherheit 36
Reflexionen über den Begriff des Weltordnungskonfliktes 37
1 Einleitung 37
2 Neue Begriffe 38
3 Re-Ideologisierung und Re-Politisierung des Krieges 40
4 Zusammenbruch von Weltordnungen 42
5 Ordnung und Grenzen 43
6 Thomas Hobbes oder Carl Schmitt 45
7 Widerstreit um Weltordnungsvorstellungen 46
8 Die Abfolge von Ordnungssystemen 48
Literatur 50
Die Bedeutung des Militärs für die Großmächtepolitik1 54
1 Einleitung 54
2 Zurück in die Zukunft? (Systemische) Lehren der Vergangenheit 55
2.1 55
2.2 56
2.3 57
3 Enttäuschte Hoffnungen: Die Beständigkeit des Kriegs 58
4 Back to the Present: Kriegsszenarien heute 60
5 Rüsten – für welchen Krieg? 65
6 Folgerungen 67
Literatur 67
Ein wirksames Instrument für die Zukunft? – Die ESVP als europäischer Kriseninterventionsmechanismus 70
1 Einführung 70
2 Praxis statt Theorie: Die Gründungsphase der ESVP 71
2.1 Anlass und Ursache für eine Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik 71
2.2 Erste Mängel 72
3 Die Entwicklung der ESVP als 4-Ebenen-Spiel 73
3.1 Politisch-institutioneller Rahmen 73
3.2 Instrumenteller Rahmen 74
3.3 Militärischer Rahmen 75
3.4 Zivile Komponente 79
3.5 Die strategische Entwicklung 80
4 Kernaspekte der heutigen ESVP: Bestandsaufnahme und Probleme 83
4.1 EU-NATO-Kooperation 83
4.2 Einsätze 85
5 Zukunftsperspektiven 87
5.1 Entwicklungsmöglichkeiten der ESVP durch den Vertrag von Lissabon 87
5.2 Eine strategische Partnerschaft mit der NATO 89
5.3 Das Projekt Europaarmee 90
6 Bewertung 91
Literatur 92
Private Militärfirmen in der internationalen Sicherheits-politik:Ansätze einer Einordnung 97
1 Einleitung 97
2 Veränderungen auf der Makroebene der internationalen Sicherheitspolitik 98
3 Veränderungen auf der Mikroebene der internationalen Sicherheitspolitik – Gründe für das Aufkommen der PMF 99
4 Ein Modell der Typologisierung 104
5 Auswirkungen der PMF auf die internationale Sicherheit 108
5.1 Grundlegende Veränderungsprozesse 108
5.2 Die Implikationen der Nutzungvon PMF durch Staaten 109
5.3 Die Implikationen der Nutzung von PMF durch nichtstaatliche Akteure in der internationalen Politik 113
6 PMF als eigenständige Akteure der internationalen Politik? 114
7 Mögliche Auswirkungen auf die Gesetzmäßigkeiten der internationalen (Sicherheits-) Beziehungen und die Notwendigkeit der theoretischen Reflexion 115
8 Notwendigkeit der Regulierung 116
9 Schlussbetrachtung 120
Literatur 122
II. Kriege im Zeichen schwacher Staatlichkeit 125
Gefährliche Davids: Wie schwache Staaten ihre Nachbarn bedrohen1 126
1 Einleitung 126
2 Traditionelle Sicherheitstheorien 127
3 Die regionalen Auswirkungen von Staatszerfall 129
3.1 Fragile Staatlichkeit, innere Sicherheit und Gewaltkonflikte 130
3.2 Staatszerfall und die Sicherheit von Nachbarstaaten 133
4 Eine Forschungsagenda 137
Literatur 138
Pulverfass Andenregion? – Der kolumbianische Konflikt und seine Auswirkung auf die Stabilität der Region 143
1 Einleitung 143
2 Analyse des kolumbianischen Konflikts 143
2.1 Genese des Konflikts 143
2.2 Die Dimensionen des Konflikts 145
3 Die Akteure des Konflikts 148
3.1 Die Regierung 148
3.2 Die Guerilla 149
3.3 Die Paramilitärs 151
3.4 Weitere Akteure 152
4 Regionale und internationale Dimension des Konflikts 153
4.1 Die regionale Dimension 153
4.2 Die Rolle Brasiliens 156
4.3 Die internationale Dimension 157
5 Schlussbemerkung 158
Literatur 158
Gewaltökonomien und ihre externe Eindämmung 161
1 Einleitung 161
2 Analyse von gewaltökonomischen Strukturen 162
2.1 Charakteristika von Gewaltökonomien 162
2.2 Schwache Staatlichkeit als Grundlage von Gewaltökonomien 163
2.3 Rohstoffe, Drogen und Humanitäre Hilfe als Treibstoff der Gewaltökonomien 164
2.4 Interne Akteure, externe Akteure und die Funktion von Gewalt 166
3 Maßnahmen der externen Eindämmung von gewaltökonomischen Strukturen 168
3.1 Embargo und Sanktionsmaßnahmen 169
3.2 Zertifizierungssysteme am Beispiel des Kimberley-Prozesses 170
3.3 Bewaffnete Eingriffe in Gewaltökonomien 171
4 Fazit 173
Literatur 174
Irreguläre Kräfte und der Interessierte Dritte im modernen Kleinkrieg 178
1 Einleitung 178
2 Irreguläre Kräfte 179
3 Der Interessierte Dritte 179
4 Ursprung und heutige Bedeutung des Kriegsbegriffs 180
5 Die systematische Einordnung der Phänomene 181
6 Moderner Kleinkrieg 182
7 Reaktion und Umgang mit den Akteuren 183
Literatur 184
Kleinkrieg in der Wüste: Nomadische Kriegsführung und die„ Kultur des Krieges“ bei den Tuareg 187
1 Einleitung1 187
2 Zum Begriff des Kleinkrieges oder des Krieges geringer Intensität 190
2.1 Strategien im Kleinkrieg 197
3 Nomadische Kriegführung 200
3.1 Kriegführung der Tuareg 202
3.2 Die Kultur des Krieges während der aktuellen Tuaregrebellionen 208
3.3 Das Gefecht von Touksemen37 212
4 Schlussfolgerungen 215
Literatur 218
III. Kriege im Zeichen der Globalisierung 220
Die Bedrohung durch transnational organisierte Kriminalität 221
1 Einleitung 221
2 Organisierte Kriminalität als nicht-traditionelle Bedrohung 221
2.1 Begriffsbestimmung 222
2.2 Sicherheitsrelevante Auswirkungen 223
3 Ursprünge der OK im ehemaligen Jugoslawien 224
3.1 Der ethnisch-soziologische Ansatz 224
3.2 Der historisch-empirische Ansatz 225
3.3 Der ökonomische Ansatz 226
3.4 Fazit: Ein holistisches Erklärungsmuster 227
4 OK jugoslawischer Gruppen in Deutschland 229
4.1 Analysemodell 229
4.2 OK-Emtwicklung4 232
5 Parallelanalyse 235
6 Zusammenfassung der Ergebnisse und Suche nach unkonventionellen Präventionsalternativen 240
Literatur 242
Die Digitalisierung der Medien und ihre Auswirkungen auf Kriegsführung und Öffentlichkeit 245
1 Nachrichten und Krieg 245
2 Digitalisierung der Medien 246
3 Digitalisierung des Krieges 249
3.1 Veränderte Kriegsführung 249
3.2 Veränderte Außendarstellung 251
3.3 Auswirkungen auf die Öffentlichkeit 252
3.4 Reaktionen der Politik 253
4 Fazit 255
Literatur 255
Schutzraum, Kampfzone oder Pax Americana? – Der Weltraum und die Kriegsführung der Zukunft 259
1 Einleitung: Kriegsführung und Weltraumfähigkeiten 259
2 Rückblick: Von der strategischen Notwendigkeit zur universellen Norm: Der Weltraum als Friedenszone 261
3 Wandel: Die Rolle orbitaler Fähigkeiten in zwei Erscheinungsformen der asymmetrischen Kriegsführung 263
3.1 Der Weltraum und die Asymmetrisierung des „demokratischen Krieges“ 263
3.2 Der Weltraum und die asymmetrische Kriegsführung des Schwächeren 267
3.3 Formen und Optionen der Weltraumkontrolle 271
4 Ausblick: Die Entstehungs- und Erhaltungsbedingungen einer zukünftigen „Pax Americana“ im Weltraum 276
Literatur 279
Ungleichzeitige Kriege 285
1 Einleitung 285
1 Selbstmordattentate gegen Besetzung 286
2 Krieg der Ideologien? 287
3 Ungleichzeitigkeit 288
4 Drei Ausgestaltungen der gegenwärtigen Kriege 289
4.1 Gegenwärtige Gegenwart 290
4.2 Gegenwärtige Vergangenheit 291
4.3 Gegenwärtige Zukunft 293
5 Akteure zwischen den Zeiten 295
6 Amodern und antimodern 296
7 Asymmetrische Kriege? 297
8 Gewaltökonomien 299
9 Anomische Staatlichkeit 299
10 Privatisierung des Krieges 300
11 Fazit 301
Literatur 301
Autorenverzeichnis 304

Gefährliche Davids: Wie schwache Staaten ihre Nachbarn bedrohen (S. 126-127)

Daniel Lambach

1 Einleitung

Dass fragile und zerfallene Staaten eine Sicherheitsbedrohung darstellen, ist inzwischen weitgehend Konsens in Wissenschaft und Politik (Lambach/Debiel i.E.; Lambach 2006).2 Die Frage, für wessen Sicherheit sie welche Bedrohung darstellen, ist jedoch bisher nur in Teilen beantwortet worden. In der einschlägigen Literatur stehen implizit oder explizit zumeist die Sicherheitsinteressen westlicher Länder bzw. der „internationalen Gemeinschaft“ im Vordergrund. Viel wurde daher über die mögliche Verbindung von fragiler Staatlichkeit und transnationalem Terrorismus geschrieben, ohne dass dabei bislang ein eindeutiges Ergebnis zustande gekommen wäre (Piazza 2007; Simons/Tucker 2007). Weiterhin wurde ausgiebig darüber diskutiert, wie die internationale Politik mit fragilen Staaten umgehen sollte (z.B. Caplan 2007, Krasner/Pascual 2005).

Während diese Beiträge die Sicherheitsproblematik staatlicher Fragilität durch die Brille des Nordens betrachten, wurde die Perspektive des Südens auf dieses Thema bislang nur selten berücksichtigt.3 Aus dieser Sichtweise schließt das Konzept des fragilen Staates an bereits vorhandene Konzepte des „schwachen Staates“ (Migdal 1988), des „weichen Staates“ (Myrdal 1968), des „lahmen Leviathan“ (Callaghy 1987) sowie von klientelistischen und neopatrimonialen Systemen (Clapham 1982) an. Diese Ansätze bezogen sich in erster Linie auf Fragen von Herrschaft und Entwicklung und besaßen keine sicherheitstheoretische Dimension.

Umso befremdlicher wirkt es im Süden, dass Probleme, die dort seit langem bestehen, nun als Sicherheitsproblem dargestellt werden. Kritikern zufolge, dient dieser Staatszerfalldiskurs lediglich zur Legitimation eines neuen Interventionismus, der sich hinter einer humanitären Maske verbirgt (Hill 2005; Bilgin/Morton 2002).

Dieser Diskurs kann, mit einer gewissen Berechtigung, als hegemonial kritisiert werden. Gleichwohl kann nicht von vornherein ausgeschlossen werden, dass der Zerfall eines Staates nicht tatsächlich ein Sicherheitsrisiko für dessen Nachbarländer darstellt. Ziel der vorliegenden Studie ist die Entwicklung forschungsleitender Hypothesen zur Beantwortung dieser Fragen. Dazu werden zunächst zwei gegensätzliche Positionen gegenübergestellt.

Die erste ist an die Sicherheitstheorie von Kenneth Waltz angelehnt und sieht in den „Davids“, also den schwachen Mitgliedern des internationalen Systems, eher Vorteile für deren stärkere Nachbarländer, da diese nichts von dem zerfallenden Staat in ihrer Mitte zu befürchten hätten. Die zweite Position hebt dagegen hervor, dass Bürgerkriege innerhalb der „Davids“ oft auf Nachbarländer übergreifen und dass dort wirtschaftliche und soziale Folgeschäden entstehen. Aus diesen beiden Perspektiven werden abschließend vier Hypothesen darüber entwickelt, wie sich Staaten angesichts des Zerfalls eines Nachbarstaats verhalten. Damit soll ein Beitrag zur mittelfristigen Entwicklung einer Forschungsagenda geleistet werden.

Das schlussendliche Ziel ist dabei nicht die Formulierung eines neuen, allumfassenden Sicherheitsbegriffs. Vielmehr folge ich einer Anregung Daases, dass sich die Staaten in den verschiedenen Gebieten der Welt ganz unterschiedlichen Gefährdungen gegenübersehen und verschiedene Funktionen als sicherheitsrelevant bestimmen (Daase 1993: 82).

Erscheint lt. Verlag 3.9.2010
Reihe/Serie Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen
Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen
Zusatzinfo 307 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Auseinandersetzung • Außenpolitik • Gewalt • Gewaltanwendung • Globalisierung • Großmacht • Konflikt • Krieg • Kriege • Krieg, Neuer • Kriegsführung • Kriegstheorie • Ost-West-Konflikt • Sicherheitspolitik • Weltordnung
ISBN-10 3-531-92453-2 / 3531924532
ISBN-13 978-3-531-92453-3 / 9783531924533
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