Kritik der Tafeln in Deutschland (eBook)

Standortbestimmungen zu einem ambivalenten sozialen Phänomen

Stefan Selke (Herausgeber)

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2010 | 2010
335 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-92611-7 (ISBN)

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Kritik der Tafeln in Deutschland -
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Lebensmitteltafeln in Deutschland befinden sich im Schnittpunkt vielfältiger Interessen und sind Projektionsfläche heterogener Meinungsbilder. Die Entwicklung des Tafelsystems ist dabei weder zufällig noch selbstoptimierend. Seit es auch kritische Thesen zu Tafeln gibt, hat sich der Diskurs über die Tafeln und deren gesellschaftliche Funktion erkennbar ausdifferenziert. Es kam zu einem Paradigmenwechsel in der Wahrnehmung von Praktiken und Folgen bürgerschaftlichen Engagements bei Tafeln. Die in diesem Band versammelten Beiträge belegen die Vielfalt dieser kritischen Ansätze. Tafeln werden dabei aus den theoretischen Perspektiven von Armutsforschung, Sozialpolitik, Sozialethik sowie der sozialwissenschaftlichen Nutzerforschung, aber auch unter Berücksichtigung praktischer Erfahrungen der Sozialen Arbeit vorgestellt. Ziel ist es, einen Beitrag zur meinungspluralen Diskussion über den zukünftigen Stellenwert existenzunterstützender Angebote zu leisten.

Dr. phil. Stefan Selke ist Professor für Soziologie an der Hochschule Furtwangen University. Er ist der Gründer des Online-Portals www.tafelforum.de.

Dr. phil. Stefan Selke ist Professor für Soziologie an der Hochschule Furtwangen University. Er ist der Gründer des Online-Portals www.tafelforum.de.

Inhalt 5
Einleitung und Übersicht 8
Kritik der Tafeln in Deutschland – Ein systematischer Blick auf ein umstrittenes gesellschaftliches Phänomen 9
1 Das Soziale als Störfall gesellschaftlicher Gemütlichkeit 9
1.1 Würde der Armut ? Willkommen in der Wirklichkeit ! 10
1.2 Festen Boden unter den Füßen ? 11
1.3 Erwünschte und alternative Sichtweisen auf Tafeln 12
2 Von der Evolution zur Evaluation des Tafelsystems –Die Rahmenbedingungen kritischer Sichtweisen 14
2.1 Skizze des Forschungsstandes zu Tafeln 14
2.2 Akteure und Diskurse im Feld der „Tafeln“ 17
2.3 Zur Legitimation von Kritik an Tafeln 19
2.4 Zielsetzungen der Kritik an Tafeln 20
3 Praxis des Almosens als gesellschaftlicher Skandal –Dimensionen der Kritik am Tafelsystem 21
3.1 Kritik der Wissensformen: Legitimationsfassaden 21
3.2 Kritik der Systemformen: Irreversibilität 24
3.3 Kritik der Hilfeformen: Pannendienst der Gesellschaft 25
3.4 Kritik der Praxisformen: Disziplinierung des Elends 26
3.5 Kritik der Vergesellschaftungsformen: Etablierte Scheinwelten 28
3.6 Kritik der Privatisierungsformen: Instrumentalisierung der Helfer 29
3.7 Kritik der asymmetrischen Solidaritätsformen: Helfen als Selbstzweck 29
4 Tafeln als „angenehmere Abhängigkeit“ ?Kritik zwischen Einzelfall und Regel 31
6 Fazit: Praktische Kritik und verdaute Theorie 33
7 Einordnung der Beiträge dieses Bandes 35
Literatur 47
I. Tafeln als Angebote der Existenzsicherung im Sozialstaat ? 52
Sozialstaat und Gerechtigkeit 53
Gerechtigkeit auf dem Rückzug 69
Zusammenfassung 69
1 Definitionen, Funktionen und Entwicklungsphasen des Sozialstaates in Deutschland 69
2 Die neoliberale Reformagenda als Grundsatzentscheidung für einen anderen Wohlfahrtsstaat 72
2.1 Aus dem Wohlfahrtsstaat wird ein neoliberaler Wettbewerbsstaat 72
2.2 Aus dem Sozialwird ein Minimalstaat 73
2.3 Aus dem Sozialwird ein „Kriminalstaat“ 74
2.4 Aus dem Leistungswird ein Gewährleistungsstaat 75
2.5 Aus dem aktiven wird ein „aktivierender“ Sozialstaat 76
2.6 Abkehr von der gesamtgesellschaftlichen Solidarität und Rückkehr zur Familiensubsidiarität 77
2.7 Spaltung des Gemeinwesens in einen Wohlfahrtsmarkt und einen Wohltätigkeitsstaat 78
2.8 Aus dem Sozialversicherungswird ein Fürsorge-, Almosen-und Suppenküchenstaat 78
2.9 Sozialstaat, „Neosozialstaat“ oder Neoliberalstaat ? 79
3 Die globale Finanzund Weltwirtschaftskrise: Tafeln als billiger Ersatz für den Sozialstaat ? 80
Literatur 83
Hunger in der Über ussgesellschaft 86
Zusammenfassung 86
1 Hunger: Ein unerwartetes Thema in der Über ussgesellschaft 86
2 Hunger und Ernährungsarmut in Deutschland: Eine Annäherung über empirische Indizien 88
3 Ernährungsarmut als ein sozial-existenzielles Teilhabeproblem am Beispiel Eating Out 92
4 Gesellschaftliche Umgangsformen mit Hunger: Delegierung – Negierung – Stigmatisierung 94
4.1 Delegierung der Nahrungssicherung an Ehrenamt und Privatwirtschaft 94
4.2 Erbe des Wirtschaftswunders: die Negierung dessen, was nicht sein darf 95
4.3 Körpermale und tafeladäquate Armut – neue Formen der Stigmatisierung 97
Literatur 98
Warum sind die Tafeln erfolgreich ? 103
Zusammenfassung 103
1 Grunddaten zum Erfolg der Tafeln 103
2 Ein Funktionsmodell der Tafeln oder die Verzeitlichung von Armutslagen 109
2.1 Die Verzeitlichung von Armut 109
2.2 Ein Modellhaushalt 114
3 Resümee 119
Literatur 121
„Feeding America and the World“ 123
Zusammenfassung 123
1 Einleitung 123
2 Private Hungerhilfe im „Land of Plenty“ 124
3 Von altem Käse und anderen Besonderheiten des US-amerikanischen Sozialsystems 128
4 Kontroversen und Kon ikte 133
4.1 Inef zienz 134
4.2 Korruption 134
4.3 Fokussierung auf organisatorische Eigeninteressen 135
4.4 Entpolitisierung und Unterminierung sozialer Grundrechte 135
5 Perspektiven in der Krise 136
Literatur 138
II. Tafeln und die Sozialethik der mildtätigen Gabe 141
Wie die Tafeln den Status der Armen als Bürger gefährden 142
Zusammenfassung 142
1 Das Verhältnis von Privatwohltätigkeit und öffentlicher Wohlfahrtsp ege im historischen Kontext 142
2 Warum Tafeln mit Aldi, Lidl & Co. nicht vergleichbar sind
3 Von „Zivilgesellschaft“ und „ethisch anspruchsvoller Entsorgung des Warenüber usses“ werden die Armen so wenig satt wie vom „S 145
4 Die moderne Neubestimmung des Verhältnisses von Privatwohltätigkeit und öffentlicher Wohlfahrtsp ege für den demokratischen so 146
5 SGB II und XII im Kontext der Tafeln 149
Tafelangebote aus caritastheologischer Perspektive1 155
Zusammenfassung 155
1 Einleitung 155
2 Caritaswissenschaftliche Ausgangspunkte 157
2.1 Tafelangebote zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit 157
2.2 Rückfrage nach dem Pro l christlich inspirierter und kirchlich getragener Tafelangebote 157
2.3 Christen im Rampenlicht einer neuen Sozialen Frage 158
2.4 Caritas im Fahrtwind sozialpastoralen Denkens 159
2.5 Engagement im Wissen um eine „Tafel-Plus“-These 160
3 Caritastheologische Einsichten und Handlungsperspektiven 161
3.1 Orientierung an der Einheit von Gottesglaube und Menschensolidarität 161
3.2 Sinn für eine spezi sche Qualität christlichen Handelns 163
3.3 Engagement für Hilfe in der Not, Hilfe aus der Not, Abhilfe von Not ! 165
4 Praktisch-theologische Visionen 168
4.1 Die Vision von einem Kapitalismus mit menschlichem Antlitz 168
4.2 Die Vision einer diakonischen Pastoral im Netzwerk kirchlicher Orte 168
Literatur 169
Tafeln in der Wohltätigkeitsfalle 171
Zusammenfassung 171
1 Armutsbekämpfung ohne Sozialstaat 171
2 Sozialstaatsverp ichtung und Teilhaberechte 173
3 Soziale Rechte gewährender Sozialstaat 174
4 „Tafeln“ in der Wohltätigkeitsfalle: Barmherzigkeit, Sponsoring und Gerechtigkeit 176
5 Die Tugend der Barmherzigkeit und die Rückkehr der Barmherzigkeit 177
6 Steuerund medienwirksames Social Sponsoring als Beitrag zur Armutsbekämpfung 179
7 Social Sponsoring und die Frage nach der Gerechtigkeit 180
8 Forderungen der Gerechtigkeit 183
9 Von der Armutsbekämpfung zur Armenfürsorge und wieder zurück 185
10 Auswege aus der Wohltätigkeitsfalle: „Tafeln“ plus Beteiligungsrechte 186
Literatur 188
Lebensmittel gegen gar nichts 191
Zusammenfassung 191
1 Einleitung 191
2 Reziprozität oder Almosen ? 194
3 Homo audiutor oder homo oeconomicus ? 199
4 Die Kunden 203
5 Fazit 207
Literatur 208
Beschränkung und sozialpolitisches Wachstum – Überlegungen zur Transformation von Tafeln 211
Zusammenfassung 211
1 Tafeln im Spannungsfeld zwischen Armutslinderung und anwaltschaftlichem Handeln 211
2 Barmherzigkeit auf Abwegen ! ? 214
3 Können Tafeln und andere Lebensmittelausgabestellen mehr sein als eine zivilgesellschaftliche Geste der Solidarität ? 215
4 Überlegungen zur Transformation von Tafeln und anderen Initiativen der Lebensmittelausgabe 216
5 Tafeln im Kontext sozialer Gerechtigkeit – Eine diakonische Positionierung 217
6 Fazit 220
Literatur 221
III. Tafeln und die Praxis der Umverteilung 222
Tafeln aus der Perspektive der sozialpädagogischen NutzerInnenforschung 223
Zusammenfassung 223
1 Schnittstellen zwischen Tafelarbeit und Sozialer Arbeit 223
2 Perspektive der TafelnutzerInnen 226
3 Dienstleistungstheoretische Perspektive auf Tafeln 227
Literatur 229
Grundversorgung, Barmherzigkeit und Elendsverwaltung im Modus der Tafeln 230
Zusammenfassung 230
1 Zur Einstimmung 230
2 Almosen als Gabe 232
3 Armenspeisung als Armutslinderung 233
4 Normalisierung und Verfestigung von Armut – zur gesellschaftlichen Bedeutung der Tafeln 236
5 Zwei-Klassen-Sozialarbeit – Barmherzigkeit und Elendsverwaltung 241
6 Zur Ausstimmung 244
Literatur 245
Von Brotkörben und anderen Lebensmittelausgaben1 247
Zusammenfassung 247
1 „Tafel“ als geschützter Markenname 247
2 Erfahrungen mit der Gründung eines „Brotkorbs“ und exklusiven Rahmenverträgen mit Lebensmittellieferanten 248
3 „Wilde“ und andere Tafeln 249
4 Überlegungen zur Durchsetzung von Qualitätsstandards 249
a) Wahrung der Würde der betroffenen Menschen 250
b) Individuelle Armutsbekämpfung 250
c) Einsatz für soziale Gerechtigkeit 251
Tafeln als sozialraumorientiertes Angebot 252
Zusammenfassung 252
1 Einleitung 252
2 Konzeptionelle Grundlagen 254
2.1 Lebenslage Armut 255
2.2 Psychosoziale Auswirkungen der Armut für Familien 258
2.3 Schule, Ausbildung und Arbeit 259
3 Sozialraumorientierung 262
3.1 Individualisierung der Hilfen 263
3.2 Soziale Netzwerke 264
4 Die Tafel in der sozialraumorientierten Sozialarbeit 265
4.1 CARIsatt-Läden 265
4.2 Jugendsozialarbeit in Berlin-Lichtenberg 267
Literatur 271
Tafeln und Stadtteilpolitik in Köln – eine Fallstudie 272
Zusammenfassung 272
1 Ausgangslage: Armut und Tafelentwicklung in Köln 272
2 „Was passiert hier eigentlich ?“ Die plötzliche Wahrnehmung einer anderen Tafelwirklichkeit 273
3 „Zwischen Almosen und Anwaltschaft“– ein erstes Hintergrundgespräch 274
4 „Vorübergehend geschlossen“ – eine Lebensmittelausgabe besinnt sich 275
5 In der Bredouille – die verbandliche Caritas zwischen Hartz IV und Tafel e. V. 277
6 Die Eckpunkte oder die Überwindung der Sprachlosigkeit 278
7 Positionsgewinne: Die Regionalisierung der kirchlichen Armutsdiskussion 279
8 Eine Kölner Handlungsempfehlung für kirchliche Lebensmittelausgaben 281
9 Die Wirkung der Handlungsempfehlung 283
10 Vom Fachgespräch zum Stadtgespräch: die Organisation eines Tafeldiskurses 285
11 Wenn Lebensmittelausgaben sich verändern… aber nicht nur sie 286
Literatur 288
Studie der Caritasverbände in Nordrhein-Westfalen: Evaluation existenzunterstützender Angebote 289
Zusammenfassung 289
1 Zwischen Sozialstaat und Barmherzigkeit – Positionen, Konzept und Evaluation existenzunterstützende Angebote der Caritas in NR 289
2 Grundaussagen der zugrundeliegenden Eckpunktepapiere 290
Literatur 292
IV. Ausblick: Tafeln als Signatur der Gegenwartsgesellschaft 293
Die Arbeitslosigkeit und die Tafeln gleichzeitig abschaffen ! 294
Zusammenfassung 294
1 Sozialstaatsund Tafeldebatte trennen wollen 294
2 Alternativpotential ohne Protest 295
3 Tafeln schließen oder beblümen ? 296
4 Die stille Legitimationskrise offensiv nutzen 297
Tafeln als Prototyp einer „Freiwilligen-Gesellschaft“ ! ? 299
Zusammenfassung 299
1 Neue Begriffe für neue Phänomene 299
2 Zur Faszination der Freiwilligenarbeit 300
2.1 Verlierer und Gewinner im Markt der Hilfsbereitschaft 301
2.2 Strukturwandel der Freiwilligenarbeit 302
3 Das Paradigma der Freiwilligen-Gesellschaft 305
4 Tafeln als Prototyp einer Freiwilligen-Gesellschaft 306
4.1 Tafeln als heterotope Orte und ‚Stätten regulierter sozialer Temperatur‘ 307
4.2 Helfen als neue Lebensform in der doppelten Leistungsgesellschaft 310
4.3 Nachteile der Freiwilligen-Gesellschaft 311
5 Umwege erhöhen die Ortskenntnisse 312
Literatur 313
Hinweise zu den Autorinnen und Autoren 316

Erscheint lt. Verlag 1.11.2010
Zusatzinfo 335 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Armutsforschung • Einkommen • Gesellschaft • Grundeinkommen • Grundversorgung • Hartz • Hartz IV • Soziale Ungleichheit • Sozialpolitik • Sozialstaat • Soziologie
ISBN-10 3-531-92611-X / 353192611X
ISBN-13 978-3-531-92611-7 / 9783531926117
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