Konfrontative Pädagogik (eBook)
260 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-92406-9 (ISBN)
Professor Dr. Jens Weidner ist an der Fakultät Wirtschaft und Soziales der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) tätig.
Professor Dr. Rainer Kilb lehrt an der Hochschule Mannheim (Fakultät Sozialwesen).
Professor Dr. Jens Weidner ist an der Fakultät Wirtschaft und Soziales der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) tätig. Professor Dr. Rainer Kilb lehrt an der Hochschule Mannheim (Fakultät Sozialwesen).
Inhalt 5
Konfrontative Pädagogik heute: Erfreuliche Forschungsergebnisse und selbstkritische Neuorientierungen beim Anti-Aggressivitäts- und Coolness-Training (AAT/CT®) 7
Einleitung 7
Der aktuelle Stand: Kurze Information zum Umfang der Programme in Deutschland und der Schweiz 9
Die Qualitätsstandards für die praktische Arbeit in AAT/CT-Programmen 10
Fünf Forschungsergebnisse, fünf ermutigende Ergebnisse: zur quantitativen und qualitativen Evaluation des AAT/CTs 11
Die selbstkritische Neuorientierung konfrontativer Trainingsprogramme 14
Die Änderung der Medienarbeit: weniger ist mehr 14
Die rechtlichen Grenzen des AAT/CTs: die non-touch-Verpflichtung 15
Die Betonung der gesellschaftskritischen Perspektive: die aggressive Wettbewerbskultur als Negativvorbild 17
Resümee 18
Literaturverzeichnis 19
Grundsatzartikel 21
Konfrontation mit Herz: Eckpfeiler eines neuen Trends in Sozialer Arbeit und Erziehungswissenschaft 22
Sozialisationstheoretische Bezüge 23
Liebe allein genügt nicht: Grenzen ziehen bei Mehrfachauffälligen 23
Zum Erziehungsstil 27
Im Focus einer Konfrontativen Pädagogik: der Umgang mit aggressivem Verhalten 28
Anti-Aggressivitäts- und Coolness-Training®: zwei Methodiken Konfrontativer Pädagogik 29
Die methodischen Vorbilder: Konfrontative- und provokative Therapie 30
Praxisbeispiele der Konfrontativen Pädagogik 31
Die Rahmenbedingungen von AAT/CT® 32
Die Forschungsergebnisse 33
Die Perspektive 33
Literaturhinweise 34
„Konfrontative Pädagogik“ – ein Rückfall in die Vormoderne oder vergessene Selbstverständlichkeit zeitgemäßer Pädagogik? 35
Gegenstand und Anlass der Kritik 35
Begriffsverständnis, Zielgruppe und Indikation 36
Methode, Erziehungsstil oder Haltung? 37
Was bedeutet Konfrontation und was legitimiert sie als pädagogischer Handlungsstil? 39
Differenzierte Konfrontationsformen 41
Konfrontation als Impulssetzung zur Selbstverantwortung 42
Das Anti-Aggressivitätstraining als konfrontierende Methode in curricular-inszenierter Form 44
Konfrontationen als ritualisierte Folge von Handlungsschritten 45
Konfrontation als situativer Handlungsstil pädagogischer Fachkräfte bzw. erziehender Personen 45
Ethische Aspekte in konfrontativen Trainings 46
Indikation und institutionskulturelle Verträglichkeit 47
Theoretische Dimensionen und Verortungsversuchekonfrontativer Ansätze in der Pädagogik 48
Fazit 56
Literaturangaben 57
Konfrontative Pädagogik – die vergessene „väterliche“ Seite der Erziehung 59
1. „Feminisierung der Pädagogik“ 60
2. Das mütterliche und das väterliche Prinzip in der Erziehung 62
3. Konfrontationsdefizit in der Sozialen Arbeit 64
4. Erziehungsphilosophische Rechtfertigung der Konfrontation: Gemeinschaft und normative Verbindlichkeit 68
5. Glen Mills Schools – ein Beispiel für eine „väterlich“ geprägte Sozialpädagogik 72
5.1 Die patriarchale Figur des Gründers und Leiters von Glen Mills SAM FERRAINOLA 73
5.2 Das fast ausnahmslos aus Männern bestehende Betreuungspersonal 74
5.3 Der Vorrang der Gemeinschaft gegenüber dem Individuum 74
5.4 Der „absolut gültige und klare Regelkodex“ 75
5.5 Konsequentes Konfrontieren bei Normverletzungen 75
5.6 Klare Rangordnung und gleiche Aufstiegschancen für jeden 76
5.7 Stolz auf die eigene Leistung in Schule, Beruf und Sport 76
5.8 Zukunftsorientierung statt Rückwärtsgewandtheit 77
6. Kritik 77
7. Ist Glen Mills „pädagogisch“? 78
8. Schlußbetrachtung 80
Literatur 80
Anmerkungen zu einer „konfrontativen Pädagogik“ 84
1. Einleitung 84
2. Begriffe, Zielgruppen und Grundorientierungen 87
3. Methoden und Verfahrensweisen „konfrontativer Pädagogik“ 97
Literatur 119
„Akzeptierende“ und „Konfrontative“ Pädagogik: Differenzen – Gemeinsamkeiten – Entwicklungsbedarf1 124
1. Akzeptierende und Konfrontative Pädagogik 125
1.1 Akzeptierende Pädagogik 125
1.2 Konfrontative Pädagogik 126
1.3 Konzeptionelle Konsistenz 128
2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede 129
3 Praxiserfahrungen 132
3.1 Professionelle pädagogische Beziehungen 132
3.2 Regeln und Grenzsetzungen 133
3.3 Pädagogik im Gruppenkontext 134
4 Gemeinsame Herausforderungen und wechselseitige Bereicherungen 135
Literatur 138
Streitschrift 140
Konfrontative Pädagogik – oder: Verstehen allein genügt nicht 141
Einleitung: Die Konfrontation der Pädagogenzunft mit der Konfrontativen Pädagogik 141
Standortbestimmung 144
Die pädagogische Haltung 146
Beispiel Konfrontative Jungenarbeit – oder: Die notwendige Konfrontation mit der eigenen Gewalt 150
Fazit 155
Literatur 155
Praxiskonzepte 157
Stirn an Stirn – Streiten lernen helfen: Praktische Anmerkungen zu einer fälligen Paradigmenverschiebung 158
Konflikte machen Angst 159
Täter oder „Täter“? 161
Exkurs 1: Traumatisierte Täter 163
Angst vor Affekten? 165
Die Vermeidung von Konflikten hat Folgen 167
A. Bei den Klienten: 167
B. Bei den Helfern: 168
Exkurs 2: Das Problem beginnt früh 169
Entwicklungspsychologische Beobachtungen10 169
Zwang, Macht und Streit sind notwendig 172
Von Konfliktvermeidung zur Konfliktfähigkeit 173
Prozess der Auseinandersetzung 175
Literatur und Quellen 177
Der Einsatz konfrontativer Techniken bei Ablöseprozessen Jugendlicher in pädagogischen Maßnahmen und Einrichtungen 179
Wenn Jugendliche älter, aber nicht erwachsener werden... 179
Gesetzlicher Auftrag und fachliche Interpretationen 181
Veränderte gesellschaftliche und psychosoziale Situationen in dieser Übergangsphase 182
Neue Verläufe des Übergangs: „Zwischenexistenzen“ 183
Komplexe Struktur im Ablösungsprozess zwischen AdressatInnen, Fachkräften und fachlichem Auftrag 183
Was benötigen junge Erwachsene in dieser Phase und was könnten Jugendhilfe und Soziale Arbeit dabei leisten? 185
Welche konzeptionellen, methodischen und professionellen Kompetenzen sind hierbei gefragt? 188
„Temporär-situative Gegnerschaft“ oder: Konfrontative Elemente als pädagogische Sonderkompetenzen 190
Lassen sich Ablöseprozesse überhaupt steuern? 192
Literatur/Quellen 193
Der konfrontative Ansatz der subversiven Verunsicherungspädagogik in der Präventionsarbeit mit rechten und rechtsorientierten Jugendlichen 194
Vorbemerkung 194
Verständnis versus Grenzen setzen 194
Das Verhältnis der subversiv-konfrontativen Verunsicherungspädagogik zu anderen Methoden 198
Auseinandersetzen, verunsichern, konfrontieren 200
Rechte Jugendliche – gewöhnliche Kriminelle oder politisch motivierte Täter? 201
Die Bedeutung der Nazi-Ideologie 202
Die Verunsicherungs- und Konfrontationspädagogik 206
Resümee 209
Wider die Resignation! 211
1. Vorbemerkung und Vorerfahrungen 211
2. Die pädagogischen Prinzipien von K.L.A.R. 212
3. Ziele 213
4. Zielgruppe 214
5. Kernpunkte des Konzeptes 214
6. Evaluation 222
7. Derzeitige Vorhaben 222
Literatur 223
Unbeschulbare GrundschülerInnen gibt es nicht. 225
1. Das Praxismodell der KoPädiKo 225
2. Das Theoriemodell der KoPädiKo 230
3. Schlussbemerkungen 236
Eingreifen hilft! Ein Interventionsprogramm für verhaltensauffällige SchülerInnen (InvaS) 238
Rahmenbedingungen 239
Phasen und Bausteine des ersten Trainingsteils 240
Die Bausteine des Wochenprogramms 241
Schlussbemerkung 247
Literatur 248
Autorinnen und Autoren 249
Der Einsatz konfrontativer Techniken bei Ablöseprozessen Jugendlicher in pädagogischen Maßnahmen und Einrichtungen (S. 179-180)
Rainer Kilb
Wenn Jugendliche älter, aber nicht erwachsener werden...
Es war einmal ein Jugendclub, in dem hatten sich die sozialpädagogischen Fachkräfte seit längerer Zeit mit immer denselben Jugendlichen alltäglich beschäftigt, da geholfen, dort den „Ausputzer“ gespielt ... die SozialarbeiterInnen sprachen längst von „ihren Kids“. Aber auch „ihre Kids“ beschäftigten sich nahezu täglich mit den Fachkräften, die sie entweder liebevoll mit Pit und Pulle, Jo und Moppel, Geli und Micki oder manchmal nicht mehr ganz so liebevoll mit „Wichser“, „Schlampe“, „Penner“ oder „Arschloch“ ansprachen. Man verstand sich trotz alledem; man wusste ja um die vermeintlichen Hintergründe dieser Codierungen.
Die Fachkräfte arbeiteten nach einem Konzept der sogenannten Raumaneignung, d.h. die Jugendlichen sollten die Clubräume als die Ihrigen betrachten lernen, diese selbst ausgestalten können, um sich dann besser mit dem ganzen Haus identifizieren zu lernen. Allmählich waren aus den Jugendlichen junge Erwachsene geworden (ca. 40% aller BesucherInnen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in großstädtischen Ballungsräumen sind junge Erwachsene und damit keine Jugendlichen mehr!).
Die Gruppe schmolz immer mehr auf einen kleinen Kern zusammen, der ein unausgesprochenes und somit „heimliches“ Hausrecht ausübte: Bevor das Haus geöffnet wurde saß man schon spalierförmig vor dem Eingang, kiffte dort und spie den Zugangsweg im Sinne einer ekelerregenden Zugangs- und Territorialsperre derart zu, dass deren Überwindung nur ihnen selbst und den Fachkräften, die das ja gewohnt waren, gelang. Ihre Botschaft hieß: Nur wir selbst haben hier Zugang! Und sie kam an.
Gleichzeitig wurde immer häufiger von „damals“ erzählt, als noch mehr los war. Die SozialarbeiterInnen schwankten zwischen der Sehnsucht nach Wiederherstellung der „historischen Situationen“ und eines Neuanfangs, natürlich mit Einbezug „ihrer Kids“, der jetzt jungen Erwachsenen. Je länger dieser Zustand andauerte, um so kleiner und frustrierter und um so schwieriger wurde die „Restgruppe“. Das Signal, welches bei den Fachkräften landete, war das einer immer größer werdenden Hilfebedürftigkeit.
Offensichtlich war aber das, was „Ihre-Kids“ als Hilfe benötigten, im Club nicht mehr zu erhalten und so zerstörten sie diesen und damit ihre „eigenen“ Räume zunächst vorsichtig und später immer öfter und zuletzt radikal; zwischenzeitlich wurden Pulle, Pit und Micki noch bedroht: und mit einem abschließenden Inferno endet diese Geschichte und bildet die finale Sequenz eines offensichtlich nicht ganz gelungenen „Auszuges“ aus dem Jugend(zu)Hause. Dass der Auszug dann diese aggressiv-destruktiven Formen trägt macht ihn zu einem eindeutigen Signal mit Endgültigkeitscharakter, von „Ihre-Kids“ wohl adressiert an sie, die pädagogischen Fachkräfte. Es stellen sich hier eine ganze Palette von Fragen:
Erscheint lt. Verlag | 28.6.2010 |
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Zusatzinfo | 260 S. |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften |
Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Sozialpädagogik | |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Sozialwissenschaften ► Soziologie | |
Schlagworte | Abweichendes Verhalten • childhood studies • Erziehungswissenschaft • Jugendliche Straftäter • Konfrontative Pädagogik • Mehrfachauffällige • Pädagogik • Sozialarbeit • Sozialpädagogik |
ISBN-10 | 3-531-92406-0 / 3531924060 |
ISBN-13 | 978-3-531-92406-9 / 9783531924069 |
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