Psychologie der Akkulturation (eBook)

Neufassung eines Forschungsbereiches

(Autor)

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2010 | 2010
653 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-92183-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Psychologie der Akkulturation - Andreas Zick
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Wie eignen sich Menschen kulturelle Umwelten an? Welche psychologischen und sozialen Prozessen laufen ab, wenn Menschen Kulturen wechseln? Wann führt Migration zu Konflikten, wie kann Integration gelingen? Zu diesen Fragen der Akkulturations- und Migrationsforschung bietet der Band eine aktuelle internationale Forschungsübersicht. Der Band bietet den derzeit umfassendsten Überblick zur Akkulturationsforschung und ist zugleich eine Einführung in ein neues Forschungsfeld, das weit über die Grenzen der Psychologie reicht.

Dr. Andreas Zick ist Professor für Sozialisation und Konfliktforschung an der Universität Bielefeld.

Dr. Andreas Zick ist Professor für Sozialisation und Konfliktforschung an der Universität Bielefeld.

Inhalt 4
Tabellenverzeichnis 11
Boxenverzeichnis 13
Vorwort 15
1. Es beginnt mit Wanderung - Einleitung, erste Perspektiven undArgumentationslinie 16
1.1. Grundfragen und -ziele der Akkulturationsforschung 21
1.2. Gliederung 25
2. Die Grundkonzepte Akkulturation, Adaptation, Assimilation undKultur 28
2.1. Akkulturation 30
2.2. Assimilation, Integration und Akkulturation 52
2.3. Anpassung und Adaptation 61
2.4. Kultur 72
2.5. Zusammenfassende sozialpsychologische Konzeptualisierung von Akkulturation 85
3. Theorien und Modelle der Akkulturation - eine ersteSystematisierung 91
3.~ Ausgangsperspektive: emisch, umfassend, interdisziplinär 91
3.2. Mega-Modelle zur Systematisierung 94
3.3. (Einfache) Systematisierungsversuche von Forschungsansätzen 101
3.4. Systematisierung der Forschung anband von Übersichtsliteratur 109
3.5. Kurzes Resümee zu den bestehenden SystematisierungsvorschIägen 110
3.6. Eine neue Systematik der Akkulturationsforschung 112
4. Psychologie des Akkulturationsprozesses 130
4.1 Akkulturation als Entfremdung 133
4.2 Akkulturation als Identitätsprozess 140
4.3 Prozesse einer komplexen stufen- und phasenweisen Umweltaneignung 172
4.4 Kultur-Schock und Akkulturation 183
4.5 Akkulturation als Prozess der Stressverarbeitung und -bewältigung 193
4.6 Akkulturation als Lernprozess 251
4.7 Akkulturation als kommunikativer Aushandlungsprozess 257
4.8 Akkulturation als Prozess der Herstellung von sozialen Netzen 286
4.9 Akkulturation als Gruppenprozess 292
4.10 Der Prozess der Re-Akkulturation 301
4.11 Resümee zur psychologischen Prozessforschung 313
5. Sozialwissenschaftliche Theorien des Akkulturationsprozesses 328
5.1 Einleitung und Grundperspektiven 328
5.2 Fremdheit, Marginalität und Akkulturation - die frühen Ansätze 330
5.3 Akkulturation als stufenweiser Prozess der Assimilation an die dominanteMehrheitskultur 334
5.4 Identität 374
5.5 Etablierte, Außenseiter, Akkulturation und Raum - der interaktionistischeAnsatz von Elias und Scotson 376
5.6 Akkulturation, Sozialisation und Netzwerke 379
5.7 Akkulturation als biographisches Konstruktionsphänomen 381
5.8 Akkulturation als Prozess der Integration und Desintegration 384
5.9 Resümee zu den sozialwissenschaftlichen ProzessmodelIen 395
5.10 Von den Prozess- zu den Strukturtheorien 402
6. Strukturtheorien der psychologischen Akkulturationsforschung 404
6.1 Die akkulturierende Persönlichkeit 405
6.2 Identität als struktureller Faktor und Akkulturation 413
6.3 Modelle der Akkulturationsorientierung 438
6.4 Traditionalismus versus Modernismus und Adaptation 496
6.5 Kontakt und Akkulturation 500
6.6 Akkulturation und Raum - Regionale Identität 508
6.7 Resümee zu den psychologischen Strukturtheorien 513
7. Sozialwissenschaftliehe Strukturtheorien 516
7.1 Ausgewählte Sozialwissenschaftliche Strukturtheorien 517
7.2 Resümee zu den Sozialwissenschaftlichen Strukturtheorien 524
8. Eine Theorie akkulturativer Verortung 526
8.1 Standort der Akkulturationsforschung 526
8.2 Vorraussetzungen und Annahmen der Theorie akkulturativer Verortung 528
8.3 Akkulturation als Prozess der Veränderung 530
8.4 Akkulturation als Prozess interkultureller Beziehungen 550
8.5 Akkulturation als Verhandlung von Dominanz 559
8.6 Balance und ihre Indikatoren 566
8.7 Akkulturation als soziales Phänomen 574
8.8 Forschungsperspektiven und methodologische Notwendigkeiten 576
8.9 Akkulturationsforschung in der Anwendung 581
Literatur 587

5. Sozialwissenschaftliche Theorien des Akkulturationsprozesses (S. 333-334)

Die Prozesstheorien der soziaIwissenschaftlichen Akkulturationsforschung werden erläutert und vor dem Hintergrund des in Kapitel 2 zugrunde gelegten Akkulturationskonzeptes diskutiert. Zentraler Fokus der Theorien ist wie in der psychologischen Prozessforschung, die Analyse von Bedingungen, Phänomenen und Konsequenzen einer für die sozialpsychologische Sicht relevanten Konzeption der Akkulturation. Es wird deutlich, dass die sozialwissenschaftlichen Ansätze mehrheitlich eine Analyse von Assimilationsprozessen vornehmen. Assimilation wird in den frühen Ansätzen als Stufenfolge betrachtet.

Die modemen Theorien rücken dagegen vielmehr den Einfluss gesellschaftlicher Wandlungsprozesse, sozialer Ungleichheiten und Gemeinschaftsbildungen in den Vordergrund. Dabei sind sie von der Studie ethnisch-kultureller Migrationsphänomene geprägt. Das heißt das Kapitel bietet auch eine Diskussion von Migrationstheorien mit Blick auf die Entwicklung einer sozialpsychologischer Perspektive auf die Prozesse der Aneignung neuer kultureller Umwelten.

5.1 Einleitung und Grundperspektiven

Auch in den Sozialwissenschaften sind die Theorien nicht explizit als Prozesstheorien benannt, was ihre Identifikation erschwert. Darüber hinaus werden sie auch nicht explizit als Akkulturationstheorien bezeichnet. In der Systematik der Ansätze findet man unter den sozialwissenschaftlichen Prozesstheorien vor allem solche der Migrations- oder Wanderungsforschung. Die Wanderungs- oder Migrationsforschung ist wiederum durch die Migrationssoziologie geprägt, das heißt ihr primäres Explanandurn ist der Prozess der Migration. Esser (1990, S. 33) skizziert die Forschungsfragen der Migrationsforschung wie folgt:

"Bei Wanderungen und deren Folgeprozessen haben aus soziologischer Sicht immer drei Gesichtspunkte und Problembereiche besonders interessiert: Was sind eigentlich die ,Ursachen für ganz bestimmte Wanderungsströme? Hiermit beschäftigt sich die Soziologie der Migration im engeren Sinne. Zweitens: Wie gestalten sich die Beziehungen zwischen den neu in Kontakt tretenden Gruppen, und welche ,Faktoren sind für unterschiedliche Resultate von Zwischengruppenbeziehungen verantwortlich? Dies ist der Gegenstand der sog. Integrationsforschung. Und schließlich kann man - aus einer eher mikrosoziologischen Sichtweise heraus - fragen, welche Folgen die mit Wanderungen oft einhergehenden ethnischen Differenzierungen gerade für ,moderne, d.h. funktional differenzierte, eigentlich auf der Grundlage von .formaler Gleichheit organisierte Sozialsysterne haben."

Obgleich in den Sozialwissenschaften immer deutlicher die Überzeugung Konsens wird, dass Wanderung und Flucht zur Geschichte und zur Struktur von Gesellschaften gehören, hat die Migrationsforschung bislang wenig Aufmerksamkeit in der Akkulturationsforschung erhalten. Noch arn stärksten ist sie durch die frühen Stufen- und Phasenrnodelle geprägt, die bereits vorgestellt wurden (vgl. Kapitel 4.3). Zum Teil mag das daran liegen, dass ein wesentliches Problem der Migrationsforschung63 darin besteht, dass aufgrund der konzeptuellen Vielfalt uneindeutige Termini verwendet werden (Hoffmann-Nowotny, 1990). Das erschwert den Zugang für andere Disziplinen. Begriffe wie Eingliederung, Integration, Assimilation, Absorption, Dispersion, Segregation, Anpassung, Akkulturation etc . stehen bei der Analyse des Migrationsprozesses oft unvermittelt nebeneinander.

Die Begriffe werden politisch und wissenschaftlich uneindeutig und oft missverständlich verwendet. Ernüchternd für diesen Forschungszweig erscheint Hoffmann-Nowotnys Einschätzung zu Beginn der 1990er Jahre, die zumindest auf die deutschsprachige Forschung zutreffend ist: "Die (...) theoretische und konzeptuelle Auseinandersetzung scheint angesichts der zunehmend drängenderen Probleme, mit denen wir es im Bereich der Einwanderung zu tun haben, eher von akademischem Belang zu sein. Sie ist es jedoch nicht.

Die Geschichte der Forschung zwn .Fremdarbeiterproblem der letzten 20 Jahre zeigt meines Erachtens vielmehr unwiderlegbar, wieviel Mittel und Anstrengungen letztlich (zu häufig) - gerade wegen konzeptueller Unschärfen und des Verzichts auf Theorie - nur Banalitäten und Trivialitäten gezeitigt haben ...." (HoffmannNowotny, 1990, S. 22) Wird Essers (1990) Fragenkatalog der Migrationsforschung aber noch einmal beachtet, wäre damit nur eine von drei wesentlichen Fragestellungen kritisiert: die Forschung zu Fragen der Aufnahme von Migranten.

Ein Blick in die so genannte Ausländerforschung (wie z.B. dargestellt bei Treibei, 1990,2003) zeigt jedoch, dass die Frage nach den Determinanten des Aufnahme- bzw. Imrnigrationsprozesses die Migrationsforschung dominieren, die außerordentlich interessante Beiträge für eine Sozialpsychologie der Akkulturation liefern kann. Genau dem soll im Folgenden nachgegangen werden. Es wird dabei aber keine lückendichte Darstellung aller Migrationstheorien erfolgen! Auch hier gilt der sozialpsychologische Blick auf den Prozess der Akkulturation, so wie er der vorliegenden Arbeit zugrunde gelegt wurde.

Erscheint lt. Verlag 19.11.2010
Zusatzinfo 653 S. 45 Abb.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Persönlichkeitsstörungen
Geisteswissenschaften Psychologie Sozialpsychologie
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Adaption • Akkulturationsforschung • assimilation • Integration • Konflikt • Kultur • Migration • Psychologie • Sozialpsychologie • Sozialwissenschaft • Theorie
ISBN-10 3-531-92183-5 / 3531921835
ISBN-13 978-3-531-92183-9 / 9783531921839
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