Muße (eBook)
288 Seiten
Blessing (Verlag)
978-3-641-05202-7 (ISBN)
Haben Sie heute schon Däumchen gedreht und an die Wand gestarrt? Und dabei an nichts Bestimmtes gedacht? Falls nicht, so holen Sie es bitte bald nach. Für Gewissensbisse gibt es keinerlei Grund. Denn: Muße ist zur bedrohten Ressource geworden. Die Beschleunigungsgesellschaft mit ihrem Arbeitsdruck und dem Zwang zur permanenten Kommunikation lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Dabei haben Gehirnforscher und Psychologen längst herausgefunden, wie wichtig Phasen absichtslosen Nichtstuns sind. Sie fördern nicht nur die Regeneration und stärken das Gedächtnis, sondern sind auch die Voraussetzung für Einfallsreichtum und Kreativität. Große Ideen brauchen vor allem eines: Zeit und Muße. Isaac Newton kam der zündende Einfall zu seiner Gravitationstheorie im Garten, als er versonnen einen Apfel betrachtete. Descartes philosophierte am besten im Bett. Doch von solch kreativen Auszeiten können die meisten heute nur träumen. Ulrich Schnabel beschreibt die Ursachen der allgemeinen Zeitnot, zeigt uns, wo wir auch heute noch Inseln der Muße finden können, und bietet eine Fülle von konkreten Anregungen und Tipps für alle, die dem permanenten Drang zur Beschleunigung widerstehen wollen.
• Eine Galerie großer Müßiggänger: von Sokrates über John Lennon bis Magdalena Neuner.
• Konkrete Tipps zu einem sinnvollen Umgang mit der Informationsflut.
• Spektakuläre Psycho-Versuche unter Tage: Was denken und fühlen wir, wenn wir lange
allein sind?
Ulrich Schnabel, geboren 1962, studierte Physik und Publizistik und ist seit über 25 Jahren Wissenschaftsredakteur bei der ZEIT. Er schreibt über Themen im Grenzbereich zwischen Natur-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaft und wurde für seine Artikel mit mehreren Preisen ausgezeichnet. So erhielt er den Georg von Holtzbrinck-Preis für Wissenschaftsjournalismus sowie den renommierten Werner und Inge Grüter-Preis für Wissenschaftsvermittlung. Sein 2008 bei Blessing erschienenes Buch Die Vermessung des Glaubens wurde als »Wissenschaftsbuch des Jahres 2009« ausgezeichnet. Muße - Vom Glück des Nichtstuns (2010) wurde ein Best- und Longseller. Zuletzt veröffentlichte er bei Blessing Was kostet ein Lächeln? Von der Macht der Emotionen in unserer Gesellschaft. Als Journalist und Buchautor, sowie als Dozent und Moderator setzt Ulrich Schnabel Maßstäbe in der unterhaltsamen Vermittlung von profundem Wissen.
"III DER WERT DES NICHTSTUNS (S. 84-85)
Was haben Cicero, Montaigne, Mark Twain, Winston Churchill, Albert Einstein und John Lennon gemein? Antwort: Sie waren allesamt große Freunde der (Bett-)Ruhe und liebten ihren Schlaf. Bei dem französischen Essayisten Michel de Montaigne ging diese Liebe sogar so weit, dass er seinen Diener anwies, ihn mitten in der Nacht zu wecken, damit er das Gefühl der Schläfrigkeit und das Vergnügen, wieder einzuschlafen, noch einmal genießen konnte. Denn das einzig Bedauerliche am Schlaf, so argumentierte Montaigne, sei der Umstand, dass man sich dessen Freuden, während man schlafe, leider nicht bewusst sei.
Inzwischen wagt es kaum noch jemand, den Schlaf derart zu verherrlichen. Im Gegenteil: Heute heißt es, früh und munter aus dem Bett zu springen und freudig sein Tagwerk in Angriff zu nehmen. Damit wir dem Übel des Schlafes nicht zu sehr frönen (oder zumindest ein schlechtes Gewissen haben, falls wir es doch einmal tun), hämmert man uns von Kindesbeinen an ruhestörende Merksätze in den Kopf wie »Morgenstund hat Gold im Mund« oder, in grauslicher angelsächsischer Eindeutschung:
»Früher Vogel fängt den Wurm«. Benjamin Franklin hat auf ganzer Linie gesiegt, jener amerikanische Staatsmann und Erfinder des Blitzableiters, der schon im 18. Jahrhundert das Frühaufstehen pries und in einem Tugendweiser sich und seine Zeitgenossen pausenlos antrieb: »Verliere keine Zeit, sei immer mit etwas Nützlichem beschäftigt; entsage aller unnützen Tätigkeit.« Der Forscher, der seinen Tagesablauf mit wissenschaftlicher Gründlichkeit organisierte, unterwarf nicht nur die Naturgesetze, sondern auch sein Leben einem strengen Kalkül, er legte sich in einem Tagebuch über jede Stunde seines Tages Rechenschaft ab und prägte schließlich in seinem Advice to a Young Tradesman 1748 jenen schicksalhaften Satz, der zur stahlharten Doktrin der industriellen Moderne werden sollte: »Zeit ist Geld«.1
Heute, ein Vierteljahrtausend später, sind wir alle kleine Franklins geworden. Die Ansichten des zwanghaften amerikanischen Fleißapostels haben sich gegen die genießerische Entspanntheit eines Michel de Montaigne auf ganzer Linie durchgesetzt. Statt den Schlaf zu lieben und zu zelebrieren, klagen insgesamt rund 70 Prozent aller Deutschen über »gelegentliche«, »häufige« oder »ständige« Schlafprobleme. Sie liegen nachts wach, wälzen sich im Bett und fühlen sich morgens unausgeschlafen und schlecht erholt.2 Fast genau so viele, nämlich 72 Prozent, antworten auf die Frage nach dem Motiv für ihre tägliche Arbeit ganz im Sinne Franklins: »Um Geld zu verdienen.« Dass man mit Arbeit auch"
Erscheint lt. Verlag | 8.12.2010 |
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Zusatzinfo | (mit Abb.) |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Allgemeines / Lexika | |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | eBooks • Lebensführung • Muße • Philosophie • Psychologie • Zeitwahrnehmung |
ISBN-10 | 3-641-05202-5 / 3641052025 |
ISBN-13 | 978-3-641-05202-7 / 9783641052027 |
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Größe: 3,7 MB
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