Handbuch der Internationalen Politik (eBook)

eBook Download: PDF
2010 | 2010
506 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-92148-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Handbuch der Internationalen Politik -
Systemvoraussetzungen
46,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Das Handbuch der Internationalen Politik vermittelt theoretische und methodische Grundlagen der Forschungsdisziplin Internationale Beziehungen. Die Einzelbeiträge geben einen Überblick über Akteure, Strukturen und Prozesse sowie Handlungsfelder der internationalen Politik und dienen darüber hinaus der Vermittlung von aktuellen Erkenntnissen der Forschung. Der Sammelband richtet sich sowohl an Studierende und Wissenschaftler als auch die interessierte Öffentlichkeit.


Dr. Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München.
Frank Sauer ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der Bundeswehr München und Doktorand an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Dr. Andreas Wilhelm ist Politikwissenschaftler und lehrt Außenpolitik und Internationale Beziehungen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Dr. Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München. Frank Sauer ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der Bundeswehr München und Doktorand an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Dr. Andreas Wilhelm ist Politikwissenschaftler und lehrt Außenpolitik und Internationale Beziehungen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Inhalt 5
Vorwort 8
1. Grundlagen und Theorien 10
Politische Philosophie 11
1 Einleitung und Grundlagen 11
2 Positionen und Stationen der politischen Philosophie internationaler Politik 13
3 Aktuelle Probleme im Lichte der politischen Philosophie internationaler Politik 18
Literatur 21
Weltordnungskonzepte 25
1 Einleitung 25
2 Die Welt zwischen Integration und Polarisierung 26
3 Balance of Power, Hegemonie, Empire und Imperialismus 31
Literatur 37
Klassischer Realismus und Synoptischer Neorealismus 39
1 Der klassische Realismus Hans J. Morgenthaus 39
1.1 Zur Bedeutung Hans J. Morgenthaus 39
1.2 Zum Menschenbild des klassischen Realismus 39
1.3 Macht, Interesse und Ethik im außenpolitischen Handeln 40
1.4 Die Rolle des Gleichgewichts der Mächte in der Weltpolitik 43
1.5 Zur Rolle von Völkerrecht und Öffentlicher Weltmeinung 43
1.6 Nationalismus und supranationale Gemeinschaftsbildung 44
1.7 Postulate realistischer Diplomatie 45
2 Der Synoptische Neorealismus der Münchner Schule 45
2.1 Zum zentralen Begriff der Politik 46
2.2 Zur Zwecksetzung und Methodik der Konstellationsanalyse 47
2.3 Zur Strukturierung gegenwärtiger Politik 49
Literatur 50
Neorealismus 51
1 Einleitung 51
2 Die Geburtsstunde des Neorealismus: Theory of International Politics 52
3 Defensiver vs. offensiver Neorealismus 59
4 Der neoklassische Realismus 61
5 Welche Aufgaben hat der Neorealismus heute und in Zukunft? 61
Literatur 62
Balance of Power 65
1 Einleitung 65
2 Balance of Power als politische Idee und Theorieansatz 66
3 Arten von Balance of Power 68
3.1 Bündnisbasierte Balance of Power 68
3.2 Balance of Power durch Friedensverträge 69
3.3 „Konspirativ vereinbarte“ Balance of Power 70
3.4 Ungewollte und unbeabsichtigte Balance of Power 70
4 Balance of Power als Gegenstand wissenschaftlicher Kontroverse 71
Literatur 73
Liberalismus 74
1 Einleitung 74
2 Der Frieden zwischen Demokratien 76
2.1 Das traditionelle Argument zum Zusammenhang von Demokratie und Frieden 76
2.2 Der empirische Befund 77
2.3 Liberale Erklärungsangebote zum demokratischen Frieden 77
2.3.1 Der demokratische Friede als Abschreckungs- oder Transparenzfriede 77
2.3.2 Der demokratische Friede als Gemeinschaftsfrieden 79
2.4 Die Kritik der liberalen Interpretationen des demokratischen Friedens 80
2.4.1 Der demokratischer Friede als Bündnisfriede 80
2.4.2 Der demokratische Frieden als Etappenfriede 81
2.4.3 Der demokratische Friede als imperialer Friede 82
2.5 Zwischenfazit zum demokratischen Frieden 83
3 Transnationale Wirtschaftsbeziehungen 83
3.1 Das traditionelle Argument zum Zusammenhang von Interdependenz und Frieden 83
3.2 Der empirische Befund 84
3.3 Liberale Erklärungsangebote zum Zusammenhang von Interdependenz und Frieden 85
3.4 Die Kritik der liberalen Hoffnung in transnationale Wirtschaftsbeziehungen 85
3.4.1 Die Abhängigkeit des Handels von der Macht 85
3.4.2 Ökonomische Interdependenz und Identitätswandel 86
3.4.3 Ökonomische Globalisierung und Unfrieden 87
3.5 Zwischenfazit zum Zusammenhang von ökonomischer Interdependenz und Frieden 87
4 Internationale Institutionen 88
4.1 Das traditionelle Argument zum Zusammenhang von internationalen Institutionen und Frieden 88
4.2 Der empirische Befund 88
4.3 Liberale Erklärungsangebote zum Zusammenhang von internationalen Institutionen und Frieden 89
4.4 Die Kritik an den zivilisierenden Wirkungen internationaler Institutionen 90
4.4.1 Internationale Institutionen als Epiphänomene der Macht 90
4.4.2 Internationale Institutionen als Risikofaktoren 90
4.4.3 Internationale Institutionen als Herrschaftsinstrumente 91
4.5 Zwischenfazit zum Zusammenhang von internationalen Institutionen und Frieden 92
5 Schlussüberlegungen 92
Literatur 93
Sozialer Konstruktivismus 100
1 Einleitung 100
2 Grundbegriffe und Entwicklungslinien sozial-konstruktivistischer Ansätze 102
2.1 Grundbegriffe 102
2.2 Verortung und Entwicklungslinien von sozial-konstruktivistischen Ansätzen 103
Entwicklungslinien 105
3 Ausblick 109
Literatur 109
Institutionalismus 115
1 Einleitung 115
2 Begriff und Typen internationaler Institutionen 117
2.1 Institutionenbegriff 117
2.2 Typen von Internationalen Institutionen 119
3 Theorievarianten des Institutionalismus 120
3.1 Rationaler Institutionalismus 120
3.2 Soziologischer Institutionalismus 123
3.3 Historischer Institutionalismus 125
4 Ausblick 127
Literatur 128
Integrationstheorie 133
1 Einleitung 133
1.1 Definition des Forschungsgegenstandes 133
1.2 Funktion von Theorien 134
1.3 Forschungsfragen und Konjunkturverlauf von Integrationstheorien 135
2 Die wichtigsten Denkschulen 137
2.1 Föderalismus 137
2.2 (Neo-) Funktionalismus 138
2.3 (Liberaler) Intergouvernementalismus 140
2.4 Multi-Level Governance 142
2.5 Weitere Dynamisierung der Theorieansätze seit den 1990er Jahren 142
3 Perspektiven der Integrationsforschung 143
Literatur 144
Pragmatismus 146
1 Der Pragmatismus als Theorie menschlichen Denkens und Handelns 147
2 Die Fortschreibung des Pragmatismus im Zuge der sprachphilosophischen Wende 151
3 Pragmatismus in der Forschungspraxis der IB: Das Vorbild der „liberalen Ironikerin“ 154
4 Pragmatismus und (IB-)Positivismus 160
5 Pragmatismus als Methode 168
Literatur 172
Strategische Wissenschaft 180
1 Die Entwicklung der Strategic Studies 181
2 Themenfelder der Strategic Studies 183
3 Theoretische und methodische Einordnung 190
4 Zentren der strategischen Forschung 191
Literatur 194
Internationale Politische Ökonomie 197
1 Begriff und Entwicklung 197
1.1 Definition 197
1.2 Wissenschaftshistorische Entwicklung 198
2 Traditionelle Hauptrichtungen und Nachbargebiete 200
2.1 Drei politökonomische Traditionen der IPÖ 200
2.2 IPÖ und Internationale Wirtschaftsbeziehungen/Außenwirtschaftstheorie 202
2.3 IPÖ und Ökonomische Theorie der Politik 202
3 Besonderheiten der IPÖ-Perspektive der Internationalen Beziehungen 203
3.1 Akteure und die Frage nach der Hegemonie 203
3.2 Der Machtbegriff der IPÖ 204
3.3 Ein exemplarisches Hegemonialmodell und grundsätzliche Probleme 205
3.4 Das Verhältnis der IPÖ zu anderen Theorierichtungen der IB 207
4 Exemplarische Themen und aktuelle Fragestellungen 207
4.1 Globalisierung und Global Governance im internationalen Finanz- und Handelssystem 207
4.2 IPÖ-Aspekte regionaler Integration am Beispiel der EU 211
4.3 Ökonomische Instrumente zur Friedenssicherung: Der „Liberale Frieden“ 213
4.4 Ökonomische Instrumente zur Friedenssicherung: Sanktionen und „Economic Warfare“ 217
Literatur 218
2. Zugriffe und Methoden 222
Methodik der neorealistischen Konstellationsanalyse 223
1 Die theoretische Grundlage der Konstellationsanalyse 223
2 Systematik der Konstellationsanalyse2 225
2.1 Die Methodik der Internationalen Konstellationsanalyse 226
3 Das Interdependenzverhältnis zwischen Analysemethodik und Theorie 230
Literatur 230
Quantitative Methoden 232
1 Grundlagen der quantitativen Analyse 232
2 Typische Probleme der Datenanalyse anhand von Beispielen 233
3 Aktueller Forschungsstand und weitere Entwicklungen 237
Literatur 239
Qualitative Methoden 241
1 Einleitung 241
2 Methodische Entwicklung 243
3 Methodische Fallbeispiele 243
3.1 Qualitative Experteninterviews 244
3.1.1 Die Experten im Experteninterview 245
3.1.2 Das Interview und die Auswertung 247
3.2 Diskursanalyse 251
3.2.1 Diskursanalyse als Methode 253
3.2.2 Die kritische Diskursanalyse 256
4 Schlußbetrachtung 258
Literatur 258
Rekonstruktive Forschungslogik 261
1 Einleitung 261
2 Internationale Beziehungen als Sozialwissenschaft – eine kurze Problemgeschichte 264
3 Der Positivismusstreit in den Internationalen Beziehungen 269
4 Drei Dimensionen rekonstruktionslogischer Forschung 274
Rekonstruktion bestehender Theorien 274
Rekonstruktive Methodologie – Vom sinnlichen Eindruck zum symbolischen Ausdruck7 276
Rekonstruktive Theoriebildung 278
Literatur 279
Rekonstruktionslogische Forschungsansätze 281
1 Objektive Hermeneutik3 282
1.1 Der Entstehungskontext der objektiven Hermeneutik 283
1.2 Die Prämissen der objektiven Hermeneutik 283
1.3 Die Verfahrensweisen der objektiven Hermeneutik 285
1.4 Die Erfordernisse einer Anwendung der objektiven Hermeneutik auf die Gegenstände der Internationalen Beziehungen 287
1.5 Würdigung des rekonstruktiven Potenzials der objektiven Hermeneutik 288
2 Grounded Theory14 289
2.1 Grounded Theory als Methodologie 289
2.2 Grounded Theory als Methode 293
Literatur 296
3. Akteure und Problemfelder 300
Der Staat 301
1 Der Staat in den internationalen Beziehungen: Die Grundlagen 301
1.1 Der Staat als der wichtigste Akteur in den internationalen Beziehungen 302
1.2 Formen und Wandlungen des Staates 302
1.3 Der moderne Nationalstaat als Baustein und universal verbindliches Modell der internationalen Ordnung 303
1.4 Wie agieren Staaten in den internationalen Beziehungen? 305
2 Der Staat in den internationalen Beziehungen: Der Stand der Diskussion 306
2.1 Was bestimmt das Verhalten von Staaten? 306
2.2 „Just about through“? Zur Position und Bedeutung des Staates als Akteur in den internationalen Beziehungen 307
3 Staatlichkeit in den Zeiten der Globalisierung: Mutation, Perversion, Zerfall von Staatlichkeit 308
3.1 Globalisierung, Souveränität und Territorialität 309
3.2 Wandel von Staatlichkeit 310
3.3 Zerfall und Perversion von Staatlichkeit 310
3.4 State-building als Herausforderung für die internationale Politik 311
4 Fazit 312
Literatur 312
Globalisierung und Global Governance 315
1 Einleitung 315
2 Globalisierung entschlüsseln 316
3 Globalisierungskontroversen 318
4 Global Governance 320
4.1 Die Rolle des Staates in der Global Governance 322
4.2 Die Rolle der Zivilgesellschaft in der Global Governance 323
4.3 Die Rolle von internationalen Organisationen in der Global Governance 324
4.4 Die Rolle von Unternehmen in der Global Governance 325
5 Fazit 327
Literatur 327
Diplomatie 331
1 Einleitung 331
2 Funktionen der Diplomatie 331
3 Entwicklungslinien: von der traditionellen zur „neuen“ Diplomatie 333
4 Konferenzdiplomatie als Form multilateraler Politik 338
5 Gipfeldiplomatie 341
6 Moderne Diplomatie im 21. Jahrhundert: Forschungsfragen 343
Literatur 344
Völkerrecht 347
1 Zur Geschichte des Völkerrechts 347
2 Definition und Rechtsnatur 350
3 Die Völkerrechtssubjekte 352
4 Die Quellen und Arten des Völkerrechts 354
4.1 Die völkerrechtlichen Verträge 354
4.2 Das Völkergewohnheitsrecht 355
4.3 Die allgemeinen Rechtsgrundsätze 356
5 Die Anerkennung von Staaten 357
6 Die Gerichts- und Schiedsgerichtsbarkeit 359
7 Völkerrecht und Internationale Politik 359
Literatur 360
Krieg und Frieden 362
1 Gegenstand und das Verhältnis Theorie und Empirie 362
1.1 Konflikt 363
1.2 Konfliktmuster 364
2 Forschungsansätze und Theorien 364
2.1 Konfliktverstärkende und konfliktmäßigende Faktoren 365
3 Zentrale Begriffe: Konflikt, Krieg, Friede 366
3.1 Der Begriff des Konflikts 366
3.2 Der Begriff des Krieges 367
3.2.1 Kriegstypologien 369
3.2.2 Paradigmenwechsel im Konfliktverhalten? 370
3.2.3 Die so genannten „neuen Kriege“ 371
3.2.4 Terrorismus 372
3.3 Der Begriff des Friedens 373
3.4 Kriegs- und Friedensbegriffe berühren sich 374
4 Die Zukunft des Friedens/Krieges 375
Literatur 375
Weltpolitische Konflikte 377
1 Rahmenbedingungen heutiger Konflikte 377
2 Chronische Konflikte aus der Zeit des Kolonialismus und des Ost-West-Konflikts 378
3 Postsozialistische Konflikte 378
3.1 Postsowjetische Konflikte 378
3.2 Konflikte im zerfallenden Jugoslawien 379
4 Zerfall staatlicher Ordnung in den „Zonen der Instabilität“ 380
5 Humanitäre Katastrophen 381
6 Transnationaler Terrorismus 382
7 Verbreitung vom Massenvernichtungswaffen 384
8 Regimeumsturz 385
Literatur 387
Transnationale Akteure 389
1 Begriff und Beispiele 389
2 Theoretischer Kontext 389
3 Forschungsstand und Perspektiven 391
Literatur 394
Terrorismus 397
1 Einleitung 397
2 Begriffe und Konzepte des Terrorismus 397
Historische Verständnisse von Terrorismus 400
3 Ursachen des Terrorismus 402
4 Strategien der Terrorismusbekämpfung 405
Terrorismus als Krieg 407
5 Internationale Kooperation gegen den Terrorismus 410
6 Fazit: Probleme und Perspektiven der Forschung 412
Literatur 415
Internationale Wirtschaftsbeziehungen 420
1 Einleitung – Globalisierung 420
2 Regionalisierung 427
3 Der Gründungshegemon: die USA 428
4 Die etablierte westliche Gruppenhegemonie – die OECD Welt 430
5 Hegemoniale Erweiterung durch führende Schwellenländer: der Aufstieg der Tiger, der APEC und Chinas 431
Literatur 433
Entwicklungspolitik 436
1 Einleitung 436
2 Entwicklungspolitik unter den Bedingungen der Globalisierung 437
3 Kernprinzipien der Entwicklungspolitik als globaler Strukturpolitik 441
4 Das Profil der deutschen Entwicklungspolitik: Stand der Dinge und Herausforderungen 443
5 Die Paris Agenda: Ein neuer internationaler Rahmen für die Entwicklungspolitik 446
6 Entwicklungspolitik als Interessenpolitik? 447
7 Welt im Umbruch: Sind die deutschen und europäischen Beziehungen zu den Entwicklungsländern zukunftsfähig? 450
Literatur 453
Umwelt 455
1 Grundlagen 455
2 Rolle und Funktion der Wissenschaften 455
3 Konzepte der nachhaltigen Entwicklung und institutionelle Reformen 456
4 Problemfelder internationaler Umweltpolitik 460
4.1 Klimaschutzpolitik 460
4.2 Gentechnologie und Biodiversität 463
4.3 Bevölkerungswachstum und nachhaltige Entwicklung 465
Literatur 469
Medien 471
1 Einleitung 471
2 Bestandsaufnahme 472
2.1 Entwicklungen 473
2.2 Sichtweisen 474
2.3 Medienfunktionen 477
2.4 Auswirkungen 478
3 Auswertung 480
3.1 Einfluss auf (militärische) Interventionen 481
3.2 Diplomatie und Öffentlichkeit 482
3.3 Bildlichkeit und „Virtualität” 483
4 Fazit 484
Literatur 484
Personen- und Sachregister 487
Autorinnen und Autoren 496

Rekonstruktionslogische Forschungsansätze (S. 285-286)

Ulrich Franke / Ulrich Roos


Die rekonstruktiv verfahrende Sozialforschung zeichnet sich gegenüber subsumtionslogischer Forschung vor allem dadurch aus, dass ein Untersuchungsgegenstand nicht unter vorab entwickelte Kategorien subsumiert, sondern aus einer ergebnisoffenen Grundhaltung heraus erschlossen werden soll (vgl. hierzu den Beitrag von Benjamin Herborth in diesem Band). Die Konsequenzen eines solchen Ansatzes für die konkrete Forschungspraxis stehen im Zentrum des vorliegenden Beitrages. Anhand der objektiven Hermeneutik und der Grounded Theory werden zwei rekonstruktionslogische Forschungsansätze vorgestellt, die zwar in fachfremden Kontexten entstanden sind, jedoch problemlos dazu eingesetzt werden können, um das Spektrum der Vorgehensweisen in der politikwissenschaftlichen Teildisziplin der Internationalen Beziehungen zu erweitern.

Bevor objektive Hermeneutik (Abschnitt 1) und Grounded Theory (Abschnitt 2) im Einzelnen dargestellt werden, sollen hier zunächst einige der zentralen Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen ihnen zusammengefasst werden. Auf der Ebene der Gemeinsamkeiten ist – wie der Titel dieses Kapitels ja bereits signalisiert – die rekonstruktionslogische Orientierung beider Ansätze zu nennen. Diese äußert sich primär darin, dass der Forschungsprozess an einen konkreten Untersuchungsgegenstand gebunden und in dem Sinne offen ist, dass die Forscher im Rahmen der Analyse ihres Materials stets dazu bereit bleiben, sich von den Ergebnissen der Interpretation überraschen zu lassen – und so zu neuen, gegebenenfalls irritierenden Ergebnissen gelangen.

Darüber hinaus wurzeln objektive Hermeneutik und Grounded Theory in der amerikanischen Philosophie des Pragmatismus (vgl. hierzu den Beitrag von Gunther Hellmann in diesem Band). Für diese in der ersten Generation von Charles Sanders Peirce (1839-1914), William James (1842-1910), John Dewey (1859-1952) und George Herbert Mead (1863-1931) begründete Philosophie ist kennzeichnend, dass menschliches Handeln den Ausgangspunkt aller weiteren Überlegungen bildet. Alles Handeln wird als per se sozial gedacht, jede Einzelhandlung stellt immer bereits einen sozialen Akt dar.

Die Anhänger des Pragmatismus wenden sich gegen eine (Überbetonung der) Unterscheidung zwischen Denken und Handeln oder auch zwischen Sprechen und Handeln. Die im Schoße des Pragmatismus entstandene, von John Austin (1911-1960) und seinem Schüler John Searle (geb. 1932) entwickelte Sprechakttheorie gehört folglich ebenso zu den Gemeinsamkeiten zwischen objektiver Hermeneutik und Grounded Theory.1 Ganz gleich, ob Menschen sprechen oder nonverbal agieren, verweisen ihre Äußerungsformen stets auf Sinn und Bedeutung – und können deshalb gelesen, d.h. interpretiert werden.

Diverse Verfahren zur Interpretation solchen Sinns und solcher Bedeutung sind es schließlich auch, die sowohl von der objektiven Hermeneutik als auch der Grounded Theory bereitgestellt werden. Gleichwohl können beide nicht als Methoden im engeren Sinne verstanden werden. Es handelt sich bei ihnen um Methodologien, um die konstitutionstheoretische Explikation von Methoden also. Eine solche Explikation kennzeichnet, dass sie zunächst das Spektrum aller potentiellen Untersuchungsgegenstände konstituiert.

Erscheint lt. Verlag 7.6.2010
Co-Autor Konstantinos Tsetsos
Zusatzinfo 506 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Internationale Beziehungen • Internationale Politik • NATO • NGOs • Staaten • UNO
ISBN-10 3-531-92148-7 / 3531921487
ISBN-13 978-3-531-92148-8 / 9783531921488
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
PDFPDF (Wasserzeichen)
Größe: 3,0 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seiten­layout eignet sich die PDF besonders für Fach­bücher mit Spalten, Tabellen und Abbild­ungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten ange­zeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smart­phone, eReader) nur einge­schränkt geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.

Zusätzliches Feature: Online Lesen
Dieses eBook können Sie zusätzlich zum Download auch online im Webbrowser lesen.

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die EU auf dem Weg zu einer neuen Identität

von Heinz Handler

eBook Download (2024)
Springer Fachmedien Wiesbaden (Verlag)
29,99