Die Türkei - 'Das Ding auf der Schwelle' (eBook)
XII, 248 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-91026-0 (ISBN)
Jochen Walter ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld sowie Mitglied des Bielefelder 'Instituts für Weltgesellschaft'.
Jochen Walter ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld sowie Mitglied des Bielefelder 'Instituts für Weltgesellschaft'.
Danksagung 6
Inhalt 8
Vorwort 11
1. Einleitung: Auf Europas Karten dazwischen – Die Türkei und die schwierige Frage nach der Gestalt und den Grenzen Europas 13
Aufbau der Arbeit 23
2. Europäische (Identitäts-) (De-) Konstruktionen, oder: Europa in Diskursen ( er-) finden 26
2.1. (De-) Konstruktion des geographischen Raumes und dessen kartographische Repräsentationen 26
2.2. Europa als soziale Konstruktion 30
2.3. Diskursive Konstruktionen Europas auf dem europäischen „discursive battleground“, oder: Europa als „ essentially contested concept“ 32
2.4. Europäische Identifikationen, europäische Identität(en) 35
2.5. Europas Andere(s) 40
2.6. Die Untersuchung europäischer Identität(en): Eine Zwischenbetrachtung 49
3. Europa und die Türkei 51
3.1. Die Türkei als das Andere Europas? 51
3.2. Der türkische Beitritt zur EG bzw. EU im Fokus der (Sozial-) Wissenschaften 54
3.3. Auswahl und Begründung des Analysematerials 60
4. Europa als „essentially contested concept“ und die Herausforderung durch die Türkei ( beobachten) – Theoretisch- methodologischer Entwurf einer Forschungsstrategie 66
4.1. Diskursanalytisches Selbstverständnis: Methode oder Forschungsstrategie? 66
4.2. Ansprüche an eine konstruktivistische Diskursanalyse 68
4.3. Wie kommt es zu „essentially contested concepts“ und ab wann kann man von einem solchen sprechen? – Eine theoretische Herleitung 70
4.4. Der Status des diskursanalytischen Wissens 92
4.5. Hermeneutische Interpretationsprogramme: Wie verstehen, was verstehen? 96
4.6. Massenmedien beobachten – Beobachtung der Massenmedien 115
5. Die Türkei, Europa und die europäischen Gemeinschaften in der Beobachtung der britischen und deutschen Massenmedien ( beobachten): 1960- 2004 127
5.1. Die tiefe Kluft: Die Türkei als strategischer Partner gegen die Sowjetunion und ‚ die Türken‚ als zurückgebliebene Fremde ( 1960- 1963) 129
5.2. Die Türkei als ‚Dazwischen‚ im Angesicht einer drohenden ‚ islamischen Weltrevolution‚ ( 1987- 1989) 153
5.3. Welches Europa endet wo und warum? Die Türkei als ein Anderes und der Einfluss der Terroranschläge des 11. September 2001 ( 1999- 2004) 173
5.4. Beobachtung der Genese der Beobachtung der Türkei im Verhältnis zu Europa – Perioden und Länder im Vergleich 210
6. Schlussbetrachtung und Ausblick 221
7. Literatur 228
8. Anhang – Titel der im empirischen Teil zitierten Zeitungsartikel 241
4. Europa als „essentially contested concept" und die Herausforderung durch die Türkei (beobachten) – Theoretisch-methodologischer Entwurf einer Forschungsstrategie (S. 71-72)
4.1. Diskursanalytisches Selbstverständnis: Methode oder Forschungsstrategie?
Während es an diskurstheoretischen Arbeiten alles andere als mangelt, sind im näheren Sinne empirische Diskursanalysen nach wie vor – und insbesondere auch in den Internationalen Beziehungen – relativ selten. Woran es damit zugleich fehlt, ist der Nachweis der Anwendbarkeit und Adäquanz diskursanalytischer Ansätze und Konzepte für die Bearbeitung empirischer Probleme für diesen Bereich. Ebenso mangelt es an methodischen Vorschlägen der Umsetzung von diskursanalytischen Konzepten, die die erzielten empirischen Ergebnisse in ihrer Entstehung nachvollziehbar machen würden. Auch wenn man nicht von einer allgemein anti-methodologischen Grundeinstellung postpositivistischer Ansätze sprechen sollte, gewinnt man bisweilen doch den Eindruck, dass methodologisch-methodische Überlegungen eher als hinderlich angesehen werden. Falls doch vorhanden, bleiben die Vorschläge, wie eine empirische Diskursanalyse konkret durchzuführen sei, in vielen Fällen eher schwammig bzw. implizit.
Oftmals klafft dann auch eine nicht unerhebliche Lücke zwischen theoretischem Anspruch und empirischen Ergebnissen, die auch ohne den theoretischen Hintergrund hätten erzielt werden können. Diese latent abwehrende Haltung gegenüber methodischen Fragen und Ausführungen hängt eventuell auch mit dem diskursanalytischen Selbstverständnis zusammen, nach dem es sich bei der Diskursanalyse um keine Methode, sondern um eine „Forschungsperspektive" (Keller 2004: 8), ein „sozialwissenschaftliches Forschungsprogramm" (Keller 2005: 188) oder eine „Analysestrategie" handele (vgl. Andersen 2003: XIII).
Während man laut Niels Åkerstrom Andersen mit Hilfe von Methoden einen Gegenstand beobachte, darauf abziele wahres Wissen über einen so gegebenen Gegenstand zu produzieren und grundsätzlich die Frage verfolge, welche Regeln und Prozeduren für die Hervorbringung von wissenschaftlichem Wissen benötigt würden, interessiere sich eine Analysestrategie für die Beobachtung von Beobachtungen als Beobachtungen, ziele darauf ab, bestimmte Vorannahmen in Frage zu stellen bzw. zu de-ontologisieren, und frage danach, mit Hilfe welcher Werkzeuge bzw. (Frage-) Strategien man zu einem Wissen gelangen könne, das sich nachhaltig von den bereits existierenden, etablierten Wissenssystemen unterscheide bzw. diese kritisch hinterfrage (Andersen 2003: XIII, vgl. Jørgensen/Phillips 2002: 178).
Insbesondere dem erstgenannten Punkt einer Analysestrategie, der Beobachtung von Beobachtungen als Beobachtungen, werden sich auch die nachfolgenden Ausführungen dieses Kapitels immer wieder widmen, doch auch die beiden anderen Charakteristika einer Analysestrategie spielen eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Doch ob man mit solch einer idealtypischen Gegenüberstellung von Methode und Analysestrategie neueren Entwicklungen, etwa in der Qualitativen Sozialforschung, gerecht wird, ist zumindest fraglich. Denn auch diese richten ihren Blick „auf die Erkenntnis der Konstitutionsbedingungen für ‚Wirklichkeit‘, auf die Entzauberung gesellschaftlicher Konstruktionen" (Soeffner/ Hitzler 1994: 34/5) und damit die Weisen der Welterzeugung und der Konstruktionsleistungen, die im Alltag der Beteiligten ablaufen (vgl. Flick 2005: 57).
Was sich dennoch als deutlicher Unterschied, etwa auch in Abgrenzung zu Ansätzen der Qualitativen Sozialforschung, benennen lässt, ist sicherlich, neben der exklusiven Konzentration auf Diskurse als Untersuchungsgegenstand, die enge, nicht voneinander zu trennende Verknüpfung von Theorie und Methode. Wer eine diskursanalytische Herangehensweise für die Bearbeitung eines empirischen Problems wählt, der muss auch die grundlegenden philosophisch- (erkenntnis-) theoretischen Grundannahmen des Diskurskonzeptes akzeptieren (vgl. Jörgensen/Phillips 2002: 4). Mehr noch: Er oder sie muss diese Grundannahmen nicht nur akzeptieren sondern auch offen darlegen.
Erscheint lt. Verlag | 29.8.2008 |
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Zusatzinfo | XII, 248 S. |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung |
Sozialwissenschaften ► Soziologie | |
Schlagworte | Diskursanalyse • EU-Beitritt • EU-Erweiterung • Europa • Europäische Identitätsbildung • Europäische Union (EU) • Konstruktivismus • Türkei |
ISBN-10 | 3-531-91026-4 / 3531910264 |
ISBN-13 | 978-3-531-91026-0 / 9783531910260 |
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