Finanzaufsicht in Deutschland und Großbritannien (eBook)

Die BaFin und die FSA im Spannungsfeld der Politik

(Autor)

eBook Download: PDF
2008 | 2008
XI, 149 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-90847-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Finanzaufsicht in Deutschland und Großbritannien - Lotte Frach
Systemvoraussetzungen
40,46 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Großbritannien beschloss im Jahr 1997 seine Banken-, Versicherungs- und Wertpapieraufsicht zusammenzulegen und schuf mit der 'Financial Services Authority' (FSA) eine neue Form der Finanzaufsicht. Seit 2002 wird nun auch der deutsche Finanzmarkt von einer Allfinanzaufsicht, der 'Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht' (BaFin), kontrolliert. Lotte Frach zeichnet die politische Entscheidung für die Aufsichtsreform nach und zeigt, wie sich die Behörde BaFin in Aufbau und Arbeitsweise von dem 'Aufsichtsunternehmen' FSA unterscheidet. Darüber hinaus gewährt die Autorin Einblick in die nationale Finanzmarktpolitik und analysiert die Beziehungen der BaFin und der FSA zu Finanzministerium, Zentralbank und Marktteilnehmern.


Lotte Frach ist Doktorandin in Politikwissenschaft an der Universität Trier und Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Finanzpolitik bei der Bundestagsabgeordneten und SPD-Finanzmarktexpertin Nina Hauer in Berlin.

Lotte Frach ist Doktorandin in Politikwissenschaft an der Universität Trier und Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Finanzpolitik bei der Bundestagsabgeordneten und SPD-Finanzmarktexpertin Nina Hauer in Berlin.

Danksagung 6
Vorwort 7
Inhalt 9
Einleitung 13
1 Die künftige Organisation der nationalen Finanzmarktregulierung: Sektorale oder integrierte Aufsicht? 17
1.1 Konvergenz und Divergenz in der Finanzmarktpolitik 17
1.2 Die politische Gestaltung der Finanzaufsicht 21
1.3 Organisationsformen der administrativen Finanzaufsicht 26
1.4 Vergleichsschema für Allfinanzaufsichten 33
2 Das „Aufsichtsunternehmen“ FSA: Resultat umfassender Reformen am Finanzplatz London 37
2.1 Charakteristika und historische Entwicklung der Londoner City 37
2.2 Die formale Organisation des britischen Regulierungsregimes 43
2.3 Institutionelle Gestaltung der britischen Finanzaufsicht FSA 46
3 Die Behörde BaFin: Modifiziertes Modell einer Allfinanzaufsicht 59
3.1 Charakteristika und historische Entwicklung des „Finanzplatzes Deutschland“ 59
3.2 Die formale Organisation des deutschen Regulierungsregimes 64
3.3 Institutionelle Gestaltung der deutschen Finanzaufsicht BaFin 74
4 Vergleich der institutionellen Gestaltung der BaFin und der FSA aus Sicht der Praktiker 89
4.1 Die Aufsichtskompetenzen im Vergleich 89
4.2 Unternehmens- bzw. Behördenkultur 90
4.3 Auswirkungen der internen Struktur und der Arbeitsabläufe 92
4.4 Accountability: Die Gremien im Regulierungsalltag 95
4.5 Haushaltsplanung und Suche nach qualifizierten Mitarbeitern 97
Zwischenfazit in tabellarischer Darstellung 101
5 Die BaFin und die FSA im Machtgeflecht der staatlichen Akteure 105
5.1 Interaktion mit der Zentralbank 105
5.2 Interaktion mit dem Finanzministerium 113
6 Der Regulierer und die Regulierten: Interaktion der BaFin und der FSA mit den Marktteilnehmern 125
6.1 Die Aufsichtspraxis der BaFin im Wertpapier- und Bankensektor 125
6.2 Die Aufsichtspraxis der FSA 130
6.3 Vergleich 133
7 Fazit: Die BaFin und die FSA im Vergleich. Bestätigung der Konvergenzthese? 137
Literatur 145
Zitierte Zeitungen und Zeitschriften 158
Interviewübersicht 159

1 Die künftige Organisation der nationalen Finanzmarktregulierung: Sektorale oder integrierte Aufsicht? (S. 17)

1 Die künftige Organisation der nationalen Finanzmarktregulierung

1.1 Konvergenz und Divergenz in der Finanzmarktpolitik


Politikwissenschaftler sind sich einig, dass die sogenannte „Globalisierung den Nationalstaat vor neue Herausforderungen stellt. Jedoch ist umstritten, ob die Internationalisierung vieler Wirtschaftszweige tatsächlich seine Handlungsfähigkeit unterminiert. Es stellt sich die Frage, wie Nationalstaaten auf diese Entwicklung angemessen reagieren können und ob noch immer eine politische Gestaltung ihrer Wirtschaftspolitik nach einzelstaatlichen Prämissen und Traditionen möglich ist. In der Literatur werden zwei Richtungen vertreten – Konvergenz und Divergenz.

Für die Konvergenz-Theoretiker stellt die Globalisierung eine Übermacht dar, die die Nationalstaaten dazu zwingt, ihre Regulierungsinhalte und Aufsichtsinstitutionen anzugleichen. Da die von der Globalisierung profitierenden privaten Akteure mobil seien, könnten sie ihren Sitz, ihre Produktion oder ihr Kapital in die Nationalstaaten verlegen, die im Vergleich zu anderen besonders günstige institutionelle und regulative Rahmenbedingungen bieten. Die internationalen privaten Akteure können so durch die Androhung ihrer Abwanderung (exit) ihre Verhandlungsposition gegenüber Staaten erheblich verstärken.

Hierdurch käme es nach Ansicht der Anhänger der Konvergenz-These unweigerlich zu weitreichenden Marktliberalisierungen und Deregulierungen in den Nationalstaaten, die sich in einem Regulierungswettbewerb befinden. Der Nationalstaat kann folglich nicht mehr selbstbestimmt zwischen verschiedenen Politikinhalten und Institutionsformen wählen. Damit ist nach Kenichi Ohmae der Nationalstaat zur „nostalgic fiction geworden.

Der Konvergenzdruck mündet in den pessimistischsten Szenarios in einen „regulatory race to the bottom, also einer kontinuierlichen Erodierung von regulativen Sicherheitsstandards. David Vogel hält es allerdings als Folge des Regulierungswettbewerbs auch für möglich, dass das Regulierungsniveau nach oben verschoben wird („California effect).

Auch können konvergente Entwicklungen durch multilaterale Institutionen, also durch Kooperation der vom Regulierungswettbewerb betroffenen Staaten, politisch gelenkt werden und unter bestimmten Umständen ein hohes – einheitliches - Regulierungsniveau gewährleisten.

Divergenz-Theoretiker gehen davon aus, dass der Globalisierungsprozess andere Auswirkungen für den Nationalstaat haben wird. Sie werfen dem Konvergenz- Ansatz vor, die Stabilität von charakteristischen nationalen Besonderheiten, wie das Rechtssystem, die Gesellschaftsstruktur, politische Entscheidungsfindung und Regulierungskultur zu unterschätzen („Pfadabhängigkeit).

Diese sind historisch gewachsen und bedingen sich oftmals gegenseitig (institutional complementarities). Hierdurch sind die Kosten für einen Strukturwandel bzw. für einen Pfadwechsel extrem hoch und lassen diesen unattraktiv erscheinen.

Vielmehr bestimmen Nationalstaaten durch aktive politische Gestaltung im Rahmen ihrer pfadabhängigen Institutionen die Entwicklung von globalisierten Märkten maßgeblich mit, ohne hierbei ihre divergenten Systeme aufzugeben. Der Finanzmarktsektor bietet sich zur empirischen Überprüfung der beiden gegenläufigen Standpunkte besonders an, da er der am weitesten globalisierte Wirtschaftssektor ist.

Zudem bestehen aufgrund der systemischen Risiken des Finanzmarktes, die gefährliche Auswirkungen für die gesamte nationale Wirtschaft haben können, in den Nationalstaaten historisch gewachsene nationale Aufsichtsinstitutionen. Eine eventuelle Konvergenz oder Divergenz der nationalen Finanzaufsichten aufgrund des Globalisierungsprozesses des Sektors seit Zusammenbruch des Bretton Woods Systems 1973 wäre sehr aussagekräftig. Als aktuelle Studien zur Konvergenz bzw. Divergenz in der Finanzmarktregulierung sind insbesondere die Arbeiten von Susanne Lütz und Andreas Busch zu nennen.

Lütz untersuchte die Entwicklung der Banken- und Kapitalmarktregulierung in den USA, Großbritannien und Deutschland insbesondere bis zum Jahr 2001. Busch forschte zur Bankenregulierung in den selben Nationalstaaten und der Schweiz für den Zeitraum 1974 bis 1999.

Erscheint lt. Verlag 10.2.2008
Zusatzinfo XI, 149 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Vergleichende Politikwissenschaften
Schlagworte Allfinanzaufsicht • Bankenaufsicht • Financial Services Authority • Finanzmarkt • Finanzmärkte • Finanzmarktpolitik • Reformen • Vergleich
ISBN-10 3-531-90847-2 / 3531908472
ISBN-13 978-3-531-90847-2 / 9783531908472
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
PDFPDF (Wasserzeichen)
Größe: 1,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seiten­layout eignet sich die PDF besonders für Fach­bücher mit Spalten, Tabellen und Abbild­ungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten ange­zeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smart­phone, eReader) nur einge­schränkt geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.

Zusätzliches Feature: Online Lesen
Dieses eBook können Sie zusätzlich zum Download auch online im Webbrowser lesen.

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich