Französische Kulturpolitik in Deutschland 1945-1955 (eBook)

Jugendpolitik und internationale Begegnungen als Impulse für Demokratisierung und Verständigung

(Autor)

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2007 | 2007
XII, 347 Seiten
Deutscher Universitätsverlag
978-3-8350-9677-6 (ISBN)

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Französische Kulturpolitik in Deutschland 1945-1955 - Jacqueline Plum
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Wie konnte das 'Jahrhundert der Erbfeindschaft' nach weniger als zwanzig Jahren in die Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerkes münden? Jacqueline Plum untersucht die Rolle der besatzungspolitischen Akteure bei dieser Entwicklung. Es wird deutlich, dass die französische Jugend- und Umerziehungspolitik u. a. zur Initiierung des internationalen Austauschs führte und Frankreich damit den größten Beitrag zur Demokratisierung der deutschen Jugend leistete. Durch den Begegnungscharakter der Treffen wurde gleichzeitig der Grundstein zur Annäherung zwischen deutschen und französischen Jugendlichen gelegt. Die Bedeutung privater deutsch-französischer Verständigungsinitiativen wird in diesem Kontext ebenfalls ausführlich berücksichtigt und gewürdigt.

Jacqueline Plum promovierte bei Prof. Dr. Klaus Hildebrand am Lehrstuhl für Neueste Geschichte der Universität Bonn. Sie ist als Fundraiserin im Kulturbereich tätig.

Jacqueline Plum promovierte bei Prof. Dr. Klaus Hildebrand am Lehrstuhl für Neueste Geschichte der Universität Bonn. Sie ist als Fundraiserin im Kulturbereich tätig.

Vorwort 6
Inhaltsverzeichnis 8
Abkürzungsverzeichnis 12
I Einführung: Problem, Methode, Quellen- und Literaturlage 14
II Que faire de l’Allemagne? – Die Deutschen umerziehen? Erste französische Überlegungen zur Umerziehung der Deutschen 40
III Außerschulische Aktivitäten zur Umerziehung der deutschen Jugend: Französische Jugendpolitik in Deutschland 1945 - 1949 - Handlungszwänge und Handlungsspielräume im Rahmen französischer Deutschlandpolitik 52
1 Aufbau der Besatzungsbehörden und ihre französischen Verantwortlichen 52
2 Kultur- und Jugendpolitik in der französischen Besatzungszone: Improvisiert oder geplant? 63
2.1 Die besatzungspolitischen Direktiven vom 20. Juli 1945 und erste allgemeine Anweisungen zur Bildungs- und Kulturpolitik vom 24. August 1945 63
2.2 Konzeptionen französischer Jugendpolitik zu Beginn der Besatzungszeit und ihre Vorläufer 67
2.2.1 Die Bedeutung französischer Jugendorganisationen in Frankreich bis 1945: Front Populaire - Vichy - Résistance 67
2.2.2 Deutsch-französischer Jugendaustausch in der Zwischenkriegszeit 75
2.2.3 Vorbereitung und Ausarbeitung jugendpolitischer Direktiven im Spätsommer 1945 77
3 Die Jugendbewegungen: Pluralismus und Kontrolle als Leitmotive französischer Jugendpolitik in Deutschland 89
3.1 Allgemeine Entwicklung und Politik 89
3.1.1 Konfessionelle Gruppen und die starke Stellung der Kirchen 101
3.1.2 Die nicht-konfessionellen und politischen Jugendorganisationen und ihre Rolle im jugendpolitischen Konzept 114
3.2 Die Zusammenarbeit mit Jugendoffizieren der alliierten Zonen und die Gründung des deutschen Bundesjugendringes 132
4 Französische Volkshochschulpolitik als Bestandteil der außerschulischen Umerziehung 139
5 Internationale Begegnungen als umerziehungspolitische Maßnahme 149
6 Erste private Initiativen 1945-1949 171
6.1 Frühe französische Initiativen: Das Zeitschriftenpaar Documents/Dokumente und die Gründung von B.I.L.D. (Bureau International de Liaison et de Documentation) und der Gesellschaft für übernationale Zusammenarbeit (GÜZ) 172
6.2 Das Comité français d’échanges avec l’Allemagne nouvelle. Eine französische Austausch- und Verständigungsinitiative mit dem "neuen" Deutschland 179
6.3 Eine deutsche Initiative: Das Deutsch-Französische Institut Ludwigsburg 183
IV 1949-1951: Bundesrepublikanische Souveränität und Kalter Krieg: Französische Kulturpolitik in der Umorientierung 188
1 Internationale Begegnungen als verbleibende jugendpolitische Aktivitäten Frankreichs: Zwischen Einflußnahmen und Verständigungsarbeit 189
1.1 Neue Schwerpunkte in der Kulturarbeit: die Abteilung Internationale Begegnungen der Kulturabteilung in der Französischen Hohen Kommission orientiert sich neu 189
1.2 Französische Koordinationsbemühungen internationaler Begegnungen gegenüber der Dienststelle für Auswärtige Angelegenheiten 1950/1951 und deutsche Koordinierungsversuche 199
1.3 Internationale Begegnungen: Deutsch-französisch oder europäisch? Höhepunkt einer Ära französischer jugendpolitischer Begegnungsinitiativen: Das Europäische Jugendtreffen auf der Loreley im Sommer 1951 212
2 Internationale Begegnungen und die wachsende Bedeutung der privaten Organisationen 225
3 Deutsche UNESCO-Institutionen als Relaisstationen französischer Einflußnahme in Deutschland? 241
V 1951-1955: Französische Kulturpolitik in Deutschland: Kulturbeziehungen als eine weitere Säule der "großen Politik"? 248
1 Die Kulturabteilung des Französischen Hochkommissariats als Koordinator internationaler Begegnungen in Deutschland und Frankreich 248
2 Ein Kulturabkommen zwischen Deutschland und Frankreich: Eine Chance für den internationalen Jugendaustausch? 261
VI Höhepunkt für den deutsch-französischen Jugendaustausch: Der Elysée-Vertrag und die Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerkes am 5. Juli 1963 272
1 Kulturpolitische Initiativen 1955 bis 1962/63 Deutschlands und Frankreichs im Wirkkreis von Wandel, Stagnation und nationalen Eigeninteressen 272
2 Die Intensivierung der bilateralen Zusammenarbeit in Erziehungs- und Jugendfragen: Vom Scheitern der Fouchet- Pläne bis zur Unterzeichnung des Deutsch-Französischen Vertrages - Juli 1962 bis Januar 1963 277
2.1 Das französische Memorandum vom 18. September 1962 - Erziehungs- und Jugendfragen 280
2.2 Das deutsche Memorandum vom 8. November 1962 und französische Reaktionen 281
2.3 Verhandlungen über den kulturpolitischen Bereich nach Übersendung der jeweiligen Memoranden 283
2.4 Ein Jugendaustausch- und Förderungswerk: Französische und deutsche Jugendliche werden zu Trägern internationaler Beziehungen 288
3 Die Genese des Deutsch-Französischen Jugendwerkes: Von den Vereinbarungen am 22. Januar 1963 bis zur Unterzeichnung des Abkommens am 5. Juli 1963 291
3.1 Die Erarbeitung eines französischen Entwurfs und die Diskussion zwischen dem Quai d'Orsay und dem französischen Hochkommissariat für Jugend und Sport - Januar bis Mai 1963 296
3.2 Die Erarbeitung eines deutschen Entwurfs und die Differenzen zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Bundesministerium für Familie und Jugend - Januar bis Juni 1963 301
3.3 Das Deutsch-Französische Abkommen nimmt Gestalt an. Von den deutsch-französischen Verhandlungen vom 18. und 19. Juni 1963 bis zur Unterzeichnung des Abkommens am 5. Juli 1963 304
4 Von der Unterzeichnung des Abkommens am 5. Juli 1963 bis zu den Anfängen der Jugendwerkstätigkeit 307
4.1 Rücksichtnahmen und Verzögerungen: Die Bildung des Kuratoriums im Spannungsfeld zwischen Bund und Ländern 308
4.2 Das Jugendwerk: deutsch-französisch oder europäisch? Ein Politikum 311
VII Schlußbetrachtung 318
Quellen- und Literaturverzeichnis 330
Literatur 339

V 1951-1955: Französische Kulturpolitik in Deutschland: Kulturbeziehungen als eine weitere Säule der großen Politik? (S. 235-237)

1 Die Kulturabteilung des Französischen Hochkommissariats als Koordinator internationaler

Begegnungen in Deutschland und Frankreich Die Bedeutung auswärtiger Kulturpolitik nahm in den 50er Jahren sowohl für den Quai dOrsay als auch für die Dienststelle für Auswärtige Angelegenheiten respektive das Auswärtige Amt zu. Mit der Ernennung seines Kabinettschefs Bourbon-Busset834 zum Leiter der Kulturabteilung des französischen Außenministeriums Ende 1952835 setzte Außenminister Robert Schuman ein Zeichen für diese wachsende Bedeutung.

Sein Wunschkandidat hatte sich gegen den von Präsident Auriol favorisierten Koscziusko-Morizet, der dessen Kabinettschef war, durchgesetzt. Nach einer offenen Auseinandersetzung zwischen Präsident und Außenminister hatte man sich darauf geeinigt, daß Bourbon-Busset die Kulturabteilung - zumindest zunächst - nur im Rang eines Directeur, anstatt wie üblich eines Directeur Général, übernehmen sollte.

Die Kulturabteilung wurde wieder der politischen Abteilung angegliedert, was die Bedeutung der auswärtigen Kulturpolitik im Rahmen der allgemeinen Politik unterstrich. Sie äußerte sich auch in der Einrichtung einer Abteilung für Internationale Begegnungen (Rencontres Internationales), die schon seit langem von zahlreichen im deutsch-französischen Austausch aktiven Persönlichkeiten gefordert worden war. Zwar war diese Abteilung nicht ausschließlich für deutsch-französische Begegnungen zuständig, doch wurde mit ihrer Einrichtung die Möglichkeit geschaffen, das im Nachkriegsdeutschland begonnene Werk der Abteilung Jeunesse et Sports von Frankreich aus mit fortzusetzen.

Nunmehr waren die internationalen Begegnungen, insbesondere die deutsch-französischen, nicht mehr nur eine Initiative französischer Besatzungspolitiker, die es damals verstanden hatten, den ihnen zugestandenen Handlungsspielraum zu nutzen, sondern auch vom Quai d’Orsay anerkannt und gewollt. Die internationalen Begegnungen wurden damit ein offizieller Bestandteil der auswärtigen französischen Kulturpolitik.

Die Leitung dieser Abteilung im Quai dOrsay übernahm 1953 Jean Moreau, der somit seine erfolgreiche besatzungspolitische Initiative auf dem Gebiet der internationalen Begegnungen fortsetzen konnte. Mit dieser personellen Kontinuität erhielt seine Initiative die Chance, sich zu festigen837. Seinen Gegenpart in Deutschland fand Moreau in Geneviève Carrèz838, die als seine Nachfolgerin von 1951 bis 1954 die Abteilung Rencontres Internationales innerhalb der Direction Générale des Affaires Culturelles (DGAC) des Französischen Hochkommissariats in Mainz839 leitete. Die Politik der internationalen Begegnungen in Deutschland wurde allerdings durch den Wechsel an der Spitze der DGAC von Schmittlein zu Henry Spitzmuller tangiert, der eine qualitative Veränderung der Kulturpolitik zur Folge hatte.

Nach seiner Wahl ins französische Parlament im Juni 1951 hatte Raymond Schmittlein die DGAC verlassen. Die Leitung blieb zunächst vakant und wurde dann im Oktober 1951 von Henry Spitzmuller übernommen, der sich nunmehr Generaldirektor der Services Culturels Français en Allemagne nannte. Seine Aufgabe bestand darin, die französische Kulturarbeit in Deutschland mit dem Ziel zu reorganisieren, diese in die Kulturabteilung der künftigen französischen Botschaft zu integrieren. Sein Amtssitz war Bad Godesberg, der Sitz der Kulturabteilung blieb jedoch Mainz. Als Berufsdiplomat840 und erfahren in der traditionellen auswärtigen französischen Kulturpolitik veränderte er die Schwerpunkte der Kulturpolitik in Deutschland: Spitzmuller favorisa ... en Allemagne les formes traditionelles de l’action culturelle française à l’étranger, vor allem an der Expansion der französischen Sprache war ihm gelegen.

Erscheint lt. Verlag 17.10.2007
Zusatzinfo XII, 347 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Vergleichende Politikwissenschaften
Schlagworte Besatzungsmächte • Bundesrepublik • Bundesrepublik Deutschland • Deutschland • internationaler Jugendaustausch • Jugendpolitik • Jugendwerk • Umerziehungspolitik
ISBN-10 3-8350-9677-X / 383509677X
ISBN-13 978-3-8350-9677-6 / 9783835096776
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