Die Cévennen

Ein Garten Israels

(Autor)

Buch | Softcover
90 Seiten
2011
Editions La Colombe (Verlag)
978-3-929351-35-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Cévennen - Patrick Cabanel
11,00 inkl. MwSt
Cabanel eröffnet dem Leser in seinem Essay eine ungewohnte, originelle Perspektive auf ein Land, das sich erst auf den zweiten Blick erschließt – ein kleines Meisterwerk, das den Leser auf die Reise mitnimmt und Entdeckung verspricht. Sechs Kapitel erzählen von Glauben und Kampf der Camisarden, vom Alltagsleben im Land von Kastanie und Seide, von jüdischen Flüchtlingen aus ganz Europa, die während der Zeit des Nationalsozialismus Zuflucht fanden oder von den Menschen, die die Cévennen als ihre neue Heimat gewählt haben.

Cabanel beschreibt das harte, entbehrungsreiche Leben und schildert den unerbittlichen Kampf gegen eine übermächtige Natur mit rauem Klima, unwirtlichen Steilhängen, Regen, Wind und Erosion. Die sanfte, poetische und manchmal gewaltige Sprache vermittelt die Liebe zu diesem Land, zu den Menschen, die es bewohnt haben und denen, die heute dort leben. Eine lebendige Leidenschaft durchzieht den Text und erweckt Kastanienbäume und Schieferfels zum Leben.

Das Geheimnis der Cévennen kristallisiert sich in fast geheimnisvoll-mystischen Steinen und Felsen aus Schiefer, Kalk und Granit. Der Mensch nimmt den Kampf mit ihnen auf, bearbeitet sie, schichtet sie um und macht aus einer lebensfeindlichen Umwelt eine bewohnbare Kulturlandschaft aus Mauern, ein phantastisches
Amphitheater aus Steinen, ohne dabei den Respekt vor der Natur zu verlieren. Wie die Bücher einer Bibliothek bewahren diese Steine das Erbe und die Geschichte der Menschen.

Wer dieses Buch gelesen hat, kann nicht anders, als die Cévennen zu lieben, auch wenn er selber nie dort gewesen ist, denn er hat sie gesehen und empfunden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten in die Cévennen zu gelangen. Einige sind beliebter, sie sind fast offiziell: 'Pforten' und 'Zentren'. Man findet sie im Süden. Es sind ausgesprochen freundliche Täler mit großen alten Häusern, Palmen, Zypressen, Bambus, Badeplätzen. Dort trifft man auf Urlauberstaus, linke Intellektuelle, auf einflussreiche Familien, die nunmehr in Paris oder Montpellier ansässig, dem Land aber treu verbunden sind. Ein zum Calvinismus übergelaufenes Italien. Assisi hieße dort Anduze. Viel Charme und Leichtigkeit, zumindest dem Anschein nach. In einem dieser Täler, nach Générargues und noch vor Mialet, liegt das Mas Soubeyran: Sonnenlicht und Sanftheit erstrahlt aus diesen Ortsnamen. Gleichwohl heißt das Museum, das sich in diesem Weiler befindet 'Musée du Désert' Die Wüste – ein Paradox zu diesen Gärten, die ganze Täler ausfüllen. Ein Rätsel. Ganz gleich, ob man aus dem überhitzten Land der Garrigues im Süden kommt oder vom Norden her; aus den von Steilabhängen und Steinen zerklüfteten Hochcévennen, man wird von einem Gefühl der Sanftheit und Sinnlichkeit der Dinge überwältigt beim Anblick von Bäumen, Fassaden und Gesichtern, welche – man errät es leicht – die Eleganz des Landes der Seide, des Handels und der Bildung verkörpern. Wer aus den kargen Landschaften kommt, bedauert angesichts einer so strahlenden und selbstbewussten Schönheit nur auf der Durchreise zu sein. Die Wüste, die wirkliche Wüste, liegt viel höher. Am anderen Zugang zum Land, auf der Seite des Aigoual, der Causses, des Mont Lozère. Dort trifft man schnell in völliger Einsamkeit auf ein Meer aus Schiefer, das sich 'Cévennen' nennt. Der Stein ist malvenfarben oder schwarz, scharfkantig, glitzernd, unheimlich, er zerschneidet die Landschaft und hält sie doch zusammen, gibt ihr die Richtung. Soweit der Blick reicht nichts als Heidekraut, Ginster, Farn, Kastanienbäume und Buchen. Das Land führt denselben Namen und dieselbe Religion wie fünfzig Kilometer weiter südlich, aber es ist nicht mehr dieses Italien. Eher ein Stück Spanien oder Schottland. Zu viel Gestein füllt hier das Land oder zerklüftet es, um einem Garten Raum zu bieten. Man berührt hier die Sterne oder die Wolken, je nach Jahreszeit. Eine Art von Ewigkeit. Der Mensch ließ vielleicht diese Ewigkeit des Todes in den von ihm schutzlos preisgegebenen Landschaften zurück, als er fortging, Landschaften, die unmittelbar wieder von etwas anderem eingenommen wurden.

Erscheint lt. Verlag 1.7.2011
Mitarbeit Anmerkungen: Christoph Lenhartz, Klaus Schützinger
Übersetzer Klaus Schützinger
Sprache deutsch
Original-Titel Cévennes. Un jardin d‘Israël
Maße 120 x 190 mm
Gewicht 150 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Reisen Reiseberichte Europa
Sozialwissenschaften
Schlagworte Camisarden • Cevennen • Hugenotten • Landleben • Nationalsozialismus • Zuflucht
ISBN-10 3-929351-35-8 / 3929351358
ISBN-13 978-3-929351-35-4 / 9783929351354
Zustand Neuware
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