Shakespeares Mädchen und Frauen - Heinrich Heine

Shakespeares Mädchen und Frauen

(Autor)

Buch | Hardcover
240 Seiten
2014
Hoffmann und Campe (Verlag)
978-3-455-40479-1 (ISBN)
29,99 inkl. MwSt
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Julia, Ophelia, Lady Macbeth oder Helena - Shakespeare hat ihnen und vielen anderen in seinen Theaterstücken eine Stimme verliehen und sie unvergesslich gemacht.

Heinrich Heine, ein großer Bewunderer des englischen Dramatikers, befasst sich mit jeder einzelnen und lässt sie in einem neuen Licht erscheinen.

Illustriert mit zeitgenössischen Illustrationen der Erstausgabe von 1838.

Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf als Sohn eines jüdischen Tuchhändlers geboren. Von 1819 bis 1825 studierte er in Bonn, Göttingen und Berlin Jura und promovierte anschließend zum Dr. jur. Anschließend verkehrte Heine in Berliner literarisch-künstlerischen Zirkeln, knüpfte dort Verbindungen zur geistigen und gesellschaftlichen Elite und empfing hier entscheidende Anregungen für den Beginn seiner dichterischen und publizistischen Laufbahn. Von 1827 bis 1831 folgten ausgedehnte Reisen nach England, Italien und in verschiedene Gegenden Deutschlands. 1831 ließ sich Heine als Frankreich-Korrespondent für die Augsburger „Allgemeine Zeitung“ in Paris nieder und wirkte als geistiger Mittler zwischen Deutschland und Frankreich. Er erwies sich als unbestechlicher Beobachter der politischen Verhältnisse. Heute gilt er als Wegbereiter eines zeitkämpferischen Journalismus und modernen Feuilletons. Sein Ruf als großer deutscher Lyriker ist unumstritten. 1841 heiratete Heine seine Geliebte Mathilde, ein französisches Ladenmädchen. 1844 erschien „Deutschland. Ein Wintermärchen“, seine unumstritten bekannteste politische Satire, in der er aus der Sicht des Exilanten bissig-pointiert das Deutschland der Restaurationsepoche kommentiert. Von 1848 an war Heine wegen eines Rückenmarksleiden an seine „Matratzengruft“ gebunden. Er verstarb 1856 und liegt seitdem auf dem Pariser Montmartre-Friedhof begraben.

I ch kenne einen guten Hamburger Christen, der sich nie darüber zufrieden geben konnte, daß unser Herr und Heiland von Geburt ein Jude war. Ein tiefer Unmut ergriff ihn jedesmal, wenn er sich eingestehen mußte, daß der Mann, der, ein Muster der Vollkommenheit, die höchste Verehrung verdient, dennoch zur Sippschaft jener ungeschnäuzten Langnasen gehörte, die er auf der Straße als Trödler herumhausieren sieht, die er so gründlich verachtet, und die ihm noch fataler sind, wenn sie gar, wie er selber, sich dem Großhandel mit Gewürzen und Farbestoffen zuwenden, und seine eigenen Interessen beeinträchtigen. Wie es diesem vortrefflichen Sohne Hammonias mit Jesus Christus geht, so geht es mir mit William Shakespeare. Es wird mir flau zu Mute, wenn ich bedenke, daß er am Ende doch ein Engländer ist, und dem widerwärtigsten Volke angehört, das Gott in seinem Zorne erschaffen hat. Welch ein widerwärtiges Volk, welch ein unerquickliches Land! Wie steifleinen, wie hausbacken, wie selbstsüchtig, wie eng, wie englisch! Ein Land, welches längst der Ozean verschluckt hätte, wenn er nicht befürchtete, daß es ihm Übelkeiten im Magen verursachen möchte ... Ein Volk, ein graues, gähnendes Ungeheuer, dessen Atem nichts als Stickluft und Langeweile, und das sich gewiß mit einem kolossalen Schiffstau am Ende selbst aufhängt ... Und in einem solchen Lande, und unter einem solchen Volke, hat William Shakespeare im April 1564 das Licht der Welt erblickt. Aber das England jener Tage, wo in dem nordischen Bethlehem, welches Stratford upon Avon geheißen, der Mann geboren ward, dem wir das weltliche Evangelium, wie man die Shakespeareschen Dramen nennen möchte, verdanken, das England jener Tage war gewiß von dem heutigen sehr verschieden; auch nannte man es merry England , und es blühete in Farbenglanz, Maskenscherz, tiefsinniger Narretei, sprudelnder Tatenlust, überschwenglicher Leidenschaft ... Das Leben war dort noch ein buntes Turnier, wo freilich die edelbürtigen Ritter im Schimpf und Ernst die Hauptrolle spielten, aber der helle Trompetenton auch die bürgerlichen Herzen erschütterte ... Und statt des dicken Biers trank man den leichtsinnigen Wein, das demokratische Getränk, welches im Rausche die Menschen gleich macht, die sich eben noch auf den nüchternen Schauplätzen der Wirklichkeit nach Rang und Geburt unterschieden ... All diese farbenreiche Lust ist seitdem erblichen, verschollen sind die freudigen Trompetenklänge, erloschen ist der schöne Rausch ... Und das Buch, welches dramatische Werke von William Shakespeare heißt, ist als Trost für schlechte Zeiten, und als Beweis, daß jenes merry England wirklich existiert habe, in den Händen des Volkes zurückgeblieben. Es ist ein Glück, daß Shakespeare eben noch zur rechten Zeit kam, daß er ein Zeitgenosse Elisabeths und Jakobs war, als freilich der Protestantismus sich bereits in der ungezügelten Denkfreiheit, aber keineswegs in der Lebensart und Gefühlsweise äußerte, und das Königtum, beleuchtet von den letzten Strahlen des untergehenden Ritterwesens, noch in aller Glorie der Poesie blühte und glänzte. Ja, der Volksglaube des Mittelalters, der Katholizismus, war erst in der Theorie zerstört; aber er lebte noch mit seinem vollen Zauber im Gemüte der Menschen, und erhielt sich noch in ihren Sitten, Gebräuchen und Anschauungen. Erst später, Blume nach Blume, gelang es den Puritanern, die Religion der Vergangenheit gründlich zu entwurzeln, und über das ganze Land, wie eine graue Nebeldecke, jenen öden Trübsinn auszubreiten, der

Erscheint lt. Verlag 14.4.2014
Reihe/Serie Geschenkbücher
Sprache deutsch
Maße 125 x 205 mm
Gewicht 540 g
Einbandart gebunden im Schuber
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Sonstiges Geschenkbücher
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturgeschichte
Schlagworte Drama • Frauen • Frau (Motiv in der bildenden Kunst/Literatur) • Heinrich Heine • Komödie • Mädchen (Motiv in d. Literatur) • Shakespeare, William; Aufsätze/Essays • Theater • William Shakespeare
ISBN-10 3-455-40479-0 / 3455404790
ISBN-13 978-3-455-40479-1 / 9783455404791
Zustand Neuware
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