Digitalisierung der Lehre – Situationsanalyse und Perspektiven in der Veterinärmedizin
Seiten
2023
|
1. Auflage
Mensch & Buch (Verlag)
978-3-96729-189-6 (ISBN)
Mensch & Buch (Verlag)
978-3-96729-189-6 (ISBN)
Im Rahmen einer Online-Umfrage bei Dozierenden der fünf veterinärmedizinischen Bildungsstätten in Deutschland wurde der Stand der Digitalisierung in der Lehre insbesondere in den Phasen vor, während und (perspektivisch) nach Ende der COVID-19-Pandemie erfasst. Zusätzlich wurden die Dozierenden zu ihrer Bewertung von E-Learning-Ansätzen befragt.
Infektionsschutzrechtliche Vorgaben während der COVID-19-Pandemie führten an vielen Hochschulen ab dem Frühjahr 2020 zu einer teilweisen bis vollständigen Umstellung von Präsenzlehre auf digitale Lehre (Marinoni et al. 2020); so auch an den veterinärmedizinischen Standorten in Deutschland. Vor dem Sommersemester 2020 hatten die Dozierenden wenig Erfahrung mit digitaler Lehre und verwendeten nahezu keine digitalen Lehrinhalte in ihren Lehrveranstaltungen. Ab dem Sommersemester 2020 kam es zu einem starken Anstieg im Einsatz digitaler Lehrmaterialien, -ansätze und -konzepte. Besonders online Live-Veranstaltungen, in denen sich Lehrinhalte schnell digitalisieren ließen, wurden umfangreich verwendet. Darüber hinaus motivierten die Erfahrungen während der COVID-19-Pandemie die Dozierenden langfristig, wenn alle COVID-19-bedingten Einschränkungen im Hochschulbetrieb wieder aufgehoben sind, vermehrt auf digitale Lehre zu setzen. Ziel ist eine vielfältige Gestaltung der digitalen Lehrstunden mit synchronen und asynchronen Lehrinhalten. Im Vergleich zum Zeitraum vor dem Sommersemester 2020 planen die Dozierenden, mehr Lehrstunden digital umzusetzen, häufiger digitale Lehrmaterialien und -ansätze einzusetzen und ihre Lehrveranstaltungen vermehrt in Blended Learning-Konzepten zu gestalten. Damit hat die COVID-19-Pandemie die digitale Lehre in der Veterinärmedizin wirksam gefördert und den Digitalisierungsprozess beschleunigt.
Gleichzeitig werden die Grenzen der Digitalisierung in der veterinärmedizinischen Lehre deutlich. Es herrscht Konsens unter den Dozierenden, dass sich nicht alle Lehrinhalte in der Veterinärmedizin digitalisieren lassen. Dies betrifft insbesondere die in der TAppV verankerte praktische Ausbildung. Die fehlende Vermittlung praktischer Fertigkeiten sowie die verminderte soziale und kommunikative Interaktion mit und zwischen Studierenden stellen zentrale Schwächen digitaler Lehre dar. Dementsprechend eignen sich praktische Übungen schlechter für den Einsatz digitaler Lehre als Seminare und Vorlesungen; sie wurden während der COVID-19-Pandemie und werden voraussichtlich in der Zukunft geringer digital gestaltet.
Auch wenn ein gewisses Maß an Präsenzlehre in der Veterinärmedizin als unerlässlich angesehen wird, können digitale Lehrmaterialien und -ansätze die Lehrqualität und den Lernerfolg bei den Studierenden verbessern. Zusätzlich wird die erhöhte Flexibilität für Dozierende und Studierende mit der einhergehenden größeren Reichweite, Möglichkeit zur Kooperation und Individualisierung der Lehre wertgeschätzt. Der Fokus der Digitalisierung der veterinärmedizinischen Lehre liegt daher auf der optimalen Kombination aus Präsenz- und digitaler Lehre, dem Blended Learning. Folglich werden klassische Präsenzveranstaltungen und Blended Learning langfristig die überwiegenden Lehrkonzepte darstellen. Vollständig digitale Lehrveranstaltungen, wie sie während der COVID-19-Pandemie aufgrund rechtlicher Vorgaben notwendig waren, werden zukünftig nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Neben den in der Veterinärmedizin spezifischen Herausforderungen, die durch die praktischen Ausbildungsinhalte bedingt sind, hemmen externe Rahmenbedingungen den Digitalisierungsprozess der veterinärmedizinischen Lehre. Die fehlende Gleichstellung von digitaler Lehre und klassischer Präsenzlehre in Bezug auf das Lehrdeputats- und Kapazitätsrecht sowie urheberrechtliche und datenschutzrechtliche Fragestellungen stellten die größten Hemmnisse für die Dozierenden dar. Mangelnde digitale Kompetenzen und eine negative Einstellung gegenüber digitaler Lehre konnten während der COVID-19-Pandemie vermutlich überwunden werden, externe Herausforderungen bestehen aber weiterhin. Die Dozierenden wünschen sich daher eine stärkere Unterstützung der Gesetzgebung. Die Bundes- und Landesregierungen stehen in der Verantwortung, entsprechende Verordnungen anzupassen und übergeordnete Regelungen zur digitalen Lehre festzulegen. Des Weiteren stellt die Erhöhung des Stellenwerts der Lehrleistung in der Hochschulkarriere einen notwendigen Faktor dar, um den Digitalisierungsprozess voranzutreiben.
Diese Ergebnisse verdeutlichen den Handlungsbedarf der Regierung und Hochschulen im Digitalisierungsprozess der Lehre. Auch wenn die Dozierenden nach dem Ende COVID-19-bedingter Einschränkungen einem verstärkten Einsatz digitaler Lehre positiv gegenüberstehen, müssen langfristige Lösungen für bestehende Herausforderungen und Hemmnisse gefunden werden. Digitalisation in education – Analysis of the current situation and perspectives in veterinary medicine
An online survey among lecturers of the five veterinary universities in Germany was conducted to assess the status of digitalisation in education, particularly in the periods before, during and (in perspective) after the end of the COVID-19 pandemic. In addition, the lecturers were questioned about their evaluation of e-learning approaches.
Public health measures during the COVID-19 pandemic have led to a more or less complete shift from face-to-face teaching to digital teaching from spring 2020 onwards (Marinoni et al. 2020), including veterinary educational institutions in Germany. Prior to the summer semester 2020, lecturers had little experience with digital teaching and rarely if ever offered digital content in their courses. Since the digital summer semester of 2020, there has been a rapid increase in the use of digital teaching materials, approaches and concepts. Especially online live sessions, in which teaching content could be digitalised quickly, were implemented extensively. Moreover, the experiences during the COVID-19 pandemic motivated the lecturers to increase their use of digital teaching long-term, when all COVID-19 related restrictions in higher education have been lifted again. They intend to create diverse digital teaching hours with synchronous and asynchronous teaching content. Compared to the period before the summer semester 2020, lecturers plan to implement more teaching hours digitally, to use digital teaching materials and approaches more frequently, and to increasingly design their courses in blended learning concepts. Thus, the COVID-19 pandemic has effectively promoted digital teaching in veterinary medicine and accelerated the process of digitalisation.
At the same time, the limitations of digitalisation in veterinary education become apparent. Lecturers agree that not all teaching content in veterinary medicine can be digitalised. This relates especially to the hands-on training stipulated in the TAppV. The lack of teaching practical skills and the reduced social and communicative interaction with and between students are key weaknesses of digital education. As a result, practical classes are less suitable for the use of digital teaching than seminars and lectures; they were less digitally enhanced during the COVID-19 pandemic and are expected to be so in the future as well.
Although a certain amount of face-to-face teaching in veterinary medicine is considered essential, digital teaching materials and approaches can improve the teaching quality and learning outcome. In addition, the enhanced flexibility for lecturers and students with the associated greater range of digital content, the possibility of collaboration and the individualisation of learning are particularly valued. Therefore, the digitalisation in veterinary education focuses on the optimal combination of face-to-face and digital teaching, i.e. blended learning. As a result, traditional face-to-face classes and blended learning will represent the predominant teaching concepts in the long term. Fully digital courses, which were necessary during the COVID-19 pandemic due to political measures, will only play a minor role.
In addition to the challenges specific to veterinary medicine, which are caused by the requirements of practical education, external framework conditions inhibit the digitalisation process of veterinary education. The lack of equality between digital education and traditional face-to-face education in terms of teaching obligation and teaching capacity law, as well as copyright and data protection issues, represented the primary obstacles for lecturers. Insufficient digital skills and negative attitudes towards digital teaching were probably resolved during the COVID-19 pandemic, but external challenges remain. Therefore, the lecturers demand a stronger legislative support. The federal and state governments are responsible for improving relevant ordinances and establishing general regulations for digital teaching. Furthermore, raising the value of teaching performance in academic careers is a necessary factor to advance the digitalisation process.
These results highlight the need for action by the government and universities in the digitalisation process of higher education. Even though lecturers are favourable to an increased use of digital teaching following the end of COVID-19 related restrictions, it is essential to find long-term solutions to existing challenges and obstacles.
Infektionsschutzrechtliche Vorgaben während der COVID-19-Pandemie führten an vielen Hochschulen ab dem Frühjahr 2020 zu einer teilweisen bis vollständigen Umstellung von Präsenzlehre auf digitale Lehre (Marinoni et al. 2020); so auch an den veterinärmedizinischen Standorten in Deutschland. Vor dem Sommersemester 2020 hatten die Dozierenden wenig Erfahrung mit digitaler Lehre und verwendeten nahezu keine digitalen Lehrinhalte in ihren Lehrveranstaltungen. Ab dem Sommersemester 2020 kam es zu einem starken Anstieg im Einsatz digitaler Lehrmaterialien, -ansätze und -konzepte. Besonders online Live-Veranstaltungen, in denen sich Lehrinhalte schnell digitalisieren ließen, wurden umfangreich verwendet. Darüber hinaus motivierten die Erfahrungen während der COVID-19-Pandemie die Dozierenden langfristig, wenn alle COVID-19-bedingten Einschränkungen im Hochschulbetrieb wieder aufgehoben sind, vermehrt auf digitale Lehre zu setzen. Ziel ist eine vielfältige Gestaltung der digitalen Lehrstunden mit synchronen und asynchronen Lehrinhalten. Im Vergleich zum Zeitraum vor dem Sommersemester 2020 planen die Dozierenden, mehr Lehrstunden digital umzusetzen, häufiger digitale Lehrmaterialien und -ansätze einzusetzen und ihre Lehrveranstaltungen vermehrt in Blended Learning-Konzepten zu gestalten. Damit hat die COVID-19-Pandemie die digitale Lehre in der Veterinärmedizin wirksam gefördert und den Digitalisierungsprozess beschleunigt.
Gleichzeitig werden die Grenzen der Digitalisierung in der veterinärmedizinischen Lehre deutlich. Es herrscht Konsens unter den Dozierenden, dass sich nicht alle Lehrinhalte in der Veterinärmedizin digitalisieren lassen. Dies betrifft insbesondere die in der TAppV verankerte praktische Ausbildung. Die fehlende Vermittlung praktischer Fertigkeiten sowie die verminderte soziale und kommunikative Interaktion mit und zwischen Studierenden stellen zentrale Schwächen digitaler Lehre dar. Dementsprechend eignen sich praktische Übungen schlechter für den Einsatz digitaler Lehre als Seminare und Vorlesungen; sie wurden während der COVID-19-Pandemie und werden voraussichtlich in der Zukunft geringer digital gestaltet.
Auch wenn ein gewisses Maß an Präsenzlehre in der Veterinärmedizin als unerlässlich angesehen wird, können digitale Lehrmaterialien und -ansätze die Lehrqualität und den Lernerfolg bei den Studierenden verbessern. Zusätzlich wird die erhöhte Flexibilität für Dozierende und Studierende mit der einhergehenden größeren Reichweite, Möglichkeit zur Kooperation und Individualisierung der Lehre wertgeschätzt. Der Fokus der Digitalisierung der veterinärmedizinischen Lehre liegt daher auf der optimalen Kombination aus Präsenz- und digitaler Lehre, dem Blended Learning. Folglich werden klassische Präsenzveranstaltungen und Blended Learning langfristig die überwiegenden Lehrkonzepte darstellen. Vollständig digitale Lehrveranstaltungen, wie sie während der COVID-19-Pandemie aufgrund rechtlicher Vorgaben notwendig waren, werden zukünftig nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Neben den in der Veterinärmedizin spezifischen Herausforderungen, die durch die praktischen Ausbildungsinhalte bedingt sind, hemmen externe Rahmenbedingungen den Digitalisierungsprozess der veterinärmedizinischen Lehre. Die fehlende Gleichstellung von digitaler Lehre und klassischer Präsenzlehre in Bezug auf das Lehrdeputats- und Kapazitätsrecht sowie urheberrechtliche und datenschutzrechtliche Fragestellungen stellten die größten Hemmnisse für die Dozierenden dar. Mangelnde digitale Kompetenzen und eine negative Einstellung gegenüber digitaler Lehre konnten während der COVID-19-Pandemie vermutlich überwunden werden, externe Herausforderungen bestehen aber weiterhin. Die Dozierenden wünschen sich daher eine stärkere Unterstützung der Gesetzgebung. Die Bundes- und Landesregierungen stehen in der Verantwortung, entsprechende Verordnungen anzupassen und übergeordnete Regelungen zur digitalen Lehre festzulegen. Des Weiteren stellt die Erhöhung des Stellenwerts der Lehrleistung in der Hochschulkarriere einen notwendigen Faktor dar, um den Digitalisierungsprozess voranzutreiben.
Diese Ergebnisse verdeutlichen den Handlungsbedarf der Regierung und Hochschulen im Digitalisierungsprozess der Lehre. Auch wenn die Dozierenden nach dem Ende COVID-19-bedingter Einschränkungen einem verstärkten Einsatz digitaler Lehre positiv gegenüberstehen, müssen langfristige Lösungen für bestehende Herausforderungen und Hemmnisse gefunden werden. Digitalisation in education – Analysis of the current situation and perspectives in veterinary medicine
An online survey among lecturers of the five veterinary universities in Germany was conducted to assess the status of digitalisation in education, particularly in the periods before, during and (in perspective) after the end of the COVID-19 pandemic. In addition, the lecturers were questioned about their evaluation of e-learning approaches.
Public health measures during the COVID-19 pandemic have led to a more or less complete shift from face-to-face teaching to digital teaching from spring 2020 onwards (Marinoni et al. 2020), including veterinary educational institutions in Germany. Prior to the summer semester 2020, lecturers had little experience with digital teaching and rarely if ever offered digital content in their courses. Since the digital summer semester of 2020, there has been a rapid increase in the use of digital teaching materials, approaches and concepts. Especially online live sessions, in which teaching content could be digitalised quickly, were implemented extensively. Moreover, the experiences during the COVID-19 pandemic motivated the lecturers to increase their use of digital teaching long-term, when all COVID-19 related restrictions in higher education have been lifted again. They intend to create diverse digital teaching hours with synchronous and asynchronous teaching content. Compared to the period before the summer semester 2020, lecturers plan to implement more teaching hours digitally, to use digital teaching materials and approaches more frequently, and to increasingly design their courses in blended learning concepts. Thus, the COVID-19 pandemic has effectively promoted digital teaching in veterinary medicine and accelerated the process of digitalisation.
At the same time, the limitations of digitalisation in veterinary education become apparent. Lecturers agree that not all teaching content in veterinary medicine can be digitalised. This relates especially to the hands-on training stipulated in the TAppV. The lack of teaching practical skills and the reduced social and communicative interaction with and between students are key weaknesses of digital education. As a result, practical classes are less suitable for the use of digital teaching than seminars and lectures; they were less digitally enhanced during the COVID-19 pandemic and are expected to be so in the future as well.
Although a certain amount of face-to-face teaching in veterinary medicine is considered essential, digital teaching materials and approaches can improve the teaching quality and learning outcome. In addition, the enhanced flexibility for lecturers and students with the associated greater range of digital content, the possibility of collaboration and the individualisation of learning are particularly valued. Therefore, the digitalisation in veterinary education focuses on the optimal combination of face-to-face and digital teaching, i.e. blended learning. As a result, traditional face-to-face classes and blended learning will represent the predominant teaching concepts in the long term. Fully digital courses, which were necessary during the COVID-19 pandemic due to political measures, will only play a minor role.
In addition to the challenges specific to veterinary medicine, which are caused by the requirements of practical education, external framework conditions inhibit the digitalisation process of veterinary education. The lack of equality between digital education and traditional face-to-face education in terms of teaching obligation and teaching capacity law, as well as copyright and data protection issues, represented the primary obstacles for lecturers. Insufficient digital skills and negative attitudes towards digital teaching were probably resolved during the COVID-19 pandemic, but external challenges remain. Therefore, the lecturers demand a stronger legislative support. The federal and state governments are responsible for improving relevant ordinances and establishing general regulations for digital teaching. Furthermore, raising the value of teaching performance in academic careers is a necessary factor to advance the digitalisation process.
These results highlight the need for action by the government and universities in the digitalisation process of higher education. Even though lecturers are favourable to an increased use of digital teaching following the end of COVID-19 related restrictions, it is essential to find long-term solutions to existing challenges and obstacles.
Erscheinungsdatum | 10.04.2024 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Maße | 148 x 210 mm |
Gewicht | 330 g |
Themenwelt | Schulbuch / Wörterbuch ► Unterrichtsvorbereitung ► Unterrichts-Handreichungen |
Informatik ► Weitere Themen ► Bioinformatik | |
Veterinärmedizin ► Allgemein | |
Schlagworte | Ausbildungsreform • Bildungsinnovation • Bildungstechnologie • comper assisted instruction • Computergestützter Unterricht • Digitalisierung • Educational Innovation • Educational technology • education reform • Lehrmittel • Perspektiven • programmed learning • Programmiertes Lernen • Survey • Teaching Materials • Umfrage • Veterinärmedizinische Ausbildung • Veterinärschulen • veterinary education • veterinary schools |
ISBN-10 | 3-96729-189-8 / 3967291898 |
ISBN-13 | 978-3-96729-189-6 / 9783967291896 |
Zustand | Neuware |
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