Vom Hören zum Sprechen: Förderung des fremdsprachlichen Lernens in der Grundschule im Bereich Hörverstehen (eBook)
48 Seiten
Bachelor + Master Publishing (Verlag)
978-3-95684-620-5 (ISBN)
Textprobe: Kapitel 2.2.3, Der Sprachverarbeitungsprozess im Zweitspracherwerb: In der Zweitsprachenforschung wurde in der Vergangenheit oft eine identische Sprachverarbeitung in Mutter- und Zweitsprache vermutet. Nur bei isolierter Betrachtung des Ablaufs vom Hörverstehen in der fremden Sprache, lässt sich solch eine Meinung entwickeln. Mit einem näheren Blick auf die verschiedenen Komponenten, die den Prozess der Verarbeitung beeinflussen, muss diese Auffassung jedoch revidiert werden. Aus diesem Grund gelangt die zweitsprachliche Verstehensforschung mittlerweile zu der Meinung, die Verstehensprozesse in der Mutter- und in der Fremdsprache seien von unterschiedlicher Qualität (vgl. Wolff 2003, S. 15). Durch genauere Betrachtung der einzelnen Wissenskomponenten innerhalb der Fremdsprachenverarbeitung kann diese Annahme bestätigt werden. Bereits das deklarative Sprachwissen des Zweitsprachenlerners ist, obwohl es sich natürlich im weiteren Verlauf des Lernprozesses erweitert, wesentlich weniger ausgeprägt, als das eines Muttersprachlers. Das mentale Lexikon des Lernenden besteht insgesamt aus weniger Einträgen, der Wortschatz ist also noch klein und der Sinn des Gesagten kann daher nicht vollständig erfasst werden. Zusätzlich sind die Netzwerke, in denen die Einträge im mentalen Lexikon verknüpft sind, weniger ausgeprägt (vgl. Wolff 2003, S. 15). Der Grund hierfür liegt in der Vielzahl an neuen Lauten und Lautverbindungen sowie den unbekannten Intonationsmustern, über die auch Bedeutung erfasst wird. Gerade im Englischen werden viele Wörter miteinander verschliffen oder einige unbetonte Silbern gar nicht mehr ausgesprochen. All diese Eigenschaften der neuen Sprache erschweren das Segmentieren des Lautstromes sowie das Erkennen von Bedeutung und Bedeutungseinheiten (vgl. Hermes 1998, S. 223). Aus diesen Gründen besteht noch nicht jeder Eintrag im mentalen Lexikon aus allen Komponenten, die zur vollständigen Integration gehören und dem Lernern ist noch kein komplett automatisierter Zugriff auf die Einträge möglich (vgl. Wolff 2002, S. 12). Ähnlich wie beim deklarativen Sprachwissen verhält es sich, so Wolff (2003, S. 15), auch mit dem deklarativen und prozeduralen Welt- bzw. Erfahrungswissen des Fremdsprachverarbeiters. In diesem Bereich sei es dem Hörer zwar möglich, einige allgemeingültige Wissensschemata aus seiner eigenen Kultur auf die neue Sprache und deren Kultur zu übertragen, doch würden ihm andererseits trotzdem noch wichtige kulturspezifische Wissensschemata fehlen. Liesl Hermes (1998, S. 224) führt zur Verdeutlichung die typisch amerikanische Redewendung 'How would you like yours, sunny side up or easy over?' an. Diese Frage könne man nur verstehen, wenn man wüsste, dass und wie die Amerikaner beim Braten von Spiegeleiern unterscheiden. In Bezug auf das prozedurale Sprachwissen vertritt Dieter Wolff (2003, S. 15) die Auffassung, der Fremdsprachenlerner verfüge über Verarbeitungsstrategien, die er allgemein in seiner Muttersprache verwende, aber nicht auf die zweite Sprache übertragen könne. In einer Untersuchung von Lütjeharms (1988, zitiert nach Wolff 2003, S. 15) konnte diese Meinung bestätigt werden. Demnach sei das anfängliche prozedurale Sprachwissen des Lerners in der Zweitsprache selbst auf der niedrigsten Ebene oft nicht ausreichend, um einen Text angemessen verstehen zu können. Schon bei so nah beieinander liegenden Sprachen wie Deutsch und Englisch wären daher schon auf der Ebene der Graphemkodierung10 unterschiedliche Strategien erforderlich, da im Deutschen viele Informationen am Ende von Wörtern gespeichert seien, wo hingegen das Englische eher eine Berücksichtigung der Wortanfänge verträte. Für einen effizienten Verstehensprozess innerhalb der Zweitsprache muss das prozedurale Sprachwissen also für bestimmte Verarbeitungsebenen modifiziert werden (vgl. Wolff 2003, S. 16).
Erscheint lt. Verlag | 1.2.2015 |
---|---|
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber |
Schulbuch / Wörterbuch ► Wörterbuch / Fremdsprachen | |
Geisteswissenschaften ► Sprach- / Literaturwissenschaft | |
ISBN-10 | 3-95684-620-6 / 3956846206 |
ISBN-13 | 978-3-95684-620-5 / 9783956846205 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
![PDF](/img/icon_pdf_big.jpg)
Größe: 2,0 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seitenlayout eignet sich die PDF besonders für Fachbücher mit Spalten, Tabellen und Abbildungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten angezeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smartphone, eReader) nur eingeschränkt geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.
Zusätzliches Feature: Online Lesen
Dieses eBook können Sie zusätzlich zum Download auch online im Webbrowser lesen.
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich