Bach (eBook)

Briefe der Musikerfamilie
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2016 | 1. Auflage
160 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-560901-9 (ISBN)

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Bach -  Johann Sebastian Bach
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Die Musik Johann Sebastian Bachs ist fester und vertrauter Bestandteil des kirchlichen und weltlichen Musiklebens. Doch von den äußeren und inneren Bedingungen, unter denen er und andere Mitglieder der weitverzweigten Familie der »Bache«, die alle »die Gabe eines vorzüglichen Talents zur Musik« hatten, lebten und arbeiteten, weiß man weniger als bei anderen Komponisten. Vieles davon teilt sich, wenn auch zuweilen indirekt, in den Briefen mit. Liebhaber und Kenner der Barockmusik werden in den hier gesammelten und kommentierten Briefen viel Wissens- und Liebenswertes, viel Aufschlußreiches finden. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Dr. Friedemann Otterbach, geboren 1942, Musikschriftsteller und Rundfunkautor. Für seine ?Geschichte der Europäischen Tanzmusik? erhielt er 1981 den Preis der Wissenschaftlichen Gesellschaft Freiburg für die »allgemeinverständliche Darstellung neuer Forschungsergebnisse«. Weitere Buchpublikationen: ?Schöne Musikinstrumente? (1975); ?Johann Sebastian Bach. Leben und Werk? (1982).

Dr. Friedemann Otterbach, geboren 1942, Musikschriftsteller und Rundfunkautor. Für seine ›Geschichte der Europäischen Tanzmusik‹ erhielt er 1981 den Preis der Wissenschaftlichen Gesellschaft Freiburg für die »allgemeinverständliche Darstellung neuer Forschungsergebnisse«. Weitere Buchpublikationen: ›Schöne Musikinstrumente‹ (1975); ›Johann Sebastian Bach. Leben und Werk‹ (1982).

Johann Christoph Bach (1642–1703)


Der älteste Sohn von Johann Sebstian Bachs Großonkel Heinrich Bach war seit 1663 Organist der Schloßkapelle in Arnstadt, seit 1665 der Georgenkirche Eisenach, wo er zugleich als Cembalist der herzoglichen Kapelle arbeitete und 1700 zum »Cammer-Musicus« ernannt wurde. Möglicherweise machte der 1685 in Eisenach geborene Johann Sebastian Bach bei ihm die erste Bekanntschaft mit den Tasteninstrumenten.

Das nicht zahlreich überlieferte Werk umfaßt Orgelkompositionen, Variationswerke für Cembalo und ungefähr 15 Vokalkompositionen.

Siehe Genealogie No. 13. Philipp Emanuel fügte dort später hinzu: »Dies ist der große und ausdrückende Componist«.

Ob die folgende Bittschrift Erfolg hatte, ist nicht bekannt.

AN DEN SUPERINTENDENTEN IN EISENACH

[Eisenach, 10. 10. 1670]

Demnach bekandt, daß die Vollständige besoldungen bey der Geistlichen Collectur nach Verflossener Jahresfrist allererst gefallen, undt Die bediente unter der Zeit nicht erheben können; undt Dann Von E.E. Wohlw. Rath ich endesbemeldter mit 10 fl. Mw. an den Spital Collectoren Joseph Hermann gewiesen, welcher mir solche 10 fl. quartaliter reichen soll, Damit ich mich dürftiglich zubehelfen, biß Michaelis die gantze Besoldung fällig; So muss ich doch mit Wehemuth Vermelden, dass ich von angeführtem Spital Collectore sehr langsam das erhalten kan, indem er mich bald hie hin weiset, bald dort hin vertröstet, undt wirdt also langwirig mit der Zahlung, darüber man seinen credit bey ehrlichen leuthen, die hierauf Vertröstet, verliert; Weil mir dann sehr schwehr fället, solcher gestalt mit den meinigen außzukommen; massen ich ausser meiner besoldung nichts habe, davon ich leben könnte; Als habe nicht umbhin gekönt, Ew. Hoch Ehr (würden) solches zu Vernehmen zu geben, mit unterdienstlicher bitte, Ob etwa mit dem Spital Collector möchte anstalt gemacht werden, Daß er mir jedesmahl bey Verfallung des Quartals die 2½ fl. unfehlbar, ohne Vielfältiges anmahnen liefern möge, und ich also der völligen besoldungszahlung auß der Geistl. Collectur erwarten könne; Denn ich habe bißher, wenn ein Quartal fellig gewesen, nach diesem Gelde so offt schicken müssen, dass ich mich geschämet, diesem aber abzuhelfen wirdt Verhoffentlich Ew. Hoch Ehrw. mir die hülfliche Handt beyhalten der Zuversicht ich gelebe, welche aus dringendter nothwendigkeit berichten wollen.

AN DEN BÜRGERMEISTER UND STADTRAT IN EISENACH

[Eisenach, 15. 2. 1692]

Wohl Edle, Wohl Ehren Veste, Groß Achtbare Hoch und wohlgelahrte, Hoch und wohlweise Herren Bürge Meister und Rath, insonders Großgünst. Hochgeehrte Herren.

Ich kan nicht Vorbey, E. Wohl Edl. wohl Ehrenw. hoch und Wohlweißhht., meinen itzigen Nothstand wehemütig Vor-Zustellen, in hoffnung, Sie werden mich nicht allein als Vorgesetzte Grosse Patronen Großg. anhöhren, sondern mir auch gewürige Hülffe wiederfahren laßen. Es ist nehmlich denenselben bekant, daß ich die Zeitüber, da ich alhir in diensten gewesen, welches nunmehr 27 Jahr sind, mit anführung allerhand motiven oftt und Vielmahls flehend angehalten, daß ich doch [mit] einer freyen Wohnung alhir möchte Versorget werden: allein ich bin hirbey in erreichung meines Zwecks unglückseelig gewesen und habe nichts minder mit meinen grösten schaden und Ungemach bald aus einem Miethause ein bald aus dem andern wieder aus Ziehen müßen, also daß, nachdem ich Zehen miethäuser wie auch einen guten Theil des meinigen dabey VorZogen, auch unmüglich länger in solchem unbestand leben können, ich mich endlich resolvirt, ein eigen hauß zu kaufen, weil ich aber die mittel hirZu nicht in handen gehabt, habe ich mich Zu bezahlung der Angabe, biß sich etwa ein Erbfall in meinem Patria Zu Arnstadt ereignete, damit ich mich wieder retten könne, in schulden stecken und Zinßbare Capitalia aufnehmen, nachgehends auch Viel unümganglich Vorbauen müßen, wobey mir es denn abermahls sehr schwer worden, und weil nun mehro die Creditores, sonderlich aber der H. Küchenschbr. Winter, auf ihre Zahlung dringen, mir aber die Verhofften mittel noch nicht erschienen sind, so werde ich leider nun auch wieder Von dieser Wohnung verdrungen, mit was betrübnis aber, können E. Wohl Edl. auch wohl. Ehrenv. Hoch und wohlweißhh. bey hoch Vernünftiger anseh- und behertzigung meines Haußstandes leicht [er]messen. Zumahl da mir nun bey Zunehmenden jahren alle hofnung verschwindet Zu einer eigenen wohnung wieder Zu gelangen, meine Kinder auch heran wachsen und mich ie länger ie mehr kosten, und mir das häuser kaüfen wohl verbieten. Wenn denn, HochgeEhrteste Herren, ich mit weib und Kindern bey meiner besoldung, Zumahl bey itzigen schweren Zeiten, da alle Frucht und victualien Von tag Zu tag steigen, nicht subsistiren kan, fals ich in der Vorderblichen Miethe, womit man heut Zu tag auch gar hoch hinaus will, wiederum leben und Von einem hauß Zum andern Ziehen soll, auch Vorhoffentlich in hiesiger Stadt noch so Viel raum übrig seyn wird, daß ich, als ein 27.jähriger Diener logiret werden kan, als werde ich abermahls höchstens gemüßiget, E. WohlEdl. auch wohl Ehrenv. hoch u. wohlweißhh. bittlichen anZuflehen, daß Sie doch Großg. geruhen wolten, mir nur diese eintzige bitte noch Zugewähren und auch mit einer freyen wohnung Zu Versorgen, weil ich sonst nicht weiß, wie ich mich mit meinen Kindern behelffen und fortbringen soll. Es ist Zwar nicht ohne, daß ich noch vor kurtzer Zeit mit einer Zulage bin bedacht worden, allein es ist auch E. wohl Ed. und wohl Ehrenv. hoch und wohlweißhh. Grg. bekant, wie mir ao 1677 auch mehr geschäffte auf die Mittwoche und Donnerstage aufgetragen worden, welche ich etliche Jahr ohne einige Zugelegte Ergetzligkeit Vorrichten müßen, darum will ich nicht hoffen, daß solches mir itzo im wege liegen solte, Sonder alls ungeZiemende Maßgebung schlage ich Vor, das hauß, so Zwischen dem Niclasthor und Thurm lieget, worinnen auch Vor diesen meiner Vorfahren einer, Nahmens Honorius, als Stadt Organist gewohnet hat, und weil nach deßen tod die Teutschen schulmeister solches haus biß hieher genoßen haben, so meyne ich, es könne daselbe nun wohl auch denen Organisten wiederum so lange gegonnet werden, Zumahl weil deren nur Einer hir ist, jener aber 7. sich alhir aufhalten. Denn obgleich itzo schon ein teutscher Schulhalter darinnen sitzet, so ist Er doch nur eine ledige Person, so weder Weib noch Kinder hatt, auch vorhoffentl. noch ehr unterzubringen ist, als ich mit Weib und Kindern benebst einem völligen Haußhalt.

Ich habe nochmals das unterthänige Vertrauen, E E … Rath werde mein so angelegentliches petitum weil ich nun nechstens, und Zwar die Woche nach Ostern, die possession meines hauses verlaßen muß, nicht despiciren, sondern mich mit förderlicher erfreulicher resolution versehen, auch mir das Vorgeschlagene hauß einräumen und daßselbe hirnechst mit einem geringen Keller und anderer noch ermangelnter nothdürfttiger Gelegenheit verbeßern laßen, damit ich in meinem höchsten Nothstand und bey itzigen schweren Zeiten nicht vollends gar submerziren dürfte.

Ich werde auch die großgünstige Willfahrung mit lebenswüriger Danckbarkeit rühmen und davor in schuldigster Ergebenheit stets verharren, E. Wohl Edl. WohlEhrenv. hoch und Wohl.-Weißhht.

unterthäniger
Johann Christoph Bach,
Stadt Organist.

Signat. Eisenach
den 15. Febrarij
ao 1692.

Innerhalb weniger Jahre wohnte Johann Christoph Bach in zehn verschiedenen Mietshäusern. Die Behörden verhielten sich gegenüber seinem Gesuch ablehnend. Er verdiene genug, so daß er sich, »wenn anders ein ordentlich leben und Haußwesen dabey geführt wird, ehrlich hinbringen« könne.

 

resolviren: entscheiden; victualien: Lebensmittel; subsistiren: seinen Lebensunterhalt bestreiten; petitum: Gesuch, Antrag; possession: Besitz.

AN HERZOG JOHANN GEORG II.

[Eisenach, 28. 10. 1694]

Durchlauchtigster Hertzog, Gnädigster Fürst und Herr!

Hochfürstlicher Durchl. kan in unterthänigkeit wehemüthigst nicht verhalten, ist auch leider! männiglich alhier allzubekant, und außer Zweiffel, mit sonderbahrer Compassion E. Durchl. schon vorlängst vorgebracht, in was vor einen erbarmungswürdigen, elenden Zustande ich aniezo stecke, und wie mein Hauß mit so viel Krancken angefüllet, daß es einen Lazareth nicht ungleich siehet. In welchem von GOTT mir aufferlegten schweren Haußkreuze mir ganz unmöglich fället, mir und meinen Krancken Weib und Kindern ferner nothdürfftige Verpfleg- und erhaltung anzuschaffen; wie denn mein notorisches Unvermögen so erschöpffet und ausgesogen, bey solche harten unglücksfall einen heller mehr bey zusetzen, und dahero äuserst gezwungen werde, in solcher meiner miserablen Bedrängnüs meine Zuflucht zu Christl. Herzen Mitleiden zu nehmen, Und weilen insonderheit mir erinnerlich und bewust ist, mit was vor einer generosen Christfürstl. Gütigkeit und Milde E. Hochf. Durchl. Allen nothleidenden und Elenden höchst rühmblichst...

Erscheint lt. Verlag 15.1.2016
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Schulbuch / Wörterbuch Lexikon / Chroniken
Technik
Schlagworte Arnstadt • Berlin • Briefe • Briefwechsel • Christoph Bach • Eisenach • Genealogie • Hamburg • Johann Sebastian Bach • Korrespondenz • Leipzig • Musikerfamilie • Orgel • Ostern • Philipp Emanuel Bach • Stammtafel • Wilhelm Friedemann Bach
ISBN-10 3-10-560901-6 / 3105609016
ISBN-13 978-3-10-560901-9 / 9783105609019
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