Faust. Der Tragödie Erster Teil (eBook)

Reclam XL - Text und Kontext
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2014 | 5. Auflage
208 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-960470-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Faust. Der Tragödie Erster Teil -  Johann Wolfgang Goethe
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Eines der bedeutendsten und meistzitierten Werke der deutschsprachigen Literatur Goethe schrieb über 60 Jahre an seinem Faust und nannte »diese sehr ernsten Scherze« am Ende sein »Hauptgeschäft«: Dabei entstand eines der großartigsten und gleichzeitig komplexesten Werke der Weltliteratur. Den Faust gibt es bei Reclam in vielen Ausgaben, preisniedrig für Schüler, mit Kommentar für Studenten, bibliophil für Liebhaber - jetzt endlich auch als Doppelausgabe der beiden klassischen Theatertexte in der Universal-Bibliothek: Faust I und II in einem Band. - Ein Klassiker der Weltliteratur in Reclams Universal-Bibliothek, Johann Wolfgang Goethes Faust: Das berühmte Drama schildert die Geschichte um den Teufelspakt des Doktor Faustus mit Mephistopheles. Viele bekannte Zitate und Szenen aus Goethes Hauptwerk sind mittlerweile kulturelles Allgemeingut geworden, etwa die Gretchenfrage, des »Pudels Kern«, der Osterspaziergang oder das Hexeneinmaleins. - Goethes Lebenswerk: Immer wieder nahm sich Goethe seine Bearbeitung des literarischen Mythos um den historischen Doktor Faustus vor. Dieser verschreibt sich im Drama aus Wissensdurst und Lebenshunger dem Teufel und scheitert. - Eine lohnende Lektüre für Schülerinnen und Schüler: Der Band eignet sich sowohl zum gemeinsamen Lesen im Unterricht als auch als Grundlage zum Vortrag in verteilten Rollen. Hilfreich dabei ist die Gliederung in Szenen. - Reclam XL, die umfassende und kompakte Vorbereitung für den Deutschunterricht: Reclam XL bietet den sorgfältig edierten Werktext mit ausreichend Platz für Notizen am Seitenrand. Schwierige Wörter werden am Fuß jeder Seite erklärt, ausführlichere Wort- und Sacherläuterungen stehen im Anhang. Ein Materialienteil mit Text- und Bilddokumenten erleichtert die Einordnung und Deutung des Werkes im Unterricht. - Parallel zur Universal-Bibliotheks-Ausgabe nutzbar: Die Textausgaben der Reihe Reclam XL sind seiten- und zeilengleich mit der entsprechenden Ausgabe aus Reclams Universal-Bibliothek. - Klassiker für den Deutschunterricht: Reclam bietet neben passenden Textausgaben des Dramas für Unterricht, Prüfung und zuhause für Schülerinnen und Schüler die geeignete Lektürehilfe und für Lehrerinnen und Lehrer ein attraktives Unterrichtsmodell E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Johann Wolfgang Goethe (seit 1782: von; 28. 8. 1749 Frankfurt a. M. - 22. 3. 1832 Weimar) hat als Lyriker, Prosa-Autor und Dramatiker Epoche machende Werke des Sturm und Drang und der Klassik mit europaweiter Wirkung verfasst. Von Herzog Karl August von Sachsen-Weimar für den Weimar Hof verpflichtet, wo er u. a. für das Theater zuständig war, prägte er in der Zusammenarbeit mit Schiller besonders die Epoche der Weimarer Klassik. Goethes Interessen erstreckten sich auch auf unterschiedlichste Wissenschaften, zu denen er umfangreiche Schriften beitrug.

Johann Wolfgang Goethe (seit 1782: von; 28. 8. 1749 Frankfurt a. M. – 22. 3. 1832 Weimar) hat als Lyriker, Prosa-Autor und Dramatiker Epoche machende Werke des Sturm und Drang und der Klassik mit europaweiter Wirkung verfasst. Von Herzog Karl August von Sachsen-Weimar für den Weimar Hof verpflichtet, wo er u. a. für das Theater zuständig war, prägte er in der Zusammenarbeit mit Schiller besonders die Epoche der Weimarer Klassik. Goethes Interessen erstreckten sich auch auf unterschiedlichste Wissenschaften, zu denen er umfangreiche Schriften beitrug.

Faust. Der Tragödie Erster Teil

Anhang
1. Zur Textgestalt

2. Anmerkungen

3. Leben und Zeit: Goethes Leben bis zum Erscheinen des Faust in der Ausgabe der Werke 1808

4. Stoffgeschichte
4.1 Der historische Faust und das Volksbuch
4.2 Das Buch Hiob
4.3 Das Schicksal der Kindsmörderin Susanna Margaretha Brandt

5. Epochen: Faust zwischen Sturm und Drang und Klassik

6. Entstehungsgeschichte des Faust. Der Tragödie Erster Teil

7. Goethes Äußerungen zur Entstehung von Faust I von 1775 bis 1806

8. Metrische Formen

9. Der "Walpurgissack" – nicht aufgenommene Bruchstücke der "Walpurgisnacht"

10. Kerker: Frühere Fassung (Urfaust) im Vergleich zur Fassung letzter Hand

11. Die Uraufführung

12. Deutungsansätze 198
12.1 Deutungsansätze I: Perfektibilisten gegen Non-Perfektibilisten – Wer ist Faust?
12.2 Deutungsansätze II: Der Teufel als dynamisches Prinzip
12.3 Deutungsansätze III: Der Faust-Mythos

13. Literaturhinweise

[4]Vorspiel auf dem Theater


DIREKTOR. THEATERDICHTER. LUSTIGE PERSON.

DIREKTOR. Ihr beiden, die ihr mir so oft,

In Not und Trübsal, beigestanden,

35Sagt was ihr wohl in deutschen Landen

Von unsrer Unternehmung hofft?

Ich wünschte sehr der Menge zu behagen,

Besonders weil sie lebt und leben lässt.

Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen,

40Und jedermann erwartet sich ein Fest.

Sie sitzen schon, mit hohen Augenbraunen,

Gelassen da und möchten gern erstaunen.

Ich weiß wie man den Geist des Volks versöhnt;

Doch so verlegen bin ich nie gewesen;

45Zwar sind sie an das Beste nicht gewöhnt,

Allein sie haben schrecklich viel gelesen.

Wie machen wir’s, dass alles frisch und neu

Und mit Bedeutung auch gefällig sei?

Denn freilich mag ich gern die Menge sehen,

50Wenn sich der Strom nach unsrer Bude drängt,

Und mit gewaltig wiederholten Wehen

Sich durch die enge Gnadenpforte zwängt,

Bei hellem Tage, schon vor Vieren,

Mit Stößen sich bis an die Kasse ficht

55Und, wie in Hungersnot um Brot an Bäckertüren,

Um ein Billet sich fast die Hälse bricht,

Dies Wunder wirkt auf so verschiedne Leute

Der Dichter nur; mein Freund, o! tu es heute!

 

DICHTER. O sprich mir nicht von jener bunten Menge,

60Bei deren Anblick uns der Geist entflieht.

Verhülle mir das wogende Gedränge,

Das wider Willen uns zum Strudel zieht.

Nein, führe mich zur stillen Himmelsenge,

Wo nur dem Dichter reine Freude blüht;

65Wo Lieb und Freundschaft unsres Herzens Segen

Mit Götterhand erschaffen und erpflegen.

 

Ach! was in tiefer Brust uns da entsprungen,

Was sich die Lippe schüchtern vorgelallt,

[5]Missraten jetzt und jetzt vielleicht gelungen,

70Verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt.

Oft wenn es erst durch Jahre durchgedrungen

Erscheint es in vollendeter Gestalt.

Was glänzt ist für den Augenblick geboren;

Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.

75LUSTIGE PERSON. Wenn ich nur nichts von Nachwelt hören sollte;

Gesetzt dass ich von Nachwelt reden wollte,

Wer machte denn der Mitwelt Spaß?

Den will sie doch und soll ihn haben.

Die Gegenwart von einem braven Knaben

80Ist, dächt ich, immer auch schon was.

Wer sich behaglich mitzuteilen weiß,

Den wird des Volkes Laune nicht erbittern;

Er wünscht sich einen großen Kreis,

Um ihn gewisser zu erschüttern.

85Drum seid nur brav und zeigt euch musterhaft,

Lasst Phantasie, mit allen ihren Chören,

Vernunft, Verstand, Empfindung Leidenschaft,

Doch, merkt euch wohl! nicht ohne Narrheit hören.

DIREKTOR. Besonders aber lasst genug geschehn!

90Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn.

Wird vieles vor den Augen abgesponnen,

So dass die Menge staunend gaffen kann,

Da habt Ihr in der Breite gleich gewonnen,

Ihr seid ein vielgeliebter Mann.

95Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen,

Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.

Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen;

Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.

Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken!

100Solch ein Ragout es muss Euch glücken;

Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht.

Was hilft’s, wenn Ihr ein Ganzes dargebracht,

Das Publikum wird es Euch doch zerpflücken.

DICHTER. Ihr fühlet nicht, wie schlecht ein solches Handwerk sei!

105Wie wenig das dem echten Künstler zieme!

Der saubern Herren Pfuscherei

Ist, merk ich, schon bei Euch Maxime.

[6]DIREKTOR. Ein solcher Vorwurf lässt mich ungekränkt;

Ein Mann, der recht zu wirken denkt,

110Muss auf das beste Werkzeug halten.

Bedenkt, Ihr habet weiches Holz zu spalten,

Und seht nur hin für wen Ihr schreibt!

Wenn diesen Langeweile treibt,

Kommt jener satt vom übertischten Mahle,

115Und, was das Allerschlimmste bleibt,

Gar mancher kommt vom Lesen der Journale.

Man eilt zerstreut zu uns, wie zu den Maskenfesten,

Und Neugier nur beflügelt jeden Schritt;

Die Damen geben sich und ihren Putz zum Besten

120Und spielen ohne Gage mit.

Was träumet Ihr auf Eurer Dichter-Höhe?

Was macht ein volles Haus Euch froh?

Beseht die Gönner in der Nähe!

Halb sind sie kalt, halb sind sie roh.

125Der, nach dem Schauspiel, hofft ein Kartenspiel,

Der eine wilde Nacht an einer Dirne Busen.

Was plagt ihr armen Toren viel,

Zu solchem Zweck, die holden Musen?

Ich sag Euch, gebt nur mehr, und immer immer mehr,

130So könnt Ihr Euch vom Ziele nie verirren,

Sucht nur die Menschen zu verwirren,

Sie zu befriedigen ist schwer – –

Was fällt Euch an? Entzückung oder Schmerzen?

DICHTER. Geh hin und such dir einen andern Knecht!

135Der Dichter sollte wohl das höchste Recht,

Das Menschenrecht, das ihm Natur vergönnt,

Um deinetwillen freventlich verscherzen!

Wodurch bewegt er alle Herzen?

Wodurch besiegt er jedes Element?

140Ist es der Einklang nicht, der aus dem Busen dringt,

Und in sein Herz die Welt zurücke schlingt?

Wenn die Natur des Fadens ew’ge Länge,

Gleichgültig drehend, auf die Spindel zwingt,

Wenn aller Wesen unharmon’sche Menge

145Verdrießlich durcheinander klingt;

Wer teilt die fließend immer gleiche Reihe

Belebend ab, dass sie sich rhythmisch regt?

Wer ruft das Einzelne zur allgemeinen Weihe,

[7]Wo es in herrlichen Akkorden schlägt?

150Wer lässt den Sturm zu Leidenschaften wüten?

Das Abendrot im ernsten Sinne glühn?

Wer schüttet alle schönen Frühlingsblüten

Auf der Geliebten Pfade hin?

Wer flicht die unbedeutend grünen Blätter

155Zum Ehrenkranz Verdiensten jeder Art?

Wer sichert den Olymp, vereinet Götter?

Des Menschen Kraft im Dichter offenbart.

LUSTIGE PERSON. So braucht sie denn die schönen Kräfte

Und treibt die dicht’rischen Geschäfte,

160Wie man ein Liebesabenteuer treibt.

Zufällig naht man sich, man fühlt, man bleibt

Und nach und nach wird man verflochten;

Es wächst das Glück, dann wird es angefochten,

Man ist entzückt, nun kommt der Schmerz heran,

165Und eh man sich’s versieht, ist’s eben ein Roman.

Lasst uns auch so ein Schauspiel geben!

Greift nur hinein ins volle Menschenleben!

Ein jeder lebt’s, nicht vielen ist’s bekannt,

Und wo ihr’s packt, da ist’s interessant.

170In bunten Bildern wenig Klarheit,

Viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit,

So wird der beste Trank gebraut,

Der alle Welt erquickt und auferbaut.

Dann sammelt sich der Jugend schönste Blüte

175Vor eurem Spiel und lauscht der Offenbarung,

Dann sauget jedes zärtliche Gemüte

Aus eurem Werk sich melanchol’sche Nahrung,

Dann wird bald dies bald jenes aufgeregt,

Ein jeder sieht was er im Herzen trägt.

180Noch sind sie gleich bereit zu weinen und zu lachen,

Sie ehren noch den Schwung, erfreuen sich am Schein;

Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen;

Ein Werdender wird immer dankbar sein.

DICHTER. So gib mir auch die Zeiten wieder,

185Da ich noch selbst im Werden war,

Da sich ein Quell gedrängter Lieder

Ununterbrochen neu gebar,

Da Nebel mir die Welt verhüllten,

[8]Die Knospe Wunder noch versprach,

190Da ich die tausend Blumen brach,

Die alle Täler reichlich füllten.

Ich hatte nichts und doch genug,

Den Drang nach Wahrheit und die Lust am Trug.

Gib ungebändigt jene Triebe,

195Das tiefe schmerzenvolle Glück,

Des Hasses Kraft, die Macht der Liebe,

Gib meine Jugend mir zurück!

LUSTIGE PERSON. Der Jugend, guter Freund, bedarfst du allenfalls,

Wenn dich in Schlachten Feinde drängen,

200Wenn mit Gewalt an deinen Hals

Sich allerliebste Mädchen hängen,

Wenn fern des schnellen Laufes Kranz

Vom schwer erreichten Ziele winket,

Wenn nach dem heft’gen Wirbeltanz

205Die Nächte schmausend man vertrinket.

Doch ins bekannte Saitenspiel

Mit Mut und Anmut einzugreifen,

Nach einem selbgesteckten Ziel

Mit holdem Irren hinzuschweifen,

210Das, alte Herrn, ist eure Pflicht,

Und wir verehren euch darum nicht minder.

Das Alter macht nicht kindisch, wie man spricht,

Es findet uns nur noch als wahre Kinder.

DIREKTOR. Der Worte sind genug gewechselt,

215Lasst mich auch endlich...

Erscheint lt. Verlag 5.2.2014
Reihe/Serie Reclam XL – Text und Kontext
Reclam XL – Text und Kontext
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Schulbuch / Wörterbuch Lektüren / Interpretationen Deutsch
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
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ISBN-10 3-15-960470-5 / 3159604705
ISBN-13 978-3-15-960470-1 / 9783159604701
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