Goodbye Tristesse - Camille de Toledo

Goodbye Tristesse

Bekenntnisse eines unbequemen Zeitgenossen
Buch | Hardcover
192 Seiten
2005 | 1., Aufl.
Tropen-Verlag Label von Klett-Cotta
978-3-608-50076-9 (ISBN)
18,90 inkl. MwSt
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Camille de Toledo gelingt mit seinem wütenden Essay die scharfsinnige Analyse einer Generation, die innerhalb der zeitlichen Klammer von Mauerfall und Einsturz der Zwillingstürme aufgewachsen ist. Für sie scheint gesellschaftlicher Widerstand aufgrund politischer, medialer und kommerzieller Vereinnahmung von vornherein unmöglich. Goodbye Tristesse ist ein leidenschaftliches Pamphlet über das Leben in den Zeiten der Globalisierung, die jegliche Form der Rebellion zu einem Teil des Marktes hat werden lassen.
Wie kann es sein, daß uns heute der Kauf eines neuen Billy-Regals mehr beschäftigt als die richtige Lebenseinstellung? Diese Frage stellt Camille de Toledo angesichts der allgemein vorherrschenden gesellschaftlichen Gleichgültigkeit. Für ihn kann einzig der Abschied vom Zynismus, hin zu einer neuen Form politischer Unschuld, die das Wagnis eines aufrichtigen Widerstands gegen die Zwänge des Kapitalismus eingeht, Sinn ergeben. Dabei verknüpft er klug die verschiedensten Ansätze der letzten Jahre von Francis Fukuyama über Jean-Luc Godard bis Naomi Klein. Das Ergebnis ist ein hellwaches und unvergleichlich leidenschaftliches Buch, das über seine gesellschaftliche Analyse hinaus einen neuen Mut politischen Handelns, eine"Romantik der offenen Augen"einfordert und seine Leser mit verändertem Blick in die zu verändernde Welt entläßt. Camille de Toledo gelingt mit seinem wütenden Buch die scharfsinnige Analyse einer Generation, die zwischen Mauerfall und Einsturz der Zwillingstürme aufgewachsen ist. Für diese Generation scheint gesellschaftlicher Widerstand aufgrund politischer, medialer und kommerzieller Vereinnahmung von vornherein unmöglich.

Camille de Toledo, 1976 geboren, stammt aus einer französischen Großindustriellenfamilie, zu deren Besitz u.a. der Lebensmittelkonzern Danone zählt. Er arbeitete nach seinem Studium als Autor, Regisseur und Fotograf und drehte Filme über die Antiglobalisierungsbewegung. Sein Beitrag Tango de Olvido lief 2002 bei den Filmfestspielen von Cannes.

"Camille de Toledo gelingt ein ebenso freches wie virtuoses Pamphlet." (Focus)

"Atemlosestes Politpamphlet des Jahres." (Welt am Sonntag)

"Ein Pamphlet für eine neue Geisteshaltung." (Die Zeit)

"Selten wurde das Lebensgefühl der Thirty-Somethings so präzise und klug beschrieben." (Financial Times Deutschland)

"Ein wirkliches Fundstück, brillant geschrieben und von erstaunlicher Reife." (Le Monde)

"Meine Seele hat Asthma. Sie bekommt kaum Luft. Die Gegenwart bereitet mir Schmerzen. Es sind keine, die man sofort bemerken würde, sondern weniger auffällige, ohne Husten und Halskratzen. Trotzdem wollte ich sie loswerden. Ich habe alles geschluckt, was man mir gegeben hat und bin von jedem dieser Zeitgeisttrips noch kranker zurückgekehrt. Mir fehlte einfach die Luft. Ich konnte schlicht nicht atmen und so habe ich mich ganz früh in meinen 90er Jahren auf den Weg gemacht, in dem ganzen alten Plunder verblasster Ideale nach etwas Neuem zu suchen, nach einem Ort, nach der einen oder anderen Idee.... weil ich wieder atmen wollte. Ich glaube, daß ich nicht der einzige bin. Ganz im Gegenteil, ich möchte wetten, daß mein erstickendes ICH, ein WIR ist. Das WIR einer Generation, die zwischen eigenartig symetrischen Daten erwachsen wurde: zwischen 11/9 und 9/11. Zwischen dem Fall der Mauer und dem Fall zweier Türme. Zwischen dem 9. November 1989 und dem 11. September 2001. Zwei mal neun, zweimal elf, und zweimal Kollaps. Doppelkollaps eben. Dazwischen habe ich begriffen, daß Erwachsenwerden nichts anderes bedeutet, als den Kapitalismus zu erlernen. Schließlich habe ich mein Heranwachsen und die eigene Resignation mit diesen albernen, ignoranten, bescheuerten Eitelkeiten verwechselt, dem Konkurrenzdenken, den tausenderlei Ablenkungen, dem Sich-Begnügen mit mehr Schein als Sein, samt Speckrollen am Bauch und Dreck auf den Augen. Zweimal 9, zweimal 11, ein Doppelkollaps, aus dem ein neues Bewußtsein hervorging, seiner selbst noch nicht sicher. Meines, unseres. Das Bewußtsein meiner Generation - ein Palindrom. Eine Generation, die an allen Ecken und Enden mit großen Mengen Schutt, Staub und leerem Gerede zu kämpfen hat. Die Stimme unserer Generation, sie hätte die Chance verdient, gehört zu werden. Die bekam sie nicht. Vielleicht noch nicht. Denn noch achten die Alten, daß niemand das Maul aufreißt. Verbieten uns, unsere Stimme zu erheben, akzeptieren nur die leisen Töne. Sie ertragen die Dinge nur, wenn sie schwach, fad und leicht verdaulich sind und so werden sie auch unsere Stimme klein halten, bis unser Bewußtsein wie sie selbst alt und versteinert geworden ist; bereits vor der ersten ungehörigen Tat ergraut und von Falten gezeichnet, die von nichts anderem als der Entsagung erzählen. So wird es, wenn es eines Tages doch noch mitbestimmen und vielleicht einen Platz in den Geschichtsbüchern einnehmen will, längst zu spät sein. Das schöne Bewußtsein von der einen Mauer und den zwei Türmen, die es nicht mehr gibt, wird sich schon lange angepaßt und die Notwendigkeit zu atmen durch die Trivialität des Fressens ausgetauscht und sich damit abgefunden haben.

Deshalb möchte ich jetzt anfangen, ich möchte beginnen, bevor mein Bewußtsein verfault und meine Unschuld vom Leben zerfressen ist. Ich habe als Kind viel gelernt, unglaubliches Wissen hat man in mich hineingestopft. Jetzt weiß ich es, jetzt kann ich es sagen: die Söhne und Töchter des Doppelkollaps werden nicht nur die Kraft sondern auch die Unschuld haben, Dinge zu verändern und wahre Kunstwerke zu schaffen.
Es regt mich auf, wenn ich jeden Tag zusehen muß, wie wichtig die Alten sich nehmen und wie sie ihren Schwachsinn verbreiten. Sie sollten endlich sterben. Sie sollten ihre erbärmlichen Egos, ihre Erinnerungen, ihren Staat, ihre sexuelle Befreiung, ihre gescheiterten Revolutionen, ihre Desillusionierung, ihre Parteien, Parlamente und all ihre Leichen mitnehmen. Die von ihnen geschriebene Geschichte brauchen wir nicht mehr. Wir schreiben uns von jetzt an unsere eigene ...! "

Übersetzer Jana Hensel
Sprache deutsch
Maße 130 x 210 mm
Gewicht 333 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Schlagworte Gesellschaft • Gesellschaftskritik • Globalisierung • Hardcover, Softcover / Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft • HC/Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft • Kapitalismuskritik • Philosophie • Politik
ISBN-10 3-608-50076-6 / 3608500766
ISBN-13 978-3-608-50076-9 / 9783608500769
Zustand Neuware
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