Mein großes Apfelbuch - Eckart Brandt

Mein großes Apfelbuch

Alte Apfelsorten neu entdeckt. Geschichte, Anbau, Rezepte

(Autor)

Buch | Hardcover
128 Seiten
2008 | 4. Auflage
Bassermann, F (Verlag)
978-3-8094-2373-7 (ISBN)
9,99 inkl. MwSt
zur Neuauflage
  • Titel erscheint in neuer Auflage
  • Artikel merken
Zu diesem Artikel existiert eine Nachauflage
„Eine aufrichtige Liebeserklärung an den Apfel.“ Brigitte online


Köstliche alte Apfelsorten – die gibt es noch und es gibt auch die Menschen, die sie pflegen und dafür sorgen, dass sie nicht ganz vergessen werden. Eckart Brandt führt den Leser in diesem Buch durch seinen bunten Apfelbaumgarten, weist dem Hobbygärtner den Weg zum eigenen Apfelbaum, erzählt Geschichten rund um diese gesunde Frucht und nennt überlieferte, verführerische Koch- und Backrezepte.


Eckart Brandt, studierter Germanist und Historiker, hat sich mit Leidenschaft alten Obstsorten, allen voran dem Apfel verschrieben. Zusammen mit seiner Frau bewirtschaftet er einen Bauernhof bei Hamburg. Das von ihm ins Leben gerufene Boomgardenprojekt mit mehr als 800 alten Obstsorten ist eine großartige Arche für das kulturelle Erbe der Vergangenheit und eine einzigartige Genbank. Er ist Mitglied der Deutschen Pomologengesellschaft und steht mit europäischen Kollegen im ständigen Erfahrungsaustausch.

Der Apfel und ich - eine Liebesgeschichte Nein, ich habe nicht mein ganzes Leben lang immer nur Äpfel geliebt. Seit meiner Jugend, muss ich gestehen, gab es da auch noch anderes, das ich liebte: schöne alte Bücher zum Beispiel oder Johann Sebastian Bach und Bob Dylan, meine plattdeutsche Muttersprache, die Imkerei. Den Apfel liebte ich nicht von Kindesbeinen an. Dazu war er mir zu alltäglich und selbstverständlich. Wenn man in der frühen Nachkriegszeit im Herzen des Elbe-Weser-Dreiecks in einem 600-Einwohner-Dorf namens Groß Wohnste aufwächst, sind einem Äpfel nun mal alltäglich und selbstverständlich. Selbstverständlich wie das Gemüse aus dem eigenen Garten, das Frühstücksei aus dem Hühnerstall und der Sonntagsbraten vom selbst gemästeten Schwein waren eben auch die selbst gepflückten Äpfel von den eigenen Obstbäumen. Sie hießen 'James Grieve', 'Finkenwerder Herbstprinz', 'Boskoop' und 'Altländer Pfannkuchen', schmeckten lecker oder auch nicht, bestimmt aber waren sie gesund. Äpfel gab es fast das ganze Jahr hindurch, erst vom Baum, später aus dem Keller. Tafeläpfel zum Essen, Wirtschaftsäpfel für Apfelmus, den Apfelkuchen und zum Kochen von Brotsuppe. Brotsuppe galt eigentlich als Arme-Leute-Reste-Essen, aber so, wie meine Mutter sie kochte, mit viel Boskoop und Rosinen, war sie doch eine sehr typische, norddeutsche süße Suppe, einfach und schmackhaft — ich esse sie noch heute gern. Äpfel waren für mich nichts Besonderes, sondern eine Alltäglichkeit. Erst viel später lernte ich, dass dies nicht für jedermann zutraf. Später ging ich weg aus Groß Wohnste, hinaus in die große weite Welt, die war 60 km entfernt und hieß Hamburg. Ich wohnte mitten in der schönen Hansestadt und hatte beschlossen, ein moderner Stadtmensch zu werden wie andere aufstrebende, junge Studenten auch. Essen konnte man auch gut aus der Dose zubereiten und Äpfel gab es in jedem Supermarkt. Allein, der Mensch lenkt dann doch nicht alles. Je länger ich in der Großstadt wohnte, umso deutlicher spürte ich, dass ich mein Herz im Elbe-Weser-Dreieck verloren hatte — dort war meine Heimat. Die ersten knapp 20 Jahre auf dem platten niedersächsischen Lande hatten mich mehr geprägt, als ich mir zunächst eingestehen wollte. Mit 30 war mir klar: Ich gehe dorthin zurück, woher ich gekommen bin, nicht in dasselbe Dorf, wohl aber in dieselbe Region. Nicht als derselbe Mensch, als der ich weggegangen war, aber um einige Erfahrungen und Einsichten reicher. Hier wohnten »meine Leute«, hier sprach man mein Platt, hier wuchsen meine Apfelsorten. Hier gab es immer noch die Hausgärten meiner Kinderzeit mit Gemüsebeeten und Obstbäumen. Hier »funkte« es dann auch zwischen dem Apfel und mir. Wir hatten damals einen Resthof in der Elbmarsch gekauft, zu dem gehörte ein halber Hektar Land, ein »Apfelhof«, wie man heute sagt, dicht bestanden mit älteren Obstbäumen. 600 Jahre früher nannte man das hier zu Lande »en bomghart«, später »en bomhoff«. 'Boskoop' standen darin, wunderschöne, alte 'Gravensteiner' und vor allem herrliche 'Finkenwerder Herbstprinzen' in stattlicher Anzahl. Der Herbstprinz eroberte schnell mein Herz — was für ein Anblick, diese goldenen, rotbackigen, glockenförmigen Äpfel in der Herbstsonne! Ohne großen Pflegeaufwand, ohne jegliche Spritzungen trugen die Bäume große Mengen makelloser Früchte. Und was für ein Geschmack — kräftig, unverwechselbar würziges »Prinzen-Aroma«. Diese Liebe auf den zweiten Blick war kein Zufall, sondern die Wiederentdeckung des »Geschmacks aus Kindertagen«, den ich über den Hamburger Supermarkt-Äpfeln schon fast vergessen hatte. Aber es war nicht nur Nostalgie — ich entdeckte wieder etwas Echtes, Bodenständiges und den guten Geschmack. Der 'Herbstprinz' ist wirklich ein Prinz unter den Äpfeln und hat sich einen fürstlichen Platz in meinem Herzen erobert. Andere Menschen wären in dieser Situation vielleicht froh gewesen, endlich ein schönes Hobby gefunden zu haben. Ich hingegen verspürte den unwiderstehlichen Drang, aus dieser Neigung meinen Beruf zu machen. Ich pachtete noch ein paar Hektar Land dazu und wurde Obstbauer. AM APFELBAUM Als hier im stillen Tale Der Frühling weilte kaum, Stand ich zum letzten Male An diesem Apfelbaum. Es flochten Blütenflocken - Erschöpft vom Wirbeltanz -In ihren dunklen Locken Geschäftig sich zum Kranz. Der Winter ist gekommen, Und dahin nach altem Brauch, Und was er mir genommen, Erweckt kein Frühlingshauch. Auch heut ich's von den Zweigen Wie Blüten fallen seh; Doch tanzt den stillen Reigen In Flocken nur der Schnee. Ich seh' vom Haupt ihn tropfen Gleich Tränen niederwärts, Und lauter hör' ich klopfen Mein tiefbewegtes Herz Theodor Fontane Mein Weg zum Biobstbauer Aufgewachsen in einem Imkerhaushalt, waren die Obstbauern mein solides Feindbild. Aus meiner Sicht spritzten sie ihre Bäume und damit unsere Bienen tot. So einer wollte und konnte ich natürlich nicht werden. Ich wurde Bio-Obstbauer. Bio-Obstbau ohne Einsatz von Giftspritzen war 1983 bei uns noch etwas ziemlich Neues. Es gab damit noch nicht viele Erfahrungen, und ich als Autodidakt hatte ein gerüttelt Maß an Lehrgeld zu zahlen. Ich reduzierte die Einsätze meiner Bio-Spritze immer mehr — inzwischen benutze ich sie gar nicht mehr. Das hatte natürlich zur Folge, dass ich zunehmend »Nicht-Tafelobst« produzierte. Denn jede Frucht, die mehr als einen Ouadratzentimeter »Schalenfehler« aufweist, darf laut Handelsklassenverordnung nicht als Tafelobst verkauft werden. Auf meinen Pachtflächen standen diverse Apfelsorten, die mir den Entzug der gewohnten »Pflanzenschutzmittel« sehr übel nahmen: Meine 'Cox Orange'-Äpfel trugen im zweiten Jahr meiner Bewirtschaftung kaum noch Blätter, geschweige denn Früchte, die 'Gloster' standen noch kahler und völlig fruchtlos da, die 'Golden Delicious' trugen nur noch kleine, von Schorf übersäte Murmel-Früchte, 'Ingrid Marie' und 'Laxton Superb' platzten auf und verfaulten am Baum. Entzugserscheinungen von Sorten, die bis dahin nach allen Regeln der Chemie unterstützt worden waren. Anderen, vor allem älteren und lokalen Sorten schien hingegen der »Entzug« wenig auszumachen, sie trugen brav weiter. Ich lernte daraus zweierlei. Erstens: Man kann die Sorten des modernen Erwerbsobstbaus ohne Spritzungen mit den so genannten Pflanzenschutzmitteln nicht zum Tragen von Obst bringen. Der Bio-Obstbau, soweit er mit diesen modernen Sorten arbeitet, fährt pro Saison zum Beispiel 15 —20 mal mit Netzschwefel gegen Schorfbefall durch die Plantagen. Wer sich das als Hausgarten-Besitzer nicht antun will oder kann, sollte einen großen Bogen um das moderne Sortiment machen ('Golden Delicious', 'Gloster', 'Jonagold', 'Elstar' usw.). Es wird ihn nur unglücklich machen und die Freude am selbst gezogenen Obst verleiden. Er sollte robuste, alte und regional bewährte Sorten pflanzen.

Erscheint lt. Verlag 17.7.2008
Zusatzinfo durchgehend farbige Illustrationen
Sprache deutsch
Maße 210 x 270 mm
Gewicht 782 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Essen / Trinken Themenkochbücher
Schlagworte Apfel • Apfelernte, Apfelkochbuch, Apfelrezepte, Eckart Brandt, Mein großes Apfelbuch, Rezepte für Äpfel, Äpfel einmachen • Apfelernte, Apfelkochbuch, Apfelrezepte, Rezepte, Äpfel einmachen, Apfelsorten, Apfelbaum, Apfelkompott, Küche, Kochen
ISBN-10 3-8094-2373-4 / 3809423734
ISBN-13 978-3-8094-2373-7 / 9783809423737
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich
vom Duft des Herbstes und der Freude auf den Winter

von Theresa Baumgärtner

Buch | Hardcover (2023)
Brandstätter Verlag
36,00
Salat als perfekte Mahlzeit

von Ylva Bergqvist

Buch | Hardcover (2024)
Landwirtschaftsvlg Münster (Verlag)
24,00
jeden Tag was Gutes

von Jamie Oliver

Buch | Hardcover (2024)
DK Verlag Dorling Kindersley
29,95