ZEN ganz praktisch

Für die westliche Welt ist Zen längst kein Fremdwort mehr. Schon lange gilt es nicht mehr als geheimnisvolle, exotische Praxis, die von einem kleinen Kreis Erleuchteter geübt wird. Heute finden sich selbst in Kleinstädten schon Zen-Zentren, und wenn wir uns eines dieser Zentren genauer ansehen, stellen wir fest, dass Meister wie Schüler einen bunten Querschnitt durch die Bevölkerung repräsentieren. Was also macht Zen so attraktiv? Warum zieht es so viele Menschen an? Warum finden sich in den Buchhandlungen Zen-Bücher, die fast alle Bereiche des Lebens abdecken, vom Golfen bis zum Programmieren, vom Gärtnern bis zur Geldanlage? Die Antwort liegt im Zen selbst begründet. Im Zen geht es letztlich um die Suche nach sich selbst. Wenn wir Zen praktizieren, richten wir unseren ewig forschenden Geist nach innen und stellen die uralte Frage: Wer bin ich? Es gibt verschiedene Gründe, weshalb Menschen zum Zen finden. Vielleicht sind sie unzufrieden, depressiv, süchtig, spirituell auf der Suche oder einfach nur ruhelos. um nur ein paar Motive zu nennen. Viele suchen Antworten auf Fragen, die sie selbst nicht einmal kennen. Andere sehnen sich nach Frieden und Gelassenheit und wissen nicht, wie sie dies sonst erlangen könnten. Was auch immer Ihre persönlichen Gründe sein mögen - wenn Sie zum Zen kommen, stellt Ihr Geist Fragen. Und genau dies ist der erste Schritt hin zu ihrer Beantwortung. Zen ist einfach. Alles, was Sie zur Zen-Übung brauchen, ist ein ruhiger Raum und ein Kissen. Die Praxis selbst ist allerdings nicht ganz so leicht, trägt aber unendlich reiche Frucht. Sie kann uns Zufriedenheit und innere Ruhe schenken. Sie lehrt uns, das Glück in den einfachen Dingen des Lebens zu erkennen. Und am Ende unserer lebenslangen Suche stellen wir schließlich fest, dass jenes Glück, nach dem wir immer gesucht haben, bereits in uns wohnt. Vielleicht haben Sie ja versucht, die Leere in Ihrem Inneren mit Besitz, Liebe, Anerkennung und Achtung zu füllen. Möglicherweise fühlen Sie sich plötzlich vom Zen angezogen, ohne so recht zu wissen, weshalb. Hören Sie auf Ihre innere Stimme und treten Sie ein in die Welt der Zen-Praxis. Die Übung des Zen lehrt Sie, wie Sie Ihr Leben jetzt führen können. Es geht dabei nicht um kluge Bücher, Videos, Kassetten, Wissen, Rätsel oder komplizierte Darlegungen der Natur der Wirklichkeit. Zen ist eine Sache der Erfahrung. Über Zen zu lesen heißt noch lange nicht, es zu praktizieren. Trotzdem kann ein Buch natürlich Hinweise geben, wo echtes Zen zu finden ist. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Gedanken, Ihr ständiges Grübeln über die Welt den Blick auf das wirkliche Leben verstellt, dann ist Zen für Sie die ideale Praxis. Es ist Zeit, mit dem Denken aufzuhören und einfach nur zu atmen. Zen wird Ihnen helfen, Ihren Geist und Ihr Leben zu entrümpeln, damit Sie die Dinge wieder so erleben können, wie sie sind. und nicht so, wie sie Ihrer Meinung nach sein sollten. Wäre das nicht eine wunderbare Art zu leben? DIE WELT DES ZEN Heutzutage stößt man an allen Ecken und Enden auf irgendetwas, das mit Zen zu tun hat. Man muss nur in die nächstbeste Buchhandlung gehen, um dort Unmengen von Titeln wie Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten, Zen Golf oder Wohnen und Zen zu finden. Dieses Buch möchte Ihnen zeigen, wie Sie Zen sinnvoll in Ihr Leben einbauen. Denn was immer Sie auch tun mögen: Zen verändert die Art, wie Sie Ihrem Alltag begegnen. Die Praxis des Zen wird Ihr Leben verändern. WAS IST ZEN? Zen ist ein japanischer Begriff, der sich von dem chinesischen Wort ch'an ableitet. Dieses wiederum stammt vom Sanskritbegriff dhyana ab, was nichts anderes heißt als 'Meditation'. Im Wesentlichen bedeutet Zen also 'Meditation'. Meditation ist ein wichtiger Aspekt aller buddhistischen Traditionen. Sie gilt als Pfad zur Erleuchtung, was besonders im Zen von enormer Bedeutung ist. Dogen, der die Schule des Soto-Zen begründet hat, entwickelte eine Meditationstechnik, die man Shikantaza nennt. Das bedeutet: 'Sitzen (in Meditation) ist Erleuchtung.' Anders als die meisten Menschen glauben, geht es in der Meditation nämlich nicht darum, die Erleuchtung erst zu erringen, sondern sich am erleuchteten Geist zu freuen. Meditat Ion kann überall praktiziert werden - im Sitzen., Gehen, Lienen, Stehen, sogar während der Arbeit oder beim Essen und Trinken. Sitzen ist nur einfach- die bekannteste Form der Meditation. Zen ist eine buddhistische Tradition. Es geht zurück auf Buddha, der vor 2500 Jahren an der Grenze zwischen Nordindien und dem südlichen Nepal lebte. Der Buddhismus ist die Frucht der Erleuchtungserfahrung Buddhas unter dem Bodhibaum. In jenem Moment erkannte der Buddha die wahre Natur der Wirklichkeit. Dann entschied er sich, andere Menschen in dem zu unterrichten, was er erkannt hatte. In den nächsten 40 Jahren teilte er sein Wissen mit allen, die seine Lehren hören wollten. Es heißt, dass der Buddha sich eines Tages erhob und seinen Zuhörern wortlos eine Lotusblüte zeigte. Statt seine Lehre mit Begriffen zu erläutern, stand er einfach nur da und hielt die Blüte vor sich hin, sodass jeder sie sehen konnte. Mahakashyapa, einer von Buddhas Schülern, lächelte, weil er verstanden hatte. Er war der Erste, der eine Dharma-Übertragung von Geist zu Geist erhielt - jenseits der Sprache. Mahakashyapa erfasste den Sinn in jener Geste des Buddha, der ihm auf diese Weise seine Lehre direkt übermittelte, ohne jede verbale Erklärung. Diese Übertragung von Geist zu Geist stellt den Beginn der Zen-Überlieferung dar. Als Buddha die Lotusblüte in die Höhe hielt, erkannte Mahakashyapa, dass alles, was ist, miteinander verknüpft ist. Er erwachte zur wahren Natur der Wirklichkeit. Selbst-Verwirklichung Sinn der Zen-Praxis ist es, die Erleuchtung zu verwirklichen, wie der Buddha dies tat. Wenn wir Zen üben, dann versuchen wir, zur absoluten Wahrheit der Realität zu erwachen - Verwirklichung zu erlangen. Anders ausgedrückt versuchen wir zu begreifen, wie die Dinge wirklich sind - jenseits aller Interpretation durch die Filter unseres Ich, unserer Ängste und unserer Vorstellungen. Ihr Leben lang haben Sie ein Bild von sich aufgebaut, das auf der Vorstellung beruht, die Sie von sich selbst haben. Wenn Sie sich fragen: 'Wer bin ich?', dann fallen Ihnen vielleicht Antworten ein wie: 'Ich bin nett.', 'Ich bin ängstlich.', 'Ich bin ein Versager.', 'Ich bin Vater.' oder 'Ich bin Tochter.' Zen bedeutet, dass wir in dem Moment leben, in dem dieses 'Ich-Konstrukt' nicht greift. Zen wird Ihnen zeigen, wie Sie einfach sein können, statt dauernd nach Ihrer Identität zu suchen. Zen lehrt Sie, da zu sein. Auf diese Weise werden Sie zu Ihrem wahren Selbst erwachen - zu Ihrer Buddha-Natur. Ein anderes Wort für Erleuchtung ist Nirwana. Alle buddhistischen Schulen streben es an. Das Nirwana ist kein Ort, es liegt nicht außerhalb unser selbst. Das Nirwana ruht in jedem von uns. Nirwana bedeutet, dass wir uns aus dem Kreislauf des Leids gelöst und eine andere Form der Existenz gefunden haben.