Dachaufbauten - Mechtild Friedrich-Schoenberger

Dachaufbauten

Konstruktion und Design moderner Aufstockungen
Buch | Hardcover
192 Seiten
2007
DVA (Verlag)
978-3-421-03500-4 (ISBN)
79,95 inkl. MwSt
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Über den Dächern


Neubauten auf dem Dach sind eine reizvolle Entwurfsaufgabe. Bauen in der Höhe befreit von den typischen Einschränkungen herkömmlicher Stadtarchitektur, fordert aber auch die Einhaltung von baurechtlichen Regeln, von stadtplanerischen und denkmalpflegerischen Vorgaben. Unter diesen Voraussetzungen sind in den letzten Jahren ebenso ungewöhnliche wie qualitätvolle Dachaufbauten für private und gewerbliche Nutzung entstanden. Mechtild Friedrich-Schoenberger stellt neunundzwanzig wegweisende aktuelle Beispiele vor, ihren städtebaulichen Kontext, ihre Konstruktion und Gestaltung sowie die verwendeten Materialien. Sie zeigt, dass »über der Traufe das Besondere entstehen kann«.


• Neubau auf dem Dach – eine besondere Herausforderung
• Bauaufgabe mit Zukunft
• Beispielhafte Gestaltungen und Details


Mechtild Friedrich-Schoenberger studierte Architektur an der Technischen Universität München. Nach dem ersten eigenen Bau, einem Ausstellungspavillon für die Arbeitsgemeinschaft Holz auf der Bau 80 in München, wurde sie Akademische Rätin am Lehrstuhl für Denkmalpflege und Entwerfen an der TU München. Heute arbeitet sie als freischaffende Architektin in München und am Starnberger See.

Vorwort Jedes Geschoss eines Gebäudes hat eine andere Qualität. Klar, vom Erdgeschoss zum Dach gewinnt man zunehmend Licht und Luft. Der Himmel wird weit. Über der Traufe, wähnt man, muss die Freiheit grenzenlos sein. Freiheit! Räume über der Traufe sind Sehnsuchtsräume. Tatsächlich kann die Architektur im obersten Geschoss, im Dachgeschoss, von den Regeln abweichen, die das Hauptgebäude prägen. Von seiner Statik, denn das Dach braucht keine tragenden Wände. Von seinem orthogonalen Raster, denn das Dachgeschoss muss nicht weiterführen, was in den unteren Geschossen sinnvoll war. Eine schräge oder gekrümmte Außenhaut gibt besondere Räume vor mit wechselnden Höhen, mit verschiedenen Niveaus. Diese Räume verlangen eine andere Ausleuchtung und damit andere Fensterformate. Das gilt auch, weil sich dem Blick hier oben andere Richtungen auftun, andere Weiten. Ein gut gestaltetes Dachgeschoss nimmt die Elemente des Hauptbaus auf und entwickelt sie weiter. Oder ist, auch das, ganz anders. Man spricht vom Dach als fünfter Fassade. Von einer besonderen Fassade, für die andere Bedingungen als für die vertikalen, wenig raumgreifenden Außenwände gelten. Ein Dach, heißt das, muss in seiner Wirkung wie eine Fassade bedacht werden, wie eine Fassade, die das Gebäude zur Skulptur ergänzt. Ein Ensemble von Dächern wird als Dachlandschaft beschrieben und tatsächlich: sie ist wie eine wirkliche Landschaft, bewegt und belebt. Man schafft Austritte, legt Dachterrassen oder Dachgärten an. Man tritt ins Freie. Freiheit! Man pflanzt Bäume in Kübel, stellt Tauchbecken auf und den Liegestuhl. Aber wie das so ist mit der Freiheit: sie ist immer auch die Freiheit der anderen. Die allgemeine Baufreiheit ist eingeschränkt durch ein Regelwerk, das ein friedliches Miteinander garantieren soll. So werden Nachbarrechte, Sicherheitsstandards und Denkmalschutz festgeschrieben. Beim Bauen gibt´s keinen rechtsfreien Raum. Gesetze und Verordnungen führen aber, bestenfalls, zu Rechtsfrieden. Sie können keine gute Architektur garantieren. Die Kommunen versuchen, Leitlinien herauszuarbeiten, die alle Bauwerber gleich behandeln, klar vermittelbar sind, das Schlimmste verhindern und Gestaltungsraum lassen. Man muss zugeben, dass das fast unmöglich ist, viel schwieriger, als ein Mittelmaß zu eng zu umschreiben und rigide festzusetzen. Jeder Neubau über der Traufe tritt in eine Beziehung mit dem Stadtgefüge, muss in Zusammenhang mit dem Stadtganzen gesehen werden. Dachaufbauten verdichten die bestehende Bebauung. Sie tragen zur Belebung der Stadt bei, zu ihrer Urbanität, und verhindern letztendlich die Ausbreitung der Vorstädte. Die soziale und technische Infrastruktur für die neuen Nutzer ist meist schon vorhanden und wird durch sie besser ausgelastet. Weitere Parkplätze allerdings können ein Problem sein. In großen Städten wird experimentiert mit Ablösungen. Die fiktiven Baukosten für Stellplätze werden in öffentliche Nahverkehrssysteme oder in Parkhäuser am Rand der Stadt umgelenkt. Manche Städte verlangen auch im Gegenzug zur Genehmigung, dass Hinterhöfe gärtnerisch gestaltet oder die Dächer begrünt werden. Dachaufbauten können so dazu beitragen, dass Städte wohnlicher werden. Doch nicht nur wohnlicher: wirklich gute Dachaufbauten tragen dazu bei, dass Städte vielschichtiger werden, interessanter und schöner. Über der Traufe kann das Besondere entstehen. Nicht Einheitslösungen wie Gaubenparaden, die Denkmalschützer gerade noch akzeptieren können. Nicht ein Gerade-noch. Es geht um das, was gute Architektur sein kann: um etwas, das die Welt verändert. Um Wunder. Dieses Buch zeigt wunderbare Dachaufbauten. Gibt´s mehr davon? Man wird anders durch die Stadt flanieren, sensibilisiert. Man wird immer wieder nach oben blicken, eine neue Ebene wahrnehmen. Schon das ist ein Gewinn. Dorothea Parker Architektin, Regierungsbaumeisterin (Pseudonym in Anlehnung an den Namen der New Yorker Schriftstellerin Dorothy Parker, 1893 bis 1967) Einleitung Baukunst ist raumgefasster Zeitwille. Lebendig. Wechselnd. Neu. Nicht das Gestern, nicht das Morgen, nur das Heute ist formbar. Nur dieses Bauen gestaltet. Gestaltet die Form aus dem Wesen der Aufgabe mit den Mitteln unserer Zeit. Mies van der Rohe, 1923* Im Gegensatz zum Dachgeschossausbau, bei dem innerhalb der bestehenden Dachhülle ein neuer Innenausbau erfolgt, handelt es sich bei Dachaufbauten beziehungsweise Aufstockungen um einen komplett neuen Aufbau nach oben, um eine Erweiterung in der Vertikalen. www.baulexikon.de gibt folgende Definition: »Bei der Dachaufstockung (auch Dachaufsattlung) wird das vorhandene Dach eines Gebäudes in der gesamten Höhe angehoben, um zusätzlichen Nutzraum (als Wohn- und Gewerbefläche) bei bestehenden Gebäuden zu schaffen. In der Regel ist es notwendig, die gesamte Dacheindeckung zu entfernen, die Dachkonstruktion kann jedoch oftmals mit hydraulischen Hebegeräten angehoben und der Kniestock der geplanten Höhe entsprechend aufgemauert werden. Eine Verstärkung der bestehenden tragenden Wände ist notwendig, falls die durch die Aufstockung sich ergebenden Lasten dies erfordern. Die technischen Eingriffe in die Dachkonstruktion und Außenwand machen einen statischen Nachweis für diese Umbaumaßnahme notwendig. Dachaufstockungen sind grundsätzlich genehmigungspflichtig.« Wie angelandete Flugkörper scheinen die Dachaufbauten auf den Häusern von Manhattan zu sitzen. Rendering Bernard Tschumi Architects, New York, 2001 Dass sich hinter der etwas trocken-pragmatischen Definition ein unendlich weites, spannendes Thema verbirgt, erfuhr ich anhand einer Bauaufgabe, die sich mir 2004 im Münchner Stadtteil Lehel stellte. Vis-à-vis einem gründerzeitlichen Eckgebäude, das baulich in meinem Verantwortungsbereich lag, entstand ein modernes, schnittiges Bürohaus, dessen Baufluchten neue Denkansätze hinsichtlich des gegenüberliegenden Altbauvolumens nahelegten. Da das Eckhaus mit seinem östlich angrenzenden Nachbargebäude unter Ensembleschutz steht, forderte das Denkmalamt, die Silhouette des Dachs zu erhalten; an der Ecke durfte es nach vielen vergleichenden Modellbauten des Hauses und seiner unmittelbaren Nachbarschaft sowie intensiven Verhandlungen mit der Behörde überhöht und damit der Höhe der neuen Dachflucht gegenüber angepasst werden. Schließlich wurde dem Bauherrn ein luftiger, gläserner Aufbau samt großer Dachterrasse genehmigt, aus einer Nullachtfünfzehn-Dachgeschosswohnung konnte eine helle zweigeschossige Penthousewohnung werden. In einer der letzten Sitzungen der sogenannten Amtskonferenz mit den Vertretern der Denkmalschutzbehörde kam man zu der Ansicht, moderne Dachaufbauten wären ein sinnvolles Buchthema. Für Architekten und Bauherren, die sich mit dem Thema auseinandersetzen möchten, könnte eine Zusammenfassung interessante Informationen geben und mit guten gebauten Beispielen das Spektrum möglicher Formen und Stile zeigen. Da sich der »Neubau« in luftiger Höhe abspielt und der normale Passant oft gar nicht weiß, was sich über den Dächern entwickeln kann, möchte ich mit diesem Buch auf das höchst spannende Thema »Dachaufbau« aufmerksam machen und so den ein oder anderen Bauwilligen darin bestärken, sich dieser besonders reizvollen Bauaufgabe zuzuwenden. Die Auswahl der Beispiele erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sicherlich blieb das eine oder andere gelungene Beispiel hier unerwähnt. Doch die Durchsicht der letzten Jahrgänge vieler verschiedener Bauzeitschriften in der TU München und eigene Quellen haben meine Auswahl als sinnvoll erwiesen.

Zusatzinfo mit 380 Abbildungen, davon 130 in Farbe
Sprache deutsch
Maße 230 x 295 mm
Gewicht 1295 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Freizeit / Hobby Hausbau / Einrichten / Renovieren
Schlagworte Architekturtechnologie, Dächer, Konstruktion • Dach (Bautechnik) • Erweiterungsbau
ISBN-10 3-421-03500-8 / 3421035008
ISBN-13 978-3-421-03500-4 / 9783421035004
Zustand Neuware
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