Praxisbuch Stressmanagement für die hybride Arbeitswelt (eBook)

Übungen für einen gesunden Alltag zwischen Homeoffice und Büro

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024
416 Seiten
Wiley-VCH (Verlag)
978-3-527-84899-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Praxisbuch Stressmanagement für die hybride Arbeitswelt - Sandra Waeldin
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Wir leben in einer sich rasch verändernden Arbeitswelt. Die Digitalisierung ist dabei Freud und Leid zugleich. So können wir beispielsweise von überall aus im Videocall miteinander kommunizieren, sind aber gleichzeitig jederzeit erreichbar. Besonders der Wechsel zwischen Präsenzarbeit und Homeoffice - die Tätigkeit in hybriden Arbeitswelten - kann eine große Herausforderung für uns darstellen. Erfahren Sie, wie Sie anhand aktueller Erkenntnisse der psychologischen Forschung die Vorteile hybrider Arbeit nutzen und zugleich die dadurch auch entstehenden Belastungen reduzieren können.
Die Psychologin Dr. Sandra Waeldin erläutert in ihrem Buch, was für einen gesunden Umgang mit Stress in jedem Arbeitskontext sowie speziell in der Präsenzarbeit und im Homeoffice gilt. Das Praxisbuch enthält für jeden Abschnitt nützliche Informationen, Übungen für den Alltag und Anleitungen für die Umsetzung und zur Selbstreflexion. So können Sie Schritt für Schritt gesunde und wohltuende Veränderungen für Ihre hybride Arbeitswelt schaffen.

Dr. Sandra Waeldin ist Psychologin, Trainerin und Rednerin bei Vivio Stressmanagement. Seit über zehn Jahren ist sie in der betrieblichen Gesundheitsförderung sowie als Dozentin in der Gesundheitspsychologie tätig. Zuvor hat Sie zu Stress und Burnout geforscht. Durch Ihre Arbeit mit stressgeplagten Menschen weiß sie: Prävention ist der beste Weg. Deshalb stärkt sie nun die mentale Gesundheit, das ideale Stresslevel und die Motivation am Arbeitsplatz. Dabei legt Sie Wert darauf, die Vorteile digitaler Medien und des persönlichen Austauschs für eine gesunde Arbeit im Homeoffice und der Präsenzarbeit zu verbinden.

1
Digitaler Stress und der Umgang damit


Thomas startet seinen Arbeitstag früh, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen das Büro erreichen. Sein Arbeitsplatz ist ein Paradebeispiel moderner Technologie. Mehrere Monitore zieren seinen Schreibtisch, und auf jedem läuft eine spezialisierte Software, die sein Team bei der Bewältigung seiner Aufgaben unterstützt. Diese fortschrittlichen Tools sind entscheidend dafür, dass das Team seine Arbeit effizient strukturieren und Aufgaben klar zuweisen kann. »Die Technik ermöglicht es uns, synchron zu bleiben, auch wenn einige von uns im Homeoffice oder während der Fahrt zu Kunden arbeiten«, denkt Thomas, während er seine E-Mails überprüft und sich auf die Tagesordnung vorbereitet.

Nach dem ersten Kaffee trifft er auf Lara und einige andere Teammitglieder in der gemeinsamen Küche. Sie tauschen Updates aus, und Thomas merkt, wie die digitale Vernetzung ihnen hilft, trotz unterschiedlicher Arbeitsorte auf dem Laufenden zu bleiben. Doch nicht alles läuft reibungslos. Lara erzählt: »Es gab ein Software-Update, und dadurch sind einige Funktionen verändert. Es fühlt sich manchmal an, als müssten wir eine neue Sprache lernen, mit jedem System-Update«, gesteht sie während ihres Gesprächs.

Am späten Nachmittag arbeitet Thomas von zu Hause aus weiter. Als er jedoch versucht, ein dringendes Problem in einem Projekt zu lösen, wird er von einer Flut an Benachrichtigungen unterbrochen. Das ständige Piepen seines Smartphones und die Pop-ups auf seinem Computer lenken ihn ab. »Diese ständige Erreichbarkeit kann wirklich überwältigend sein«, denkt er frustriert. Er erinnert sich an die »stillen Stunden«, die das Team eingeführt hat, und beschließt, diesen Zeitraum für ungestörtes Arbeiten zu nutzen. Er schaltet sein Smartphone in den »Nicht stören«-Modus und fokussiert sich vollkommen auf die Aufgabe.

Später am Nachmittag hat Thomas eine Videokonferenz mit einem Partnerunternehmen, das sich hunderte Kilometer entfernt zuschaltet. »Diese Experteneinblicke sind entscheidend für unser Projekt«, erklärt Sarah, »sie ermöglichen es uns, Perspektiven zu gewinnen, die wir intern nicht haben.«

Digitale Technik verändert unsere Arbeitswelt und die damit verbundenen Anforderungen. Daher braucht es ein Stressmanagement, das auf die Besonderheiten des digitalen Arbeitens und den damit verbundenen Wechsel zwischen Homeoffice und Büro eingeht.

Info-Box: Was ist Homeoffice, hybrides Arbeiten, mobiles Arbeiten und Telearbeit?


In diesem Buch werden Sie den Begriffen »Homeoffice« und hybrides Arbeiten an vielen Stellen begegnen. Damit klar ist, wovon die Rede ist, möchte ich diese und weitere verwandte Begriffe erläutern.

Zunächst die beiden am klarsten umrissenen Begriffe, da sie gesetzlich definiert werden: Telearbeit und mobiles Arbeiten. Mobile Arbeit ist Arbeiten auch ohne Informationstechnologie an selbstgewählten Orten oder Zeiten (Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages, 2017). Sowohl das Arbeiten im Café, während der Zugfahrt, im Coworking-Space oder im heimischen Büro können demnach dazu zählen. Telearbeit hingegen ist ein fest eingerichteter Bildschirmarbeitsplatz außerhalb des Betriebes mit festgelegten Arbeitszeiten. Er unterliegt der Arbeitsstättenverordnung. Ein Telearbeitsplatz braucht vertragliche Vereinbarungen und das Arbeitsschutzgesetz findet volle Anwendung. Bei einem Teleheimarbeitsplatz wird die gesamte Arbeitszeit von zu Hause aus zu vereinbarten Zeiten gearbeitet. Bei alternierender Telearbeit wird zu fest vereinbarten Zeiten im Unternehmen sowie von zu Hause aus gearbeitet.

Nicht eindeutig definiert ist hingegen der Begriff Homeoffice. Zunächst wird damit nur beschrieben, dass man im heimischen Umfeld meist mit Kommunikationstechnik arbeitet (Duden). Es wird in der Regel als eine Form des mobilen Arbeitens verstanden. Homeoffice bezieht sich nicht auf die gesetzliche Festlegung und somit auf die meisten Formen des digital gestützten heimischen Arbeitens. Aus diesem Grund ist das auch der am häufigsten verwendete Begriff in diesem Buch. Hybrides Arbeiten meint, dass es einen Wechsel zwischen dem Arbeiten im Unternehmen sowie dem mobilen Arbeiten – in der Regel dem Homeoffice – gibt. Diese Bezeichnung kann sich auf alternierende Telearbeit, aber auch alle anderen Arbeitsformen beziehen, die sowohl Präsenz- wie Heimarbeit sind. Die damit einhergehenden Herausforderungen finden Sie in diesem Buch an vielen Stellen beschrieben.

Typisch

Homeoffice: Arbeitszimmer mit PC,

hybrides Arbeiten: zwei Tage Homeoffice und drei Tage im Büro,

mobile Arbeit: mit Laptop im Hotel arbeiten,

Telearbeit: Kundenservice über die Telefonschaltung im heimischen Büro.

1.1 Wie entsteht Stress in einer hybriden Arbeitswelt – und was macht er mit uns?


In diesem Kapitel erfahren Sie, was die Digitalisierung für unsere Arbeitswelten bedeutet, was Technostress oder digitaler Stress ist und was er mit uns macht.

Stress ist als populäres und als wissenschaftliches Thema weit verbreitet. Von manchen Forschern wird Stress sogar als das wichtigste medizinische und gesellschaftliche Thema der Menschheit gesehen (A. M. Robinson, 2018). Dabei gibt es Stress als psychologisches Konzept erst seit etwa hundert Jahren. Es wurde in den 1910er Jahren von Walter Cannon stark geprägt. Demnach ist Stress zunächst einmal alles, was uns geistig und körperlich vor eine Herausforderung stellt: Alltagsprobleme, Konflikte, Zeitdruck auf der Arbeit oder gesundheitliche Probleme. Eine der häufigsten Belastungen am Arbeitsplatz sind Termin- und Leistungsdruck sowie Multitasking. Besonders beeinträchtigt sind wir, wenn mehrere Belastungen gleichzeitig auftreten (Hünefeld, 2019). Manchmal können wir diese bewältigen, manchmal nicht. Auf jeden Fall wird durch Stress der gesamte Körper in einen Aktions- oder sogar Alarmzustand versetzt. Mittlerweile konnte gezeigt werden, dass Stress eng an der Entstehung von Erkrankungen beteiligt ist. Ein wichtiges Kriterium dabei ist, wie häufig wir uns unter Stress belastet fühlen. In Deutschland fühlen sich 63 % manchmal oder häufig gestresst (Techniker Krankenkasse, 2021). Diese Personen leiden beispielsweise häufiger unter Rückenschmerzen, Schlafproblemen, Kopfschmerzen, Gereiztheit, Bluthochdruck oder Erkältungen. Je mehr belastende Arbeitsbedingungen vorliegen, desto stärker sind wir körperlich und emotional erschöpft (Hünefeld, 2019). Nur etwa neun Prozent geben an, nie gestresst zu sein – in abnehmender Anzahl. Frauen scheinen die Stresszunahme geringfügig stärker zu spüren als Männer. Menschen etwa zwischen 30 bis 39 Jahren sind gegenüber anderen Altersgruppen am stärksten belastet (Techniker Krankenkasse, 2021). In dieser Phase kommen häufig viele berufliche und familiäre Anforderungen zusammen, weshalb sie auch als »Rush hour« bezeichnet wird. Als häufigste Gründe für Stress werden der Beruf sowie Ansprüche an sich selbst genannt. Da viele von uns etwa die Hälfte der gesamten Wachzeit am Arbeitsplatz verbringen, ist es wichtig, dass diese Zeit unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden stärkt.

Stress und Stressmanagement sind daher bereits länger feststehende Begriffe im Arbeitsumfeld. Ein vergleichsweiser neuer Begriff ist dagegen »Technostress«. Er stammt aus den 1980er Jahren (Brod, s. La Torre et al., 2019). Er bezeichnet Stress, den Nutzer durch Informationstechnologie erleben – also die »dunkle Seite« unserer digitalisierten Arbeitswelt (Bondanini et al., 2020). Synonym wird dafür häufig auch der Begriff »digitaler Stress« verwendet. Ein großer Teil der Bevölkerung ist durch die digitale Arbeit nur gering belastet. Aber etwa jeder Dritte berichtet, dass mindestens ein Faktor der digitalen Arbeit als stark belastend erlebt wird (Gimpel et al., 2019). Digitaler Stress betrifft Männer und Frauen, Voll- und Teilzeitkräfte sowie Kinderlose und Eltern gleichermaßen (Wrede et al., 2021). Er ist überdies unabhängig von der Dauer der Homeoffice-Erfahrung oder der Anzahl der verwendeten Technologien (Gimpel et al., 2018; Wrede et al., 2021).

Die Digitalisierung des Arbeitslebens ist in vielen Bereichen unverzichtbar, hat jedoch auch Schattenseiten: den Technostress.

Technostress nehmen wir freiwillig oder gezwungenermaßen in Kauf, da sich die Digitalisierung in jeglichen Bereichen nicht mehr wegdenken lässt. Vorrangig haben digitale Technologien Vorteile und wir nutzen sie privat wie beruflich aus guten Gründen: jederzeit verfügbare Informationen, globaler Austausch und vielfältige Kommunikation. Das ist besonders wertvoll, wenn es sich um spezialisiertes Wissen und Ressourcen handelt. So kann beispielsweise meine Kollegin im Nachbarbüro jederzeit bei Bedarf über die Cloud den aktuellen Stand eines Dokuments abrufen. Oder: Die Produkt-Servicezentrale in Deutschland ist auch für internationale Kunden und Kundinnen per Chat erreichbar. So gut wie niemand...

Erscheint lt. Verlag 10.12.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Bewerbung / Karriere
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
Schlagworte Beruf • Büro • business • Homeoffice • Home-Office • Hybrides Arbeiten • hybrid work • Job • Konfliktbewältigung am Arbeitsplatz • mitarbeitende • Mitarbeiter • Personalwesen • Psychologie • Ratgeber Wirtschaft • Selbsthilfe • Selbstmanagement • Selfhelp • Stress • Stressbewältigung • Stressmanagement • Team • Unternehmen • Wirtschaft u. Management • Work-Life-Balance
ISBN-10 3-527-84899-1 / 3527848991
ISBN-13 978-3-527-84899-7 / 9783527848997
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